Karriereplanung mit Jesus

Jesus Christus, gespielt von Brian Deacon, 1979. Quelle: jesus.ch

Während der Zug in den Bahnhof einfährt, ist auf dem Perron das Plakat einer Aus- und Weiterbildungsagentur zu sehen, es spricht eine unmissverständliche Sprache: zu sehen sind junge, mondän gekleidete und glücklich wirkende jungen Menschen. Dank einer guten Ausbildung haben sie Erfolg und Anerkennung erlangt. Karriere, Wohlstand und gesellschaftlicher Aufstieg stehen ihnen weit offen. Das Institut vermittelt mit den jugendlichen und eleganten Menschen dieses Bild und liegt damit nicht falsch, denn eine gute Ausbildung ist eine wichtige Voraussetzung für eine anspruchsvolle Aufgabe, die mit Kompetenzen, aber auch mit mehr Eigenverantwortung verbunden ist, die wahrgenommen werden muss. Am Streben nach Erfolg und Fortkommen im Beruf ist nichts falsches. Der Wettbewerb und ein gesundes Konkurrenzdenken beflügelt Unternehmen zu Höchstleistungen und ist in einem freien Markt der Garant für einen Wohlstand, an dem alle teilhaben können. Erst dann, wenn das Erfolgsstreben zum Selbstzweck wird, wenn nur noch die schnelle Karriere im Vordergrund steht, ist die Zeit für ein Innehalten gekommen.

Auf seinen Wanderungen durch Galiläa begegnete Jesus vielen Menschen. Er traf Fischer wie Petrus und Andreas, die er zu Aposteln berief. Er traf auf Kranke und Invalide, die er von ihren Gebrechen heilte. Und er begegnete Karrieristen, die als Kaufleute, Beamte oder als Kirchenfunktionäre vorankommen wollten. Jesus verurteilte diese Menschen nicht. Im Gegenteil, durch Zuwendung und bedingungslose Liebe machte er sie zu begeisterten Jüngern und Missionaren, die ihm auf seinem Weg folgten. Einer der Jesus nachfolgte, war Levi Matthäus, der Pächter einer Zollstation. Wegen überrissener Zollgebühren waren Zöllner verhasst, sie galten allgemein als unverbesserliche Wucherer. Nicht ganz zu Unrecht, denn Zollstationen wurden zu jener Zeit von der römischen Verwaltung teuer verpachtet. Dies wiederum trieb den Pächter dazu, durch überhöhte Gebühren die Pacht zu amortisieren und gleichzeitig einen Gewinn zu erwirtschaften.

In der Bibel ist überliefert, was Jesus zu Matthäus sagte, als er ihm begegnete: «Folge mir nach!». Und Matthäus tat genau das! Er verliess seinen Posten und begleitete fortan Jesus auf seinen Wanderungen. Warum tat Matthäus das? Jesus war in allem aussergewöhnlich, auch in seiner grossen, von der Liebe getragenen Anziehungskraft auf die Menschen seiner Zeit. Matthäus erkannte die Göttlichkeit von Jesus und seine Einladung zur Nachfolge, er wurde ein Jünger des Nazareners und vieles deutet darauf hin, dass er einer der ersten war, der die Erlebnisse mit Jesus aufschrieb, eines der vier Evangelien trägt seinen Namen. Viele traten in die Fussstapfen des Zöllners Levi Matthäus, sie glaubten dem Evangelium von Jesus Christus und veränderten durch die Kraft des heiligen Geistes ihr Leben. Was ist schon eine rein weltliche Karriere im Vergleich zu dem, was Jesus allen Menschen anbietet: Vergebung der Sünden, Wegnahme von all dem, was uns von Gott trennt.

Eine Karriere im Sinne von Jesus Christus ist die Karriere der Liebe. In ihr ist Raum für persönliche Entfaltung und für das Streben nach Anerkennung und Erfolg. Aber – der Leitstern ist stets die Verbundenheit mit anderen Menschen, und mit Gott. Es geht beim Vorwärtskommen nicht nur darum, anderen nicht zu schaden, sondern vielmehr darum, sie am persönlichen Erfolg teilhaben zu lassen. Karriere im Sinne von Jesus heisst: sei erfolgreich im Glücklichmachen anderer.

