An einem frühlingshaften und sonnigen Pfingstsonntag wurden acht Schüler aus Rüderswil und Zollbrück in der Kirche Rüderswil konfirmiert. Eine farbenfrohe und von viel Musik getragene Feier umrahmte die Segenswünsche von Pfarrer Lorenz Schilt und Pfarrer Raphael Molina aus Lauperswil.
Es war den Menschen anzusehen, die sich schon um neun Uhr in der Kirche einfanden: sie waren erfüllt mit Freude auf das bevorstehende Ereignis. Denn eine Konfirmation ist etwas Besonderes: sie bildet den feierlichen Abschluss einer sechs Jahre dauernden kirchlichen Unterweisung. So versammelten sich Eltern, Gotte und Götti, Geschwister und Freunde in der Kirche, um dabei zu sein, wenn ihre Kinder vom Pfarrer den Segen zur Konfirmation empfangen. Die Konfirmation ist eine Bestätigung der Taufe, mit ihr legen die Konfirmanden ein Bekenntnis zum christlichen Glauben und zur Kirche ab. Zugleich werden sie Mitglieder der Kirchgemeinde und dürfen selbst bei der Taufe Gotte und Götti sein.
Als der Gottesdienst um 09.30 begann, bot sich ein schönes Bild: die Kirche war bis fast auf den letzten Platz besetzt und einer der Konfirmanden begrüsste nach der Orgeleinleitung die Anwesenden. Und gleich zu Beginn gönnten sich die Konfirmanden einen Spass. Während der Begrüssung waren plötzlich beim Eingang Stimmen zu hören und zwei weitere Konfirmanden gesellten sich wie Verspätete zum Redner und begrüssten die Versammelten gemeinsam. Auch die darauf folgende Feier wurde massgeblich von den Konfirmanden gestaltet. Die vielen musikalischen Darbietungen wurden ergänzt durch Vorträge über die Musik. Das bunte Programm liess aber auch Raum zur Besinnlichkeit und Stille, die Liturgie war würdevoll und schön.
Eine Gruppe der Konfirmanden hatte in den verganenen Tagen verschiedene Bewohner des Dorfes gefragt, was Musik für sie bedeutet und welches ihr Lieblingsstück ist. Die Antworten darauf fielen facettenreich aus und wurden in kurzen Filmsequenzen gezeigt. Da war zu hören, dass Musik eine universale Sprache ist, die überall verstanden wird. Eine Befragte bekannte, dass ihr beim Hören mancher Musikstücken die Tränen fliessen. Eine zweite Gruppe spielte Geräusche aus der Natur ab und die Kirchgänger hatten die nicht immer leichte Aufgabe, diese zu erraten. Dass es dabei zu heiteren Situationen kam, versteht sich von selbst.
Nach einem Zwischenspiel der Orgel folgte die Ansprache von Pfarrer Schilt, in der er von den Saiten einer Gitarre ausging. So wie die Saiten einer Gitarre eingespannt sind, so sind auch wir Menschen in die verschiedensten Aufgaben und Pflichten des Lebens eingespannt: Schule, Beruf, Familie. Aber auch Gott will uns für sein Werk einspannen, für jeden Menschen hat Gott eine indivuelle Aufgabe. Der Grundton einer Melodie wird auf dem Notenblatt mit einem Tonschlüssel markiert. Dieser Tonschlüssel gibt an, in welcher Tonart die Melodie gespielt werden muss, wenn das Zusammenspiel der Instrumente harmonisch klingen soll. C’est le ton, qui fait la musique, lautet denn auch ein französisches Sprichwort – der Ton macht die Musik. Lorenz Schilt erzählte darauf von einem Fund im österreichischen Salzkammergut. Dort wurde ein ca. 3000 Jahre alter Schlüssel gefunden. Die Archäologen entdeckten, dass dieser Schlüssel nicht einfach verloren ging, sondern mit der Ausrichtung, in der er gefunden wurde, vergraben worden ist. Lorenz Schilt verwendete das Bild dieses alten Schlüsels als Sinnbild und wünschte den Konfirmanden, dass auch sie im Herzen einen Schlüssel tragen, der stets auf Gott ausgerichtet ist.
Nach der Predigt erhielten die Konfirmierten vom Pfarrer eine Urkunde mit einem Vers aus der Bibel, der bei der Übergabe vorgelesen wurde. Alle Konfirmanden bekamen weiter ein Bild und von der Kirchgemeinde einen Regenschirm mit guten Wünschen für den weiteren Lebesweg. Die Kirchgemeinderätinnen Erika Zaugg und Theres Grütter begrüssten die Konfirmanden im Namen der Kirchgemeinde und fanden ermutigende Worte, die zum aktiven Mitwirken in der Gemeinde einluden. Mit dem Titel I‘ll be missing you, der von den Konfirmanden vorgetragen wurde und einem Kirchenlied wurde der Gottesdienst beendet.
Konfirmation – und nun?
Viele Schülerinnen und Schüler wenden sich nach der Konfirmation von der Kirche ab. Warum? Die Antworten, die auf diese Fragen gegeben werden, sind sehr vielschichtig. Die meisten Konfirmanden sind sich einig: der Glaube ist im Leben wichtig und wer glaubt, hat mehr vom Leben. Ein befragter Konfirmand legte Wert darauf, auch im weiteren Leben nach Gott zu fragen. Die Gottesdienste der Kirche wünscht er sich aber anders, sie sollten weniger konservativ sein und nicht nur am Sonntag Morgen stattfinden – mehr aktive Gemeinschaft lautet sein Wunsch an die Kirche.
Die Konfirmation ist wichtig und bedeutungsvoll. Sie gibt den Schülern die Chance, mit Gleichaltrigen Gott kennenzulernen, in den christlichen Glauben hineinzuwachsen und gemeinsam auf wichtige Fragen des Lebens Antworten zu finden. Und selbst wenn viele sich nach der Konfirmation nicht mehr in der Kirche blicken lassen, so ist doch ein Same gelegt, der später keimen und wachsen kann.