Archiv der Kategorie: General

Roland Baader gestorben

Am 8. Januar starb Roland Baader nach langer Krankheit im Alter von 71 Jahren. Die Welt des freiheitlichen Denkens hat einen ihrer bedeutendsten Denker, Schaffer und Mahner verloren. Roland Baader, der Meister der klassisch-liberalen Schule, verfasste mehr 10 Bücher, über 200 Zeitschriftenartikel und hielt unzählige Vorträge. Er war Mitglied in der Mont Pelerin Society und der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft.
Roland Baader besass die seltene Fähigkeit, auch komplexe Zusammenhänge der Oekonomie und Geldwirtschaft, prägnant und leicht verständlich zu vermitteln. Seine populärwissenschaftlichen Schriften erreichten ein breites Publikum und verhalfen vielen Menschen zu einem besseren Verständnis politisch-wirtschaftlicher Zusammenhänge; ganz im Geiste von Arthur Schopenhauer hatte Roland Baader das Talent, seine wertvollen und zusammenhängenden Gedanken so niederzuschreiben, dass jeder sie nachvollziehen und nach-denken kann. Wortgewaltig und mit klarem, scharfem Verstand wies Baader in geradezu prophetischer Weise auf die Probleme unserer Geldsysteme hin und warnte eindringlich vor den Gefahren politischer Staatsutopien, die dem Menschen die Freiheit nehmen und ihn in die Armut treiben.

Bei aller Kritik bewahrte sich Roland Baader aber stets ein offenes, hörendes Herz. Seine Werke sind tief durchwoben von menschlicher Wärme und Güte und vom Glauben an das Gute im Menschen und der Welt.
Ich werde Roland Baader nicht vergessen.

Roland Baaders Traum: Zum Abschied

Es Gschänkli us em Ämmitau


Am Weihnachtsbaum brennen schon die Kerzen und unter den grünen Zweigen der Tanne liegen die Geschenke bereit, schön eingepackt in farbigem, leuchtendem Papier und geschmückt mit Bändern, Sternen und Zweigen von Stechpalmen. Das Weihnachtsfest, das wir in den dunkelsten Wintertagen des Jahres feiern, ist eng verbunden mit vielen Bräuchen und Traditionen, die wir schon aus unserer Kindheit schätzen und wohl gerade deswegen an diesem besonderen Fest nicht missen möchten. Das Schenken ist so ein alter Brauch des Christfestes, er entstand vermutlich im Mittelalter, könnte aber noch viel älter sein: schon die Römer beschenkten sich gegenseitig, wenn sie in den letzten Tagen im Dezember die Saturnalien feierten. Martin Luther propagierte 1535 das Schenken an Weihnachten als Alternative zum damals gebräuchlichen St. Nkolaus Geschenk.

Was aber ist ein passendes Weihnachtsgeschenk? Geschenke sind etwas individuelles, die Freude machen sollen, dem Beschenkten wie dem Geber. Es muss nichts grosses sein. Es gibt nämlich auch Geschenke, die nicht materiell sind. Schenken heisst auch, für jemanden Zeit haben. Zuwendung und Aufmerksamkeit sind Geschenke. Sind nicht gerade dies die Werte, die zur Adventszeit und zu Weihnachten passen? Zeit haben füreinander – und Zeit zur Besinnung. Für alle, die zusätzlich eine kleine Aufmerksamkeit schenken möchten, hat dieser Blog auch dieses Jahr ein paar Ideen zusammgestellt.

Bäckerforum Aeschlimann

Wie wäre es mit einer Einladung oder einem Gutschein zu einem währschaften Zmorge im Bäckerforum Aeschlimann? Entweder im gemütlichen Café oder im Sommer auch draussen auf der hübsch eingerichteten Terasse – beides ist möglich! Die grosse Bäckerei im Herzen von Zollbrück verfügt über ein reichhaltiges Sortiment an Backwaren, Süssigkeiten und Confiserieartikel in echter und feinster Emmentaler Qualität. Gerade zur Weihnachtszeit bietet das sympathische Team im Laden des Bäckerforums verschiedene Spezialitäten und nimmt sich beim Aussuchen eines passenden Geschenkes gerne Zeit.

Spukgeschichten aus dem Emmental

Lange und gemütliche Winterabende zuhause in der gemütlichen Stube – gibt es eine bessere Gelegenheit um endlich wieder einmal ein spannendes Buch zu lesen? Der Landverlag aus Langnau, der auch die Lebenslust Emmental verlegt, hat mehrere spannende Bücher im Sortiment. Auch von Autoren aus der Region. Zum Beispiel die Spukgeschichten von Hans Herrmann. Spukgeschichten erzählten sich die Menschen schon vor Jahrhunderten, nicht nur im Emmental. Hans Herrmann war zwei Jahren lang auf der Spur dieser Geschichten und hat ein authentisches, packendes Buch dazu geschrieben.

Berger Glocken

Eine Glocke als Geschenk – warum nicht? Obwohl Glocken auch heute noch in der Landwirtschaft Gebrauchsgegenstände sind, eignen sich die urchigen, gusseisernen Klangkörper bestens als Geschenk! Die Glockengiesserei Berger in Bärau ist ein Traditionsunternehmen, das seit 1730 die althergebrachte Glockengiesserkunst mit Neuem verbindet und für Glocken in höchster Qualität bürgt. Auf der übersichtlichen Homepage des Unternehmens gibt es neben vielen Informationen zum Glockengiessen auch einen Online-Shop.

Kirsten L Kunsthandwerk

Ein Atelier mit kunstvoll gefertigtem Kunsthandwerk aus Holz, Glas und verschiedenen anderen Werkstoffen? Das gibt es mitten im Dorfzentrum von Langnau. Das Atelier von Kirsten L ist etwas ganz besonders, dies beweist schon die Auslage im phntasievoll dekorierten Schaufenster. Dem Betrachter blicken unzählige, kleine Holzzwerge entgegen und mittendrin stehen Holzskulpturen, die direkt aus einer verzauberten Märchenwelt zu kommen scheinen. Hier ist ein Künstler am Werk, der es versteht, mit verschiedenen Materialien zu arbeiten und immer von Neuem etwas besonderes daraus zu erschaffen.

