Die Geschichte, die in diesem Romanthriller erzählt wird, ist faszinierend, sie erzählt von nichts weniger als vom grössten Geheimnis der Menschheit. Dies jedenfalls gibt sie vor. Der Leser taucht ein in eine Welt voller Mysterien, die zurückreichen bis in die Zeit Jesu. Er begegnet auf seiner Odyssee grossen Persönlichkeiten wie Leonardo da Vinci, Sir Isaac Newton und Victor Hugo. Er macht Bekanntschaft mit den grössten Werken der Kunst und besichtigt bedeutende historische Orte in Frankreich und England.
Dan Brown: Sakrileg
Die Spannung beginnt bereits auf der ersten Seite: Ein amerikanischer Symbolologe wird mitten in der Nacht geweckt und findet sich wenig später in einen Mord verwickelt. Das Opfer ist Jacques Saunière, der Chefkurator des Pariser Louvre. Was nun Dawn Brown vor den Augen des Lesers entfaltet, ist eine unglaubliche, ja atemberaubende Geschichte: Jesus von Nazareth war mit Maria von Magdalena verheiratet, aus der Ehe ging eine Tochter hervor, deren Nachkommen bis zum heutigen Tag leben. Um die Familie vor den Nachstellungen der katholischen Kirche zu schützen wurde ein Orden Prieuré de Sion gegründet, der ebenfalls noch heute existiert und auch die Dokumente verborgen hält, die beweisen, dass unser heutiges Bild vom Christentum eine von der Kirche arrangierte Fälschung ist.
Und es wird noch spannender: Die Prieuré de Sion hat nicht nur den Auftrag, die Dokumente zu schützen, sondern auch, sie zu veröffentlichen, wenn die Zeit gekommen ist. Beauftragt von einem geheimnsvollen Lehrer begeht ein Mönch mehrere Morde um an die Dokumente zu gelangen, scheitert aber zuletzt. Sein Lehrer entpuppt sich als ein angesehener englischer Adliger und Gralsforscher, der im letzten Teil des Romans ebenfalls vor Mord nicht zurückschreckt, um an das Geheimnis zu gelangen. Im Mittelpunkt dieser Geschehnisse stehen der zu Beginn erwähnte Symbolologe Robert Langdon und die Enkelin von Jacques Saunière, Sophie Neveu. Ihnen vermacht Saunière den Schlüssel, der sie am Ende zu den Gralsdokumenten führen wird. Vorher haben sie zahlreiche Abenteuer zu bestehen und raffinierte Rätsel zu lösen.
Was ist dran an der Geschichte? Nichts! Nahezu alle von Brown erzählten geschichtlichen Ereignisse und Textzeugen sind aus der Luft gegriffen. Dass es der Verfasser versteht, tatsächliche Begebenheiten, historische Schriften und Kunstwerke mit Dichtung und Fiktion geschickt zu verweben, ändert daran nichts. Ein Beispiel: Brown erzählt, dass in Qumran Dokumente aus der frühen Christenzeit entdeckt worden seien, welche die Ehe von Jesus mit Maria Magdalena beweisen. Nun sind in Qumran bedeutende Funde gemacht worden, aber keine, die direkt mit dem Christentum in Zusammenhang stehen. Der spektakulärste Fund ist eine sieben Meter lange Schriftrolle, die das vollständige Buch des Propheten Jesaia enthält.
Nichtsdestotrotz lohnt es sich, dieses Buch zu lesen. Es ist ein fesselnder Thriller voller Spannung. Ich hatte erst Ruhe, als ich ich ihn ausgelesen hatte. Die Lektüre soll als Einladung verstanden werden, Fragen zu stellen: Welches sind die tatsächlichen historischen Ereignisse und wo beginnt die Fiktion? Der Roman kann als Ansporn dienen, sich mit der Geschichte des Christentums auseinanderzusetzen, die nicht weniger spannend ist, als Browns Thriller. Und der Roman kann als Ansporn dienen, ein Buch zu lesen, dessen Lektüre immer einen Gewinn verspricht: Die Bibel.