Wie eingangs erwähnt, ist eine seriöse Ausbildung wichtig für eine gute berufliche Anstellung. Genau so wichtig aber ist es, sich voll und ganz für die gestellte Aufgabe einzusetzen, Fleiss und der aufrichtige Wille, im Kleinen wie im Grossen die gestellte Aufgabe zuverlässig zu erfüllen. Unser persönlicher Einsatz ist gefordert. Genau das möchte auch Jesus von uns. Doch während im Berufsleben unser Fleiss und Können gefragt ist, steht bei Jesus etwas anderes an erster Stelle: unser ganzer Einsatz mit unserem Herzen. Der ganze Einsatz unseres Vertrauens, dass er unser Leben reicher und gelingender machen kann.

Unterwegs mit dem E-Book Reader

Pünktlich fährt der Zug im Bahnhof Hasle-Rüegsau ein und im Abteil, in das ich einsteige, hat es nich viel Platz, so dass ich es mir bequem machen kann. Die Fahrt vom Emmentaler Dorf zum Arbeitsplatz in Solothurn dauert ca. 40 Minuten und ich verbringe diese Zeit am liebsten mit Lesen. Bei der Lektüre eines spannenden Buches ist es schon vorgekommen, dass ich mir wünschte, der Zug hat irgendwo auf dem Weg eine Panne! In der Umhängetasche befinden sich meistens eines oder zwei Bücher, es kann auch aber auch ein drittes dazu kommen. Das geht gut, solange die Bände handlich und leicht sind. Erreichen sie das Format eines mittelalterlichen Folianten, kann das Lesevergnügen zu einer gewichtigen Sache auf dem Weg zur Arbeit werden.

Elektronische Tinte spart Strom
Wer alle seine Lieblingsbücher stets bei sich haben möchte, findet heute mit einem E-Book Reader (kurz: E-Reader) eine praktische und vielseitige Alternative. Die kleinen Geräte wiegen rund 200 Gramm, haben das Format eines schlanken Taschenbuches und können problemlos mehrere Tausend Bücher speichern, die auf Knopfdruck abrufbar sind. Im Gegensatz zu Smartphones oder Tablets versagt der Akku den Dienst nicht schon nach wenigen Stunden, sondern im günstigsten Fall mehrere Tage! Wie ist das möglich? E-Reader verwenden nicht die energieintensive Technik, die bei Smartphones oder Tablets zur Anwendung kommt (TFT/LED), sondern sogenannte «E-Ink», elektronische Tinte. E-Ink Displays können keine Farben darstellen, nur Grautöne, ausserdem sind sie deutlich träger im Seitenaufbau. Spielen oder Filme ansehen ist definitiv kein Thema! Dafür hat E-Ink nebst dem geringen Stromverbrauch mindestens zwei weitere, entscheidende Vorteile: E-Ink Displays können Texte gestochen scharf darstellen und die Anzeige bleibt auch im starken Licht gut lesbar – so wie der Test auf einem weissen Blatt Papier. Da bei der E-Ink Technik mit mikroskopisch kleinen Polymer-Kugeln gearbeit wird, in denen durch elektronische Impulse schwarze Farbpartikel bewegt werden, ergibt sich ein weiterer Vorteil: ist eine Seite auf dem Display aufgebaut, benötigt sie keinen Strom mehr, sie bleibt sogar stehen, wenn das Gerät ausgeschaltet wird!

Trekstor 4Ink

Weltbild 4Ink Reader (Foto: Weltbild)

Ich benutze seit einigen Monaten den «Trekstor 4-Ink», der vom Weltbild verkauft wurde. Das Gerät gibt sich bewusst spartanisch, es hat keinen Touch-Screen keinen Webbrowser, keine Wireless-Verbindung und auch sonst nichts, was irgenwie vom Lesen ablenken könnte. Neuere Geräte geben sich in bezug auf den Funktionsumfang wesentlich grosszügiger …und sie sind auch teurer! Der 4-Ink zeigt nach dem Einschalten eine Liste der Bücher an, die zuletzt gelesen wurden, ausserdem die zuletzt installierten Bücher und einen Link zur Bibliothek, die den Zugang zu allen gespeicherten Bänden ermöglicht. Besonders Querlesern kommt der 4-Ink mit praktischen Funktionen entgegen. Er «merkt» sich nicht nur die zuletzt gelesenen Bücher, sondern auch jeweils die Seite, die vom dem Verlassen aufgeschlagen war. Lesezeichen können übrigens so viele gesetzt werden, wie benötigt. In der realen Welt würde das vielleicht aussehen wie ein altes Buch, das über Jahre mit Zetteln, Karten und Kartinlesezeichen annotiert worden ist.

