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Alphornklänge am Jodlertreffen

An Jodlerfesten ist es seit vielen Jahren üblich, dass Alphornbläser, Fahnenschwinger und Jodler gemeinsam auftreten. An regionalen Treffen waren die Jodler bisher unter sich. Das muss nicht so sein, dachten sich die Unteremmentaler Jodler und luden vor zwei Jahren erstmals ihre Verbandskameraden zum Treffen ein.

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Alphornbläsergruppe Sumiswald

«Es wäre doch schön, wenn wir auch an den regionalen Jodlertreffen miteinander auftreten, schliesslich gehören wir zusammen.» So argumentiert der Präsident der unteremmentalischen Jodlervereinigung, Ernst Gerber. Er war es auch, der vor drei Jahren die Alphorngruppe Sumiswald und zwei Fahnenschwinger engagierte. «Das Intermezzo mit Alphörnern und Fahnen passte und wurde von den Jodlern sehr gut aufgenommen» weiss Ernst Gerber zu berichten und infolge des guten Echos waren es auch heuer die Hörnler und Fähnler, die beim Apéro und während den Konzertpausen das Publikum unterhielten. Besonders bei Gästen stösst die Bereicherung des Programmes auf Zuspruch. Ihnen wird gewissermassen ein «Vollprogramm» wie an einem Jodlerfest geboten.

Auch im kommenden Jahr sollen am unteremmentalischen Jodlertreffen die Alphornbläser und Fahnenschwinger wieder Teil des Programmes sein. Und die Idee hat bereits Schule gemacht, wissen die Organisatoren des Treffens zu berichten: auch im Oberemmental waren die urchigen Hörner und kunstvoll geschwungenen Fahnen dieses Jahr anzutreffen.

Blumensprache

«Ein Ritter habe in voller Rüstung seiner Liebsten Blumen gepflückt, sei ins Wasser gefallen und ertrunken. Die Dame bekam den blauen Blumenstrauss und blieb ihr Leben lang dem Toten treu.» Das klingt romantisch und das will es auch, denn die Geschichte stammt aus einem Buch zur Blumensprache. Die Blumen, die der Unglückliche sammelte, waren natürlich Vergissmeinnicht, das zarte Blümchen also, das durch seine kleinen, tiefblau leuchtenden Blüten nicht erst seit der Romantik auch von Königen bewundert und von Dichtern besungen wird. Selbst der Dichterfürst Göthe hat der kleinen Frühlingsblume mehrere Gedichte gewidmet. Im Blümlein Wunderschön zeichnet der Blumenliebhaber in den schönsten Farben das Bild eines gefangenen Grafen, der einsam im Verlies verharrt und nur eine Sorge hat: dass seine Geliebte ihn nicht vergisst. So schweift sein Blick vom Turm herab und sucht nach der Blüte, deren Anblick er mit der Gewissheit gleichsetzt, dass seine Erwählte ihm die Treue hält.

Die Blumen auf den Wiesen rund um das Schloss werden auf den suchenden Grafen aufmerksam und richten tröstende Worte an den Gefangenen. Allen voran natürlich die Königin der Blumen, die stolze Rose, die sich ihres Wertes durchaus bewusst ist. In der Blumensprache ist sie in roter Farbe nicht nur ein Symbol der Liebe sondern auch des Sieges. Zu ihr gesellt sich die Lilie, die durch ihr leuchtendes Weiss für Reinheit und Licht steht. Und während die beiden Blumen, zu denen sich inzwischen auch die Nelke dazugesellt hat, um die Gunst des Grafen werben, ertönt plötzlich und kaum hörbar eine Stimme aus dem Verborgenen. Es ist das süss duftende Veilchen, das wie keine andere Blume für Bescheidenheit steht. Erst nach anfänglichem Zögern spricht das Veilchen zum Gefangenen: «Wenn ich es bin, du guter Mann, wie schmerzt michs, dass ich hinauf nicht kann, Dir alle Gerüche senden!»

