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Im Chrischtmonet

E churze Wintertag het sich scho sim Änd zue gneigt und unger de letschte Sunnestrahle het e lüchtend wissi, früsch verschneiti Wält sich der Winternacht zue gneigt. I de Hüser und uf de Strasse im Dorf hei itz d’Liechter afa brönne, eis um ds angere isch z’gseh gsi, wo Heiteri u Wermi i dä chalt Dezämberabe use treit het. Und uf em Dorfplatz, da isch hüt Wiehnachtsmärit gsi. Um die schön gschmüchte Märitstäng ume het mängi Liechterchetti u mängs Latärnli glüchtet. Zäme mit em gschmüchte Wiehnachtsboum, wo zmits uf em Platz isch gschtange, hei all die Liechter ei eigeti Wiehnachtsatmosphäre verbreitet und iglade zum gschoue u verwyle. Scho sit em Mittag si Mönsche us em Ort, aber o us de umligende Dörfer itroffe u hei über dä schön gschmückt Platz, aber natürlich o über all die Uslage a de Märitschtäng gstunnet, wo’s da z’gseh gäh het.

Finge i ächt da es Gschänkli für mini liebschte? Weisch, öppis zum säge: i ha Di gärn. Villecht eini vo dene Glas-Chrugele, wo so schön glitzere u glänze im Liecht. Als Sinnbild für üsi Liebi, wo grad so söll strahle wie das warme Liecht wo drus use lüchtet. Nid nume a Wiehnachte, nei, ds ganze Jahr. Oder ächt doch lieber eis vo dene schön gschnitzte Holzhärz – oder lieber zwöi? Es si ja geng zwöi Härze uf dere Wält wo sich sueche. U wenn si sich funge hei, de lüchtet der Glücksstärn, grad so wie itz der häll Abestärn am klare Winterhimmel.

…Oder bimänd doch lieber eine vo dene süesse Läbchüeche?

Gwüss si i mäger Seel d’Gedanke am däm Abe uf em Wiehnachtsmärit hin u här gange; me het’s i de Ouge guet chönne gseh. Wiu schänke Fröid macht, nid nume bi dene, wo es Gschänkli überchöme. Nei, o bi dene wo es Gschänk mache. Das het o dä gwüsst, wo vor 2000 Jahr ire eifache Chrippe im Stall z’Betlehem uf d’Wält isch cho. Gäh macht glücklicher als näh, het Jesus einisch zu sine Jünger gseit. Gäht aues, was Dir heit de Arme, so wärdet Dir e Schatz im Himmel ha.
Jesus isch e grosse Meischter u Lehrer gsi, o we’s um ds Schänke geit. Was hätt är ächt zur Antwort gäh uf d’Frag, was mir am Wiehnachtsfescht chönnte schänke: Villecht das: schänk Di sälber, dini Zyt, dini Liebi. Grad so het’s Jesus ja o sälber gmacht. Als Ching i der Chrippe u speter als Messias het är sich sälber gschänkt.

U wär überchunt üses Gschänk? O uf die Frag het der Zimmerma us Nazareth e Antwort: dene wo grad nüt hei zum zrügg schänke! U dene, wo’s gar nid erwarte. Dene, wo das Gschänk so überraschend chunt, dass es wie es grosses, unerchants Wunder isch! U das isch ja grad ds Stichwort zu däm schönschte Fescht uf Ärde: Ds Wiehnachtswunder passiert. Hüt u morn. A jedem Tag und i jedem Mönsch.

Ds Liecht vom nöie Tag

Wenn heit Dir das z’letscht mal erläbt? I meine dä Momänt am Morge, wenn ds erschte Liecht vom nöie Tag am wite Himmelszält z’gseh isch. Grad denn, wenn der Morgestärn häll u klar zwüsche de Wulche lüchtet und im Boum die erschti Amsle ihres Lied astimmt. Es passiert a jedem Morge, aber doch isch es immer wider ganz neu u voller Gheimnis. Es isch, wie wenn es us güetiger Hang es nöis Läbe erschaffe worde isch, es Läbe voller Zueversicht u Fröid uf das, was dä neu Tag alles wird bringe.