Der (meist) einfache Weg zum Buch
Bücher für den E-Reader können heute auf vielfältige Weise bezogen werden: im Online-Handel oder in Online-Bibliotheken. Es gibt auch ein umfangreiches Angebot kostenloser Bücher, die indes meist älteren Datums sind. Ein guter Einstieg ist das Projekt «Gemeinfreiheit», das viele Klassiker in deutscher Sprache bietet. Dyrunter Karl May, Jules Verne oder Arthur Conan Doyle. Viele weitere Seiten mit freien Büchern sind im Forum von lesen.net zu finden. Wer aktuelle Titel bevorzugt, kann seine E-Books über die Webpräsenz eines Buchhändlers beziehen: Booknet, Stauffacher oder Weltbild. Hier werden die gewünschten Bücher zuerst in einen Warenkorb gelegt, dann online bezahlt und zuletzt heruntergeladen.

Sind die Bücher ausgewählt auf dem PC im EPUB oder PDF Format gespeichert, müssen sie auf den E-Reader kopiert werden. In den meisten Fällen geht dies durch einen einfachen Kopiervorgang, nachdem das Gerät via USB-Kabel am PC angeschlossen worden ist. Bei meinem 4-Ink Gerät ist dies der einzige Weg: die Bücher via Online-Shop auf dem PC auswählen, herunterladen und dann auf den E-Reader kopieren. Das klingt etwas umständlich. Tatsächlich haben besser ausgestattete Geräte wie der neue Weltbild-Reader «Tolino» oder der Cybook einen integrierten Webbrowser, der alles etwas einfacher macht: Bücher im Shop auswählen, bezahlen, fertig!

Das digitale Bücherregal
Kennen Sie das? Sie haben in Ihrem Regal vielleicht 100-200 Bücher (sie haben sich über die Jahre halt einfach angesammelt!) und suchen nun ein ganz bestimmtes davon. Ist das Regal säuberlich nach Alphabet oder Thema geordnet, genügt ein Griff. In jedem andern Fall kann es etwas länger dauern. Sobald sich auch auf dem E-Reader einige Bücher angesammelt haben, entsteht ein ganz ähnliches Problem: wo ist der «Glöckner von Notre Dame», oder welches Buch habe ich gerade noch letzte Woche gekauft? Wie im realen Bücherregal können auch auf dem E-Reader Bücher geordnet werden. Auch der schlicht ausgestattete 4-Ink kann Ordner erstellen und die Bücher thematisch geordnet ablegen.

Mittlerweile ist der Zug in Solothurn angekommen, ohne Panne… den E-Reader habe ich schon einigen Minuten zugeklappt und in der Tasche verstaut, abschalten muss ich ihn nicht, das tut er nach einer paar Minuten selbstständig. Durch die vielen Pendler auf dem Perron suche ich mir einen Weg zum Ausgang und dann zum Bus-Terminal (neudeutsch). Dort beginnt dann die letzte kurze Etappe zum Atbeitsplatz.

Auf der Moosegg ist ein Ziegenparadies entstanden

Noch heute werden Besucher auf vielen Schweizer Alpen vom fröhlichen und Heimeligen Läuten der Ziegenglocken begrüsst. Hier, auf den mageren Alpwiesen fühlen sie sich genau so wohl wie im Flachland, wo das Gras dichter und üppiger wächst. Viele Geschichten erzählen von Ziegen und vom idyllischen Leben in den Bergen, die berühmteste hierzulande ist gewiss die Erzählung von Heidi und Peter. Früher waren Geissen die Kühe der armen Leute, auf manchem Hof waren einige wenige Geissen anzutreffen, die den Milchbedarf des Haushaltes deckten. In der zweiten Hälfte des 20. Jarhunderts verlor die Ziege an Bedeutung, das hatte zur Folge, dass viele Ziegenarten fast ausgestorben sind. So etwa die Stiefelgeiss oder die Kupferhalsziege, von denen in den 90er Jahren nur noch wenige Exemplare lebten. Dank Pro Specie Rara und engagierter Ziegenfreunde konnte ihr Bestand aber wieder stabilisiert werden, die Gefährdung bleibt indes bestehen.

