Die späten Herbsttage sind auch im Emmental begleitet von Nebenschwaden, die in den frühen Morgenstunden über den Eggen und auf den Schattseiten der Hänge liegen. In der ersten Morgendämmerung, während das Tageslicht am Horizont aufleuchtet, steigt der Nebel auf und hüllt den jungen Tag in ein weisses, schimmerndes Licht. Nur ein heller Lichtkreis am Himmel verrät, wo die Sonne auf ihrer Bahn am Himmel steht. Sie will nun aber ihr Recht haben und sucht sich einen Weg durch die dichte Nebelwand. Und noch bevor sie am Zenit steht, dringen ihre ersten warmen Strahlen durch den kühlen Herbstnebel. Dann zieht sich der silbergraue Herbstbote in die schattigen Täler und Gräben zurück; an den Ort, den das goldene Licht der Sonne nicht vor der Mittagsstunde erreicht. Hat die Sonne auch diese Gebiete mit ihren Strahlen erleuchtet, bleibt dem Nebel in den letzten Wochen des alten Jahres eine letzte Zuflucht in den Wäldern und Gräben.
Und dann, wenn die Sonne zu ihrem Recht kommt, hängen nur noch vereinzelt Nebelschwaden über den Matten und Dörfern. Nun geschieht etwas geheimnissvolles, denn der Nebel verhüllt einzelne Wälder hier, Teile eines Weilers dort. Und im schwächer werdenden Wasserdunst bricht sich das Sonnenlicht und scheint in sichtbaren Strahlen, wie von einer Engelshand gelenkt, über dem Lauf der Emme. Wer sich etwas Zeit nimmt zum Beobachten, kann mit ansehen, wie einzelne Höfe oder Hügelzüge plötzlich aus dem Nebel auftauchen und schon im nächsten Moment im sanften Licht der Spätherbstsonne erstrahlen. Und dann schwebt wieder der Nebel lautlos in das Bild und verhüllt alles, bald ist nichts mehr zu sehen.
Aber über der Nebeldecke erstrahlt immer noch die Sonne, so wie auch in einer trüben Nacht der Sternenhimmel über uns steht, selbst dann wenn wir ihn nicht sehen. Wie schön das alles ist, wird einem gerade dann bewusst, wenn es sich verbirgt.