In einem Fernsehinterview wirkt der britische Biologe und bekennende Atheist Richard Dawkins konzentriert und entschlossen: «Über Jahrhunderte wurden wir dazu erzogen, Religion mit Samthandschuhen anzufassen, sie mit Respekt zu behandeln. Damit ist jetzt Schluss!» Dawkins betrachtet Religionen als ein Übel, den Glaube an Gott schlicht als einen Wahn. Denn: Religion und Gottesglaube sind Überbleibsel aus archaischer Zeit, als unsere Altvorderen für Naturphänomene keine Erklärungen hatten. So waren es Mythen und religiöse Vorstellungen, die das Weltbild unserer Vorfahren bestimmten. In seinem Bestseller «Der Gotteswahn» schreibt Dawkins, dass es mit ziemlicher Sicherheit keinen Gott gibt. Warum? Weil die Naturwissenschaften heute Antworten auf zentrale Fragen der Welt und ihrer Entstehung liefern können. Und – im Gegensatz zur Religion – könne die Wissenschaft erhärtete Beweise für ihre Thesen vorweisen. Religion kann das nicht. Sie beruft sich auf alte Urkunden, Überlieferungen und auf Lehrautorität.
Richard Dawkins ist in mehrfacher Hinsicht der Vertreter eines neuen, selbstbewussten und offensiven Atheismus. Zum einen, weil er selbst ein berühmter und mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftler ist. Seine Bücher sind wissenschaftlich fundiert und die Argumente gegen Religion und Glauben gut begründet. Zum anderen, weil er unumwunden bekennt, dass er mit seinem Buch Menschen zur Abkehr von Glauben an Gott bringen will. Denn Religion sei für viele Probleme in unserer Gesellschaft verantwortlich, so Dawkins. In einer Gemeinschaft ohne Religion gäbe es weniger Gewalt.
Dawkins ist damit zum Vorbild vieler Atheisten geworden. Sein Buch «Der Gotteswahn» war ein Jahr lang die Nr. 1 auf der US-amerikanischen Bestsellerliste. im Oktober 2007 erhielt Dawkins den nach Karl-Heinz benannten Deschner-Preis der Giordano Bruno Stiftung. Mit Sicherheit wirkte Dawkins Erfolg beflügelnd auf viele atheistische Gruppen, die mit medienwirksamen Aktionen in den vergangenen beiden Jahren auf sich aufmerksam machten. So gab es in mehreren europäischen Ländern eine Buskampagne, mit der für den Atheismus geworben wurde.
Dawkins Buch hat viele Gläubige verunsichert. Sie fragen sich zurecht, was an den Thesen von Dawkins dran ist: hat die Naturwissenschaft die Existenz Gottes tatsächlich widerlegt? Und ist Religion mehr schädlich als nützlich? Auch Nicky Gumbel, der den weltweit erfolgreichen Alpha Kurs koordiniert, hat sich mit dem Buch von Richard Dawkins intensiv auseinandergesetzt. Seine Erkenntnisse hat er in spannender und kompakter Form im Buch «Und wenn es ihn doch gibt» zusammengefasst. Gumbel konzentriert sich dabei auf drei zentrale Thesen der Atheisten und liefert dem Leser dazu wichtige Hintergrundinformationen und Argumente, die für die Existenz Gottes und den Glauben an ihn sprechen.
Hat die Naturwissenschaft die Existenz Gottes widerlegt? Nein, sagt Gumbel, denn die Wissenschaft hat längst nicht Antworten auf alle Fragen. So gibt es etwa Erklärungsmodelle für die Entstehung des Universums. Keine Antwort erhält der Fragende aber, wenn er wissen will, warum das Universum entstand. Nicht anders verhält es sich bei anderen zentralen Fragen unserer Existenz. Wird die Aufmerksamkeit dann noch einmal auf die Genesis des Universums gerichtet, zeigt sich, dass gerade hier ein gewichtiges Argument für Gott gegeben ist. Denn die Präzision, die erforderlich war, damit das Universum in dieser Form entstehen konnte, ist unvorstellbar hoch! Sie ist so hoch, dass atheistische Wissenschaftler dazu übergingen, die Existenz Gottes anzunehmen.
Ähnlich verhält es sich, wenn wir nach dem Leben im Allgemeinen und nach Menschen im Besonderen fragen. Die menschliche Existenz birgt Geheimnisse, für die Wissenschaftler interessanterweise wenig Interesse zeigen. Der menschliche Geist, sein Seelenleben, seine Gefühle, Liebe und Güte – das ist mehr als einfach nur ein chemischer Prozess im Gehirn. Auch hier ist die Annahme eines Schöpfers nicht nur möglich, sie empfiehlt sich geradezu.