Bündner Strahlenziege
Bündner Strahlenziege beim Kachelhüsi

Auf dem Hof «Kachelhüsi» von Rita und René Späni leben seit einem Jahr Ziegen aller Schweizer Rassen. Darunter weit verbreitete Arten wie etwa die weisse Saanen Ziege, die auch heute noch als Milchgeiss geschätzt wird. Es sind aber auch ganz seltene Arten anzutreffen wie die oben erwähnte Kupferhalsziege oder die ihr nahe Verwandte Grünochte Geiss. Beide unterscheiden sich nur durch die Fellfarbe im vorderen Teil. Beides sind robuste Bergziegen, mit langem Fell, kräftigen Hörnern und mit einem charakteristischen Ziegenbart. Ganz anders sieht die Bündner Strahlenziege aus. Über den Kopf verlaufen auf dem sonst schwarzen Fell zwei weisse Streifen zur Nase, die dem Tier den Namen gaben. Mit schön gebogenen Hörnern, Geissbart und mit weissem Maul blickt das aufmerksame Tier keck in die Welt. Gerade so, als ob sie zu wissen scheint, dass ihr Kopf ein beliebtes Sujet in der Bündner Tourismuswerbung ist.

Rita und René Späni laden gegen Anmeldung Besucher gerne auf ihren Hof ein, um die farbenfrohe Ziegenschar zu besuchen und die verschiedenen Tiere zu beobachten und zu bestaunen. Die Tiere sind neugierig und viele von ihnen gehen ohne Scheu auf die Besucher zu. Rita und René Späni geben sich viel mit ihren Ziegen ab, das macht sie zutraulich.

Kontakt Ziegenschauhof: rensp@bluewin.ch. Bericht in der Wochen-Zeitung.

Trotz gültiger Parkkarte: SECURITAS stellt Busse aus!

«Nachzahlgebühr» nennt sich das, was ich letzte Woche auf dem Heimweg unter dem Scheibenwischer meines Autos vorfand. Ausgestellt hat sie die Securitas in der Meinung, ich hätte keine gültige Parkkarte. Ich solle freundlicherweise 40 Franken nachzahlen, stand auf dem Zettel. Vermutlich hat der Securitas Parkwächter auf dem Bahnhofparkplatz in Hasle-Rüegsau nicht genau hingeschaut, denn unter der Frontscheibe war die gültige, bis April 2014 ausgestellte Parkkarte deutlich zu erkennen. Ein Fehler kann ja passieren, dachte ich mir und brachte die Busse an den Schalter. In der arglosen Meinung, das sich dieses Missverständnis rasch und unkompliziert lösen lässt.

Das war der erste Irrtum. Denn nun ging ein Spiessrutenlauf zwischen den Instanzen los. Der Beamte am Bahnschalter erklärte sich als nicht zuständig und verwies mich an die Securitas, die auf den Parkplätzen der BLS für Ruhe und Ordnung sorgt. Dort war indes niemand mehr erreichbar, man vertröstete mich auf den folgenden Tag und wünschte trotzdem einen schönen Abend. Als ich am nächsten Morgen bei der für die Busse zuständigen Instanz endlich durchkam, beschied man mir, ich sollte Busse und Parkkarte scannen und dann per Mail oder Postbrief an die Securitas senden. Mit anderen Worten: wegen eines Fehlers des Dienstleisters habe ich als Kunde die Umtriebe …und den Ärger! Widerwillig machte ich mich an die Arbeit und sandte das E-Mail in der Hoffnung, dass die Securitas rasch entscheidet und die Busse annuliert.

