«Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar». Mit dem von Johann Abraham Peter Schulz vertonten Abendlied von Matthias Claudius klang die erste Adventsbesinnung in der Kirche Rüderswil aus. Und tatsächlich: auf dem Heimweg durch die Winternacht waren durch die teils dichten Wolken am Himmel da und dort die Sterne zu sehen. Und ein silberner Schimmer hinter dem Wolkenband liess ahnen, wo der Mond auf seiner Bahn steht. Rund 30 Kirchgänger trafen sich am Sonntag um 20 Uhr in der weihnachtlich geschmückte Kirche, um sich auf die bevorstehende Aventszeit einzustimmen.
Mit dem Psalmwort «Macht hoch die Tür, die Tore macht weit» eröffnete Pfarrer Stephan Bieri aus Lützelflüh die Adventsbesinnung und leitete mit dem Psalmwort über zur Bedeutung des Wortes «Advent». Advent heisst: Ankunft, es ist ist die Zeit in der wir auf die Ankunft von Jesus Christus, des Messias, warten.
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie selten wir heute auf Fragen eine klare Antwort erhalten? Ein deutliches Ja oder Nein? Hören wir nicht viel öfter ein eher unverbindliches «Vielleicht», ein «Ja, aber» oder ein «Möglicherweise»? Mit dieser Frage kam Pfarrer Bieri zum Thema seiner Predigt. Im Kern der Predigt stand eine Zusage, die der Apostel Paulus der jungen Gemeinde in Korinth gemacht hat (2. Kor. 1,18-22): «Gott aber ist treu, dass unser Wort an Euch nicht Ja und Nein gewesen ist». Paulus passt damit nicht in unseren Zeitgeist, was er verkündet, hat ein klares Profil, ist eine deutliche Hinwendung zu Vertrauen auf Gott.
Nun gibt drei Formen des Vertrauens, die Stephan Bieri in der Folge genauer vorstellte. Einmal das Vertrauen in unsere Mitmenschen, das schon in den frühen Lebensjahren getrübt werden kann. Ferner das Vertrauen in uns selbst – unser Selbstvertrauen. Auch dieses können andere Menschen stärken – aber auch schwächen. Wie aber steht es mit dem Vertrauen auf Gott? Rückschläge und Enttäuschungen im Leben können an unserem Gottvertrauen rütteln, so dass wir Gott fern von uns glauben.
Auch Paulus erlitt in der griechischen Metropole Enttäuschungen, war mit Anfeindung und Misstrauen konfrontiert, wie so oft in seinem Leben als Missionar. Wie aber ging der tief gläubige Mann aus Tarsos damit um? Er bewahrte stets ein unerschütterliches Gottesvertrauen. Er wusste, dass Gott in seiner Liebe bedingungslos zu uns steht. Und genau diese Überzeugung fasste er in Worte, wenn er den Korinthern schrieb: «Denn Jesus Christus, der Sohn Gottes, den Silvanus, Timotheus und ich bei euch verkündet haben, war nicht Ja und Nein zugleich. In ihm ist das reine Ja Wirklichkeit geworden. Mit ihm sagt Gott Ja zu allen seinen Zusagen.»
Ist dieses bedingungslose JA nicht auch die Adventsbotschaft?