Gaius Iulius Cäsar ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Antike. Rhetor, Stilist, Staatsmann und Feldherr in einer Person. Von Biographen aus allen Zeitaltern beschrieben. Inspirationsquelle unzähliger Dichter, Maler und Tonkünstler. Bis in unser Tage Vorbild für viele und Symbol unbeugsamer Willenskraft. Vieles an Cäsar wird immer rätselhaft bleiben. Daran wird die neue Biografie von Werner Dahlheim wenig ändern, aber sie bringt uns den antiken Helden ein grosses Stück näher.
Dahlheim’s wissenschaftlich fundiertes Werk vermittelt ein detailliertes Bild des Staatsmannes und Feldherren Cäsar. Der Leser lernt den grossen Römer so kennen, wie er zweifellos war: Genial und zielstrebig, ein glänzender Redner und ein charismatischer General, dem seine Soldaten blind vetrauten. Dahlheim zeigt uns aber auch einen Machtmenschen, der keine Rücksicht nahm, um seine Ziele zu erreichen. So soll sich Cäser aus politischem Kalkül von seiner ersten Frau getrennt haben. Politische Gegner räumte er ohne Skrupel aus dem Weg und gegenüber seinen besiegten Kriegsgegnern war er nicht immer gnädig; den Gallierführer Vercingetorix liess er in Rom hinrichten. Sengend, brennend und plündernd zog er durch die besiegten Länder. Freilich muss man diese Taten im Kontext der Zeit sehen: Das Streben der römischen Patrizier war auf ein Ziel gerichtet: Macht, Ruhm und Ehre. Und dies gab es in der römischen Republik um 100 v.Chr. nur für sehr viel Geld. Dieses wiederum war in den Provinzen zu holen, die dem Reich schon eingegliedert waren oder neu erobert werden mussten. Entsprechend waren Aufständische in den tributpflichtigen Provinzen wenig erwünscht und wurden notfalls mir aller Härte niedergerungen.
Eine Schlüsselstelle im Leben Cäsars (und auch des Buches) war die Rückkehr vom siegreichen Gallienfeldzug: Der Senat von Rom verlangte von Cäsar, sein Kommando abzugeben. Damit wurde der Triumphator vor die Wahl gestellt, abzudanken oder sich dem Befehl zu widersetzen und mit seinen Soldaten gegen Rom zu marschieren. Cäsar überlegte und entschloss sich: Er überschritt mit seinen Truppen den Rubikon, stürzte Rom in einen Bürgerkrieg und wurde zum Wegbereiter des Unterganges der römischen Republik.
Soweit zur Biographie von Dahlheim. Wer mehr über Cäsar erfahren will, findet Aufschluss über die Persönlichkeit des grossen Römers in seinem eigenen Buch «Bellum Gallicum», zu deutsch: «Der gallische Krieg». Cäsar spricht von sich selbst in der dritten Person, in der vierten Person, wenn es um seine Truppen oder um das römische Volk geht.
Auch im gallischen Krieg zeigt sich der Feldherr einmal gnädig, ein andermal unerbittlich. So erwies er sich gegenüber den Häduern (strategisch wichtige Verbündete) auch dann mildtätig, als einige von diesen abfielen und rebellierten. Andere Aufständische bekamen seine Härte zu spüren: Cäsar liess ganze Städte plündern, niederbrennen und schonte auch die Zivilbevölkerung nicht. Militärische Abschreckung also, wie sie leider auch heute noch angewandt wird. In schwierigen Situationen griff Cäsar selbst zu Schwert und Schild und kämpfte in den vordersten Reihen, so etwa als seine Truppen im Kampf gegen die Nervier in Begrängnis gerieten: «Da Caesar sah, dass die Lage gefährlich war […], entriss er einem Soldaten im letzten Glied den Schild […], drang an die Front vor, rief die Zenturionen einzeln beim Namen, feuerte die übrigen Soldaten an und befahl, vorzugehen […].»
Wer bei der Lektüre des gallischen Krieges Mitleid mit den Galliern bekommen hat, weil diese gegen Cäsar meistens «untendurch» mussten, möge etwas Trost in den Asterix Bänden finden. Ein Comic als Geschichtsbuch? So abwegig ist die Idee nicht, schon mehrfach wurde vorgeschlagen, die Geschichten rund um den kleinen gallischen Helden im Schulunterricht zu verwenden. Albert Uderzo und Rene Goscinny waren in bezug auf die historischen Details ihrer Geschichten sehr gewissenhaft. Dies wird ihnen auch von Rene van Royen und Sunnya van der Vegt attestiert, den Verfassern von «Asterix – Die ganze Wahrheit».
Natürlich treiben die Väter von Asterix allerlei Spässe auf Kosten der Römer, auch Cäsar bleibt davon nicht verschont. Er wird als eitler Herrscher karrikiert, der schnell wütend werden kann und seine Untergebenen anbrüllt, auf der andern Seite aber auch ein guter Verlierer sein kann, so etwa in «Asterix als Gladiator». Natürlich kommen dabei auch die geflügelten Worte Cäsars zum Einsatz, die er im ungünstigsten Moment selbst rezitiert. Von den Galliern zur Weissglut gereizt greift Cäsar zuweilen auch zu simplen Kraftausdrücken. Als die Galliern und Belgier von ihm wissen wollen, wer von ihnen am tapfersten ist, verliert Cäsar zorngeschwellt die Nerven: «Am tapfersten? Weiss ich nicht. Aber eins kann ich euch sagen: Ihr spinnt alle miteinander!»