Gerber Konditor

Regelmässige Besucher dieses Blogs haben es vielleicht bemerkt. Es fehlt diesmal die Konditorei zum Beinhaus in Sumiswald. Marianne und Ernst Gerber haben die Konditorei mehr als drei Jahrzehnte mit grossem Engagement geführt und durch ihre auserlesenen Konditor- und Confiseriewaren weit über die Region Bekanntheit – und Beliebtheit erlangt. Nun hat sich das Paar in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen und in Ermangelung eines Nachfolgers wurde die Konditorei geschlossen. Ganz können es die beiden aber doch nicht lassen: Neu gibt es einen Online Shop, in dem einige Artikel noch bestellt werden können. Dieser Blog bedankt sich bei Ernst und Marianne für die vielen Köstlichkeiten aus der Backstube wie auch für die Freundschaft, die uns verbindet. Wir wünschen Marianne und Ernst alles Liebe und Gute und für die nun wartenden freien Tage Gesundheit, jeden Tag schöne Erlebnisse und viel Reisefreude!

Ältere Beiträge:
» Es Gschänkli us em Ämmitau 2010
» Es Gschänkli us em Ämmitau 2009
» Es Gschänkli us em Ämmitau 2008

Test: TP-Link Powerline Starterkit

Vor 10 Jahren konnte die Frage nach einem Internet Anschluss zuhause recht einfach abgetan werden: PC mit ADSL-, Dialup oder Kabelmodem verbinden, nötigenfalls Treibersoftware installieren, fertig. Der Zugang zum Internet erfolgte fast ausschliesslich per PC und so ging es vor allem darum, dieses Gerät anzuschliessen. Heute sieht alles etwas anders aus. Netbooks, Smartphones, Tablets und Spielkonsolen verlangen einen leistungsfähigen Zugang zum weltweiten Netz an jedem beliebigen Ort im eigenen Heim. Aber wie macht man das? Am einfachsten natürlich mit Wireless Internet. Schliesslich sind heute nahezu alle Geräte dafür ausgerüstet und die Verbindung zum Wireless Router ist schnell und einfach hergestellt: den Router auswählen, mit dem verbunden werden soll, das Passwort für die Verschlüsselung eingeben und lossurfen. Da die Zugangsdaten gespeichert werden, finden Wireless-Geräte einen zuvor verwendeten Zugangspunkt sofort und verbinden sich automatisch.

TP-Link TL-PA210

Eine andere Möglichkeit, die noch einfacher ist als WiFi, soll im folgenden kurz vorgestellt werden. Es ist die Powerline Technik, bei der eine Internet-Verbindung über das hausinterne Stromnetz hergestellt wird. Es gibt verschiedene Hersteller, die solche Zusätze für den bereits vorhandenen Router anbieten. Im folgenden soll das TL-PA210 Starterkit von TP-Link vorgestellt werden. Es kostet im Fachhandel ca. 85 Franken und besteht aus zwei baugleichen Adaptern, die auf einen Stromanschluss in der Wand gesteckt werden können. Mit den mitgelieferten Kabeln wird einer der beiden Adapter am ADSL/Kabelrouter angschlossen, der andere wird mit einem Netbook, Tablet oder Internet Radio verbunden. Und das ist auch schon alles. Nach ca. 30 Sekunden beginnen die Netzwerk-LED’s an beiden Adaptern zu blinken. Damit wird signalisiert, dass die Verbindung hergestellt ist und das angeschlossene Gerät genutzt werden kann. Ein mitgeliefertes Faltblatt dokumentiert den Installationsvorgang leicht verständlich. Wer es genauer wissen will, findet auf der Produkt-CD ein ausführliches Handbuch. Dazu gibt es ein Hilfsprogramm (leider nur für Windows), mit dem der Status beider Adapter abgefragt werden kann.

Wem ein Anschluss nicht genügt, kann das Starterkit mit weiteren Adaptern nachrüsten, so dass an allen gewünschten Standorten in der Wohnung ein schneller Internetzugang zur Verfügung steht.

Auf mich hat das kleine, praktische Starterkit einen sehr guten Eindruck gemacht. Bei der Installation kann man eigentlich nichts falsch machen und die Verbindung ist schnell und zuverlässig. Sogar über einen, allenfalls auch über zwei Stromschütze hinweg funktioniert die Verbindung reibungslos. Erst, wenn sich ein Stromzähler zwischen den Adaptern befindet, ist Schluss. Soll der Adapter, der mit dem Endgerät verbunden ist, an einem anderen Platz verwendet werden, wird er einfach am neuen Ort wieder eingesteckt.

Linux Tool der Woche: CurlFtpFS

Die Aufgabe gehört zum Alltag jedes Webdesigners: Dateien einer Seite werden einzeln oder auch als komplettes Projekt auf einen Webserver geladen. Dazu wird auch heute noch in den allermeisten Fällen FTP verwendet, das File Transfer Protocol. Einige Webdesignpakete wie Dreamweaver oder Quanta bieten dazu eine Projektverwaltung, die selbst feststellt, welche Dateien lokal verändert wurden und diese transferiert. Andere Editoren bieten diese praktische Funktionen nicht, also muss das «hochladen» der Dateien mit einem eigenen FTP-Programm erledigt werden. Besonders beliebt ist Filezilla! Es ist ausgereift, zuverlässig, schnell und steht für verschiedene Plattformen zur Verfügung. Mit wenigen Klicks ist die Verbindung zum Server hergestellt und der Ordner mit den zu transferierenden Dateien ausgewählt. Ähnlich wie Webbrowser bietet Filezilla Lesezeichen, die das Speichern aller Verbindungsdaten ermöglichen. Wer tagtäglich mit verschiedenen Webprojekten zu tun hat, weiss wie wertvoll diese Funktion ist!