Scho mängisch bi-n-i am Morge blibe stah, ha mi la verzoubere u ha zum Himmel gluegt zum gseh, wie die erschte Stärne verlösche u d’Bärge immer klarer vor em blassblaue Morgehimmel stah. Es isch e Momänt wo ds Härz mit töifem Glück erfüllt. Wohär aber chunt de das Glück? Wiu’s für üs Mönscheching doch nüt schöners git, aus der Gang vo der Natur z’beobachte! Z’erläbe wie d Tage, d Jahreszyte, Sunne Mond u Stärne ablöse.

Aber, isch da nid no öppis? Gwüss wäger isch da no öppis: der jung, früsch Tag gmahnet üs a die eigeti Jugend. A die Zyt, wo üsi Chinderseel voller Erwartige und Gwunger em länge Läbe entgäge gluegt het. So chöi mir a jedem Morge sälber no einisch jung sy, ds Glück u d’Erinnerige us dere vergangene Zyt no einisch erläbe.

U die wo verschlafe…? Die verpasse halt öppis!

Lob der Unordnung

In den frühen 80er Jahren, zur Zeit der ersten PC’s und Homecomputer also, kamen auch passende Fachbücher in immer grösserer Zahl in die Buchläden. Die meist sehr bunt und auffällig gestalteten Werkt stammten typischerweise aus England, Deutschland oder aus den USA, waren also in der Mehrzahl englisch. Sie trugen Titel wie «C64 Intern», «VC20 Tipps und Tricks» oder «ZX Sinclair Game Programming». Nun war diese schillernde Fachliteratur für die Buchhandlungen neu und es herrschte vielerorts Unklarheit darüber, wie diese unkonventionell und oft auch sehr dicken Bücher einzuordnen sind. In der Buchhandlung unserer kleinen Stadt entschied mach sich deshalb kurzerhand dazu, die Bücher überhaupt nicht einzuordnen. Sie lagen einfach alle auf einem grossen, rechteckigen Tisch, mitten in der Fachbuchabteilung.

Das war kein Nachteil. Im Gegenteil: es lud ein zum stöbern und entdecken. Ja für uns Computerbegeistete war es anregend und spannend, die ungeordneten Stapel zu durchforsten um so ein spannendes Buch zu entdecken. Wir gingen sogar ohne jede Vorstellung von einem Buch in den Laden; ein für unsere Pläne passendes Werk würde sich schon irgendwie finden lassen. Dazu war der Buchladen zu einer sozialen Drehscheibe geworden; auch andere Computer Enthusiasten fanden sich dort in Bistro ein.

Aber dann kam das Ende unerwartet und schnell. Eines Tages während eines Umbaus entschied sich das Buchhaus in verhängnisvoller Weise dazu, endlich Ordnung in diesen Wildwuchs zu bringen, der fröhlichen Unordnung ein jähes Ende zu bereiten! Und dann, bei unserem nächsten Besuch, waren alle Bücher fein säuberlich geordnet, in beschrifteten Regalen, mit einer Auslage am unteren Ende des Gestells. Ein Blick und das gesuchte Buch war entdeckt. Über diesen neuen Service konnten wir uns nicht so recht freuen. Denn stöbern und durchforsten, das war nun kaum mehr möglich. Aber gerade darin lag doch der Reiz der Sache! Denn Suchen, das regt auch die Phantasie an, gibt Anregungen für Ideen, ist letztendlich ein kreativer Prozess.

Suchen und Finden hat etwas beglückendes. Das bemerken wir spätestens dann, wenn die verlegte Brille oder der lange gesuchte Schlüssel endlich wieder auftaucht. Ordnung und System sind eine gute Sache, aber – irgendwie – sind immer auch ein bisschen langweilig. Aber was ist nun die Moral von dieser Geschichte? Ordnung macht das Leben überschaubarer und leichter. Wenn sich aber die Unordnung plötzlich als unerwarteter Gast meldet, dann sollten wir ihr nicht gleich die Tür weisen. Es findet sich bestimmt irgendwo im Haus ein Plätzchen für sie …es muss ja nicht gleich das grösste sein.

