Zusammenfassung einer Predigt von Pfarrer David Mägli, gehalten in der Kirche Rüderswil am 5. Juli 2020.
«Hören wir darum auf, einander zu verurteilen! Statt den Bruder oder die Schwester zu richten, prüft euer eigenes Verhalten, und achtet darauf, alles zu vermeiden, was ihnen ein Hindernis in den Weg legen und sie zu Fall bringen könnte.» (Römerbrief 14,13, NGÜ)
David Mägli richtet in seiner Predigt den Blick auf die vom Zeitgeist geprägte Toleranz und entdeckt darin einen Widerspruch. Einerseits sei der moderne Toleranzbegriff geprägt vom Ideal «Leben und leben lassen»: Toleranz wird auch dann erwartet, wenn etwas nicht unseren Wertvorstellungen passt. David Mägli spricht auch von einer Toleranz, die sich verselbstständigt hat. Auf der anderen Seite seien Menschen, die genau diese Toleranz für sich einfordern, nicht bereit, die Denkungsart anderer gelten zu lassen. David Mägli liefert dazu mehrere Beispiele: Das Gedicht eines berühmten Poeten musste von einer Fassade entfernt werden, obwohl es dort seit Jahren zu lesen war. Grund: Es ist mit extrem-feministischen Ansichten nicht vereinbar, da es die Schönheit der Frau rühmt. Oder: Mehrere Filialen des Chocolatier Läderach wurden vandaliert, weil die Unternehmerfamilie evangelikal ist.
So werde Toleranz totalitär, warnt David Mägli. Und gemäss dem Predigttext aus dem Römerbrief stehe es Christen nicht zu, über andere zu richten. Da stelle sich dann aber auch die Frage, wie Toleranz aus christlicher Sicht aussehe. Nicht verurteilen bedeute nicht, dass Christen dem Unrecht gegenüber gleichgültig bleiben und schweigen, betonte David Mägli: «Wahre Liebe verurteilt nicht, aber sie nimmt Anteil». So seien Christen gehalten, auf Fehler hinzuweisen, ohne aber ein Werturteil abzugeben. Dieses stehe Gott allein zu. Nur er könne einen Menschen richtig beurteilen, da er in dessen Herz sehe.