Was machen eigentlich die Roboter? Während sie im Film immer noch als digitale Berserker ihr Unwesen treiben, sind sie in der Realität zu freundlichen, gutgelaunten Helfern geworden.
Als ich das erste Mal einem Roboter begegnete, war ich etwa drei Jahre alt. Meine Mutter nahm mich mit zum Einkauf in ein Warenhaus in unserer kleinen Hauptstadt an der Aare. Der Roboter wurde dort den Menschen in Konsumlaune als Hightech-Wunder vorgestellt. Indes, da dies in den späten Sechziger Jahren geschah, fielen die Fähigkeiten dieses Blechmonsters eher bescheiden aus. Er verfügte vermutlich über keine Computertechnik, denn ein Angestellter musste alle Funktionen mit einer Fernbedienung auslösen, die per Kabel an dieses Maschinenwesen angeschlossen war. Auf Knopfdruck konnte der Roboter einige Sätze schnarren, die von einem Tonband im Bauch des Robis abgespielt wurden. Ferner konnte er seine Arme in zwei Richtung bewegen. Als Höhepunkt der Vorstellung wurde dem Roboter eine Zigarette in den Metallmund gesteckt, die er dann «rauchte» ? ein Gebläse im Kopf zog den Rauch ein und stiess ihn wieder aus. Da das unbewegliche Möbel natürlich nicht gehen konnte, wurde es anschliessend auf einen Sackkarren gestellt und behutsam zum nächsten Ort gerollt. Dennoch hat mich die Robotergala beeindruckt, sie ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Aber: In mein Kinderzimmer hätte ich mir den Klotz nicht gewünscht, zumal es interessantere Spielzeuge als einen paffenden Roboter gibt!
Zylonen und Ava
Wenn heute das Gespräch auf das Thema Roboter gelenkt wird, haben manche Zeitgenossen ein kühles Gefühl in der Magengrube, die Technik ist ihnen nicht geheuer. Ein Grund dafür mögen manche Hollywood-Streifen sein, in denen Roboter als furchterregende Finsterlinge daherkommen. Der wild um sich schiessende Terminator versetzt ganze Städte in Panik und die metallenen Protagonisten in «iRobot» machen wegen einer Fehlprogrammierung eine Menge Ärger, es ist besser, man geht ihnen aus dem Weg! Im der Serie «Kampfstern Galactica» sind es die Zylonen, die sich im Weltall breit machen und nebenbei die Menschheit ausrotten wollen. Nicht einmal die attraktive Ava im Film «Ex Machina» vermag zu punkten, da sie eiskalt berechnend ist. Etwas Boden gut macht nur Wall.E. Der kleine, nette Aufräumroboter, der nach der grossen Katastrophe unbeirrt weitermacht und die Trümmer wegräumt.
Ich bin, was mein Betriebssystem kann
Wie sieht die aktuelle Wirklichkeit aus? Roboter haben in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte gemacht. Gemeint sind hier nicht die fleissigen Industrieroboter, die in Fabrikationshallen im 24-Stunden Takt Autos, Kaffeemaschinen und andere Dinge zusammenbauen. Gemeint sind interaktive Roboter, die mit Menschen kommunizieren können. Weltberühmtheit erlangt hat der ca. 1.4 Meter grosse Asimo von Honda. Er kann gehen, Treppen steigen, rennen, Getränke servieren und auf Kommandos reagieren, er dreht sogar seinen Kopf in die Richtung der Person, die ihn anspricht! Allein er bleibt in seiner Art isoliert, denn sein Betriebssystem, die Software also, die ihm alle Fähigkeiten verleiht, ist proprietär. Das bedeutet, dass der Hersteller eigene Programme zur Steuerung entwickelt, die nur für Asimo verwendet werden. Und das ist ein Problem, denn Roboter benötigen selbst für einfache Funktionen einen enormen Aufwand beim Software-Engineering. Und jeder Roboter-Bauer erfindet das Rad neu, respektive entwickelt eigene Software zur Steuerung. Einen ganz anderen Weg geht nun das französische Unternehmen Aldebaran in Zusammenarbeit mit dem japanischen Medienkonzern Softbank. Das Betriebssystem, das für die Roboter Nao, Pepper und Romeo entwickelt wurde, bietet eine ganze Reihe an Entwicklerwerkzeugen, «Cool Tools», wie sie auf der Homepage genannt werden. Mit diesen können die Aldebaran Roboter personalisiert und um neue Fähigkeiten erweitert werden. Ein SDK, System Development Kit, erlaubt die Programmierung in verschiedenen Sprachen, Python, C++, Java und Javascript.
«Umarme mich zum Schluss»
Was aber können Nao, Pepper und Romeo? Sie sind die im Titel erwähnten freundlichen Roboter. Während der kleine, quierlige Nao eher ein Spielzeug für Technikbegeisterte ist, fühlt sich Pepper für praktische Aufgaben berufen. Er kann nicht nur ganze Sätze verstehen und darauf reagieren, er hat sogar emotionale Fähigkeiten. So kann er erkennen, in welcher Stimmung sein menschliches Gegenüber ist. Bei seinem wichtigsten Job, Kundenberatung bei Softbank, ist dieses synthetische Talent nicht zu unterschätzen. Pepper ist stets freundlich und zuvorkommend, er macht Spässe und am Ende eines Fernsehinterviews forderte er den überraschten Moderator auf, ihn zu umarmen…
Noch weiter gehen will Romeo, der alle Eigenschaften von Pepper besitzen wird. Seine Aufgabe wird es sein, Betagten und Menschen mit körperlicher Behinderung zu helfen. Deshalb hat Remeo nicht nur Arme und Hände zum Tasten und Greifen, er hat auch Beine. Zurzeit funktionieren diese allerdings noch nicht, Romeo muss da stehen bleiben, wo er hingesetzt worden ist. Etwa so wie der alte Blechkasten im Warenhaus. Doch während dieser wohl längst verschrottet worden ist, wird Romeo in Kürze auch das Gehen lernen!