Auch das Linux Tool dieser Woche ist – wie die meisten, die bereits vorgestellt wurden – klein und kompakt. Und es steht mit seinem Konzept in bester UNIX-Tradition: erledige nur eine Aufgabe, diese aber besonders gut! Der MP3 Blaster (mp3blaster) ist ein Programm, das MP3 Dateien abspielen kann; im Gegensatz zu den meisten bekannten Mediaplayern hat er aber zwei aussergewöhliche Eigenschaften, die im folgenden vorgestellt werden sollen.
Der MP3 Blaster benötigt kein X-Windows, er läuft auf der Textkonsole, resp. in einem Terminal. Die Gründe dafür liegen einmal mehr in der Genesis des Programmes. Bram Avontuur begann bereits 1997 sich eine eigene MP3-Sammlung aufzubauen. Und da er – damals wie heute – am liebsten auf der Linux-Textkonsole arbeitet, suchte er ein geeignetes Programm, um seine Musikdateien während der Arbeit hören zu können. Da gab es splay, das zwar einzelne Dateien abspielen konnte aber keine Funktionen für Abspiellisten bot. Also machte sich Bram an die Arbeit. Er las die Dokumentation zur mpeg Bibliothek, die MP3 Dateien dekodiert und begann, seine eigene Abspielsoftware zu entwickeln. Herausgekommen ist dabei ein MP3 Player, der äusserst geschickt die Textkonsole nutzt, um MP3-Dateien zu gruppieren und abzuspielen. Gesteuert wird das Programm ausschliesslich per Tastatur, was im Alltag oft schneller geht als das Anklicken eines Symboles auf dem Bildschirm. Das Erscheinungsbild gibt sich farbenfroh, gefällig und sehr gut strukturiert. Schon nach wenigen Stunden können alle wichtigen Funktionen schnell und intuitiv genutzt werden. Wem die Tastaturbelegung nicht zusagt, der kann sie seinen eigenen Wünschen anpassen.
Die Nutzung der Textkosole hat viele Vorteile: MP3 Blaster kann auch auf Systemen mit geringen Ressourcen oder auf PC’s ohne X-Windows genutzt werden. Ferner eignet sich das Programm prima zum Abspielen von Dateien aus Scripts heraus.
Das zweite herausragende Merkmal von MP3 Blaster sind die Abspiellisten (Playlists). Mit MP3 Blaster können sehr leicht Listen zusammengestellt und hierarchisch geordnet werden. Mit einem einzigen Kommando können von MP3-Bibliotheken auf der Festplatte Playlists erstellt und gespeichert werden. Der Blaster bietet bei den Playlists etwas besonders: Das zufällige Abspielen bezieht sich nicht auf einzelne MP3 Dateien, sondern auf Playlists. Damit ahmt das Programm einen CD-Player mit mehreren Schubladen nach: Per Zufall wird eine CD ausgewählt und dann als Ganzes abgespielt. Darauf wird die nächste CD ausgewählt, usw.
Hier nun ein paar Tips für den Start mit dem Programm. Am besten wird mp3blaster in einem Ordner aufgerufen, in dem sich bereits einige MP3 Dateien befiden:
mp3blaster *.mp3
Dies startet MP* Blaster, liest alle MP3 Dateien des aktuellen Ordners und beginnt mit dem Abspielen der ersten Datei. Gesteuert werden kann das Abspielen nun wie folgt über die Tastatur:
Taste | Funktion |
---|---|
4 | Springt zum letzten Stück |
5 | Start/Stop |
6 | Springt zum nächsten Stück |
1 | Zurückspringen |
2 | Zum Anfang |
3 | Vorwärtsspringen |
< | Leiser |
> | Lauter |
+ | Nächste Hilfeseite |
+ | Vorige Hilfeseite |
q | Beendet MP3 Blaster |
Wer eine eigene MP3 Sammlung hat, kann diese schnell und einfach mit dem MP3 Blaster nutzen. Dazu wird nach dem Start des Programmes F1 – Select Files gedrückt. Nun kann mit einem einfachen Dateibrowser der Ordner gewählt werden, in dem sich die Musikdateien befinden. Zuletzt wird F6 – Add Subfolders gedrückt. Nun werden alle Unterordner durchsucht und für jeden Ordner mit MP3 Dateien wird eine Playlist erstellt. Zuletzt wird die generierte Liste mit F4 – Write Playlist gespeichert. Beim nächsten Start des Programmes muss jetzt nur noch der Dateiname der gespeicherten Playlist angegeben werden und dann legt MP3 Blaster los:
mp3blaster -l <playlist>
MP* Blaster ist ein echtes und gelungenes Linux Tool: klein, flexibel und schnell. Es setzt den Fokus nicht auf eine Myriade von Funtionen, sondern auf das Wesentliche. Auf das, was im Alltag benötigt wird. Da ich den MP3 Blaster regelmässig nutze, will ich mich an dieser Stelle bei Autor für dieses fantastische Programm bedanken. Bram hat nicht nur einen glänzenden und beliebten Player entwickelt, er hat ihn auch unter die GPL, die GNU Public License gestellt, so dass jeder die Software nutzten und weitergeben darf.
Pingback: Linux Tool der Woche: mp3tag « Benjamin Stocker-Zaugg
ich nutze den mp3blaster auch schon seit Jahren. Er ist und bleibt für mich der beste Musikplayer :-)