Di schöne Sitte, Blumen zu schenken, Gefühle und Wünsche mit einer Blüte auszudrücken, ist uralt. Schon vor 10.000 Jahren gaben unsere Vorfahren ihren Verstorbenen Blumen mit ins Grab. Ein wichtiger Hinweis darauf, dass Blumengeschenke auch bei anderen Anlässen gebräuchlich waren.

Blumen als Geschenk wecken Emotionen, sind stets etwas Besonders und werden selbst Kostbarkeiten wie Gold und Edelsteinen vorgezogen. Seit Menschengedenken ist das Überreichen einer Blüte oder auch nur eines Zweiges, wenn es mit Bedacht geschieht, ein untrügliches Zeichen der Wertschätzung und der Zuneigung. Warum ist das so? Etwa, weil Blüten gerade durch ihre Vergänglichkeit ein Symbol für das Ewige, Unvergängliche sind? Oder weil Pflanzen kein materielles Geschenk im eigentlichen Sinne sind, sondern vielmehr ein Sinnbild für Gefühle. Wer Blumen schenkt, bestätigt der oder dem Beschenkten einen tieferen Sinn für das Zarte, für das Sensible und Feinsinnige. Ein Blumengeschenk ist stets persönlich und einzigartig.

Im Science Fiction Film Buck Rogers wird die Erde von einer mächtigen, ausserirdischen Königin besucht. Bei dem Gipfeltreffen sind zahlreiche Fürsten und Regenten aus fernen Welten anwesend und überbieten sich gegenseitig durch wertvolle Geschenke an die Königin. Zuletzt wird der Held der Geschichte, Buck Rogers, vorgelassen. Er überreicht der Fürstin eine rote Rose und beschämt damit alle.

Doch zurück zum Vergissmeinnicht. Es ist in der Sprache der Blumen weniger das Symbol des Angedenkens, diese Rolle kommt dem Stiefmütterchen zu. Wer Vergissmeinnicht verschenkt, versieht seine Gefühle mit einem ersthaften, blauen Ausrufezeichen. Alle Namenslegenden berichten von wahrer Liebe. So steht es in «The Language of Flowers» von Sheila Pickles und in der «Neuen vollständigen Blumensprache» aus dem 19. Jh.

Gerade die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war durch die in voller Blüte stehende Romantik die Zeit der Blumensprache. Sie erfreute sich nicht nur an Höfen, sondern auch im bürgerlichen Leben an zunehmender Beliebtheit. Geschenkt wurden nicht nur Sträusse oder Blüten, sondern auch einzelne Blätter einer Blüte. Wer eine baldige Antwort wünschte, legte seinem Brief einen Grashalm bei, ein Kleeblatt mahnte zur Vorsicht. Mit roten und weissen Rosenblättern wurde Bejaht und Verneint. Auch die Präsentation war bedeutend: Eine nach unten gerichtete Blüte bedeutete das Gegenteil, auch ein um dem Strauss gewickeltes Band enthielt eine Botschaft.

Im ausgehenden 19. Jh. verlor die Blumensprache zunehmend ihre Popularität, die filigrane und facettenreiche Symbolik verschwand wieder. Heisst das, dass beim Schenken von Blumen nicht mehr auf die Symbolik geachtet werden muss? Gewiss nicht. Aber wir haben es heute auch wesentlich einfacher als unsere Ahnen aus der Zeit der Romantik. Wer sich an einige wenige und einfache Regeln hält, kann keinen Fehler machen.

In unserer Zeit ist der Sinn für das Schöne in den Vordergrund gerückt. Wichtig ist die harmonische Zusammenstellung mit einer bedeutungsvollen Farbe: Rot für Liebe, Rosa für Zärtlichkeit, Blau für Treue und Sehnsucht, Weiss für Reinheit und geistige Schönheit, Gold für Glück. Einer wachsenden Beliebtheit erfreut sich die Sonnenblume, die für Licht, Freude und Glück steht.

