Der Ahne des iPod

Gerade hat Apple in einem gut orchestrierten Medienkonzert den jüngsten Sprössling der iPod-Familie vorgestellt: Den iPod nano! Klein und schlank ist er, wie der iPod Shuffle, hat aber trotzdem ein Farbdisplay und kann bis zu 1000 Songs speichern. Gut gemacht, Apple!

Aber… gab es nicht schon einmal so einen Boom mit tragbaren Musik Playern? Ja, es gab ihn, am Beginn der 80’er Jahre! Mit der Musikkasette wurde es zu dieser Zeit erstmals möglich, Geräte zu bauen, die – wenn auch mit etwas Mühe – in eine Hosentasche passten. Sony war eine der ersten Firmen, welche die Idee des portable music casette players hatten und der Idee auch den Namen gab: Walkman!

Ich kann mich noch gut erinnern. Als 1981 der Walkman-Boom aufkam sass ich in einem katholischen Internat, hörte Pink Floyd, Jethro Tull und Barclay James Harvest und sah bei einem Mitschüler den ersten Walkman, den er von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte. Fast jeder im Internat wollte einen haben und viele brachten nach den Sommerferien auch einen mit. Auch ich gehörte zu den Glücklichen, nur war meiner etwas voluminös geraten. Die einzige Möglichkeit ihn zu tragen bestand darin, ihn am Gürtel festzubinden oder umzuhängen!


Ein «CX-5» Walkman von JVC aus dem Jahre 1985
und ein iPod Shuffle

Der Betrieb eines Walkman war stets von Pannen begleitet. Ich denke da gar nicht an die Batterie, die immer im ungünstigsten Moment leer wurde (eine Anzeige gab es natürlich nicht)! Auf Schwankungen reagierte der «Walki», wie wir ihn liebevoll nannten, sehr allergisch, manchmal verhedderte sich das Band in der Mechanik! Die Folge von diesem Malheur war meistens eine unbrauchbare Kassette. Und Kasetten waren damals für uns sehr kostbar! Zudem wird die Qualität des Bandes mit jedem Abspielen schlechter, da immer etwas auf dem Tonkopf zurückbleibt, der deshalb auch regelmässig gereingt werden musste.

Im Gegensatz zum iPod konnten mit dem Walkman je nach Bandgrösse nur 45, 60 oder 90 Minuten Musik abgespielt werden. Und alles nur der Reihe nach. Und am Ende musste das Band zurückgespult werden, der Rerverse Modus, bei dem der Player das Band in beiden Richtungen abspielen kann, kam erst später.

Haben uns diese Schwächen gestört? Nein, nicht im Geringsten! Als ich aus dem Internat nach Hause kam und meine Lehre antrat, hatte ich bald auch etwas Geld und konnte mir ein besseres Modell kaufen: Einen «CX-5» von JVC mit Reverse-Mode und einer Statusanzeige für die Batterie. Ich besitze ihn heute noch, nicht um damit Musik zu hören, aber als Erinnerungshilfe für vergangene Zeiten.

2 Gedanken zu „Der Ahne des iPod

  1. flegel vanderzocht

    walkman, recht und gut! doch als wirkliche urahnen des i-pod sind wohl die „urigen“ kleinen transistorradios zu bezeichnen. gespiesen mit einer viereckigen 9volt batterie, damals schon 1 weisser ohrhörer (mono-stöpsel). damit wurde jeweils unter der bettdecke radio luxemburg gehört, oder sonstige beat-stationen ausserhalb der schweiz. und natürlich radio beromünster am ?samstag?: „bestseller auf dem plattenteller“, die hitparade mit dem jürg marquard…

  2. bstocker Beitragsautor

    Das ist richtig, die handlichen Transistorradios sind viel älter, es gibt sie schon seit 50 Jahren! Im vergangenen Oktober gab es dazu ein Jubiläum: 50 Jahre seit der Einführung des Regency TR-1, des ersten kommerziellen Pocket Transistor Radio.

    Auch ich hatte schon in den 70er Jahren so ein Gerät und hörte unter der Bettdecke mit dem „Knopf im Ohr“ Radio, meistens auch Beromünster, oder was ich auf der Mittelwelle gerade empfangen konnte!

    Streng genommen sind das – wenigstens meiner Meinung nach – nicht die Vorgänger des iPod, denn der Radioempfänger und ein Gerät zur Wiedergabe eines Tonträgers (LP, MC, CD, MP3 Datei) sind zwei verschiedene Dinge. Aber es ist wie so oft Ansichtssache. Sicher hat jemand im 20. Jh. auch einen Plattenspieler hersgestellt, der das Attribut „tragbar“ verdient (etwa so wie der Commodore SX64) und damit auch als Ahne des MP3 Players angesehen werden kann…

    Siehe dazu auch die schier endlose Diskussion über die Erfindung der Emoticons (Smileys :-) )

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