Und wieder ein Irrtum. Die Zuständigen bei der Sicherheitsfirma lassen sich für diese verwaltungstechnische Formalität viel Zeit. Inzwischen sind vier Tage verstrichen, ohne dass ich eine Antwort erhalten hätte. Ich werde geduldig auf den Bescheid warten, was bleibt mir denn anderes übrig? Wer es mit Monopolisten zu tun hat, muss so etwas in Kauf nehmen.

Update (6.7.2013): Securitas hat die Busse storniert. In einem Brief teilte mir das Unternehmen mit, dass die Nachzahlgebühr «nach interner Überprüfung und Rücksprache mit dem Auftraggeber» annuliert wird. Vielen Dank an die Securitas.

Bei der Dorflinde

Dorflinde Subingen

Am Ende des Unterdorfes stand vor rund 50 Jahren noch eine grosse, alte Dorflinde. Leider sind es nur noch wenige Details, an die ich mich erinnern kann. Es war ein geräumiger, nicht asphaltierter Platz auf dem der grosse Baum stand. Rund um den breiten Stamm standen hölzerne Sitzbänke, es war ein Bild so wie es auf manchem alten Photo noch zu sehen ist. Aber dann verschwand die alte Linde plötzlich. Ob es wegen der neuen, breiteren Strassen war, oder weil der alte Baum krank wurde, ich weiss es nicht mehr. Jedenfalls hinterliess die Dorflinde eine Leere. Und auch Jahre später noch, als der vernarbte Platz längst begrünt war und die Erinnerungen an die prachtvolle alte Linde schwanden, war das Fehlen des alten Baumes doch immer noch fühlbar.

Und dann, einige Jahre später, wurde am gleichen Platz eine junge Linde gepflanzt, die in der Zwischenzeit zu einem stattlichen Baum herangewachsen ist. Ein noch junger Baum erinnert jetzt wieder an das alte Leben im Wasserämter Dorf Subingen. Unmittelbar neben der Linde, entlang der Oesch gibt es einen kleinen Dorfpark. An manchen Frühlings- und Sommertagen versammelt sich hier die Dorfjugend und geniesst den schattigen, heimeligen Platz im Grünen. Ist das nicht gerade so, als ob der alte Brauch, sich am Abend oder am Sonntag bei der Linde zu versammeln, neues Leben erhalten hat?

Nachtrag: viele Subinger erinnern sich noch heute an die alte Dorflinde, nennen Sie aber Polenlinde. Sie hat diesen Namen aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Damals waren auch in Subingen polnische Partisanen interniert. Diese versammelten sich stets im Schatten dieses Baumes. Sie erneuerten die Holzbänke und manche schnitzten sogar Holzfiguren, von denen heute noch eine im Dorf beim «Doktorhaus» zu sehen ist. Als die Linde erkrankte und gefällt werden musste, verschwanden leider auch die übrigen Figuren, die bei der Linde standen. Der Entscheid zum Fällen der Linde löste eine heftige Debatte in Dorf aus. Viele Subinger sahen in der alten Linde ein bedeutendes Denkmal und wollten sie erhalten. Man einigte sich dann darauf, dass an derselben Stelle eine neue Linde gepflanzt wird.

D Gschicht vom Spinnredli

Wenn am Abe ds Tageswärch isch fertig gsi u d Sunne sich em Jura zue gneigt het, de si d Lüt uf em Land gärn vor em Huus oder bi der Dorflinde zämeghocket u hei allergattigs brichtet: was si nöis vernoh hei, was uf der wyte Wält isch passiert. Aber o mängs Müschterli us alte Gschichte- u Erläbnistruckli. Vor meh als 100 Jahr, wo weder Färnseh no Handy oder Computer de Mönsche der Chopf hei sturm gmacht, hei üser Urgrosseltere bim singe, musige u dorfe vil Churzwyl u mängi heiteri Stung erläbt. O mi Urgrossmueter, d Marie Fankhuser het das scho als Ching u speter als Mueter no präzys so erläbt u gärn erzellt, wie das albe isch gange. Si isch anno 1881 bim Fankhus im Trueb gebore u het o dert die erschte Jahr vo ihrer Chinderzyt erläbt. Das isch die Zyt gsi, wo si vo de eigete Eltere u Verwandte mängs Gschichtli het vernoh u im Gedächtnis het bhalte. Wo si du no als Ching vom Trueb furt het müesse, zerscht i d Wynigebärge u vo dert i ds Wasseramt, si die Erinnerige mit uf e Wäg. U no mängs Jahr speter het d Marie immer wider gärn öppis us em alte Gschichtetruckli füregchramet u läbhaft erzellt. Eim vo de Grossching, mire Mueter, het d Marie gärn am Abe nöis brichtet u bim verzelle si alti Erläbnis us der Trueber- u Wynigerzyt wider läbig word. Wenn Marie so het brichtet, de isch d Zyt vergange, als ob e ganzi Stung i eim Ougeblick verbi isch. De chline Zuehörer isch es gsi, als ob d Zeiger a der Stubeuhr Flügel hätte und e stife Wind drifahrt. Der Marie isch halt die wärtvolli Gab gschäicht gsi, Gschichte so z’erzelle, dass me meint, me sig nid nume derbi, sondern grad zmitz drin!