Der Efeu ist kein Schmarotzer, er hat eigene Wurzeln, doch sucht er sich einen Baum, an dem er sich festhalten und an dem er emporwachsen kann. So ist diese schöne Pflanze zum Sinnbild der Treue geworden; auch deswegen, weil sie während der kalten Jahreszeit grün bleibt. Überall in unserer Umgebung entdecken wir Buchsbäume, die gerne aus Hecken verwendet werden. Erst in jüngster Zeit wurde der Buchs wieder als Zierpflanze entdeckt. Was weniger bekannt ist: Buchs ist ein Symbol der Hoffnung. Sehr beliebt sind bei Herrn und Frau Schweizer auch die leuchtend roten Geranien und Margeriten in verschiedenen Farben, im Frühling Stiefmütterchen, Tulpen und Primula, die liebevoll «Primeli» genannt werden, Rosen und im Herbst Astern. Ihre Symbolik kann in den oben erwähnten Büchern oder auf Wikipedia nachgeschlagen werden. Doch ungeachtet der von uns zugesprochenen Bedeutung sind sie wie alle ihre Geschwister vor allem eines: Kinder des Himmels und Botschafter aus einer zaubrischen Welt.

Fasnächtliches Verwirrspiel im Wasseramt

Zurzeit präsentiert sich Subingen den von Etziken her kommenden Verkehrsteilnehmern als «Chäswil». Eigentlich steht dieser Name der Nachbargemeinde Deitingen zu.

«Chäswil», auf diesen Namen hört die Wasserämter Gemeinde Deitingen während der Fasnacht. Dass Dörfer während den närrischen Tagen umgetauft werden, ist ein alter Brauch, bei dem sogar die Kantonshauptstadt mitmacht. Die Zunft zu Solothurn hat entschieden, dass das Städtli während der Zeit des bunten Treibens «Honolulu» zu heissen hat. Wer sich erkundigt, erhält auch gleich eine Erklärung für die Wahl des exotischen Namens: Würde man in Solothurn ein Loch quer durch den Planeten bohren, so würde der Durchstich auf der anderen Seite der Erde genau in Honolulu erfolgen.

Um den fasnächtlichen Namen auch bekannt zu machen, haben sich die Deitinger Zünftler etwas besonderes einfallen lassen: Alle Schilder bei den Dorfzufahrten werden so präpariert, dass dort auch tatsächlich «Chäswil» zu lesen ist. Damit Ortsunkundige nicht in Verlegenheit geraten, wird der richtige Dorfname in kleinerer Schrift dazugesetzt.

Nur: Unser Foto stammt nicht aus Deitingen, sondern aus der Nachbargemeinde Subingen! Jemand hat sich einen Spass gemacht und das Pappschild in einer nächtlichen Aktion umplatziert. Ob es dort bis zum Ende der Fasnacht hängen bleibt, oder ob die Deitinger ihr Eigentum zurückholen und dem Schabernack vorzeitig ein Ende bereiten, wird sich zeigen.

Vernachte

Liechtmäss lit scho zwe Wuche zrugg, ds’bunte, fröhliche Tribe vo de Fasnächtle her aagfange, d’Tage wärde wider lenger, scho si i der Natur die erschte Zeiche vom Früehlig z’gseh. Da u dert, versteckt unter em düre Loub, uf de Matte am Waldrand und i de Gärte vor de Hüser, wo die erschte Primeli i allne Farbe blüeie. Es isch halt gar e milde Winter. Wo-n-i geschter vo Subige gäge Inkwil zue bi, hei d’Amsle scho gliedet und d’Spatze si tifig u luschtig i de Strücher hin u här gsprunge. Derzue hei si gsunge und jubiliert. Ja gällit, wär wett da nid Fröid ha, wenn der Tag so schön u mild gsi isch, wenn d’Sunne uf ihrer churze Bahn die winterlichi Ärde doch het möge werme, wenn ihri guldige Strahle Härz u Gmüet erfröie.

