Holzbrücken im Emmental

Sie gehören zum Emmental wie die grünen Hügel, der berühmte Käse oder die schönen Bauernhäuser aus Holz. Gemeint sind die Holzbrücken, von denen es viele alte, aber auch einige ganz neue gibt. Ein neues Buch ist ihnen gewidmet.

Holzbrücken im Emmental

Hanspeter Buholzer und Daniel Fuchs (Bilder): Holzbrücken im Emmental

Von einer der ältesten Holzbrücken des Emmentals ist leider nur noch ein Teil erhalten geblieben. Es ist die Lützelflühbrücke, von der heute eines der beiden Portale vor der Kulturmühle steht. Die im Jahre 1584 erbaute Brücke hat vieles erlebt, so die Wassernot von 1837. Die «Emmenschlange», die manche Brücke des Emmentals zerstörte, beschädigte auch die massiv gebaute Lützelflühbrücke, riss sie aber nicht mit. Und natürlich wird das Bauwerk mit dem berühmten Dichter des Dorfes, Jeremias Gotthelf, in Verbindung gebracht. Er erwähnte sie in seiner Beschreibung der Wassernot und wird so manchen Gang über diese Brücke getan haben. Seinetwegen wurde die Brücke im Winter während einer Stunde am Abend mit einer Laterne erleuchtet. Damit sollte verhindert werden, dass böse Buben dem berühmten Pfarrer nachstellten.

32 Brücken auf 214 Seiten
Die Geschichte der Lützelflühbrücke kann in einem neuen Buch von Hanspeter Buholzer nachgelesen werden, das dieser Tage in die Läden kommt. Auf 214 Seiten beschreibt der Verfasser 32 alte, aber auch neue Brücken des Emmentals. Eingeleitet wird der reich bebilderte Band mit einem historischen Überblick und der Technik des Holzbrückenbaus. Ein Anhang stellt weitere, überdachte Holzbrücken der Schweiz vor. Hanspeter Buholzer hat für sein neues Buch das grosszügige A4-Format gewählt, damit die zahlreichen Fotografien von Daniel Fuchs zur Geltung kommen.

Alte Fotografie zeigt Lützelflühbrücke
Kehren wir noch einmal zur Lützelflühbrücke zurück. Über 300 Jahre tat sie ihren Dienst. Dann wurde die Holzkonstruktion ersetzt durch eine Eisenbrücke, die rasch zu rosten begann, wie im Buch nachzulesen ist. Sie musste schon bald einer Betonbrücke Platz weichen, über die wir heute gehen, wenn wir von einem in den anderen Dorfteil gelangen wollen. Erfreulicherweise existiert eine Fotografie aus den letzten Tage der Holzbrücke, die sehr schön zeigt, wie sie ausgesehen hat! Erhöht im Hintergrund ist die Kirche von Lützelflüh zu sehen. Und im Vordergrund ein Brunnen, um den einige Kinder stehen und erwartungsvoll in die Kamera blicken.

Hanspeter Buholzer und Daniel Fuchs (Bilder): «Holzbrücken im Emmental» (214 Seiten, ISBN 978-3-905980-30-1). Das Buch kostet 48 Franken und ist im Buchhandel, im Regionalmuseum Langnau oder online unter www.holzbrueckenimemmental.ch erhältlich.

» Holzbrückenweg im oberen Emmental

Schweizer Käse wirbt mit Alphorn

Switzerland Cheese Marketing AG

Flyer der Switzerland Cheese Marketing AG (Scan)

Was haben COOP, TGV Lyria und Singapore Air gemeinsam? Genau, sie verwenden das Alphorn zu Werbezwecken oder haben es wenigstens in der Vergangenheit getan. Und nun gesellt sich auch die Switzerland Cheese Marketing AG (SCM) dazu. Auf einem Flyer bewirbt die Non-Profit Organisation Trauffer Holzfiguren mit einem Alphornbläser. Es handelt sich dabei um eine Werbeaktion, bei der Trauffer Holzfiguren vergünstigt erworben werden können.

