(Der folgende Text entstand beim Realisieren der Homepage der Trachtengruppe Herzogenbuchsee)
Woher kommt sie?
Obwohl unsere Tracht während allen Zeiten ihrer Entwicklung stark den herrschenden Modeströmungen unterworfen war, so finden wir in ihrer Entstehung doch ein echtes Stück Berner Geschichte. Die Bernertracht ist weit über die Kantonsgrenzen hinweg bekannt und beliebt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie sogar als Nationaltracht angesehen. Louise Witzig nennt die Bernertracht in ihrem Schweizer Trachtenbuch von 1954 «eine der berühmtesten und charaktervollsten unseres Landes.»
Um zu verstehen, wie die Bernertracht entstanden ist, müssen wir eine Zeitreise zum Beginn des 18. Jahrhunderts unternehmen. Es ist eine Zeit der Umwälzungen, in der unser Land nach einer neuen politischen Ordnung strebt. In diesem Wandel verlieren auch die alten Kleidermandate an Kraft und ermöglichen es der Landbevölkerung, die in den Städten herrschende Mode zu übernehmen und zu variieren.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts beginnt sich so die Bernertracht aus der damaligen Mode herauszuschälen: Die in der ersten Jahrhunderthälfte von Bürgersfrauen getragenen modischen Gewänder im Rokokostil sind in der zweiten Hälfte der Dekade an die Bäuerinnen übergegangen und wurden hier zur Tracht. Natürlich erfuhr die Tracht in den kommenden Jahrzehnten zahlreiche Veränderungen, kurze Taillen und Puffärmel in der Zeit des Empire, Reifröcke und lange, weite Aermel zur Biedermeier- und Krinolinzeit, bis zum Knöchel reichende Röcke und lange Seidenschürzen am Ende des 19. Jahrhunderts.
Die Landbevölkerung hielt aber zäher als die urbane Bevölkerung an Kleidersitten und Gewohnheiten fest. Dies führte dazu, dass die Tracht wesentliche Grundzüge bewahrt hat, ohne dabei den Geschmack der Zeit auszuklammern.
«D’Tracht isch Zeiche u Sinnbild vo däm, wo i dr Seel inne läbt. Sie söll üs mahne, was rächti Schwyzerart isch.» Simon Gfeller
Nachdem gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Tracht immer seltener getragen wurde und mancherorts fast in Vergessenheit geriet, erfuhr sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert eine Renaissance. Bis heute ist die Freude an unserer Volkstracht ungebrochen, denn das Tragen der Tracht ist keine Maskerade oder Kostümierung, es ist, wie Rudolf von Tavel sagt, ein Bekenntnis zu unserer Eigenart, zur Verbundenheit mit Land und Leuten und zur Lebensfreude.
Warum wir die Tracht tragen
Obwohl die Tracht uns mehr ist als ein schönes Kleid, so schätzen wir sie natürlich auch wegen ihrer Kleidsamkeit. Wer eine Tracht trägt, will sich von seiner schönsten Seite zeigen und ist immer passend angezogen: Mit der Tschöplitracht an der Taufe oder Hochzeit, mit der Leidtracht an der Grebd, mit der Festtagstracht an einem bedeutenden Feiertag oder mit der Werktags- oder Landfrauentracht bei Arbeit und Freizeit. Elegant und feierlich, aber dennoch schlicht und würdevoll wirkt die Sonntags- oder Gotthelftracht auf alle Betrachter. Fröhlichkeit und Urtümlichkeit strahlt der vom Mann getragene Kühermutz aus, der zu vielen festlichen Anlässen passt.
Auch das Tragen einer einfacheren Tracht kann jeden Tag zu etwas besonderem machen, schön angezogen zu sein bereitet Freude, denn das Bedürfnis, sich zu schmücken ist so alt wie die Menschheit selbst.
Die Trachten unserer Region
Mehrere Regionen des Kantons Bern haben ihre eigenen Trachten, das Bernbiet ist ein facettenreiches und vielfältiges Trachtengebiet in der Schweiz. Wir stellen im folgenden die wichtigsten Trachten der Regionen Emmental, Oberaargau und Mittelland kurz vor. Wenn Sie mehr über die Berner Trachten erfahren wollen, so emfehlen wir Ihnen zur Lektüre das offizielle Trachtenbuch der bernischen Trachtenvereinigung.
«In der Kleidung schätzen wir schwarz als zeitlos, elegant, vornehm, aber doch bescheiden.» Berner Trachtenbuch
Festtagstracht: Sie ist auch unter dem Namen «schwarze Bernertracht» bekannt. Als eine der ältesten überlieferten Trachten hat sie seit 1880 keine wesentlichen Aenderungen mehr erfahren. Der Name nimmt es bereits vorweg: Die Festtagstracht ist das Kleid für besondere und festliche Anlässe: Als Gast bei einer Hochzeit, als Ehrendame oder bei einer festlichen Veranstaltung. Als eine der bekanntesten Berner Trachten taucht sie auch in Volksliedern und Gedichten auf, dort wird die Pracht des glänzenden Silberschmuckes, aber auch die elegante Rosshaarhaube oder das leuchtende Weiss der Hemdbrust und weiten, kurzen Aermel bewundert. Die schwarze Grundfarbe dieser Tracht ist in gänzlich positivem Sinne zu verstehen, auf dem schwarzen Grund kommen der Silberschmuck, die weisse Hemdbrust und die farbige Schürze besonders schön zur Geltung.