Bleiben wir noch einem Moment bei Filezilla: soll eine Datei editiert werden, die auf eimem Webserber abgelegt ist, erlaubt Filezilla sogar eine Art «Remote Edit»: die Datei wird dabei automatisch in einen temporären Ordner kopiert und mit einem wählbaren Editor geöffnet. Sobald die Datei gespeichert oder der Editor beendet wird, fragt Filezilla, ob die veränderte Datei wieder zurück auf den Server verschoben werden soll. Alle diese Aufgaben erledigt Filezilla schnell und sicher, das soll noch einmal betont werden, bevor es weitergeht. Ich möchte nämliche jetzt auf eine Eigenschaft eingehen, die bei jedem UNIX System zu finden ist. Es geht um das «Einhängen» (mount) von externen, resp. entfernten Dateisystemen in das lokale Dateisysstem des eigenen Rechners. Linux kann mit einem entsprechend konfigurierten Kernel die verschiedensten (eigentlich alle) Dateisysteme einbinden: SMB/Samba, NFS (SUN), Platten mit NTFS oder VFAT, SCSI, etc. Warum nicht auch FTP? Das praktisch daran wäre, dass die entfernten Dateien in einem lokalen Verzeichnis wie gewohnt bearbeitet werden könnten. Das Synchronisieren mit dem FTP-Server würde im Hintergrund vom Dateisystem-Treiber erledigt.

Und genau solche Programme gibt es – mehrere sogar. Im folgenden soll eines der einfachsten davon als Linux Tool der Woche vorgestellt werden: CurlFtpFS. CurlFtpFS ist ein Dateisystem-Treiber, der zahlreiche Funktionen bietet, aber dennoch durch seine Einfachheit besticht. CurlFtpFS kann sogar mehrere FTP Ordner an verschiedenen Stellen im eigenen Verzeichnisbaum auf der lokalen Festplatte einbinden. Ein vorgängiges Anpassen der fstab Datei ist nicht erforderlich. CurlFtpFS unterstützt ferner SSLv3 und TLSv1 für sichere Verbindungen, sowie HTTP Tunneling. Wenn die Verbindung zum Server abbricht, wird sie von CurlFtpFS automatisch wiederhergestellt!

Nach der Installation kann CurlFtpFS one weitere Vorbereitung genutzt werden. Das folgende Kommando macht die Dateien eines Servers im lokalen Verzeichnis /mnt/ftp verfügbar:

# curlftpfs -o allow_other user:password@ftp.server.com /mnt/ftp

Wichtig: das funktioniert nur mit root Rechten. Ein einfacher Weg, um das Tool auch als User verwenden zu können, besteht darin, sudo zu verwenden. Wenn CurlFtpFS keine Fehler meldet können nun die Dateien des Servers mit allen zur Verfügung stehenden Tools editiert werden. Zum Bearbeiten einer Datei mit vi wird einfach folgendes eingegeben:

# vi /mnt/ftp/index.html

Und um eine Datei auf den Server zu kopieren genügt folgendes:

# cp /home/bstocker/news.php /mnt/ftp/

CurlFtpFS kennt eine Myriade an Kommandozeilen Optionen, die in der Manpage vorbildlich dokumentiert sind. Einige wenige davon sollen im folgende vorgestellt werden:

Um sicherzustellen, dass Dateien problemlos auch ohne root Rechte verwendet werden können, kann die folgende Option mitgegeben werden: -o allow_other. Wird diese Option weggelassen, kann nur der Benutzer auf die Dateien zugreifen, der curlftpfs ausgeführt hat (hier root). allow_other ist praktisch, wenn CurlFtpFS als root ausgeführt wurde, denn nun können auch andere Benutzer auf das «gemountete» Verzeichnis zugreifen. Um die Dateien einem bestimmten Benutzer zuzuweisen, können zusätzlich die beiden folgenden Schalter genutzt werden: -o uid=nnna und -o gid=nnn. Um die UID (User ID), resp. GID (Gruppen ID) eines Benutzers herauszufinden, kann folgendes Kommando verwendet werden:

id -u
id -g

Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass das Passwort für die FTP-Verbindung in der Kommandozeile mitgegeben wird. Damit taucht es auch in der Prozessliste auf und wird im History der Shell gespeichert. Besser ist es, die Verbindungsdaten in einer geschützten Datei abzulegen. Für CurlFtpFS wird dazu im Stammverzeichnis eine Datei .netrc erstellt und mit dem Kommando chmod 600 .netrc vor neugierigen Blicken geschützt. Die Verbindungsdaten eines Servers werden nun wie folgt in dieser Datei gespeichert:

machine ftp.server.com
login ftpuser
password bigbird

Nun können Benutzer und Passwort bei der Verbindung weggelassen werden: curlftpfs -o …ftp.server.com /mnt/ftp.

Wie wird CurlFtpFS wieder deaktiviert, resp. ein Mount wieder entfernt. Ein einfacher Weg besteht darin, das umount Kommando zu verwenden. Dieses akzeptiert als Argument ein Device File (was wir nicht haben) oder das Verzeichnis, das als Mountpoint diente. Also geben wir als root ein: umount /mnt/ftp.

Wie zuverlässig ist CurlFtpFS? Beim Zugriff auf einen FTP-Server können schliesslich alle möglichen Dinge schief laufen. Ich habe CurlFtpFS mehrere Wochen intensiv für ein Projekte genutzt und mehrere FTP-Verzeichnisse eingebunden. Eine Störung gab es nur einmal, aber da lag das Problem nicht bei CurlFtpFS – der Server verschwand einfach infolge eines Netzwerkausfalles! CurlFtpFS ist ein sehr praktische Lösung, wenn oft mit FTP gearbeitet wird und wenn auf umfangreiche Software wie der Gnome Filesystem Erweiterungen verzichtet werden soll.

Wichtige Ergänzung: CurlFtpFS kann auch ohne root Rechte verwendet werden, wenn die betroffenen Benutzer der Gruppe fuse zugewiesen werden. Siehe hier. Auf meinem Arch Linux hat dies leider nicht richtig funktioniert, deshalb habe ich hier den Umweg über sudo/root vorgeschlagen.

Kleine Überraschung

Dieser Blog berichtet gerne über Dinge, die Freude machen in Leben. Dazu gehören auch die kleinen Überraschungen, denen wir von Zeit zu Zeit begegnen. Google zeigt auf der Startseite ein Geburtstags-«Doodle» an, wenn man angemeldet ist und das Geburtsdatum eingetragen hat. Das hat mich gefreut und ich sage: danke, Google.

