Nein, die Reise, von der es im folgenden einiges zu berichten gibt, ist kein gewöhnlicher Vereinsanlass. Es ist eine von langer Hand vorbereitete Reise nach Malmö in Schweden, von der wir nach vier Tagen mit vielen schönen Erlebnissen und Erinnerungen glücklich wieder nach Hause gekommen sind.
Tunnelsegen – Per Lidbeck und Daniel Adner
Wie kam es dazu? Ganz einfach, der vierte Dezember ist der Tag der heiligen Barbara aus Nikomedien. Die hl. Barbara ist die Schutzpatronin der Feuerwehrleute, Berg- und Tunnelbauer. Und unser Aktivmitglied Oskar Gisler wiederum ist Tunnelbauingenieur und arbeitet an einem umfangreichen Tullelbauprojekt in Malmö. Schon in den vergangenen Jahren hatte wir die Ehre, am Barbaratag den Gottesdienst im Oenzbergtunnel mitzugestalten. Trotzdem kam die Anfrage von Oskar Gisler überraschend: Eine Reise nach Malmö für rund 30 Personen ist eine organisatorische Herausforderung und mit beträchtlichen Kosten verbunden. Dank der finanziellen Unterstützung der MCG (Malmö Citytunnel Group) und der unter Peter Schneider geführten Organisation wurde die Reise Tatsache und für alle Beteiligten zu einem grossartigen Erlebnis. Allen, die an der Realisation beteiligt waren, sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt!
«Was wird uns wohl alles erwarten?» Am Samstag Morgen, als wir den Zug nach Zürich bestiegen, war die Aufregung spürbar. Schliesslich stand vor uns nicht ein routinemässiger Ausflug in der Region. Auf uns wartete vielmehr eine Reise zum Flughafen Kloten. Dort bestiegen wir ein Flugzeug das und nach Kopenhagen in Dänemark brachte. Dort wiederum wartete ein Bus, der uns zum Ziel der Reise, zum Hotel Radisson in Malmö bringen sollte. Und es hat alles reibungslos geklappt. gegen Abend erreichten wir müde, aber mit grosser Spannung auf das Kommende die schöne Stadt in Skandinavien. Allein: Viel Zeit zum Ausspannen blieb nicht, es wartete bereits der erste Termin auf uns: Ein Racletteabend mit Mitgliedern der MCG. Organisatorisch verlief alles wunschgemäss und der Abend bot beste Gelegenheiten, sich in lockerer Atmosphäre beim einem Glas «Wadtländer» und einem Teller Raclette besser kennenzulernen. Die mitgereisten «Türmlibuebe» luden mit ihrer rassigen und stimmungsvollen Musik zum Tanzen ein und mit zahlreichen Ständeli des Jodlerklubs wurde das gelungene Bild des Abends abgerundet. Unser Start war geglückt!
Garantieren für gute Stimmung: Die Türmlibuebe Bütschwil
Am Sonntag Morgen, den 3. Dezember, stand schon der nächste Anlass auf dem Programm: Ein Auftritt bei einem Gottesdienst in der protestantischen Kirche in Malmö. Ob das wohl bei den Einheimischen gut ankommen wird? Nun, es sollte für alle eine sehr Überraschung im positiven Sinne werden! Die schöne Kirche bot eine wunderbare Kulisse für unseren Auftritt und hatte eine ausgezeichnete Akustik. Viele Kirchgänger waren gekommen und betrachteten neugierig die Besucher aus der Schweiz, die sich im geräumigen Kirchenschiff im Halbkreis aufstellten. Dann wurden Teile der ersten Jodlermesse von Jost Marti gesungen. Die Melodie von «Heilig isch der Herr» erfüllte den alten, stilvollen Kirchenraum und als der letzte Jutz verklang, blieb es mehrere Sekunden still. Und dann wurde der Vortrag mit einem spontanen und herzlichen Applaus belohnt. Ja, es hat den Malmöern gefallen! Und nicht nur das. Nach dem Gottesdienst gab es bei einem von der Kirche organisierten Apero rege Gespräche und die Buchsi-Jodler durften viele Komplimente und anerkennenden Worte entgegennehmen. Einer Kirchgängerin haben die Lieder so gut gefallen, dass sie Tränen in den Auge hatte, wie sie selbst sagte.
Nach einer Mittagspause fuhren wir zu einem grossen Einkaufszentrum der Stadt. Es war der erste Advent, alles strahlte im schönsten Weihnachtsschmuck. Die Geschäfte lockten mit festlicher Dekoration, es herrschte ein emsiges Treiben, jeder wollte für seine Lieben rechtzeitig ein schönes Weihnachtsgeschenk erwerben oder die festliche Atmosphäre auf sich wirken lassen, sich auf das kommende Fest einstimmen. In der Eingangshalle des Zentrums fanden wir einen geeigneten Platz für unser Vorhaben: Wir stellten uns im Halbkreis auf und stimmten das erste Lied an. Und was geschah? Sofort bildete sich um uns herum eine grosse Menschenmenge, alle wollten die ungewohnten Lieder hören. Wie am Morgen in der Kirche war es wieder eine schöne Überraschung für alle Beteiligten. «So etwas haben wir noch nie gehört!», bestätigten viele Passanten und baten um eine Zugabe. Dass unser Auftritt soviel Interesse findet, das überraschte auch uns! Und es war noch keine Stunde vergangen, als das Team eines lokalen Fernsehsenders auftauchte und mit der Kamera Impressionen für eine Reportage einfing.