Vor em blaue Himmel si fiini Schleierwulche zoge, es het usgseh, als ob e Künstler mit wisser Watte es grosses Chunstwärch erschafe hätt. Und wo denn der Abe cho isch, d’Sunne hinter em Jura sich zur Rueh bettet het, isch es gsi, als wett si no einisch ihri ganzi Pracht u Schönheit zeige, als wär ihres Wärch nid vollbracht, wenn nid vor em Vernachte die ganzi Wält und der Himmel ire guldig-rote, füürige Farbepracht lüchtet und glüeiht.

Doch denn isch es dunkler worde, die erschte Näbel si uf de Matte ufgstige und chum isch kei Sunne me z’gseh gsi, isch es gredi ume chalt worde. Ja, es isch halt doch no Winter. Im Wald isch es scho dunkel und still gsi und am Himmel het der Abestärn afa lüchte. Es isch halt doch so, was da erläbt hesch i der Natur, widerholt sich jede Tag; aber doch isch es jedesmal einzigartig, jedesmal isch ds Härz voller Fröid u Dankbarkeit für das, wo’s het dörfe erläbe.

Winterwald

Winterwald
Wie chalt si doch d’Tage worde
Jetz isch der Winter da.
E ischig chalte Bysluft
Stricht im Dorf de Hüser nah.

Är hület über düri Fälder,
über d’Weide dert em Waldrand zue
Är stürmt u ruschet i de Böim,
über ds’Walddach, ohni Rueh.

Doch i der Nacht wird’s still, lislig fallt der erschti Schnee
Schneit bis zum Morgeliecht, wenn du die Pracht chasch gseh.
Und mit em erschte Sunnestrahl, erwacht e märlihafte Wintertag
Voll wissem Liecht u Glanz, ja grad eso isch jetz mi Winterwald.

Die Saatkrähen kehren zurück

Im Solothurner Kreuzackerpark an der Aare herrscht ein emsiges Treiben. Dutzende von Saatkrähen haben sich im Park versammelt und nutzen das milde Winterwetter um den Nestbau zu beginnen. Dazu gehört auch das Aufteilen der Brutplätze in den Baumkronen der Platanen, was sich in einem läuten krächzen und krähen äussert. Geschäftig fliegen die geselligen Raben hin und her, fressen den Tauben das Futter weg, das Passanten auf die Aaremauer gestreut haben und schaffen Äste und Zweige herbei. Es ist immer wieder ein Genuss, den Flugkünsten dieser flinken Tiere zuzusehen.

Hin und wieder kommt es zu Auseinandersetzungen, beispielsweise dann, wenn die schwarzen Vögel sich gegenseitig aus dem Nest Zweige rupfen, die sie selbst zu verwenden beabsichtigen. Dann wird es in den Baumkronen über dem Kreuzacker laut und zwischen den Ästen herrscht ein aufgeregtes Hin und Her der Rivalen.

Krähen im Mittelholzpark, Solothurn

Saatkrähen auf der Aaremauer

So wird es nicht ausbleiben, dass bald auch die Beschwerden kommen werden. Einerseits wegen der Parkplätze im Kreuzacker. Wer dort sein Fahrzeug abstellt, wird nach spätestens einer Stunde deutliche Spuren von Meister Merkenau auf seinem Fahrzeuge finden können. Andererseits fühlen sich viele Anwohner vom lauten Krächzen gestört. Im Gegensatz zu Bern hat es im vergangenen Jahr keine «Vergrämungsaktion» gegeben. Es bleibt abzuwarten, ob Solothurn sich zu einem Vertreibungsplan wird entschliessen können. Vielleicht sind Aktionen gegen die Saatkrähen bisher ausgeblieben, weil das zuständige Amt sich in der benachbarten Aarestadt informiert hat. Dort waren die Ergebnisse ernüchternd: Weder Laser, noch Plexiglasscheiben über den Nestern, noch irgend etwas anderes konnte die klugen Krähen vom Nestbau abhalten.