Festberichte vom Jodlerfest Interlaken

Wenn am Sonntag Morgen nach dem Festakt im «Jodlerdörfli» die Ranglisten verteilt werden, ist die Anspannung gross! Denn in diesem heiss erwarteten Moment erfahren die Fahnenschwinger, Jodler und Alphornbläser, wie ihr Vortrag bewertet wurde. Und natürlich ist die Freude gross, wenn neben dem eigenen Vereinsnamen das begehrte «Eins» – sehr gut – steht. Umarmungen, Freudenjutze und spontane Tanzeinlagen prägen das Bild. Auf der anderen Seite ist die Enttäuschung gross, wenn die Liste hart und unbestechlich ausweist, dass die angestrebte Klassierung nicht erreicht worden ist! Manch einer lässt in diesem Moment den Kopf hängen und will sich schon auf den Heimweg machen. Gerne wird betont, dass man sich von einer niedrigeren Klassierung nicht die Festfreude nehmen lassen soll, die Benotung sei schliesslich nicht das wichtigste am Jodlerfest. Aber was nützen diese Argumente schon in so einem emotionalem Moment?

Nach der Benotung am Fest folgen wenige Monate später die detaillierten Berichte. Hier kann nachgelesen werden, weshalb es nicht «glängt» hat, wo Fehler im Vortrag gemacht wurden oder was besonders gut einstudiert wurde. Die begehrten Festberichte werden in gedruckter Form in diesen Tage versandt. Schon jetzt können sie aber auf der Homepage des eidg. Jodlerverbandes nachgelesen werden.

Hüehnergschichte

Itz hei mir scho sit es paar Monet e Hüehnerstall. Gross isch er nid, es het grad gnue Platz für öppe vier Hüehner. U natürlich isch der Stall mit eme Zuun umgäh, so dass die Tierli nid uf d Wanderschaft chöi… I üsem chline Höfli läbe vier ganz verschideni Hüehner, wo vom Morge bis i d Abedämmerig zfride em Haag nah scharre, gaggle u immer wider es Ei lege.

Eis vo üsne Hüehner isch es Zwärgviandotteli. Es isch so chli, dass es o scho mau vore Chatz für nes Vögeli ghalte worde isch! D Simba (so heisst die Chatz) het sich im Weidgras näbem Hüehnerhof still und fascht unsichtbar bis uf wenigi Meter a das chline Huehn agschliche. Wo e passende Momänt cho isch het d Chatz zum Sprung agsetzt, aber im nächschte Momänt doch müesse merke, dass das «Vögeli» us der Nechi z gross isch zum packe. So het d Simba vo ihrem Vorhabe abglah u interessiert sich sit denn nüt meh für die Hüehner.
Chli gnue isch de aber ds Zwärgviandotteli gsi zum sich dür d Masche vom erschte, provisorische Zuun düre z zwänge! Drum heisst es sit den Haagschlüferli. Näb em Haagschlüferli isch da o no ds Guggerli, es Zwärg-Barnefälder. Chum isch es i üses Gheg cho, het es o scho e Wäge gsuecht für use, isch uf ds Hüehnerhuus ggumpet u het das ganze Iigricht us der Höchi erforscht! Im Stall het es nume eis Legenäscht und es het nume eis Huehn drin Platz. Ds Guggerli isch da aber ganz angerer Meinig: wenn es i ds Näscht wott, de geits o dri, ganz glich ob itz da scho es angers Huehn drinn hockt. Das git de halt es Drücke u Zwänge.

E spezielli Hüehnerpersönlichkeit isch ds Helikopterli, ds erschte vo de beide grosse Legehenne. Scho nach wenige Tage isch es zuetroulich worde u chunt grad cho z springe, chum chunt öpper zum Gheg zueche. U chum isch ds Türli einisch offe, suecht sich das Tierli grad e Wäg für use. U chum het mes gmerkt isch es o scho im Härdöpfelplätz u pickt emsig zwüsche de Fuhre nach Schnägge u Würm. Aber wie isch de das Huehn zum sim kuriose Name cho? Das het sich so zuetreit: einisch het ds Helikopterli entdeckt, dass es cha übere Haag übere flüdere. So het es die witi Wält rund ume Hüehnerhof ume chönne entdecke. Das het ihm so guet gfalle, dass es ei Tag zure grosse Entdeckigsreis agsetzt het, bis wit vom Hus ewäg, gäg em Steibärg zue. Wil es so guet het chönne flüge, hei mir’s drum Helikopterli touft! Aber wiso «het chönne flüge»? Nach der grosse Expedition hei mir drum em Helikopterli d Schwungfädere gstutzt. So isch es de halt verbi gsi mit flüge, wandre u mit de ganze Herrlichkeite, wo das mit sich bringt. Nach dere Behandlig het sich ds Helikopterli im Stall verchroche u het dert lut gschumpfe über die Ungrächtigkeit, wo mir ihm atah hei. Bis i Abe ine isch es hässige gsi wien es Schit, so dass sich die angere Hüehner chum i Stall getrout hei.

U ds vierte Huehn? Das heisst «Gluggerli» wius tagelang im Näscht blibt hocke zum Eier brüete. Das das bi auer Asträngig nüt abtreit het das guete Tuerli nid gmerkt.

Linux Tool der Woche: Moleskine Notizbuch

Moleskine

Moleskine Notizbuch

Wir alle kennen das Phänomen: da suchen wir nach der Lösung eines Problemes, vielleicht nach einem passenden Reim für ein Gedicht. Nach der richtigen Formel für eine mathematische Aufgabe. Oder ganz allgemein nach einer kreativen Eingebung. Allein der erhellende Gedanke will sich einfach nicht einstellen, der erhoffte Geistesblitz will sich trotz aller Anstrengung nicht einstellen. Doch irgendwann, in einem völlig unerwarteten Moment und ohne bewusstes Nachdenken fliegt uns die Lösung zu, gerade wie ein frischer Wind am Morgen eines jungen Tages, Wie gut ist es, wenn in so einem Moment etwas zum Schreiben im Griffweite ist, damit die spontane Eingebung rasch festgehalten werden kann. Denn der erhellende Einfall kann so rasch wieder verschwinden, wie er in unseren Gedanken Form angenommen hat.