Wie aber geht Nicky Gumbel mit dem Vorwurf um, der Glaube (an einen Gott) widerspreche der Vernunft? Der promovierte Jurist analysiert, wie Dawkins den Begriff «Glaube» definiert. Für Dawkins ist der Glaube ein Wahn, eine dauerhaft falsche Vorstellung, die trotz entgegengesetzter Belege aufrecht erhalten wird. Aber damit vermittelt Dawkins eine falsches Bild des Glaubens, so wie ein Christ ihn versteht und auch lebt. Für Gläubige stellt sich die Frage nach der Existenz Gottes gar nicht, ihnen genügen die Indizien, die auf einen lebendigen und aktiven Schöpfergott hinweisen. Dennoch nimmt Gumbel die Frage auf: gibt es einen Gott? Welches ist das Fundament, auf dem der Glaube fusst? Gumbel antwortet in der Weise eines Anwaltes: Es gibt keinen einzelnen Beweis, aber es gibt eine Reihe von Fakten, aus der sich die Beweislage ergibt. Ein ganzes Kapitel widmet Gumbel in der Folge der Frage nach der Existenz Gottes und der Gültigkeit des christlichen Glaubens. Es zeigt sich, dass Gläubige nicht die schlechteren Karten haben – eher im Gegenteil. Denn selbst die Schöpfung des Universums lässt sich mit dem 1. Buch Mose in Einklang bringen.
Richard Dawkins hält es für möglich, dass Jesus gar nie existiert hat. Gumbel erwidert, dass es eine Menge Beweise für die Existenz des Messias gibt und stellt diese vor: es gibt auch ausserhalb des neuen Testaments Belege dafür, dass der historische Jesus gelebt hat. Auch ohne die Bücher des neuen Bundes wüssten wir, dass er zur Zeit von Pontius Pilatus lebte, ein bedeutender Lehrer war, dass er Wunder vollbrachte, den Zorn der Obrigkeit erregte und zuletzt den Tod am Kreuz erlitt. Und im Gegensatz zu den Behauptungen des Atheisten Dawkins nahm Jesus Christus einen göttlichen Status für sich in Anspruch. Der gelernte Theologe Gumbel lieft dafür kurz und übersichtlich die biblischen Belege.
Der Glaube an Gott widerspricht somit nicht der Vernunft. Gerade die Vernunft fordert es ja, zu akzeptieren dass es Dinge gibt, die der Mensch mit Verstand und Vernunft nicht mehr erfassen kann. Der Vernunft gemäss ist es demnach, zu akzeptieren, dass an dieser Grenze, an der das Wissen aufhört, der Glaube beginnt.
Nicky Gumbel hat ein bemerkenswertes, spannendes und lehrreiches Buch geschrieben. Mit grossen Sachwissen, aber ohne jede Polemik analysiert und kommentiert er auf hohem Niveau die Thesen von Richard Dawkins. Das kompakte Werk kann in wenigen Tagen gelesen werden und wer wissen möchte, wie es um den Themenkreis Wissenschaft, Vernunft und Gottesglaube wirklich steht, zieht aus aus Gumbels Buch einen grossen Gewinn.
Was bleibt nach der Lektüre des Buches? Die Erkenntnis, dass einiges nicht so einfach ist, wie Dawkins es darstellt. Die Wissenschaft hat mitnichten die Existenz Gottes negiert, eher weist sie gerade auf seine Existenz hin. Und Religion ist nicht einfach nur etwas schlechtes. Vielen Menschen auf dieser Welt schenkt der Glaube Halt, Zufriedenheit und Freiheit.
Mit dieser Feststellung ist auch ein Punkt erreicht, an dem jeder Mensch eingeladen ist, aktiv nach Gott zu fragen und eine persönliche Entscheidung zu treffen. Nicky Gumbel selbst bekennt, dass er früher Atheist war. Dann aber sei er Jesus Christus begegnet und habe entdeckt, was es bedeutet, eine Beziehung mit ihm einzugehen: Gott ist kein böses Ungeheuer, er zeigt jedem Menschen, der nach ihm fragt, seine Liebe und schenkt ihm die Gabe, Menschen mehr zu lieben. Nicky Gumbel wünscht sich, dass auch andere Menschen die gleiche Liebe in ihrem Leben erfahren.