D Quelle vo der Liebi

Öppis zum Buech Ruth

Ds Buech Ruth erzellt üs d’Gschicht vo der Moabiterin Ruth und vom Israelit Boas. Wiu Ruth’s Ma im Land Moab gschtorbe isch und kei Sohn het, chunt ds Gsetz vo der Leviratsehe us em alte Israel zur Awändig. E Ma us der Verwandschaft mues d’Ruth hürate und so dür ne gmeinsame Nachkomme d’Erbschaft sichere. Land darf drum im alte Israel nid verchouft wärde, wius’s vo Gott gschänkt isch; es mues vo Generation zu Generation vererbt wärde.

U der Boas, dä isch mit em Vater vo Ruth’s Muetter verwandt, wenn o nume wyt usse. Ärt hüratet d’Ruth u wird so o zum Verwalter vom wärtvolle Erbland. Wär aber die schöni Gschicht im alte Teschtamänt list, merkt gli, dass Boas nid nume hüratet zum ds Gsetz erfülle, da isch no öppis angers im Schpil. Wenn mir läse, wie ihm d Ruth scho bim erschte Gseh uffalt und ihres Wohl im es Alige isch, wie o si sich ihm avertrout, de merke mir: da geits o um d’Liebi.

D Ruth isch in Israel e Usländerin gsi, zu dere Zyt isch het das aus Nachteil goute. Der Boas hätt sich chönne us der Affäre zieh, wiu no necherei Verwandti si da gsi. U o d‘Ruth hätt, wie’s im Buech säiber steit, e jüngere u richere Ma chönne ha. Aber Ruth u Boas het’s zunenang zoge. D‘ Liebi het se zämegfüehrt. So zeigt sich im Buech Ruth einisch meh, dass d’Liebe aui Gränze u aui vo Mönsche gsetzte Schranke überwindet. O a däm chöi mir gseh, wo d’Liebi härchunt. Si chunt vo Gott. O är kennt keini Gränze, für ihn isch aues müglich.

Das Erfolgsrezept der Jodler

Die lang erwartete Zeit der ersten Sommerwochen ist gekommen. Und für für viele Schweizerinnen und Schweizer heisst dies auch, den Mutz oder die Tracht anzuziehen – trotz der sommerlichen Temperaturen. Die Zeit der Jodlerfeste ist endlich da!

Die Unterverbandsfeste im allgemeinen und das «Eidgenössische» im besonderen sind zu vielbeachteten Grossveranstaltungen geworden, die mehrere 10.000 Besucher anlocken, am eidgen. Jodlerfest in Luzern trafen sich 2009 mehr als 200.000 Besucher und 12.000 Aktive am Seebecken der Leuchtenstadt. Ein neuer Rekord. Diese grossen Veranstaltungen der Fahnenschwinger, Alphornbläser und Jodler erfreuen sich einer ungebrochenen Beliebtheit und üben eine eigenen Zauber aus auf alle, die dabei sind. So berichten gleichermassen Aktive wie Gäste auch nach vielen Jahren noch von den Erlebnissen in Aarau, Huttwil oder Altdorf.

Besucher fühlen sich an Jodlerfest nicht einfach nur als Zuhörer oder Beobachter. Das Geschehen am Fest ist kein passives Erlebnis, es ist vielmehr ein Mitmachen, ein Mitsingen im «Jodlerdörfli» und Mitfiebern bei den Wettvorträgen. Jodlerfeste sind tief geprägt von einem Geist der Zusammengehörigkeit. Sie sind durchdrungen von einer eigenen Atmosphäre der Spontanität und Freude, die kaum in Worte gefasst werden kann. Aber Jodlerfeste möchten auch gar nicht beschrieben werden, sie wollen mit Herz und Seele miterlebt werden. Gerade so wie in der Aufforderung eines bekannten Jodellieds*: «Los nid zue, nei bruch mit Stolz di Stimm!».