Heute gibt es allerlei praktische Geräte, wie Tablets, Netbooks oder auch Smartphones, die uns in so einem Moment helfen können. Rasch können auf der Tastatur oder per Mikrophon einige Stichworte und Sentenzen festgehalten werden. Später kann das Notierte auf dem PC weiter verarbeitet werden. Nur: die Tücken der Technik können hier einen Strich durch die Rechnung machen. So kann es einen Moment dauern, bis das Gerät schreibbereit ist. Die verschiedenen Elemente auf dem Bildschirm können und ablenken, oder – der schlimmste Fall – im alles entscheidenden Moment versagt der Akku!

Mit dem guten alten Notizbuch kann dies alles nicht passieren. Zusammen mit einem Bleistift oder Kugelschreiber ist es in jedem Moment bereit, einen Text, eine Skizze oder auch ein paar Takte Musiknoten auf Papier festzuhalten. Einfach und schnell und so, wie es Menschen schon vor Jahrhunderten gemacht haben. Aus diesem Grund ist das Moleskine Notizbuch das Linux Tool der Woche. Moleskine’s sind Notizbücher mit einigen Besonderheiten, die ihnen rund um dem Globus eine grosse Fangemeinde eingebracht haben. Moleskine’s sind den Notizbüchern bekannter Künstler wie Pablo Picasso, Vincent van Gogh oder Ernest Hemingway nachempfunden: sie sind sehr robust, sorgfältig mit beschichtetem Karton eingebunden und mit einem genähten Rücken versehen. Dieser erlaubt das flache Aufschlagen des Buches, ohne dass es sich zurückbiegt. Ein elastisches Gummiband hält das Buch geschlossen und ein Lesezeichen hilft beim Wiederfinden einer bestimmten Seite. Im Rückendeckel befindet sich ausserdem eine Falttasche für Notizblätter, Visitenkarten oder was sonst gerade hineinpasst. Das Moleskine Notizbuch fühlt sich angenehm an in der Hand und das cremefarbene Papier mit abgerundeten Ecken lädt zum Schreiben ein. Notizbücher wie das Moleskine erfreuen sich gerade in der modernen und schnelllebigen Zeit wieder grosser Beliebheit. Sie sind für viele Menschen ein persönliches Accessoire geworden, das sie immer bei sich tragen. Könnte es sein, dass gerade die digitalen «Gadgets» dazu geführt haben, dass viele Menschen wider das einfache und «währschafte» bevorzugen?

Aber eigentlich haben Notizbücher mit Linux/UNIX nichts zu tun! Erst beim genaueren Hinsehen lassen sich einige Gemeinsamkeiten entdecken. Ein Notizbuch ist ja nichts anderes ale ein erprobtes, praktisches und leicht zu bedienendes Hilfsmittel im Alltag. Genau so so wie ein Linux Tool. Ferner weist es alle Eigenschaften auf, die für UNIX Programme typisch sind. Es erfüllt nämlich genau eine Aufgabe, diese aber sehr gut. Und schliesslich ist das Moleskine Notizbuch genau so zuverlässig wie UNIX, es bewahrt unsere Notizen sicher und dauerhaft auf (das Papier ist alterungsbeständig).

Alle bisher in dieser Rubrik vorgestellten Programme sind nach einer Vorstellung kurz in ihrer Funktionsweise vorgestellt worden. Das soll auch beim Moleskine Notizbuch nicht anders sein. Natürlich wissen wir alle, wie ein Notizbuch benutzt wird. Dennoch möchte ich an dieser Stelle einige Tipps geben, die mir selbst immer wieder helfen, das Notizbuch gewinnbringend einzusetzen.
Wichtig ist natürlich, dass neben dem Notizbuch immer auch ein guter Stift bereit liegt, Dieser kann bei Bedarf in das Moleskine geklemmt werden, damit er nicht verloren geht. Zusammen mit dem «Schrybi» ist das das Buch idealerweise jeden Moment griffbereit, wie ein persönlicher Begleiter, der das aufnehmen kann, was uns in einem ganz bestimmten Moment in den Sinn kommt! Natürlich ist es von Vorteil, wenn die das Geschriebene deutlich lesbar ist, also auch nach Wochen oder vielleicht auch Jahren von uns noch gelesen werden kann.

Bei einem Notizblock können im Gegensatz zum Buch Seiten abgetrennt und weiterverwendet werden. Dies hat den Vorteil, dass einzelne Seiten weitergegeben oder für später beiseite gelegt werden können. Aber: hier droht die berüchtigte «Zettelwirtschaft». Auch beim Moleskine können natürlich einzelne Seiten herausgetrennt werden. Besser ist es aber, die gewünschte Notiz auf einen Zettel abzuschreiben. So bleibt die Information im Moleskine gespeichert. Der «Datenverlust» ist abgewendet…

«Die Hütte»

Aus aktuellem Anlass (die Geschichte wird verfilmt) möchte ich über ein Buch berichten, das in mancherlei Hinsicht ungewöhnlich ist. In den USA hatte es einen überwältigenden Erfolg, belegte während 70 Wochen den ersten Platz auf der Bestsellerliste, insgesamt wurden 10 Millionen Exemplare in 30 verschiedenen Sprachen verkauft. In den Medien, in Foren unan an Podien wurde eifrig über das Buch diskutiert. Die Rede ist natürlich von William P. Young’s Erfolgswerk «Die Hütte (The Shack).erzählt wird darin die Geschichte von Mackenzie Allen Philips («Mack»), der mit Nan glücklich verheiratet ist und fünf Kinder hat. Mit den drei jüngeren Kindern macht Mack eines Tages einen Ausflug an den idyllischen Wallowa See. Und dort geschieht das grauenhafte Unglück, das den weiteren Verlauf der Erzählung prägt. Macks jüngste Tochter Missy wird von einem Kinderschänder entführt und in einer entlegenen Hütte. Als es geschah, musste Mack seine beiden anderen Kinder aus einer lebensgefährlichen Situation retten, so konnte er das Verbrechen an Missy nicht verhindern. Dennoch plagen den Vater von nun an schwere Schuldgefühle, die ihn in Depressionen führen. Und es ist die eine Frage, die Mack nicht mehr loslässt: warum hat Gott das zugelassen? Warum hat er mein Kind nicht beschützt vor diesem Monster?