So wird sich das Bild vom letzten Jahr wohl wiederholen: Eine wachsende Saatkrähenkolonie, die die günstigen Bedingungen des Kreuzackerparkes nutzt um für den Nachwuchs zu sorgen. Zur Freude der Natur- und Krähenfreunde, zum Leid einiger PW-Besitzer und des Hafebar-Betreibers.

Nebel im Wasseramt

Nun hat er und also wieder, der Herbstnebel. Hier im äusseren Wasseramt kann er in den späten Herbstmonaten so dicht werden, dass das Gebäude auf der gegenüberliegenden Strasseseite nur noch schemenhaft zu erkennen ist. Und im November vermag die Sonne die immer dichter werdende Nebeldecke kaum mehr aufzulösen. Es ist die graue Jahreszeit, in der die Sonne oft während Wochen nicht zu sehen ist. Ein Erlebnis ist in diesen Tagen ein Ausflug auf die Juraberge. Auf dem Weissenstein kommt der sonnenhungrige auf seine Kosten und blickt über ein weites, weisses Nebelmeer.

Alphornprobe auf der Schonegg

Schon werden die Tage wieder kürzer, der Herbst steht vor der Tür und die ersten Nebelschwaden am Morgen künden das baldige Ende des Sommers an. Doch noch ist es bis in die frühen Abendstunden hell und wir nutzen die Tage um noch einige Proben im Freien absolvieren zu können. Heute waren wir ausnahmsweise nicht auf der Steiweid sondern auf der Schonegg beim Hof der Familie Bürki. Auf einer Anhöhe über dem schönen Bauerngut genossen wir die weite Aussicht und die heimelige Abendstimmung auf der Schonegg, einer Emmentaler Landschaft, wie man sie sich schöner kaum vorstellen kann. Dann spielten wir auf der «Guschtiweid» einige Alphornweisen, die weithin zu hören waren und an den umliegenden Hügeln verhallten.

Schonegg

Anschliessend waren wir beim der Fam. Bürki zu einem «Kafi» eingeladen, dazu gab es ein feines Stück Fleisch und Brot. Für die Gastfreundschaft und die grosszügige Bewirtung bedanken wir und herzlich.

Natürlich verliessen wir den Ort nicht, ohne noch ein kurzes Ständeli zu spielen. Dann – es dämmerte bereits – führte uns unser Weg wieder bergab nach Sumiswald.

Google will auf den Desktop

Google ist weiterhin auf Einkaufstour und die Entwickler arbeiten fleissig an neuen Produkten. Diese Woche hat Google Writely gekauft und einen geschlossenen Betatest der Kalenderanwendung CL2 gestartet. Und was ist in den Monaten zuvor passiert? Einiges, es vergeht kaum ein Monat, an dem Google nicht mit neuen Produkten aufwartet. Diese Umtriebigkeit ist verständlich, denn im freien Markt kann ein Unternehmen auf Dauer nur dann erfolgreich sein, wenn es sein Geschäftsfeld stetig ausweitet und erneuert. Google dominiert zurzeit die Suchtechnik im Internet und setzt alles daran, diesen Schwung zu nutzen, um sich auch in anderen Bereichen zu etablieren.

In welchen Bereichen? Nachdem die Kalifornier zahlreiche Internet-Anwendungen erfolgreich lanciert haben, richtet sich ihre Aufmerksamkeit auf einen Bereich, der seit bald 20 Jahren von einem Monopolisten beherrscht wird: Auf den Desktop. Auf nahezu 90% aller PC’s ist Windows installiert, die Benutzer arbeiten mit Microsoft Programmen wie MS Word oder MS Outlook und surfen mit dem MS Internet Explorer im Internet. So können die Redmonder fast nach Belieben schalten und walten und selber bestimmen, was die Benutzer mit ihrem PC tun können …oder eben auch nicht tun können.