Lebenskünstler Emmentaler Jodler aus Konolfingen

Doch bevor ich nun ob aller Vorfreude auf das kommenden Berner Jodlerfest in Langenthal noch mehr ins Schwärme gerate, sollen zwei Fragen thematisiert werden. Erstens: was ist es, das die Faszination des Jodelliedes und der Alphornweise ausmacht? Wo liegt das Geheimnis dieser urtümlichen und traditionsverbundenen Form des Musizierens? Im Vorfeld der Feste wird über diese Frage oft in der Tagespresse spekuliert. Allzugerne wird dann auf die These der «Zukunftsverlierer» zurückgegriffen, die etwa so zusammengefasst werden kann: wem die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft nicht behagen, findet in der zur Idylle geformten Vergangenheit Geborgenheit und einen Zufluchtsort. Doch so verbreitet diese These auch sein mag, so führt sie letztendlîch doch in die falsche Richtung. Dies hat auch Peter Keller erkannt. Der studierte Historiker und Kulturredaktor singt seit zehn Jahren in einem Jodlerklub und findet eine Erklärung für das Phänomen auf der metaphysichen Ebene: «Es gibt diese magischen Momente beim Singen. Wenn sich der Körper mit Musik füllt. ‹Äs choret›, sagt man dann. Ein unübersetzbarer Ausdruck. Der Chor ist ganz bei sich selbst. Er reduziert sich gewissermassen auf seinen reinsten Zweck: den gemeinsamen Klang zu bilden.»**

Dieses Empfinden, vereint mit dem Erleben der alpinen Freiheit, die ihre Grenzen erst in der ewigen Weite des Himmels und zuletzt bei Gott findet, bilden gemäss Keller die Kraft, die die Jodler zu einer festen Gemeinschaft zusammenschweisst.

Und die zweite Frage: Ist diese Idylle, die da besungen wird, nicht ein Trugbild? Eine Scheinwelt, die so nie existiert hat? Gewiss, Viele Jodellieder besingen ein heile und intakte Alpenwelt, ein Leben frei von allen Sorgen und Beschwernissen, ein tiefes Glücksgefühl bei der Alpfahrt und die Erinnerung an eine ebenso glückliche Kinderzeit in der Geborgenheit einer von Liebe und Zuwendung geprägten Familie.

Aber eben nicht alle. Die Texte vieler Jodlerweisen wenden sich auch den Sorgen und Nöten der Menschen, den Problemen des Alltags zu. Besungen wird dann die Kameradschaft, die sich bewähren muss, ein Treuebruch mit schweren Folgen und zuletzt auch Krankheit und die Trauer im Sterben und Abschied nehmen. Die Aktiven beweisen selbst im alltäglichen Leben immer wieder, dass das Jodeln keinesfalls mit dem Rückzug in eine Scheinidylle gleichgesetzt werden kann. Eher das Gegenteil trifft zu. Gerade das Singen von einer heilen Alpenwelt und vom Lebensglück kann den Blick für die Geschehnisse des Alltags schärfen. Und umgekehrt wäre es verhängnisvoll, wenn wir ob aller Probleme den Blick auf das Schöne verlieren würden. Erst durch das Trübe entdecken wir, wie schön das Helle ist. Wenden wir uns nur noch dem Hellen zu, wird unser Leben oberflächlich. Und wenn wir nur noch das Trübe sehen, wird unser Leben trost- und hoffnungslos. Davor wollen uns die Jodler bewahren.

In diesem Verhältnis von Licht und Dunkelheit ist ein wichtiger Wegweiser zu finden, der wieder zur ersten Fragen nach dem Erfolgsrezept der Jodler führt. Es ist ein Ziel des menschlichen Lebens, die richtige Mitte zwischen diesen beiden Extremen zu finden. Der schöne Lösungsansatz der Jodler besteht darin, einen tiefen Schritt in die lichte Seite zu wagen, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Und genau durch diese Kunst gewinnen die Akteure. Sie öffnet der Empfindung all die Bilder, die im alten, traditionellen Jodellied besungen werden. Mit ihren Vorträgen beschenken die Jodler somit nicht nur ihre Zuhörer, sondern auch sich selbst in einer besonderen Weise. Hand aufs Herz: wer sehnt sich nicht im innersten nach der Idylle, die in vielen Melodien von Robert Fellmann oder Adolf Stähli vermittelt wird? Oder möchte einmal von Soldanellen und «Ankebälli» singen und so neu entdecken, dass die schönen Dinge des Lebens oft im kleinen und unscheinbaren zu finden sind.