Unterwegs mit Google

Hin und wieder bin ich für eine kleine Regionalzeitung unterwegs um Artikel zu schreiben. Ab und zu gehört zur Illustration auch ein Foto dazu. Dabei fallen einige und vor allem ganz unterschiedliche Daten an: Termine, Notizen, Adressen, vor allem aber Texte und Bilder. Wichtig dabei ist, dass alle diese Informationen verlustfrei gespeichert werden. Denn wenn ein Text verloren geht, kann unter Umständen der Abgabetermin nicht eingehalten werden. Ferner ist es wichtig, dass die Informationen in einer Cloud gespeichert werden, so dass ich jederzeit und mit verschiedenen Geräten darauf zugreifen kann. Ich habe mich entschieden, mit den Diensten von Google zu arbeiten. Diese bieten alles, was ich benötige. Zudem schätze ich den Offline Modus, den einige Anwendungen bieten. So kann ein Text auf dem Notebook auch ohne Internetverbindung erfasst werden. Sobald das Gerät eine Verbindung hat, werden alle Änderungen automatisch synchronisiert.

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Google Maps zeigt Termine an

Routenplanung mit dem Terminkalender
Meist beginnt die Arbeit mit einem Termin. Der wird natürlich sofort im Google Calendar eingetragen. Falls es eine Adresse gibt, sollte diese nun vollständig im Ortsfeld erfasst werden. Denn dann wird der Termin auch in Google Maps angezeigt. Um die Navigation zu starten, genügt dann ein einfaches Antippen! Eine feine Sache bei den Terminen sind ferner die Terminerinnerungen. Ich trage mindestens eine ein und zwar schon für den Vortag. Dann dann bekomme ich auf dem Smartphone und auf dem Desktop die Erinnerung rechtzeitig angezeigt – das macht das Vergessen um einiges schwieriger!

Digitale Erinnerung
Und dann geht es los: Diesmal an eine Braunviehschau im Emmental – meiner lieben Heimat. Kaum angekommen, bieten sich auch die ersten Fotosujets an. Ein Züchter etwa, der stolz eine seiner prämierten Kühe zeigt. Ein Druck auf den Auslöser und dann kommt auch schon die Frage, «Darf ich dieses Foto haben?» «Sicher, geben Sie mir einfach Ihre E-Mail Adresse!» Damit ich das nicht vergesse, erstelle ich kurz auf dem Handy eine Erinnerung. Das geht mit dem Kalender, mit Google Inbox oder ganz einfach mit einem Sprachkommando: «Ok, Google: remind me to send Photo to …»

Erinnerungen sind eine «gäbige» (praktische) Sache, sie können mit verschiedenen Google Anwendungen erstellt werden (Kalender, Inbox, Now, Notizen) und lassen sich auf vielfältige Weise abrufen. Und sie können mit einer Zeit oder einem Ort verbunden werden. Einkaufszettel verbinde ich z.B. mit der Adresse eines Supermarktes. Sobald ich dort angekommen bin, wird die Erinnerung angezeigt: «Batterien, Papiernastücher und – ganz wichtig – Katzenfutter keinesfalls vergessen!»

Überleben im Funkloch
So, das Abenteuer kann weitergehen. Während die Rinder und Kühe von den Juroren bewertet werden, mache ich ein paar Gespräche mit den Züchtern. Am liebsten verwende ich dabei den guten alten Notizblock. Am besten ein Moleskine, weil das doppelt gebunden und deshalb faktisch unzerstörbar ist. Wenn ich einen Moment Zeit habe, gehen die Notizen sofort in den Computer. Das klappt auch dann wenn das Chromebook kein Netz hat. Texte können problemlos im Offline-Modus erfasst werden. Ich weiss, das haut jetzt niemandem vom Hocker, das konnte schon der Commodore 64 mit VizaWrite. Das schöne an der Sache ist indes, dass alle Texte automatisch synchronisiert werden, sobald das Gerät wieder online ist.

«Offline gibt’s doch gar nicht mehr», wenden Sie jetzt ein? Oh doch, hier in den Emmentaler Högern und Krächen gibt es sie noch, die vom Internet unberührten Gebiete!

