In der gemütlichen Gaststube im Restaurant Sternen im Heimisbach ist noch vieles wie vor 60 Jahren: an der Wand hängen Werbeplakate aus den 50er Jahren, Fotos der Aktivdienstgenaration und inmitten all dieser Zeugen einer vergangenen Zeit findet der Besucher ein grosses Portraitbild von General Henri Guisan. Gewiss ist es dort seit mehreren Jahrzehnten aufgehängt, so wie ein anderes Bild, das eine Bauernfamilie darstellt, die Mutter in der Berner Sonntagstracht, der Vater in Uniform, mit Tornister und umgehängtem Karabiner. In vielen Restaurants sind auch heute noch Bilder und Fotos von Henri Guisan zu finden. Sie sind fester Bestandteil der Ausstattung der Gaststube und behalten ihren Platz selbst dann, wenn der Besitzer des Restaurants wechselt oder wenn umgebaut wird. Hin und wieder verschwindet aber auch eines der meist mehr als 50 Jahre alten Bilder. Dieses hier mag viele Jahre in einem Wirtshaus zu sehen gewesen sein, bevor es veräussert wurde und in den Besitz eines Theaterfundus (!) gelangte:
Das Portrait steht in einem bemerkenswerten Kontrast zu den bekannten Fotos, auf denen der grosse Stratege mit entschlossenem, ja oft strengem Blick zu sehen ist. Der Künstler, der dieses Bild malte, schuf einen Guisan, der den Betrachter aufmerksam, fast etwas verwundert anblickt. Die hochgezogenen Augenbrauen geben dem Portrait des populären Generals ein heiteres, fast schalkhaftes und lebendiges Aussehen.
Henri Guisan wurde am 30. August 1939, zwei Tage vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges, von der Bundesversammlung zum General gewählt. Nach der Vereidigung traten Guisan und die Bundesräte vor die wartende Menge auf dem Bundesplatz und stimmten die Nationalhymne an.
Mit den Kriegsjahren begann für die Schweiz nicht nur eine Zeit der äusseren Bedrohung. Auch im eigenen Land gab es Bewegungen, die sich von den kriegerischen Erfolgen der Deutschen blenden liessen und sich dem «neuen Europa» anschliessen wollten. Ihnen gegenüber stand aber die Mehrheit des Volkes, das sich als Nation existentiell bedroht fühlte und bereit war, für die Unabhängigkeit des Landes jedes Opfer zu bringen. In dieser Zeit doppelter Gefahr hatte die Schweiz das Glück, an der Spitze der Armee einen Oberbefehlshaber zu besitzen, der zu einer Integrationsfigur wurde. Guisan verstand es, alle Zwistigkeiten und rivalisierende Ideologien zu überwinden und den Widerstandsgeist im Land zu einen. Die daraus gewachsene, unbedingte Entschlossenheit zur Verteidigung der Nation, gepaart mit einer klugen und vorausschauenden Diplomatie führten dazu, dass der furchtbarste Krieg aller Zeiten an der Schweiz vorbeiging.