Wer jodelt verträumt sein Leben nicht, aber er nimmt sich die wohltuende Freiheit, hin und wieder zu träumen, von einer harmonischen, intakten Welt. Und wenn beim Verklingen der letzten Strophe ein Funke aus dieser gefühlten und besungenen Sonnseite den Weg in unser Leben findet, dann hat das Jodellied sein Ziel erreicht.

* Jodlerfreud von Carl Hess
** Peter Keller: Soundtrack der Freiheit. Erschienen in der Weltwoche Ausgabe 27/08.

Frühlingssegen

SonnenblumenMöge die warme Frühlingssonne Dir heute leuchten und ihre warmen, milden Strahlen Dir Glück und Freude schenken.

Möge Dein Leben wachsen und gedeihen, so wie eine leuchtende Blume im Erdreich, das ein warmer Frühlingsregen frisch getränkt hat.

Möge Deine Liebe und Hoffnung blühen, so wie ein junger Baum in der goldenen Maiensonne.

Möge ein frischer, milder Frühlingswind alles Trübe von Dir nehmen, so wie er am Abend mit dem Märzenlaub spielt und es zerstreut. Und alles wenden, Hoffnung und Zuversicht Dir schenken.

Möge Gott Dir seinen reichen Segen schenken, so wie jeder neue Frühlingstag erfüllt ist von seiner unendlichen Güte.

Der Lebenskünstler

Der junge Mann war ganz in die Aufgabe vertieft, die ihm seine Mutter am Ende des Einkaufes stellte: behutsam und mit ganzer Konzentration nahm er ein Wollknäuel nach dem anderen aus dem Einkaufskorb, betrachtete es einen Moment, um es dann auf das Fliessband vor der Kasse zu legen. Dabei legte der am Down Syndrom leidende Mann die weichen Wollbündel nicht einfach nebeneinander, er stapelte sie vielmehr so, dass auf den Band eine kleine Pyramide aus den weichen, farbigen Wollknäueln entstand. Als dann das letzte Bündel seinen Platz auf der Spitze des Stapels fand, betrachtete der Mann zufrieden sein Werk. Und sein Gesicht wurde von einem spontanen, sanften Lächeln aufgehellt.

Doch dann nahm für ihn das Unheil rasch und unerwartet seinen Lauf: die Kasse wurde frei, das Fliessband setzte sich ruckartig in Bewegung, so dass das oberste Knäuel von der Spitze fiel. Um zu verhindern, dass etwas auf den Boden fällt legte die geschäftige Mutter rasch die gestapelten Bündel nebeneinander, ohne dabei auf ihren Sohn zu achten, der ganz verdutzt dabei stand. Denn er musste jetzt zusehen, wie sein kleines Werk zusammenfiel und wie die von ihm so liebevoll geschichteten Wollbündel routinemässig und im hohen Takt des Einkaufszentrums am Samstag Morgen abgezählt, in eine Tasche gepackt und bezahlt wurden.

Der jungen Mann stand immer noch ungläubig vor dem Fliessband. Hatte denn niemand gesehen, was er da schönes gemacht hatte? Konnte denn niemand sehen, wieviel Mühe und Sorgfalt er in seine kleine, aber für ihn wichtige Aufgabe er gelegt hatte? Nein, es ging alles viel zu schnell, etwas verwirrt und hilflos stand der Mann da. Und schon schien ein Schatten der Traurigkeit über sein Gesicht zu kommen, als seine Mutter ihm rief, ihn an der Hand nahm und mit ihm das Gebäude verliess. In diesem Moment heiterte sich das Gesicht des kindlichen Sohnes wieder auf. Mit einem Lächeln im Gesicht, geborgen am Arm seiner Mutter ging er zufrieden heimwärts.

Aber was lehrt nun diese kleine Geschichte? Zum ersten, dass es keinen Sinn macht, in der Enttäuschung zu verharren. Wenn wir nach einen Rückschlag beherzt und zuversichtlich weitergehen, dann werden wir auch das Glück bald wieder finden.

Und zum zweiten, dass wir von allen unseren Mitmenschen etwas lernen können.

