Am Ende des Unterdorfes stand vor rund 50 Jahren noch eine grosse, alte Dorflinde. Leider sind es nur noch wenige Details, an die ich mich erinnern kann. Es war ein geräumiger, nicht asphaltierter Platz auf dem der grosse Baum stand. Rund um den breiten Stamm standen hölzerne Sitzbänke, es war ein Bild so wie es auf manchem alten Photo noch zu sehen ist. Aber dann verschwand die alte Linde plötzlich. Ob es wegen der neuen, breiteren Strassen war, oder weil der alte Baum krank wurde, ich weiss es nicht mehr. Jedenfalls hinterliess die Dorflinde eine Leere. Und auch Jahre später noch, als der vernarbte Platz längst begrünt war und die Erinnerungen an die prachtvolle alte Linde schwanden, war das Fehlen des alten Baumes doch immer noch fühlbar.
Und dann, einige Jahre später, wurde am gleichen Platz eine junge Linde gepflanzt, die in der Zwischenzeit zu einem stattlichen Baum herangewachsen ist. Ein noch junger Baum erinnert jetzt wieder an das alte Leben im Wasserämter Dorf Subingen. Unmittelbar neben der Linde, entlang der Oesch gibt es einen kleinen Dorfpark. An manchen Frühlings- und Sommertagen versammelt sich hier die Dorfjugend und geniesst den schattigen, heimeligen Platz im Grünen. Ist das nicht gerade so, als ob der alte Brauch, sich am Abend oder am Sonntag bei der Linde zu versammeln, neues Leben erhalten hat?
Nachtrag: viele Subinger erinnern sich noch heute an die alte Dorflinde, nennen Sie aber Polenlinde. Sie hat diesen Namen aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Damals waren auch in Subingen polnische Partisanen interniert. Diese versammelten sich stets im Schatten dieses Baumes. Sie erneuerten die Holzbänke und manche schnitzten sogar Holzfiguren, von denen heute noch eine im Dorf beim «Doktorhaus» zu sehen ist. Als die Linde erkrankte und gefällt werden musste, verschwanden leider auch die übrigen Figuren, die bei der Linde standen. Der Entscheid zum Fällen der Linde löste eine heftige Debatte in Dorf aus. Viele Subinger sahen in der alten Linde ein bedeutendes Denkmal und wollten sie erhalten. Man einigte sich dann darauf, dass an derselben Stelle eine neue Linde gepflanzt wird.