Apropos Chromebook: Das sind die schnellsten, sichersten und zuverlässigsten Notebooks, die ich kenne. Sie sind nahezu wartungsfrei und funktionieren sofort, sobald man sie aufklappt! Ein Chromebook startet in wenigen Sekunden und der Akku hält rund 10 Stunden. Ideal für jemanden, der unterwegs Texte tippen muss. Siehe auch: Das Chromebook Prinzip.

bearbeitungsverlauf
Google Docs mit Überarbeitungsverlauf

Wenn ich alle Fotos und Notizen gesammelt habe, gibt es meist noch einen gemütlichen zweiten Teil. Bei der Viehschau ist das, der Leser wird es erraten, ein währschafter Imbiss in der Festwirtschaft, natürlich mit Rindfleisch!

Worte zählen

Welchen Umfang hat der Text?

Versionsverwaltung inklusive
Zuhause angekommen wird der Text fertig redigiert. Da er vom Chromebook in der Cloud gespeichert wurde, entfällt das lästige Umkopieren. Google Docs hat übrigens eine geniale Versionsverwaltung. Der gesamte Überbeitungsverlauf eines Textes kann angezeigt und ältere Fassungen können wiederhergestellt werden. Ich bin also bestens gewappnet gegen Sätze wie «Könnten wir die Fassung vom letzten Freitag noch einmal haben?» Eine weitere Funktion, die ich viel nutze heisst: Worte zählen. Damit weiss ich genau, wieviel Platz noch bleibt.

Ist der Text endlich fertig, geht er per Mail-Anhang an die Redaktion. Google Docs bietet auch hier eine nette Funktion, die dies erleichtert: Als E-Mail Anhang senden. Dann noch kurz das Spesenblatt nachführen, sowohl die Zeichenzahl als auch die gefahrenen Kilometer verraten mir Docs und Maps. Damit ist die Arbeit erledigt – bis das Telefon klingelt und der nächste Auftrag wartet…

Moment, ich habe die Fotos vergessen. Die gehen natürlich auch in die Cloud, in die Photos-Anwendung von Google, um genau zu sein. Warum gerade hier? Weil Google sehr spendabel ist, Fotos in hoher Qualität können in unlimitierter (!) Zahl hochgeladen werden. Praktisch ist übrigens auch der eingebaute Foto-Editor, der grundlegende Korrekturen erlaubt: Zuschneiden, Geradestellen, Helligkeit und Kontrast nachbessern. Photoshop-Profis werden jetzt gähnen, das ist mir bewusst. Wenn etwas umfangreichere Anpassungen erforderlich sind, greife ich auf Polarr zurück. Da gibt überaus hilfreiche Tools wie Schatten aufhellen oder das Kurven-Werkzeug, mit dem Farbstiche eliminiert werden.

Das fertige Bild kann auf direktem Weg versandt werden. Einfach die Share Funktion wählen und dann per Mail senden – tschüss!

Geräte, die ich verwende: Chromebook Acer 11, HTC One M8, Canon EOS 60D mit 17-55 f/2.8 Objektiv.

Eine neue Sitzbank für die Krämerhauslinde

Sitzbank bei der Krämerhauslinde

Kirchgänger lassen sich hier gerne nieder und Hochzeitspaare schätzen den Platz für idyllische Fotos. Doch die alte Bank um die Krämerhauslinde ist in den letzten Jahren morsch geworden. Sie wurde deshalb vom Ortsverein Rüderswil vollständig erneuert. Zusammen mit dem Bauunternehmen Hans Schmid wurden massive Betonsockel gegossen und mit Bänken aus Eichenholz verbunden. Gemäss Hanspeter Siber, dem Präsidenten des Ortsvereines, ist die neue Bank robust und wird viele Jahre halten.

Dorflinden in Rüderswil:
Krämerhauslinde. Direkt beim Krämerhaus, oberhalb der Kirche. Ca. 300 Jahre alt.
Alte Leuenbergerlinde. Oberhalb der Pfrundscheune. Ca. 450 Jahre alt.
Junge Leuenbergerlinde. Zwischen Pfarrhaus und Friedhof. Drei Jahre alt.