Die Zeit und das Glück

In meinem Blog gab es schon einmal einen Beitrag mit diesem Titel. Mir gefällt diese Überschrift, denn je mehr ich über diese beiden Begriffe nachdenke, desto klarer wird der feste Zusammenhang, der die beiden miteinander verbindet. Da ist zum ersten die Zeit. Von ihr ist uns für unser eigenes Leben nur ein beschränktes Mass gegeben. Wir wissen nicht einmal, wieviel es sein wird. Gerade deshalb ist die Zeit ein so wertvolles Gut; wir sollen bewusst damit umgehen und danach streben, sie mit Sinn und Gehalt zu erfüllen. Ein sinn-erfülltes Leben – gibt es jemanden auf dieser Erde, der sich das nicht wünscht? Oder: für unser Lebensglück ist es wichtig, darauf zu achten wie wir unsere Zeit nutzen, was wir aus jedem neuen Tag machen. Daran ist durchaus nichts neues, das Nachdenken über die Zeit ist so alt wie die Menschheit selbst. Von Arthur Schopenhauer, dem grossen deutschen Denker des 19. Jahrhunderts stammen einige der schönsten Gedanken zu diesem Thema. Schopenhauer mahnte unter anderem daran, besonders die ersten Stunden eines neuen Tages zu nutzen. Denn der frische Morgen gleiche der Jugend unseres Lebens. Es sei daher wichtig, ihn nicht zu verschlafen. Und Seneca, den seine Gemütsruhe nicht immer von der pulsierenden Hektik der römischen Metropole schützen konnte, stellte fest: wir haben nicht zu wenig Zeit, wir vergeuden zuviel!

Und da ist das Glück. Wer möchte nicht glücklich sein? Möchte nicht, dass sein Lebensweg ihn aufwärts führt, zum Parnass der Glückseligkeit. Wer hin und wieder eine Wanderung in der Schweiz unternimmt, kennt die Wegweiser, die in schöner Regelmässigkeit bei Kreuzungen, Verzweigungen und Pässen anzutreffen sind. In der Schweiz sind diese gelben, mit Ort, Distanz und Wegzeit beschrifteten Wanderwegweiser zum Sinnbild für Richtung und Ziel geworden. Welchen Weg wollen wir gehen? Oder, genauer bestimmt für unser Thema: welcher Weg führt uns zum Glück des menschlichen Daseins? Damit sind wir bei der Frage aller Fragen angelangt. Bei der Frage, die den tiefsten Grund unserer Existenz berührt und deshalb zu allen Zeiten im Mittelpunkt menschlichen Denkens stand. Welchen Weg müssen wir einschlagen? Wenn wir diese Frage stellen, begeben wir uns damit – ob wir nun wollen oder nicht – an eine Wegkreuzung. Denn, was die Glückseligkeit ausmacht und wie sie zu finden sei, darüber gehen die Meinungen auseinander. Dies hat schon Aristoteles in der Einleitung seiner nikomachischen Ethik festgestellt: „was aber die Glückseligkeit sei, darüber streiten sie und die Leute sind nicht derselben Meinung wie die Weisen.“

Und da wir gerade bei Aristoteles angelangt sind: was würde er wohl auf einen der Wegweiser geschrieben haben als sicheres Rezept für ein glückseliges Leben? In seinem grossen, oben erwähnten Werk finden wir die Antwort: der Weise aus Stagira entdeckte, dass jedes Lebewesen nach der ihm eigentümlichen Vervollkommnung strebt. die Pflanze bespielsweise will wachsen, gedeihen und blühen. Hier findet sie ihre Vollendung, ihr Glück als Pflanze. Fuchs, Pferd und Rabe streben danach, die ihnen von der Natur gegebenen Leistungen zur Vollendung zu bringen: dort die Entwicklung des schlauen, gerissenen Jägers. Und der Stärke und Laufkraft und Schnelligkeit. Hier der geschickte Flieger und sichere Nestbauer. Wenn dieses Streben nach Vollendung und Entfaltung auf den Menschen übertragen werden soll, muss die Frage beantwortet werden: welches ist die eigentümliche Leistung des Menschen? Was ist es, das sein Mensch-Sein ausmacht? Aristoteles antwortet: es ist die Denkkraft, die vernunftgemässe Tätigkeit der Seele. Es ist das Streben danach, sich als denkender und vernünftig handelnder Menschen zu entwickeln und entfalten. Zugegeben, das mag etwas abstrakt klingen. Aber, wenn das Gesagte vor dem Hintergrund der begrenzten Zeit betrachtet wird, nimmt es Gestalt an: Der Weg zur Glückseligkeit ist gesäumt von den guten, menschlichen (mensch-gemässen) Taten und Werken. Der Weg ist gepflastert mit unserem Streben, alle unsere Fähigkeiten, Talente, unsere Kreativität und Phantasie nicht verkümmern zu lassen sondern sie unter guter Nutzung der Zeit wachsen und gedeihen zu lassen.