Das schmeckt Google nicht. Denn dies birgt die Gefahr, dass Microsoft den Zugriff auf unliebsame Google-Anwendungen erschwert. Wer’s nicht glaubt, sei an die «DR-DOS Affäre» verwiesen. Microsoft ist stets dann am kreativsten, wenn es darum geht, einen Konkurrenten kalt zu stellen. Die Dominanz des Netscape Navigator wurde gebrochen, indem der wesentlich schlechtere, aber hauseigene Browser Internet Explorer zum «integralen Bestandteil des Betriebssystems» erklärt und fortan zusammen mit Windows ausgeliefert wurde.

Will Google auch in den kommenden Jahren erfolgreich sein, ist die Präsenz mit eigener Software auf den Endgeräten unumgänglich. Der Support von Mozilla Firefox, die Entwicklung von Google Desktop und Google Pack, sowie die Übernahme von Writely sind nur die ersten Massnahmen, mit denen Google gegen den Desktop-Goliath antritt. Weitere werden in Kürze folgen. Microsoft wird auch hier mitziehen und mit eigenen, browser-basierten Anwendungen reussieren. Was wir von den Redmondern zu sehen bekommen werden, sind aber kaum schlanke Ajax-Applikationen, sondern vielmehr die bestehenden, schwerfälligen und fehlerträchtigen Office-Programme, eingezwängt in eine neue ActiveX-Komponente.

«Gleichheit ist die Seele der Freundschaft»

Diesen Sinnspruch fand ich heute Morgen auf meinem Kalender, als ich einen Termin für den kommenden Monat Februar einzeichnen wollte. Er stammt vom «Philosophenfürsten» höchstpersönlich, also von Aristoteles. Wieder einmal die Schriften des grossen Griechen lesen, das wäre etwas!

Aristoteles hat vor fast 2500 Jahren gelebt und die Schriften, die uns erhalten geblieben sind, sind mit grösster Wahrscheinlichkeit Vorlesungsmanuskripte des Meisters, also nicht für Dritte zur Lektüre bestimmt. Natürlich hat Aristoteles auch – ähnlich Plato – Lehrschriften in Dialogform für seine Schüler verfasst. Allein diese sind fast vollständig verloren gegangen – ein schrecklicher Verlust!

Die Lektüre des grossen Stagiriten ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden und es stellt sich die Frage, ob sich die Auseinandersetzung mit dem Text lohnt. Ja, sie lohnt sich auf jeden Fall. Olof Gigon hat die Aristoteles-Lektüre sogar als «in einem ganz besonderen Sinne heilsam» bezeichnet. In der Reihe «PHILOSOPHIE JETZT!» des Diederichs Verlages war Aristoteles einer der ersten Philosophen, dem ein Band gewidmet wurde.

Freilich ist vieles, was auf uns gekommen ist, veraltet oder schlicht und einfach falsch. Aber die ethischen Werke, allen voran die nikomachische Ethik und der «Protreptikos», die Empfehlungsschrift an die Philosophie, haben kaum an Aktualität eingebüsst. Der Protreptikos ist zugleich das empfohlene Werk für Einsteiger.

Aus der nikomachischen Ethik könnte auch der im Titel wiedergegebene Sinnspruch stammen, denn dort widmet sich der Meister in einem ausführlichen Kapitel dem Thema Freundschaft, das er im achten Buch wie folgt einleitet: «Darnach werden wir wohl von der Freundschaft reden müssen, denn sie ist eine Tugend, oder doch mit der Tugend verbunden; ausserdem gehört sie zum notwendigsten im Leben. Denn keiner möchte ohne Freunde leben, auch wenn er alle übrigen Güter besässe.»

Auf den folgenden Seiten beleuchtet der grosse Denker das Thema von allen Seiten in seiner unvergleichlichen Art. Er analysiert, unterscheidet zwischen verschiedenen Formen der Freundschaft, erstellt eine Einteilung aller wichtigen Punkte und schafft Ordnung, so wie er dies in all seinen Werken tut. Und wie oft sind da Fragmente zu finden, die Situationen beschreiben, wie wir sie tagtäglich erleben: «Vorwürfe und Klagen gibt es ausschliesslich, oder doch meistens in der auf dem Nutzen beruhenden Freundschaft, und dies begreiflicherweise».