Ferien machen mit Jesus

Jesus Christus, gespielt von Brian Deacon, 1979. Quelle: jesus.ch

«Lasst uns an einen Ort gehen, an dem wir etwas ausruhen können», das sagten sich Jesus und seine Jünger. Möglicherweise ging diesem Entschluss eines der vielen Streitgespräche mit den Pharisäern voraus, das neue Testament berichtet wiederholt von solchen Auseinandersetzungen mit den Theologen und Kirchenverbandsoberen der damaligen Zeit! Es konnte dabei zu wüsten Szenen kommen, der Apostel Johannes hat miterlebt, wie Jesus Gegner – ausser sich vor Wut – die Fäuste ballten und Steine aufhoben (Johannes, 8, 57-59).

Mit Tyrus war rasch ein Ort gefunden, der sich zum Entspannen gut eignete. Die phönizische Hafenstadt war nur etwa 50 Kilometer von Kafarnaum entfernt. Es war zudem eine heidnischer Ort, Jesus und seine Jünger konnten sicher sein, dass ihnen dort keine eifernden Pharisäer nachstellen würden. Und Tyrus, die Handelsstadt am Mittelmeer, muss Besucher mit seiner bunten Vielfalt fasziniert haben. Die unter römischer Herrschaft stehende Metropole war im Jahr 30 nach Christus ein blühendes Handelszentrum. Schiffe mit Waren aus dem ganzen Mittelmeerraum legten hier an; auf den Plätzen und Märkten der Stadt herrschte ein buntes Treiben! Aber: Das pulsierende Leben der Stadt war nicht das, was Jesus, Petrus, Johannes und Jakobus suchten. Vielleicht kamen sie gegen Abend in Tyrus an und setzten sich, erschöpft von der langen Wanderung, an den Strand, wo sie die Sonne über dem Mittelmeer untergehen sahen.

Ganz egal, ob sie den Sonnenuntergang über dem Meer das erste Mal miterleben konnten, oder ob sie das Naturschauspiel bereits kannten: Das leuchtenden Rot der letzten Sonnentrahlen, die auf der Weite des Meeres leuchten, bewegt Menschen immer wieder. (Kein Wunder, dass heute jede Kompaktkamera ein spezielles Aufnahmeprogramm für Sonnenutergänge hat, bei dem die Rottöne besonders betont werden…)

Und vielleicht machte sich der Jüngerkreis um Jesus in diesem Moment Gedanken über die Weite des Meeres, das glitzernd vor ihnen lag. Sie verglichen es möglicherweise mit der Liebe Gottes, die im Gegensatz zum Meer keinen Horizont kennt – die ohne Grenzen ist und weiter führt, als wir es mit unserem Verstand je fassen können. Und als dann die Sonne unterging, das Meer tiefblau wurde und am Himmel die Sterne zu leuchten begannen, staunten alle über die Schöpfung, die uns mit ihrer Schönheit und mit ihrem Geheimnissen immer wieder zu fesseln vermag. Manch einer der Jünger wird in diesem Moment an das gedacht haben, was Jesus sagte: Dass dieser Gott, der diese wunderbare Welt und alle Sterne schuf, sich uns Menschen zuwendet, jedem von uns – ganz persönlich.

Später ging es dann doch noch in die Stadt hinein. Die Evangelisten überliefern eine schöne Geschichte, die sich dort zutrug (Matthäus 15,21/Markus 7,24). Eine einheimische Frau, eine Nichtjüdin also, kam mit einer Bitte zu Jesus. Sie hatte eine Tochter, die unheilbar krank war und bat Jesus um Hilfe. Wir dürfen in ihr eine der ersten Angehörigen des römisch/griechischen Kulturraumes sehen, die zum Glauben an Jesus kam. Denn sie muss im Vorfeld von den Wundern gehört haben, die Jesus vollbrachte. Sie war fest davon überzeugt, dass Jesus ihrer Tochter helfen konnte. Wie anders lässt es sich erklären, dass sie trotz einer deutlichen Zurückweisung nicht locker lässt? Die Frau konnte Jesus schlussendlich überzeugen, denn dieser bestätigte ihr einen starken Glauben und hiess sie, nach Haus zu gehen, wo ihre geheilte Tochter aus sie wartete.