Wie könnte das anhand eines Beispieles aussehen: dazu können wir sogar in der Zeit des Aritoteles bleiben. Von den sieben Weisen der griechischen Antike gibt es eine reizvolle Anekdote: derzufolge sollen sich die sagenumwobenen Denker einmal in Delphi, beim berühmten Orakel des Apollo getroffen haben. Der Priester des Tempels hiess die berühmten Denker willkommen und bat jeden von Ihnen, an der Tempelwand eine Maxime zu hinterlassen. So soll Chilon von Sparte als ersts über der Pforte des Heiligtums die berühmten Worte eingemeisselt haben: „Erkenne dich selbst.“. Wer die ganze Geschichte lesen möchte, der findet sie in der Geschichte der griechischen Philosophie von Luciano de Crescenzo. Pittakos soll folgende geschrieben haben: „Erkenne den rechten Zeitpunkt.“ Das kann nicht nur als Hinweis darauf verstanden werden, zu erkennen, wann für ein Vorhaben der rechte Moment gekommen ist, so wie es auch der Prediger Salomo empfiehlt. Gewiss ist es auch eine Anempfehlung an den bewussten Gebrauch der Zeit. Daran, die Zeit als ein wertvolles Gut zu betrachten, das nicht verschwendet werden darf. Wie nutzen wir dieses Gut aber sinnvoll? Auch Thales war in Delphi dabei. Und das, was er schrieb, birgt die Antwort auf diese Frage: „Gedenke der Freunde.“ Gute Freundschaften gehören zum Wertvollsten im Leben. Auch deshalb, weil wir in der Freundschaft durch gegenseitiges Nehmen und Geben wachsen, und selbst als wertvolles Glied einer Gemeinschaft entfalten können.

Meine Betrachtung wäre nicht vollständig, wenn sie nicht auch eine Hinwendung auf Gott enthalten würde. Unser aller Leben liegt letztendlich in seiner Hand. Und wenn wir in unserem Leben an einer wichtigen Wegscheide angekommen sind und entscheiden müssen, wie es weiter gehen soll, dann lädt er uns ein, ihn zu fragen. Gott ist bei uns. Und wenn wir ihn mit reinem Herzen um eine Antwort bitten, dann dürfen wir auf eine Antwort hoffen. Dies hat er versprochen. Worin aber besteht der Weg, das Glück durch Gott zu finden? Diese Frage stellten schon die Pharisäer, die am Ufer des Jordan standen und hörten, wie der Täufer Johannes sie zur Umkehr aufrief: „was sollen wir tun?“ Die Antwort, die der Täufer gab, wurde kurz darauf von Jesus Christus in all seiner Grösse und Kraft verdeutlicht: um Gott kennenzulernen und damit das grösste Lebensglück zu finden, braucht es keine Tempel und Kathedralen, keine aufwendige Religion mit Ritualen und Zeremonien, keine Traditionen und Priesterhierarchien. Was es aber braucht, ist eine vetrauensvolle Rückkehr zu Jesus Christus, durch den sich Gott als ein liebender, gütiger Vater erweist. „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht umherirren, sondern das Licht des Lebens haben.“ Das sagt Jesus Christus. Er ist gekommen, um uns auf dem Weg zum Glück ein Licht hochzuhalten, damit wir auf dem sicheren Weg bleiben.

Wie aber steht es mit der Zeit? Hat Gott für unsere Sorgen und Fragen Zeit? Bei Jesus ist diese Frage leicht zu beantworten. Als er auf dem Weg nach Jerusalem war und viele Menschen ihn umringten und seine Ankunft in der heiligen Stadt drängend erwarteten, hörte er plötzlich einen Blinden, der ihn um Heilung anflehte. Und Jesus blieb stehen. Alles andere konnte warten, nur dieser arme Blinde am Wegrand war jetzt wichtig. Jesus hatte Zeit für ihn und schenkte ihm das Augenlicht.