In Malmö kommt um diese Jahreszeit die Dunkelheit früh und es war schon finster, als wir gegen 17 Uhr mit einem Car durch die Stadt zum Kronprinsen-Hochhaus fuhren. Auf dem Weg durch das Stadtzentrum staunten wir über die festliche Beleuchtung und die zahlreichen, kunstvoll geschmückten Christbäume in den schön dekorierten Einkaufsstrassen. Manch einer wäre da sicher gerne ausgestiegen um einen der rege besuchten Weihnachtsmärkte im Freien zu besuchen; allein auf uns wartete schon die nächste schöne Überraschung im Restaurant Översten (Oberst), dem am höchsten gelegenen Restaurant in Malmö! Das von Monica und Peter Kentell geführte Restaurant bot nicht nur eine prächtige Aussicht auf das nächtliche Malmö, sondern auch eine sehr gemütliche und einladende Gaststube, wer fühlt sich da nicht gleich wohl? Nach einem Apero wurde ein üppiges Büffet eröffnet, mit zahlreichen Spezialitäten, die es in Schweden nur zur Weihnachtszeit gibt: Über die vielen Fischsorten und die Weise, wie sie zubereitet werden, konnten wir nur noch staunen! Die Fischgerichte konnten mit verschiedenen Saucen gewürzt, mit Salaten und Früchten ergänzt werden. Dann gab es Fleisch, kalt oder gebraten, verschiedene Gemüsesorten, Kartoffeln und viele weitere Herrlichkeiten. Der Rat der Wirtin: Von allem nur wenig, damit alles ausprobiert werden kann. Mit gemütlichem Beisammensein, Musik, Tanz und Gesang fand der Abend seinen Abschluss. An dieser Stelle sei auch Michel Toxi ganz herzlich gedankt, der uns zu diesem Abendessen eingeladen hat. Oskar Gisler überreichte dem grosszügigen Gastgeber als Zeichen der Dankbarkeit einen Kristall aus den Urner Bergen. Michel Toxi ist der Geschäftsführer einer Zulieferer-Firma und pflegt auch Kontakte zu Firmen in der Schweiz.
Blick auf die Citytunnel Baustelle
Am darauf folgenden Morgen versammelten wir uns, gestärkt vom reichhaltigen Frühstücksbuffet, in der Eingangshalle. Der Tag unseres wichtigsten Auftrittes war gekommen, es war der 4. Dezember, Barbaratag. Für Berg- und Tunnelbauer ist dies ein besonderer Tag. Am Barbaratag ruht die Arbeit, die Tunnelbauer feiern und halten einen Gottesdienst ab zu Ehren ihrer Schutzheiligen. Zugleich waren für diesen Tag zwei Taufen mit Einsegnung vorgesehen. Die beiden Tunnelröhren bei Malmö wurden auf den Namen einer populären Lokalpolitikerin, Lise-Lotte, getauft. Lise-Lotte Reiter war an den Feierlichkeiten anwesend, hielt eine Ansprache und taufte eine der beiden Tunnelbohrmaschinen. Die Tunnelbohrmaschinen (TBM) erhielten die Namen Anna und Katrin. Beide Namen stammen von historischen Persönlichkeiten aus der Geschichte Malmös. Anna Pedersdotter und Katrin Hattemagers lebten beide im 16. Jahrhundert und engagierten sich für das Wohl der Stadt Malmö. Die Einsegnung wurde von Vater Daniel Adner und Vikar Per Lidbeck vorgenommen.
Uns kam die Ehre zu, die Einsegnung mit zwei Liedern zu umrahmen. Um 10 Uhr erreichten wir das Tunnelgelände und hatten das erste Mal die Gelegenheit, uns ein Bild von der beeindruckenden Grösse der Baustelle zu machen. Das Baugelände der MCG ist riesig: Werkhallen, Bürogebäude, gewaltige Baumaschinen und meterlange Bauelemente reihen sich aneinander. Die Organisatoren stellten uns dann für das Einsingen ein Sitzungszimmer zur Verfügung. Nun hiess es: Konzentrieren und auf den grossen Auftritt vorbereiten. Bei der Feier sollten wir auch ein besonderes Stück vortragen: Das «Steigerlied». Der Inhalt spiegelt die Hoffnung der Bergleute wieder, nach der harten und gefährlichen Arbeit aus dem Bergwerk wieder gesund auszufahren und zu Frau und Familie zurückzukehren.