Tschöplitracht: Die Tschöplitracht ist das höchste Ehrenkleid der Bernerin, sie trägt es als Braut, als Gotte bei der Taufe, oder bei der Beerdigung, wobei hier der Schmuck abgelegt und durch eine oxydierte Brosche ersetzt wird. Bei der Grebd ist zudem schwarz die vorherrschende Farbe. Natürlich ist die Tschöplitracht auch an anderen Feiern anzutreffen, allein zum tanzen ist sie weniger geeignet.
Farbige Berner Tracht: Weil er sich neben der schwarzen auch eine farbige Tracht wünschte, entwarf der bekannte Kunstmaler Rudolf Münger am Beginn des 20. Jahrhunderts diese Tracht, wir nennen sie deshalb auch Münger Tracht. Bei der Gestaltung dienten wie bei der schwarzen Tracht Vorlagen aus der Rokokozeit als Vorbild. Die Münger Tracht ist am geblümten Bruststück und Göller, sowie am Silberschmuck, der etwas weniger schwer ist als bei der schwarzen Tracht, leicht zu erkennen.
Freudenbergertracht: Die Freudenbergertracht verdankt ihren Namen dem Kleinmeister Sigmund Freudenberger. Auf seinen idyllischen, ländlichen Bildern finden wir eine farbenfrohe Tracht mit rotem Mieder, gelbem Vorstecker und blauem Kittel. Anhand dieser Bilder wurde die Freudenbergertracht entworfen. Sie ist häufig im Emmental anzutreffen und erfreut sich bei jungen Trägerinnen grosser Beliebtheit.
Gotthelftracht: Sie ist neben der schwarzen Tracht die beliebteste Berner Tracht, obwohl sie erst in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Als Vorlage dienten Gemälde von Albert Anker, welche der Künstler im Emmental als Illustrationen zu Gotthelfs Büchern angefertigt hat. Daher hat diese schlichte, aber dennoch feierliche Tracht ihren Namen. Im Gegensatz zur Festtagstracht gibt sich die Gotthelftracht bescheiden: Der einzige Schmuck ist eine Brosche aus Holz oder oxydiertem Silber. Das «Fürtuch» besteht aus Baumwolle statt aus Damast und als Kopfbedeckung ersetzt ein Strohhut die Haube. Ihre Beliebtheit verdankt diese Tracht auch der Tatsache, dass sie sowohl bei der Anschaffung als auch bei der Pflege weniger anspruchsvoll ist und zu fast jedem Anlass passt.
Werktagstrachten: Die wollene Ausgangstracht, die Werktagstracht und die Landfrauen- oder Arbeitstracht: Alle drei sind praktisch, leicht zu pflegen, aber doch hübsch. Getragen wurden solche Trachten ursprünglich zur Arbeit, heute sind es beliebte Kleider für den werktäglichen Ausgang.
Männertrachten: Laut dem Berner Trachtenbuch von 1944 hat es eine ausgesprochene Männertracht nie gegeben, das Männerkleid war in der ganzen Schweiz ungefähr das gleiche. Geprägt wurde die Männerkleidung auch vom Militär, Teile von Uniformen haben immer wieder Eingang in die zivile Kleidung gefunden. Ein passendes Beispiel ist der Dreieckshut, auch Nebelspalter genannt. Eine spezielle Entwicklung hat es aber beim Sennenkleid gegeben, bedingt durch die besondere Arbeit und den Standesstolz. Der samtene Kühermutz, den wir heute Tragen, hat seine Wurzeln im Sennen- und Bauerntum. Neben dem Mutz ist die «Bchleidig» die typische Berner Männertracht, ein aus braunem oder schwarzem Halblein gefertigter Anzug mit gemusterter Weste und Filzhut.
Sehr geerter Herr Stocker
Wir Lehrlinge vom Alters- und Pflegeheim Sonnmatt in Niederuzwil
veranstalten eine Spezialitätenwoche, welche „Rund um den Säntis“
heisst. Dafür brauchen wir Trachten, die wir als Anschauungsmaterial
verwenden könnten. Wir wollten sie anfragen ob sie eine oder mehrere
Trachten kostenlos zur Verfügung stellen würden. Wir und die Bewohner
würden uns sehr darüber freuen.
Herlichen Dank und viele Grüsse
Alters- und Pflegeheim Sonnmatt, Niederuzwil
Kalender Lejla & Ratti Giulia
Wir haben eine Berner Kutsche mit eine Freibergerpferd und suchen dazu kleider vom Jahre 1890. Vielleicht können Sie uns helfen? Oder wissen Sie wo wir uns sollten verfugen. Im voraus Dank
Cobie Burger
Holland
http://www.bielertagblatt.ch/News/Region/180124
http://www.bernerzeitung.ch/region/emmental/Sie-ist-die-Coco-Chanel-der-Jodler/story/25753266?gId=731