Damit stellte Jesus uns wieder das Bild des guten Vaters und der guten Mutter vor Augen, zu dem eines seiner Kinder mit einer Bitte kommt. Der Vater wird das Kind liebvoll aufnehmen und ihm seine ganze Aufmerksamkeit schenken: er hat Zeit.

Keine Zeit?

Das neue Jahr ist erst wenige Tage alt, aber schon stecken wir wieder mitten im Alltag. Und es scheint, als seien die Feiertage der Altjahreswoche bereits in weite Ferne gerückt. Das Weihnachtsfest, der Silvester und die Stille und Beschaulichkeit der Feiertage sind abgelöst worden vom Takt der Arbeitswoche, vom Getriebe der Verpflichtungen und Ämter, von all den Verrichtungen, die uns vom Morgen bis oft tief in den Abend hinein umtreiben. Und die Zeit? Auch sie ist schon wieder zur Mangelware geworden und nur allzuoft ist zu hören: «Wir haben leider keine Zeit.» Vielleicht war das Mehr-Zeit-haben sogar einer der Vorsätze für das neue Jahr. Und wenn es nicht geklappt hat: ist es denn nicht jeder Tag im Jahr wert, dass wir an ihm einen guten und schönen Vorsatz aufnehmen.

Keine Zeit. Aber wo ist all die Zeit hin? Als ich mir in den vergangenen Tage diese Frage stellte, kam mir ein Erlebnis in den Sinn, das schon einige Jahre zurückliegt: beim einem Ausflug der Theatergruppe lernten wir im Hornbach im Emmental, wie mit einfachsten Mitteln Gold gefunden werden kann. Und das geht so: mit einer flachen, ca. 40cm breiten Pfanne wird mitten im Bach Geröll und Sand vom Boden aufgenommen. Etwa soviel, dass zwei Drittel der Pfanne angefüllt ist, der Rest wird mit Wasser aufgefüllt. Nun wird mit einer sorgfältigen, kreisenden Bewegung der Sand aus der Pfanne ausgespült und fehlendes Wasser immer wieder nachgefüllt. Das geht solange, bis im der Pfanne fast nur noch Wasser zurück bleibt. Und nun sind auf dem Boden der Pfanne kleine, kaum sandkorngrosse Goldplättchen zu sehen. Da ihr spezifisches Gewicht höher ist als das von Wasser, Stein, Sand und Holz, bleiben sie beim Ausschwemmen zurück. Die winzig kleinen Edelmetall-Stücke können jetzt mit der Fingerspitze aufgenommen und gesammelt werden.

Könnte man bei den alltäglichen Verrichtungen nicht genau so vorgehen wie beim Goldwaschen? So, dass wir den wertvollen Dingen zuerst unsere Aufmerksamkeit schenken? Dem, was unserem Leben Sinn und Halt gibt. Und wer weiss, beim Ordnen all der Dinge, die Tag für Tag erledigt sein wollen, öffnet sich vielleicht der Blick plötzlich für eine Idee, wie sich Aufgaben anders organisieren oder sogar kombinieren lassen, so dass neuer Freiraum entsteht.

Mail us Rüderswil

Während der Nacht und am Morge het es gschneit. Denn aber, i de letschte Stunde vom zwöite Morge im nöie Jahr hei sich d’Wulche ufglöst zum ere hälle u strahlende Wintersunne Platz z’mache. Das isch e günschtigi Glägeheit zum vom Steibärg us es Föteli vom Dorf z’mache. Häll u klar isch der Blick vo dert us über ds Dorf ine gange, über Zollbrück u ds Ried us bis a verschneit Bänzebärg:

Winter in Rüderswil

E wite u klare Blick, wär das nid grad e schöne Vorsatz für ds nöie Jahr? I meine mit däm nid nume die prächtigi Ussicht über üses schöne Deheim, sondern o e innere Blick. Eine, wo o das gseht, was um üse ume passiert. E Blick wo wie es Gspüri isch u Zyt het zum erkenne, wo öpper uf es fründlichs Wort, uf e Anerchennig oder uf Rat u Hilf wartet.

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