Eino vo dene Gschichte het Marie bsungers gärn erzellt, wil das äbe me sig als nume es Gschichtli, wie si sälber versicheret het. Das, was sich da im Jahr 1889 uf em Pächterhof bi Wynige zuetreit het, das heig si als achtjährigs Meitschi sälber erläbt! I däm Jahr isch d Familie vo der Marie vom Fankhus furtzoge, wil der Vater dert e kei Arbeit meh get gfunge. Uf der Suechi nach eme Heimet si Fankhusers z Wynige fündig worde u hei oberhalb vom Dorf es Purehus i Lähe übercho. Mit allem Hab u Guet isch d Familie furt vom Ämmital, em Oberaargau zue u het nach ere mehrstündige Fahrt mit em Fuehrwärch das Heimet erreicht. Der Bsitzer vom Hof, e alte Puur, het scho gwartet u die grossi Familie begrüesst. Chum abgsässe isch der erscht Rundgang dür Hus u Hof, dür Stall u Schopf gmacht worde. Das isch itz also der Platz, wo mir blibe, hei o d Fankhuser Ching zu sich sälber gseit u mit grosse Ouge all das Unbekannte u Unvertroute gschouet. Der Marie isch es im erschte Momänt i all däm Nöie inne nid ganz wohl gsi, aber denn het si sich a das erinneret, wo der Vater uf em Wäg gseit het: e Aafang isch nie liecht! Aber wenn Fride isch unger de Mönsche, de cha eim jedes Plätzli uf dere Wält lieb wärde.

Wo me du bim erschte Gang dür ds Huus i hinger Teil vom Gade isch cho, blibt der Puur plötzlich stah u macht e Türe uf. E chlini, lääri Chammere, ganz ohni Fäischter het sich hingedra verborge. Ds Gsicht vom Puur isch im nächschte Momänt ärnscht worde und er het em Lähema aagha, ja nie öppis i dere Chammere abztelle, sigs o nume es Schämeli oder es Stuehlbei. E Geischt wo e kei Fride cha finge, geit da Nacht für Nacht i und us, het der alt Ma gwarnt u isch druf ohni öppis wyters z’säge d’Loubestäge ab.
Im erschte Momänt isch es ob däm Bricht der Familie Fankhuser uheimelig worde u d Eltere hei versicheret, die armi Seel mües ihre Wille ha, so blib die Chammere halt läär. Aber wo es paar Tag speter d Familie het aagfange, sich im Huus izrichte u jedes Ding si rächt Platz het gfunge gha, isch ds Gspräch halt doch wider uf die Gschpänschterchammere cho. U das isch verständlich, so e Platz wo alles cha dännegrumt wärde, wo im Momänt grad niene brucht wird, chunt ere grosse Familie chummlig. Wo du ei Abe Fankhusers bim Znachtässe si ghocket, isch die Gschicht mit der eigelige Chammere wider verhandlet worde. Villecht isch dä Bricht vom Pachtherr ja gar nid wahr, het der Vater gmeint: Geischtergschichte git es fürah mängi im alte Bärnbiet!
So si Vater u Mueter rätig worde, a däm Aabe öppis uszprobiere: es Spinnredli, wo grad niene het chönne brucht wärde, isch zmitz i d Chammere gstellt worde. Der Vater het d Türe verriglet u der Schlüssel i Hosesack gsteckt. Vor em Huus het es scho vernachtet und e Rung speter isch ds letzte Stubeliechtli glöscht worde, Fankhusers hei sich zur Rueh gleit. De einte isch es aber im Bett bi der Sach nid ganz ghür gsi. Mit Geischter darf me kei Muetwille tribe, hei si däicht und sich im Gliger hin u här dräiht, wil der Schlaf sich Zyt glah het! Die angere hei sich, wie alli müed vom Tageswärch, nume no gseit me mües alti Spukgschichte la Spukgschichte si u der Schlaf het ei Chehr si gheimnisvolli Troumdechi über ihrem Bett usbreitet.