Und dann, an einem kalten Wintertag passiert das, womit Mack nicht mehr gerechnet hat: Gott greift ein! Und er tut dies auf eine völlig unerwartete und überraschende Art und Weise. Gott schickt Mack einen Brief, den er mit «Papa» signiert, darin lädt er ihn in die Hütte ein, in der Missy ihr Leben verlor. Als Mack ankommt, hat sich die Hütte verwandelt. Es ist jetzt kein halbverfallenes Bretterwerk mehr, sondern ein einadendes und gepflegtes Waldhaus, wohnlich eingerichtet und umgeben von einem wunderschönen, blühenden Garten. Als Mack die Hütte betritt, offenbart sich ihm Gott in der Gestalt dreier Menschen aus verschiedenen Kontinenten: Jesus ist ein hebräischer Handwerker, der heilige Geist eine Asiatin, die Sarayu (Wind) heisst. Und Gott als dunkelhäutige Afrikanerin, die sich Mack als «Papa» vorstellt. Warum erscheinen sie Mack gerade so? Damit er nicht in festgefahrene Denkmuster zurückfällt.

In den nun folgenden Gesprächen lernt Mack Gott kennen. Nicht als ein fernes Wesen oder als abstraktes Prinzip, sondern als ganz reale Persönlichkeit, die alle Menschen liebt und an ihrem Leben Anteil nimmt. Selbst dann, wenn wir schicksalsschwere Zeiten durchleben und Gott fern von uns glauben. Für Gott ist jeder einzelne Mensch einzigartig und besonders. Young vergleicht die Liebe Gottes mit der eines Vaters oder einer Mutter. Eltern lieben jedes ihrer Kinder auf eigene Weise, weil jedes etwas besonderes ist. Aber doch lieben sie keines weniger oder mehr als die anderen.

«Warum hast Du zugelassen, dass Missy getötet wird?» Das ist die Frage, die Mack mehr als einmal an Papa richtet. die Frage, weshalb Gott ungerechtigkeit und menschliches Leid nicht verhindert, ist so alt die die Menschheit selbst. Wir wissen die Antwort nicht. Wir können Calvins Rat beherzigen und darauf vertrauen, dass Gott immer das richtige tut, auch wenn wir es heute noch nicht verstehen können. So bekommt es Mack auch von Jesus gelehrt, als es um die Frage geht, was Gerechtigkeit ist. Sicher: auch Young’s Antwort gibt wiederum Anlass zu neuen Fragen und bleibt letztendlich unverbindlich. Auch bei anderen theologischen Problemen wie der Existenz des Bösen weicht der Verfasser aus. Das muss aber kein Nachteil sein, denn darauf finden wir ja Antworten in der Bibel. Young geht es im Kern um die Beziehung des Menschen mit Gott und um die Gewissheit, dass Gott unser Leben und unser Schicksal niemals gleichgültig ist.

Wie aber geht die Geschichte weiter? Begleitet von Jesus und Sarayu wächst in Mack ein neues Vertrauen. Zuletzt erlangt er die Versöhnung mit seinem eigenen Schicksal. Als er sieht, dass Missy in Jesu Armen glücklich und geborgen ist, kann er sich vom aufgestauten Schmerz lösen und zuletzt sogar dem Mörder vergeben. Als Gott ihm die Wahl lässt, für immer bei Missy zu bleiben, oder seine Welt zurück zukehren, entscheidet sich Mack für letzteres, denn er hat durch die Begegnung mit Gott auch erkannt, dass er in seiner Familie geliebt und gebraucht wird.
Natürlich ist die Hütte mehr als ein Roman. Es ist die Einladung, es mit Gott neu zu versuchen. Ohne theologischen Ballast vermittelt es in leicht verständlicher Weise Denkanstösse zu zentralen Fragen des Glaubens und der menschlichen Existenz. Und natürlich ist die Hütte auch ein missionarisches Buch – es weist einen ungewöhlichen Weg zum Verständnis der Bibel und damit zu Gott

Über die Migräne

Hin und wieder vernachlässige ich meinen Blog; während Tagen, Wochen oder gar Monaten. Der Grund für diese Pausen ist schlicht der, dass es mir an Ideen fehlt. Das Interesse am Bloggen habe ich durchaus nicht verloren. Oder es fehlt mir – wie so vielen Menschen – an Zeit. Und schliesslich gibt es Momente, die ich sehr gerne mit Schreiben ausfüllen würde, allein ich kann gerade dann nicht. Der Grund dafür ist ein Beschwernis, das mich schon seit meiner Kindheit treu begleitet: die Migräne.
Nun ist in Lehrbüchern, Magazinen und in der medizinischen Fachliteratur schon sehr viel über diese Volkskrankheit geschrieben worden. Und daher ist es müssig, dass ich mich als medizinischer Laie auch noch darüber äussere. Dennoch möchte ich auf den folgenden Zeilen den Schmerz kurz skizzieren, so wie er sich bei mir seit 35 Jahren äussert. Und ich möchte davon berichten, wie es mir gelungen ist, mit diesem Schmerz zu leben und die Zahl der Anfälle niedrig zu halten.

Ein Anfall dauert in der Regel zwischen 20 und 25 Stunden, er kann sich ab er auch bis zu 30 Stunden hinziehen oder – leider in seltenen Fällen – kürzer sein. Begleitet wird das Unwetter im Kopf von den bekannten und gut dokumentierten Symptomen: Übelkeit, Schwindel, Lichtempfindlichkeit und ein trockener Gaumen. Die Belastbarkeit des Körpers wie des Geistes ist bei einem schweren Anfall massiv eingeschränkt. Manchmal sind die Symptome so stark, dass die Migräne nur liegend in einem dunklen Raum einigermassen zu ertragen ist. Bei starken Schmerzen ist auch Arbeiten nicht mehr möglich. Einigen Stunden arbeiten kann ich jedoch bei einem weniger intensiven Anfall, wenn auch nur eingeschränkt.

