Im Mittelpunkt des 130. oberemmentalischen Bezirksfest in Rüderswil stand das Referat von Andreas Marti. Der spannende Vortrag wurde umrahmt von Jodelliedern, Alphornklängen, sowie von einem Kinderchor.
Festlich geschmückt mit herbstlich verzierten Buchsbäumen, Blumensträussen und Luftballons erwartete die Kirche Rüderswil die Gäste zum 130. Bezirksfest. Und die Besucher kamen zahlreich und warteten um 10 Uhr gespannt auf das Eingangsspiel des bekannten Organisten und Theologen Andreas Marti. Und dieser enttäuschte die Erwartungen in keiner Weise. Mit einem virtuosen und temporeichen Meisterstück gab Andreas Marti zu Beginn der Feier eine Kostprobe seines Könnens und begeisterte die zahlreich erschienen Zuhörer aus dem Emmental
Nachdem die letzten Töne des Orgelspiels verklungen waren, begrüsste Ruth Blaser die Gemeinde. In ihrer Grussbotschaft wies die Präsidentin des Rüderswiler Kirchgemeinderates auf die kaum zu überschätzende Bedeutung der Musik hin: Musik stiftet Gemeinschaft, sie tut uns wohl, bis auf den Grund der Seele und vermag das auszudrücken, was wir nicht in Worte zu fassen vermögen. Musik ist die Sprache, die alle Menschen verstehen und durch sie vereint werden. Eloquent und mit Witz stellte anschliessend Marianne Zaugg die Gemeinde Rüderswil vor. Nach einem Streifzug durch die Geschichte des Dorfes stellte Marianne Zaugg auch die umliegenden, zum Dorf gehörenden Orte und Weiler vor. Rüderswil hat vieles zu bieten, betonte Marianne Zaugg: schöne alte Häuser, eine malerische Landschaft, die für das Emmental typischer nicht sein könnte und ein Dorfkern, der zu den best erhaltenen der Schweiz gehört.
Frisch und mit viel Ereignisfreude stellten sich die Kinder der fünften KUW-Klasse vor dem Kirchenchor auf. Unter der Leitung von Roland Langenegger bekamen die Zuhörer zwei Lieder des Kinderchores zu hören. Mit ihrem hellen Stimmen und der ungezwungenen Art machten die Kinder allen eine Freude und bekamen für ihre Darbietung einen herzlichen Applaus.
«Im Spannungsfeld zwischen Kirchen- und Volksmusik». So lautete das Motto dieses Bezirksfestes. Dementsprechend spielte Musik im Gottesdienst eine zentrale Rolle. Auch die Ansprache von Andreas Marti konzentrierte sich auf die Beziehung dieser beiden Musikstile. In der Einleitung seines spannenden und fachtechnisch fundierten Vortrages kam Andreas Marti gleich auf den Begriff «Volksmusik» zu sprechen: Volksmusik müsse differenziert betrachtet werden, stellte Marti fest. Denn die Schweiz kenne ganz unterschiedliche Sparten, die je nach Region eine eigene Prägung haben können. Für eine lebendige Kirche ist es ein Gewinn, wenn dieses reiche, volksmusikalische Schaffen im Gottesdienst seinen Platz findet. Zugleich wies aber Marti auf mahnend ein Pauluswort hin: nicht alles, was möglich ist, ist auch zuträglich (1. Kor. 6,12). Es muss darauf geachtet werden, dass einzelne Musiksparten nicht zuviel Gewicht erhalten. Ein ausgewogenes Miteinander der verschiedenen musikalischen Stile muss angestrebt werden.
In seinem Referat wies Marti ferner auf die Ähnlichkeiten zwischen dem Schweizer Jodellied und dem Kirchenlied hin. Es sind in beiden Fällen Melodieformen aus vergangenen Jahrhunderten, die leicht erlernt und mitgesungen werden können. Damit gab der Redner zugleich das Stichwort, denn im zweiten Teil des Gottesdienstes machte sich die Jodlergruppe «Bärgbuure Ranflüh» bereit. Die aus rund 12 Sängerinnen und Sängern bestehende Formation verfügt über einen sehr ausgewogenen, hellen und kräftigen Chorklang. Der schöne und reine Vortrag der Jodlerinnen und Jodler aus «Raufli» erfüllte die Kirche und hinterliess beim Publikum einen nachhaltigen Eindruck.
Neben dem Jodlerklub war auch eine Alphorn Kleinformation zu hören. Lorenz Schilt, selbst Pfarrer in Rüderswil, sowie Fred Bauer und Benjamin Stocker demonstrierten mit ihren Vorträgen, dass das Alphorn nicht nur traditionelle, sondern auch moderne Musikstile kennt. Neben zwei tradtionellen Alphornweisen boten die Bläser drei Teile aus einer Alphornmesse von Hans-Jürg Sommer. Das spezielle daran: Die Melodien der Messe wurden von Andreas Marti kunstvoll auf der Orgel begleitet.
Nach der Feier lud die Kirchmeinde zum Apero und zum Mittagessen ein. Während und nach dem Essen erfreuten die Bärgbuure Ranflüh die Gemeinde noch einmal mit vielen schönen und gekonnt vorgetragenen Jodelliedern. Während dem geselligen Beisammensein und den Klängen des Jodlerchores kamen sicher da und dort die Worte der Präsidentin noch einmal in Erinnerung: Musik verbindet.
So blicken die Organisatoren auf eine eindrucksvolle und rundum gelungene Feier zurück.