Es vernachtete schon, als ich in Richtung Sumiswald zur Probe fuhr. Während hinter dem Jura noch ein schwaches Abendrot leuchtete, wurde der Himmel gegen Osten dunkler. Tag und Nacht reichten sich die Hand, zu Ende war des Helios Fahrt auf seinem Sonnenwagen. Wenigstens bis zum nächsten Morgen.
Ich fuhr über die Linde, erreichte kurz darauf Ursenbach und fuhr auf der Hauptstrasse weiter in Richtung Mühleweg. Es war schon fast finster geworden, als ich etwa auf halber Distanz den Abendstern am Himmel bemerkte. Er stand hoch am dunkler werdenden Himmel und leuchtete dort hell und klar. Mir war, als hätte ich ihn seit Langem nicht so schön gesehen.
Der Abendstern: Während es Nacht wird, funkelt ein Licht, damit die Dunkelheit nicht alles umfassen kann. Als ich noch Kind war, bedeutete mir ein Licht in der Nacht viel, ich brauchte mich nicht vor der Dunkelheit zu fürchten. Wurde uns der Abendstern von einem gütigen Gott gesandt, der uns in der Nacht ein Licht weist und uns damit zeigen will, dass unser Schicksal ihm nicht gleichgültig ist?
Ich fuhr weiter und beobachtete noch immer den Abendstern, der nun aus der Nacht strahlte. Noch im Mittelalter wies dieser Stern den Seefahreren den Weg, er war ihr Leitstern, wenn er am Abend oder am Morgen leuchtete. Auch Christoph Columbus soll sich bei seiner Fahrt in die neue Welt an der als Leistern dienenden Venus orientiert haben.
Habe auch ich einen Leitstern? Wonach strebe ich in diesen Tagen? Es gibt manchen Moment, der kleine und unwichtige Dinge gross erscheinen lässt, etwa ein Programm, das nicht mehr läuft oder irgend ein Gerät, das seinen Dienst versagt. Manchmal ärgere ich mich dann. Wie gut wäre es da, in so einem Moment den Blick einem anderen Leitstern zuzuwenden.
Das Bild gefällt mir sehr gut. Ich werde demnächst eine CD veröffentlichen mit romantischer Musik – dürfte ich es hierfür verwenden?
Bitte um kurze Nachricht.
Mit freundlichen Grüßen: Frank Küchler