So wie sich ein nahendes Gewitter durch dunkle Wolken am Horizont ankündigt, hat auch die Migräne ihre Vorboten, die auf ein nahendes Blitzen und Donnern im Kopf hinweisen. Benommenheit, leichter Schwindel und innere Unruhe stellen sich ein. Die Nervosität nimmt zu, während die Konzentrationsfähigkeit nachlässt. Bald darauf ist der erste, dumpfe aber noch leichte Schmerz im Kopf spürbar. Er wird stärker und erreicht nach ein bis zwei Stunden das Vollbild der Migräne: ein sehr intensiver, pulsierender und pochender Schmerz, der bis in den Nacken ausstrahlt und den ganzen Körper lähmt. Am stärksten ist der Schmerz direkt hinter den Augen. Nach rund drei bis vier Stunden erfolgt dann eine Verlagerung des jetzt stark hämmernden Schmerzes auf die eine Seite des Schädels, wobei das Zentrum noch immer direkt hinter dem Auge liegt. Von dieser Verlagerung auf eine Kopfseite hat die Migräne ihren Namen: hemi-kranion ist griechisch und heisst übersetzt: halber Schädel. In der nun erreichten Intensität setzt sich der Schmerz für weitere 10 bis 15 Stunden fort, um dann langsam abzuklingen. Anschliessend wird die Migräne abgelöst von einem entspannten Wohlgefühl und von Erleichterung. Manchmal gefolgt von einer ausgeprägten Hochstimmung!
Soweit also der Verlauf der Migräne. Ich sollte vielleicht noch anfügen, dass ich nie Auras oder Sehstörungen habe. Oliver Sacks bezeichnet diese Form der Migräne in seinen ausgezeichneten Buch «Migräne» als einfache Migräne.

Oliver Sacks: Migräne

Ausgelöst wird eine Migräne durch Stress, Ärger, Überarbeitung, Alkohol oder Lärm. Ebenso durch zu viel Sonnenlicht, unregelmässiges Schlafen und – besonders heimtückisch – durch Entspannen von der Arbeit am Wochenende.
Wie bei so vielen Problemen ist auch bei der Migräne falsche Ernährung ein wichtiger Trigger (Auslöser), dem viel Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte! Was aber heisst das konkret? Es lässt sich zusammenfassen mit einem Rat der sieben Weisen: nichts im Übermass! Das heisst, dass auch die «üblichen Verdächtigen» wie Schokolade, Käse, Fleisch oder scharfe Speisen kein Problem sein müssen, solange sie mit gesundem Mass genossen werden …wenigstens in meinem Fall ist das so! Auf Fleisch verzichte ich wann immer möglich, denn ich fühle mich dadurch wohler und beweglicher. Aber wie steht es mit Alkohol? Er verdient den Titel eines Migräneauslösers ersten Grades! Lediglich beim Essen ein (und wirklich nur ein) Glas Rotwein ist einigermassen gefahrenlos. Möglicherweise wird erst im zweiten Moment deutlich, dass dies eine gute Nachricht ist…

Was Tabak und andere Drogen betrifft, so sind Migräniker (und nicht nur diese) gut beraten, wenn sie ganz verzichten.

Was ist zu tun, wenn eine Migräneattacke sich ankündigt? Am besten rasch eine Pause machen und viel trinken, am besten kühles Wasser oder Cola, vielleicht auch etwas Bohnenkaffee. Wie bei den Auslösern ist die Wirksamkeit dieser Mittel bei jedem Patienten etwas anders. Helfen kann in dieser Phase auch ein Eisbeutel auf dem Kopf (ein nasser Wöschplätz tut’s auch) oder das älteste bekannte Mittel gegen Migräne: Niesspulver!

Nun folgt das wichtigste: wer regelmässig an Migräne leidet, soll ja muss zum Arzt gehen, bevor zu Schmerzmitteln aus der Apotheke gegriffen wird. Falsch angewendet können diese mehr schaden als nützen und in eine Abhängigkeit führen.

Kann helfen: Pestwurz (Quelle: E. Blasutto/Wikipedia)

Manche Menschen haben Glück und werden im Laufe ihres Lebens ganz von der Migräne geheilt. Bei anderen verändert sich das Migränebild mit den Jahren und wieder anderen gelingt es, durch einen Massnahmenkatalog die Zahl der Anfälle deutlich zu reduzieren. Ich zähle mich (wie vermutlich die meisten «Opfer») zur dritten Gruppe und möchte nun darüber berichten, welche vorbeugenden Mittel mir geholfen haben. Zwei Dingen sind dabei wichtig: zum ersten dürfen sie nicht als allgemein gültige Heilmittel verstanden werden. Mir haben sie geholfen, jemand anders hat damit vielleicht keinen Erfolg oder kann sie gar nicht erst anwenden. Das Erarbeiten eines passenden Massnahmekataloges dauert meist nicht Wochen, sondern Monate oder Jahre. Und zum zweiten: ein einzelnes Wundermittel gegen die Migräne gibt es nicht. Eine erfolgreiche Migränetherapie muss den Menschen als Ganzes im Blickfeld behalten und auf das Wesen, das Gesundheitsbild und auf individuelle Merkmale eingehen. Die Therapie entwickelt dann einen Katalog aus Massnahmen, von denen einige Medikamente zur Prophylaxe sein können.
Ein anderer Teil kann darin bestehen, einige Lebensgewohnheiten anzupassen. Ein Beispiel: Entschleunigung und ewas mehr Gelassenheit im Alltag lösen die Anspannung und mindern das Migränerisiko. Ich weiss, das ist locker dahergesagt, aber in der Praxis schwer durchzuhalten. Es braucht zum Erfolg zweierlei: Üben! Und bei Rückschlägen nicht entmutigen lassen.