Rund 600 Leute versammelten sich gegen 11 Uhr zur Zeremonie auf dem Baugelände, direkt vor dem Tunneleingang. Nach den Ansprachen von Örjan Larsson, Martin Holfelder, Even Barström und Johannes Truschel, der am 4. Dezember seinen Geburtstag feiert, warteten alle gespannt auf den Höhepunkt des Vormittags. In einem feierlichen Akt taufte Lise-Lotte Reiter mit einer Sektflasche eine der beiden TBM’s und wünschte allen Tunnelbauern «Glück auf», gutes Gelingen bei den Bauarbeiten und persönliches Wohlergehen. Während der Taufe und der darauf folgenden Einsegnung hatten auch wir unseren grossen und lange erwarteten Auftritt. Direkt unter der Tribühne sangen wir «E Wunsch» von Robert Fellmann und ein Stück aus der Jodlermesse von Jost Marty. Zu Beginn war uns das Wetter noch wohlgesinnt. Die Taufe und der Segen waren von Sonnenschein begleitet. Plötzlich schlug das Wetter aber um als wir zum Abschluss der Feier das Steigerlied sangen, ging ein Platzregen auf die Baustelle nieder. Dies tat jedoch dem wunderbaren Erlebnis keinen Abbruch: Wir alle werden die einzigartige Atmosphäre dieser würdigen und eindrücklichen Feier nicht vergessen.
Am Nachmittag versammelten sich die Tunnelbauer in einem grossen Festzelt, das ausschliesslich für diesen Tag aufgestellt worden ist. Es gab sogar eine Tribühne, auf der wir noch einmal dass Steigerlied und mehrere Jodellieder vortrugen. Und einmal mehr bewiesen die Türmlibuebe, dass sie es in jeder Situation verstehen, die Zuhörer mit schmissigen Tanzmelodien und mit viel Ausstrahlung zu begeistern! Spontan wurden zu den Melodien geklatscht, mitgesungen und mitgetanzt! Und als die Türmlibuebe in ihrer unvergleichlichen Art deutsche Volkslieder zu spielen begannen, erreichte die Stimmung im Festzelt einen Höhepunkt. Während die Deutschen begeistert mitsangen, erwiesen sich einige Polen auch als leidenschaftliche Tänzer, als Tanzpartnerin wählten Sie mit Vorliebe die Frauen vom Jodlertisch!
So vergingen die Stunden und als wir uns am frühen Abend auf den Heimweg machten, war unser Korb mit schönen Erlebnissen und Erinnerungen an diesen besonderen Tag reich gefüllt. Ausklingen liessen wir den Tag in einem Restaurant im Zentrum von Malmö.
Weihnachtliches Malmö
Am nächsten Morgen stand der nächste und zugleich letzte Termin auf dem Programm: Eine Besichtigung der untere der Leitung von Oskar Gisler stehenden Tübbing Produktion. Tübbinge sind Betonelemente, aus denen die Tunnelringe zusammengesetzt sind, die aneinandergereiht den Tunnelschacht bilden. Oskar Gisler und Andreas Gilbert führten uns durch die Werkhallen und vermittelten uns ein spannendes Bild von einzelnen Phasen der Produktion. Bei der Herstellung ist höchste Präzision gefordert, so liegt den einzelnen Betonelementen die Toleranz bei lediglich 0.3mm. Gilbert erklärte uns, dass beim Betonbau ansonsten eher mit Zentimetern gemessen wird und fuhr mit seinen Erläuterungen fort: Gearbeitet wird in zwei Schichten. Da die beiden Tunnelbohrer an einem Tag bis zu 36 Meter vorankommen, müssen stets genügend Tübbing Elemente für den Einbau bereitstehen.
Nach der Führung mussten wir uns dann leider schon verabschieden. Auf uns wartete die letzte Etappe der Reise, der Rückflug in die Schweiz. Mit einem Bus fuhren wir zurück nach Kopenhagen und hatten noch einmal dei Gelegenheit, die 17 Kilometer lange Brücke zu bewundern, die Dänemark und Schweden miteinander verbindet. Ein Fluzeug der SWISS Airlines brachte uns sicher zurück in die Schweiz, wo wir uns von den Türmli-Buebe verabschiedeten. Sie mussten sich beeilen, um den Zug Richtung St. Gallen zu erreichen. Auch wir mussten «pressiere», aber erst am Hauptbahnhof Zürich, wo wir mitten in der abendlichen «Rush-Hour» ankamen. Aber es half alles nichts: Der Schnellzug in Richtung Bern fuhr gerade los, als wir auf dem Perron ankamen. So warteten wir auf den nächsten Zug, mit dem wir via Olten Herzogenbuchsee gegen 18 Uhr erreichten.
Und so endete die Reise nach Malmö, die gewiss noch viel Gesprächsstoff im erfreulichen Sinne geben wird. Es war eine unvergessliche Reise voller Glanzpunkte, die nicht nur einen Höhepunkt im Vereinsjahr, sondern vielmehr einen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte darstellt. Zum Schluss bleibt nur noch eines: Allen, die bei der Realisierung mitgeholfen haben, ein herzliches Dankeschön und vergelt’s Gott!
Und natürlich: Glück auf!