Ich möchte heute über eine Stelle in der Apostelgeschichte sprechen, die mit besonders gut gefällt und die ich immer wieder lesen muss. Es sind die Verse 47 und 48 im 13. Kapitel. Was geschieht dort? Paulus predigte zusammen mit Barnabas in der Synagoge im pisidischen Antiochia. Seine Predigt führte zu einem heftigen Diskurs in der Gemeinde. Als es gar zu Beleidigungen und Lästerungen kam, wandte sich Paulus entschlossen den Nichtjüdischen Zuhörern zu, die zahlreich in der Synagoge (oder vor der Synagoge) erschienen waren: «So wenden wir uns jetzt an die Nichtjuden. Dazu haben wir vom Herrn den Auftrag erhalten; denn er hat gesagt: ‚ich mache Dich zum Licht für die anderen Völker, damit alle bis ans Ende der Erde durch Dich meine rettende Hilfe erfahren.’»
Antiochia bei Pisidien (Quelle: Wikipedia)
Und was geschah nun? Vielleicht ist das Bild etwas übertrieben, aber ich will es trotzdem zur Anschauung verwenden: Es war so, als ob bei einem bedeutenden Fussballspiel (vielleicht Bayern München gegen Real Madrid) ein Team das alles entscheidende Tor schiesst. Die Menschen im Stadion stehen auf, reissen die Arme hoch, umarmen sich, sie jubeln frenetisch, klatschen, singen und springen in dir Luft vor Freude! Könnte es sein, dass nach der überraschenden Botschaft des Paulus an diesem Sabbat von 2000 Jahren etwas ähnliches geschah:
«Als die Nichtjuden das hörten, brachen sie in Jubel aus. Sie wollten gar nicht mehr aufhören, Gott für seine rettende Botschaft zu preisen.»
Dazu müssen wir wissen, dass Nichtjuden der jüdische Heilsweg versperrt war. Der jüdische Glaube nahm in der Antike eine Sonderrolle ein, es gab nun einen Gott; dieser war der allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde und duldete keine anderen Götter neben sich. Es gab im Judentum eine über Jahrhunderte gewachsene Theologie und ein Gesetz, das das Leben vom Gottesdienst bis hinein in den Alltag beeinflusste. Davor hatten die Griechen Respekt. An ihrem Himmel gab es viele Götter, die aber im Gegensatz zum jüdischen Jahwe menschliche, allzumenschliche Züge trugen. Ob ein Mensch errettet wird oder nicht, das hing von der Willkür der Olympier ab, hing an einem dünnen Faden der riss, wenn nicht wenigstens einige starre, unpersönliche Rituale strengstens eingehalten wurden. Und auch eine Theologie im engeren Sinne gab es nicht.
Und nun – wie ein Blitz aus heiterem Himmel – gilt die rettende Zusicherung des mächtigen jüdischen Gottes allen Völkern. Die Menschen jubelten und priesen Gott für das grosse, einzigartige Geschenk. Wir müssen uns das lebhaft vorstellen: «So sehr hat Gott uns Menschen geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf Jesus Christus verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben» (Joh. 3,16).
Wenn wir diesen Worten die Beachtung schenken, die sie verdienen, müssen dann nicht auch wir – hier und und jetzt – in Jubel und Freude ausbrechen? Und Gott danken für seine Liebe und Gnade? Er hat uns ja das grösste Geschenk gemacht, dass es jemals geben kann: Die Erlösung vom Tod und ewiges Leben! Wir müssen die Erlösung nicht «verdienen» mit Werksgerechtigkeit. Nein, Gott schenkt sie uns.
Ich denke, dass wir uns als Christen heute neu auf die gute Nachricht besinnen müssen, um ihren Wert neu zu erkennen. Und ich denke, dass wir die gute Nachricht unseren Mitmenschen mitteilen müssen; nicht Morgen oder am kommenden Sonntag, sondern hier und jetzt. Und nicht mit nachdenklicher oder ernster Miene. Nein, mit Jubel und Freude!