Der moderne (!) Mensch neigt dazu, zu wenig zu trinken. Und wer seinen Körper austrocknen lässt, bekommt eher früher als später Kopfweh. Eine weitere Regel zur Eindämmung lautet deshalb: regelmässig Wasser trinken. Noch bevor der Durst sich einstellt. Hier sind einige weitere Massnahmen, die zu meinem Katalog gehören:

Kondition. Ich glaube, dass es einen direkten Kausalzusammenhang zwischen Migräne und körperlicher Fitness gibt. Jedenfalls gelingt es mir, die Anzahl der Attacken (dieser Begriff ist keine Übertreibung) durch regelmässiges Konditionstraining drastisch zu reduzieren. Es braucht dazu keine sportlichen Höchstleistungen. Ein regelmässiges, leichtes Lauftraining genügt schon, wobei die Regelmässigkeit ebenso wichtig ist wie der Sport selbst. Mir hilft ein Lauftraining, das rund 30 Minuten dauert und sich jeden zweiten Tag wiederholt.

Magnesium. Flüssigkeitsmangel als Auslöser wurde schon erwähnt. Nun muss von einem zweiten, nicht minder prominenten Trigger die Rede sein: Magnesium- und Eisenmangel. Diese führen bekannterweise zu Kopfschmerzen und werden in kaum einem Fachbuch zu diesem Thema ausgelassen. So kann ein Magnesiumpräparat aus der Apotheke als erstes Medikament zur Vorbeugung ausprobiert werden. Auch hier gilt: mehrere Wochen testen, frühestens dann kann über die Wirksamkeit eine Aussage gemacht werden.

Regelmässiger Schlaf. Das Schlafverhalten hat auf unsere Gesundheit einen entscheidenden Einfluss. Auch ein erwachsener Mensch braucht sieben bis acht Stunden Schlaf pro Tag. Und wer jeden Tag zur selben Zeit seinen Schlaf geniesst, lebt gesünder. Viele Migräniker haben am Wochenende Probleme, wenn sie in eine Entspannungsphase eintreten, dadurch ein Donnerwetter im Kopf auslösen und dann vom ersehnten Wochenende nicht mehr viel haben… Will ich damit dem Ausschlafen am Wochenende den Abschied geben? Auf keinen Fall! Entspannen und Loslassen vom Arbeitsalltag sind nicht nur sehr wichtig sondern auch schön! Das Problem muss von der anderen Seite, also durch Reduktion der Anspannung gelöst werden. Nur so lässt sich die gefürchtete Wochenendmigräne vermeiden.

Medikamente zur Prophylaxe. Um die Anzahl der Anfälle zusätzlich zu reduzieren, bieten sich Medikamente an, von denen einige Naturheilmittel sind. Etwa die Biodoron Tabletten von Weleda. Oder Pestwurz-Medikamente. Wirken diese nicht, bieten sich Beta-Rezeptorenblocker an. Eingenommen werden dürfen diese Medikamente nur in Begleitung eines Spezialisten.

Was aber, wenn die Migräne trotz allen Vorsichtsmassnahmen sich ankündigt und man sich wirklich elend fühlt? Und wegen der Arbeit vielleicht nicht einfach ausruhen kann? Die wirksamsten Medikamente zur Eindämmung sind Triptane, von denen es verschiedene Hersteller und Zusammensetzungen gibt. So muss der Rat wiederholt werden: zusammen mit dem Arzt das passende Notfallpräparat finden. In meinem Fall hilft der Wirkstoff Zolmitriptan (in der Schweiz also «Zomig» erhältlich) von AstraZeneca. Nach der Einnahme baut sich der Schmerz samt aller Nebensymptome nach 30-60 Minuten komplett ab.

Zum Abschluss möchte ich einige bekannte Vorurteile rund um die Migräne vorstellen:

  • Die Migräne ist ein Kopfschmerz. Ja, auch, aber nicht nur. Ein Migräneanfall geht tiefer, er hat Auswirkungen auf den ganzen Körper. Zudem ist eine Migräneattacke wesentlich heftiger und schmerzhafter als etwa ein Spannungskopfschmerz.
  • Nur Frauen haben Migräne. Richtig ist, dass Frauen etwa dreimal häufiger an Migräne leiden als Männer. Quelle: Wikipedia.
  • Migräne ist nur eine Einbildung. Eine Migräne wird begleitet von sehr realen und auch sichtbaren Symptomen: Übelkeit, Erbrechen, veränderte Gesichtsfarbe, etc. Der Schmerz kann so stark werden, dass er nur noch im Liegen einigermassen erträglich ist. Hildegard von Bingen, die regelmässig an Migräne litt, sagte, dass der Schmerz deshalb einseitig sei, da er sonst nicht mehr auszuhalten wäre.
  • Ärzte können auch nicht helfen. Doch, sie können! Gerade in den vergangenen Jahren wurde das medizinische Wissen über die Migräne deutlich erweitert und der Krankheit konnten dadurch einige Geheimnisse entlockt werden. Ärzte nehmen sich für Migränepatienten Zeit und können mit gezielten Therapien helfen, dass die Migräne seltener auftritt oder ganz verschwindet. Passende Medikamente können einen schweren Anfall in weniger als 30 Minuten stoppen.

Mehr Infos zur Migräne: Kopfschmerzen: Ursachen, Arten und natürliche Hausmittel (Primal State)

Nachtrag vom 22. Februar 2021: Oft beginnt eine Migräne Nachts beim Schlafen; mit einem klaren Kopf geht man zu Bett, mit Schmerzen erwacht man in den frühen Morgenstunden! Migräne Patienten berichten, dass Sie um sechs Uhr schmerzfrei sind. Schlafen sie dann noch einmal ein, wachen sie ein bis zwei Stunden später mit Schmerzen wieder auf! Was hier helfen kann: 1. Geregelte Ruhezeit einhalten und nicht am Morgen ausschlafen – ein Schlafbedürfnis kann etwas später nachgeholt werden, zum Beispiel mit einem kurzen Mittagsschlaf (max. 20 Minuten). 2. Manche Patienten berichten, dass ein Bohnenkaffee vor dem Einschlafen hilft, ganz allgemein gilt, dass genügend Flüssigkeit wichtig ist! 3. Schlafzimmer gut lüften. Gerade während der Heizphase im Winter kann die trockene Luft einen Migräneausfall in der Nacht auslösen! 3. Nicht belastet oder mit Angstgefühlen einschlafen; der Schlaf tut gut und schenkt Erholung. Vertrauen Sie darauf, dass Sie am Morgen ausgeruht und mit einem klaren Kopf den neuen Tag begrüssen können.