Der junge Mann war ganz in die Aufgabe vertieft, die ihm seine Mutter am Ende des Einkaufes stellte: behutsam und mit ganzer Konzentration nahm er ein Wollknäuel nach dem anderen aus dem Einkaufskorb, betrachtete es einen Moment, um es dann auf das Fliessband vor der Kasse zu legen. Dabei legte der am Down Syndrom leidende Mann die weichen Wollbündel nicht einfach nebeneinander, er stapelte sie vielmehr so, dass auf den Band eine kleine Pyramide aus den weichen, farbigen Wollknäueln entstand. Als dann das letzte Bündel seinen Platz auf der Spitze des Stapels fand, betrachtete der Mann zufrieden sein Werk. Und sein Gesicht wurde von einem spontanen, sanften Lächeln aufgehellt.
Doch dann nahm für ihn das Unheil rasch und unerwartet seinen Lauf: die Kasse wurde frei, das Fliessband setzte sich ruckartig in Bewegung, so dass das oberste Knäuel von der Spitze fiel. Um zu verhindern, dass etwas auf den Boden fällt legte die geschäftige Mutter rasch die gestapelten Bündel nebeneinander, ohne dabei auf ihren Sohn zu achten, der ganz verdutzt dabei stand. Denn er musste jetzt zusehen, wie sein kleines Werk zusammenfiel und wie die von ihm so liebevoll geschichteten Wollbündel routinemässig und im hohen Takt des Einkaufszentrums am Samstag Morgen abgezählt, in eine Tasche gepackt und bezahlt wurden.
Der jungen Mann stand immer noch ungläubig vor dem Fliessband. Hatte denn niemand gesehen, was er da schönes gemacht hatte? Konnte denn niemand sehen, wieviel Mühe und Sorgfalt er in seine kleine, aber für ihn wichtige Aufgabe er gelegt hatte? Nein, es ging alles viel zu schnell, etwas verwirrt und hilflos stand der Mann da. Und schon schien ein Schatten der Traurigkeit über sein Gesicht zu kommen, als seine Mutter ihm rief, ihn an der Hand nahm und mit ihm das Gebäude verliess. In diesem Moment heiterte sich das Gesicht des kindlichen Sohnes wieder auf. Mit einem Lächeln im Gesicht, geborgen am Arm seiner Mutter ging er zufrieden heimwärts.
Aber was lehrt nun diese kleine Geschichte? Zum ersten, dass es keinen Sinn macht, in der Enttäuschung zu verharren. Wenn wir nach einen Rückschlag beherzt und zuversichtlich weitergehen, dann werden wir auch das Glück bald wieder finden.
Und zum zweiten, dass wir von allen unseren Mitmenschen etwas lernen können.