Bestimmt haben die Apostel nie vergessen, was sie am See Tiberias erlebt hatten: Jesus war auferstanden und erschien seinen Jüngern. Einige Zeit später begegnete er ihnen noch einmal, während sie fischten, vermutlich während den letzten Stunden in der Nacht. Im Boot, das auf den Wellen schaukelte, sassen Petrus, Natanaël und noch einige weitere Jünger. Aber sie fingen nichts! Über dem See Genezareth dämmerte schon das erste Tageslicht, als sie am Ufer einen Mann erblickten, der ihne zurief und sie um ein paar Fische zum Frühstück bat. Als sie ihr Netz auf seinen Rat hin noch einmal auswarfen, war es beim Hochziehen übervoll; Johannes hat sogar nachgezählt: 153 grosse Fische! Da erst erkannten sie, dass es Jesus war, der am Ufer auf sie wartete. Er hatte bereits ein Feuer gemacht und zusammen assen sie einige von den Fischen und ein Stück Brot, das Jesus mitgebracht hatte. Wenn Sie diese schöne Geschichte nachlesen möchten, Sie finden sie im 21. Kapitel des Johannes-Evangeliums.
Beim folgenden Gespräch am Feuer bekam Petrus von Jesus einen wichtigen Auftrag: Dreimal foderte dieser ihn auf, für seine wachsende Gemeinde zu sorgen: Hüte meine Schafe! Ganz offensichtlich erhoben sich die beiden während des Gesprächs und gingen ein paar Schritte; dabei offenbarte Jesus dem Fischer auch seine Zukunft. Während er zuhörte, bemerkte Simon Petrus, dass Johannes ihnen folgte und fragte Jesus, welches Schicksal auf Johannes wartet. Die Antwort, die er von Jesus bekam, war kurz, aber enorm wichtig, auch für uns Menschen in den Gegenwart: Du brauchst das nicht zu wissen, lieber Petrus. Folge du mir nach.
Lass dich nicht ablenken, von Dingen, die nicht wichtig sind, oder für deine Aufgabe sogar hinderlich sein könnten. Das war der Rat, den Jesus Petrus gab. Und – das wissen wir aus der Apostelgeschichte und den Briefen – Petrus beherzigte diesen wertvollen Ratschlag: Er gründete Gemeinden, hielt gewaltige Predigten, taufte die ersten nichtjüdischen Christen, heilte Kranke, holte Tote ins Leben zurück, schrieb Missionsbriefe, liess sich auch von den Mächtigen der Welt nicht von seiner Aufgabe abbringen und wurde deshalb mehrfach eingesperrt. Er reiste nach Rom und starb dort als alter Mann am Kreuz.
Das wesentliche an dieser Geschichte: Den guten Rat, den Jesus auch uns gibt, können wir jederzeit annehmen, wir müssen dazu nicht Übermenschliches leisten, so wie Petrus es tat. Wir können den Blick auf die Dinge richten, die in unserem Leben wichtig sind. Denn Jesus fodert alle Menschen auf, ihm nachzufolgen, in ihrem eigenen von Gott geschenkten Leben. Nicht irgendwann in der Zukunft, sondern hier und jetzt! Das Unmittelbare findet sich in der Bibel immer wieder. Der Apostel Johannes nimmt den Gedanken der spontanten Entscheidung am Ende seines Lebens auf, als er die Offenbarung schreibt. In einer Vision sagt Jesus zu ihm (Offb. 3, 20 NGÜ): «Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen, und wir werden miteinander essen – ich mit ihm und er mit mir.»
Was bedeutet es, Jesus die Türe zu öffnen? Jesus verwendete gerne das Bild der Tischgemeinschaft. Mit ihm Gemeinschaft zu haben bedeutet, seine Gebote zu halten, von denen das Liebesgebot das wichtigste ist. Es bedeutet, daran zu glauben, dass er unsere Sünden auf sich nimmt, damit uns nichts mehr von Gott trennt. Und es bedeutet eben auch, das Wichtige im Leben in Blickfeld zu behalten, genau so, wie es Jesus Petrus sagte: Füreinander da sein, Zeit für seine Mitmenschen haben, Zeit für ein Gebet.