Woher hat die Emme ihren Namen?

Ein Blick in den Wikipedia-Artikel zur Emme schafft schnell Klarheit: Der Begriff «Emme» hat seine Wurzeln im gallisch-keltischen Wort ambis (= Fluss, lat. amnis). Eine endgültige Sicherheit scheint es gemäss dem Online-Lexikon aber nicht zu geben.

Emme bei Zollbrück
Die Emme, aufgenommen in Zollbrück

Eine andere, durchwegs spannendere Antwort liefert uns Jeremias Gotthelf in seiner historischen Erzählung «Die Gründung Burgdorfs oder die beiden Brüder Sintram und Bertram». Die Geschichte ist im Buch «Historische Erzählungen» in der 18 Bände umfassenden Rentsch-Ausgabe zu finden. Die beiden Helden sind Ritter zur Zeit von Pippin II, um das Jahr 700. Auf ihrem Weg in die Schweiz begegnen sie der Druidentochter Emma, die ihren keltischen Naturglauben nicht für das Christentum aufgeben will. Obwohl beide Brüder ihr zugetan sind, werden sie von ihr abgewiesen. Und so schnell wie sie gekommen ist, verschwindet sie wieder in den Tiefen der dunklen Wälder, die damals grosse Teile des Schweizer Mittellandes bedeckten. So vergehen die Jahre. Sintram ist in einer Sarazenenschlacht unter Karl Martell gefallen, Bertram ist Mönch, später Abt geworden. Als Greis begegnet ihm im Wald wieder Emma. Und diesmal weist sie ihn nicht zurück. Sie hat noch eine letzte Bitte an den alten Gottesmann: Er möge sie begraben und über ihrem Grab ein Kreuz aufrichten.

Aber: Sie weist den Vorschlag Bertrams ab, sich taufen zu lassen. Sie will bleiben, was sie immer war. Emma wird in der schönen Sage von Gotthelf zur personifizierten Gestalt des Flusses – und zur Namensgeberin.

Ein Vulkan beflügelte die Käsewirtschaft

Kehren wir noch einmal zurück in das Jahr 1816, in weiten Teilen Europas herrschte wegen des nasskalten Wetters der Hunger. In seinem neuen Roman «In einem kalten Land» beschreibt Werner Adams einige Einzelschicksale aus dieser Zeit im Berner Seeland. In dieselbe Zeit, in das Jahr 1815, fällt auch die Gründung der ersten Talkäserei des Kantons Bern. Sie wurde auf Initiative des Berner Patriziers Rudolf Emanuel Effinger von Wildegg in Kiesen gegründet. Das nationale milchwirtschaftliche Museum in Kiesen erzählt von dieser Gründungszeit und darüber, wie Käse vor 200 Jahren hergestellt wurde.

In der Festschrift zum zweihundert-jährigen Jubiläum kommt auch Herbert Riem, der Geschäftsführer der Weinkellerei Riem, Daepp & Co. zu Wort. Seine Vorfahren haben die Gründung der Käserei miterlebt. Die Gründungszeit sei eine turbulente Epoche gewesen, berichtet der Unternehmer. Gerade sei Napoleon mit seinen Truppen abgezogen nachdem er 1798 in die Schweiz eingefallen war und den Berner Staatsschatz geplündert habe. Im Jahr 1815 endete Naopleons Herrschaft nach der Niederlage bei Waterloo endgültig, nach Kriegswirren war der Weg frei, Europa neu zu ordnen und zu befrieden. Und dann geschah etwas, das gemäss Herbert Riem die Gründung neuer Talkäsereien begünstigte: Vom 5. bis zum 10. April 1815 kam es zu teils heftigen Ausbrüchen des Vulkans Tambora in Indonesien. Grosse Mengen Staub und Schwefel gelangten in die Stratosphäre und veränderten das Klima. Das Hungerjahr 1816 ist eine direkte Folge dieses Vulkanausbruchs.

Effingers Idee, Talkäsereien zu gründen, kam gemäss Herbert Riem gerade recht, denn «das Gras, die Futtergrundlage für das Vieh, wuchs munter weiter, während das Getreide und die Kartoffeln verdarben.» Also haben man Kühe besorgt und aus der Milch haltbaren Käse hergestellt.
In den folgenden Jahren erlebten die Berner Talkäsereien einen beispiellosen Aufschwung, das «Käsefieber» brach aus, wie Jeremias Gotthelf in seiner heiteren Erzählung «Die Käserei in der Vehfreude» schreibt. Die Boomjahre dauerten bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts, als der Wiener Börsenkrach von 1873 dem Käsefieber ein jähes Ende bereitete. Fortan war es zwar immer noch möglich, mit Käseexporten gutes Geld zu verdienen. Zunehmende Konkurrenz und Kriege vor und nach der Jahrhundertwende erschwerten aber den Export.

» Nationales milchwirtschaftliches Museum Kiesen

Wenn die Mühlräder sich wieder drehen

Drehen wir das Rad um 150 Jahre zurück uns stellen uns vor, was ein Wanderer gehört haben mag, als er von Langnau kommend nach Lützelflüh kam. Ein Geräusch bei der Getreidemühle muss dem Besucher vertraut vorgekommen sein: das gleichmässige Stampfen und Plätschern des grossen Wasserrades, das den Mühlstein antrieb. Und vielleicht das Rufen der Gesellen, die mit dem Tragen der Getreide- und Mehlsäcke beschäftigt waren.

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Wer am kommenden Samstag die Kulturmühle Lützelflüh – so heisst sie heute – besucht, kann das altvertraute Geräusch des Mühlrades wieder hören, so wie damals. Anlässlich des Schweizerischen Mühlentages wird die Mühle erstmals seit Jahren wieder für Zuschauer Getreide mahlen. Wer möchte, kann das frisch gemahlene Mehl sogar kaufen und daraus aus ein aromareiches Brot backen! Der Mühlentag steht dieses Jahr im Zeichen des Mühlbaches, den viele schon aus ihrer Kindheit kennen. In vielen Dörfern fliessen diese alten Gewerbebäche noch und laden ein zum Verweilen und Spielen.

Weitere Infos: www.kulturmuehle.ch und www.muehlenfreunde.ch

General Guisan und die alte Röstiplatte

Am vergangenen Sonntag fand in Lauperswil der alljährliche «Chum u lueg» Märit statt. Früher hiess der Märit noch «Useputzete». Gekauft werden kann hier alles, wofür die Menschen zuhause keine Verwendung mehr haben: Altes Geschirr, Bücher die nicht mehr gelesen werden, Grossmutters Tischtücher aus Leinen, eine Schallplattensammlung, die zuhinterst im Schrank entdeckt wurde – und noch vieles mehr. Ein buntes und ungeordnetes Durcheinander, es macht Spass, an den rund 40 Marktständen vorbeizuschlendern um nach einer «Trouvaille» zu suchen.

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An einem Markststand lag neben alten Tellern, Schüsseln und Röstiplatten ein Artefakt aus vergangener Zeit: Ein Teller mit dem Bild von General Henri Guisan. Wie mag der Gedenkteller durch all die Jahrzehnte hierhergekommen sein? Vielleicht hing er viele Jahre in einer gemütlichen Stube und erinnerte an die Aktivdienstzeit, die bis heute nicht vergessen ist. Oder er landete irgendwann auf einem Dachboden, weil ihm niemand mehr haben wollte – und kam nach erst bei einer Hausräumung wieder ans Tageslicht. Sicher ist nur eines: Der Teller selbst mag heute ein altes Andenken sein, für das sich nur noch Nostalgiker begeistern können. Nicht veraltet sind hingegen die Ideale, für die der beliebte General auch heute noch steht: Pflichtbewusstsein, Freiheit und die Liebe zur Heimat, die auch in schwierigen Zeiten keine Vorbehalte macht.

Siehe auch: Stille Zeitzeugen

«In einem kalten Land»

Ein neuer Roman von Werner Adams erinnert an das Hungerjahr 1816. Die lebhaft erzählte Geschichte mit historischem Bezug erzählt von der Zeit um 1816 und davon, wie es geschehen kann, dass junge und fleissige Menschen im Gefängnis enden.

Es war kalt im Sommer 1816. Immer wieder fiel Schnee, das Getreide konnte bei dem nasskalten Wetter nicht wachsen, die Kartoffeln verfaulten. Am 2. und 30. Juli fiel abermals Schnee bis in tiefe Lagen, was die Felder an Frucht hervorgebracht hatten, erfror über Nacht. Gemäss dem Wikipedia Artikel «Jahr ohne Sommer» hungerten die Menschen wegen der Missernten und den daraus folgenden hohen Getreidepreisen. Ursache für die kalten Temparaturen in Nordamerika und Europa war vermutlich der Ausbruch des Vulkans Tambora im April 1815.

Heuer jährt sich zum 200. Mal das Hungerjahr 1816. Werner Adams aus Wichtrach kennt die Zeit dieses kalten Jahres genau, seine Recherchen im Staatsarchiv Bern liessen ihn Menschen begegnen, die die Hungersnot durchlebt und durchlitten haben. Über sie hat der Berner Schriftsteller einen historischen Roman geschrieben, der die Jahre aus dem frühen 19. Jahrhundert lebendig werden lässt.

Bendicht Stebler und Hans Schori habe es sich in der Stube auf Steblers Rättlihof gemütlich gemacht, Elisabeth Stebler hat heissen Kaffee und Gebäck aufgetischt, der Kalender an der Wand zeigt einen Tag im März 1832. Im Zwiegespräch kommen die beiden Männer auf Johann Münger zu sprechen, dem Stebler Vogt (Beistand) war. Mit mehr als 60 Jahren hat der an Depressionen leidende Meister vom Müngerhof imJahre 1806 die junge Marie Zaugg geheiratet. Die lebensfrohe, erst 20 Jahre alte Truberin soll dem alternden Bauern einen Stammhalter gebähren ? die Verwandtschaft will es so! Und mit der jungen Bäuerin kommt tatsächlich das Glück zurück auf den Müngerhof. Marie und der auf Ihren Wunsch angestellte Knecht Ueli Rüegsegger erweisen sich als tüchtig und geschickt. Unter ihrer Leitung blüht das Heimwesen neu auf. Und schon bald bringt Marie Münger, wie sie seit der Heirat mit Johann heisst, das erste Kind zur Welt.

Aber wenn sich Glück und Erfolg einstellen, dann dauert es meist nicht lange, bis Neider und Missgünstige auf der Bildfläche erscheinen. Sie kommen in der Person von Rosina, der altgedienten Magd auf dem Hof. Sie streut das giftige Gerücht, eines der Kinder sei nicht von Johann, sondern von Ueli Rüegsegger. Damit nimmt das Unheil seinen Lauf. Obwohl rechtlich als Erbin eingesetzt, muss Marie das Müngergut verlassen. Eine Ehe mit Ueli wird von den Behörden verboten, obwohl Johann Münger seit Jahren tot ist. Die Richter zeigen sich als selbstgrechte Hüter einer angeblich christlich-sittlichen Lebensführung, vertreiben das junge Paar und sperren es zuletzt ein. Zurecht fragt der Autor der Geschichte: «Was ist das für eine Regierung … die eine lebensfrohe junge Frau zur Hure macht und sie dann deswegen in den Turm wirft!».

Die Erzählung endet denn auch tragisch. Während Marie eingesperrt bleibt, wandert Ueli, eine kürzere Strafe verbüssend, nach Amerika aus. Marie fehlt das Geld für eine Überreise, durch die Gitterstäbe hindurch verabschieden sich die Liebenden für immer.

Bezugsquelle: Werner Adams: In einem kalten Land