So isch es ganz feischter worde u still blibe im Huus bis wyt über d Mitternacht use, nume ds nächtliche Liede vo de Grille isch z’ghöre gsi. Aber denn isch es i dere stille u milde Nacht vo eire Sekunde uf die angeri losgange, grad so, als ob e Kanunechrugle abgschosse worde wär: us der spuckige Chammere mit em Spinnredli het es afa lärme u poltere, so lut, dass Fankhusers ufgschreckt si im Bett u hei müesse d Häng vor d’Ohre ha! Lüter isch der unghüürig Lärm i dere fridliche Nacht worde, es het kracht u tonachset. Grad so, wie wenn e Aschutz vor Ämme ds Tal ab fahrt u am schwarze Gwitterhimmel der Donner rollt. Der Puurefamilie isch es chalt der Rügge ab gloffe, i der Stube si alli zämecho u hei gspürt, wie ds ganze Huus vom Lärm zitteret. Niemer het sich trout, i d Chammere ga z’luege, was passiert. U niemer het speter chönne säge, wie lang dass es i dere Nacht donneret u glärmet het.
Aber grad so schnäll, wie das unghüre Lärme isch losgange, isch es o wider verschwunde. Uf einisch isch es ganz still worde im Huus. Die letschti Stung vor em erschte Tagesliecht isch aabroche u scho gli si die erschte Tier um ds Huus und im Stall z ghöre gsi. Fankhusers aber si no ganz verstört i der Stube ghocket. Niemer het chönne schlafe u nume ei Gedanke het alli fescht im Griff gha, e Griff chalt wie Isch, so dass es se tschuderet het! Es isch du wider Vater gsi, wo gesit het, er mües itz doch ga luege, wie das e Sach isch i der Chammere. Es isch e heitere Tag gsi u d Morgesunne het fründlech dür d Gadefäischter gschine. Das het die ganzi Lähefamilie nach der Angscht in der Nacht mit nöiem Muet erfüllt u zäme isch me ga luege, was passiert isch i der Geischterschlag.

Der Vater drückt uf e alt Türgriff u d Türe geit uf, so dass ds Tagesliecht d Chammere mit Heiterei erfüllt. Ds Liecht het grad u das gschune, wo am letschte Abe no es Spinnredli isch gsi. I Hudel u Fätze isch das Redli verschlage gsi u alli Holzbitze si im ganze Zimmer verteilt desume gläge. Mi hät chönne meine, öpper heig ir ergschte Töibi inne das Spinnrad mit em Bieli oder mit eme Hammer so lang verschlage u vertrümmeret, bis nume no chlini Bitze si übrige blibe. U denn, wil d Wuet no gar nüt isch abklunge, die Bruchstück ir Chammere desume bängglet u gschlängget het. Vo da isch also dä Lärm cho. Fankhusers si da gstange, hei enang aagluegt u hei no nid rächt chönne fasse, was da passiert isch. Isch es doch e Geischt gsi, so wies der alt Puur het gseit u dervo het gwarnt gha? Oder het öpper der Familie e böse Streich gspilt? Die Junge hei es ja o hie uf de Wynige Bärge im Bruch, während der Nacht öppis azstelle, het der Vater gmeint. D Mueter het das Erläbte vil ärnschter gno u het gmeint, da müesse d Kapuziner häre.

So isch es de o gmacht worde. Es paar Tag druf si zwe Kapuziner vo Soledurn här der Bärg uf cho u hei ds ganzue Huus igsägnet u mit Weihrouch greiniget. Vo denn a isch es still blibe uf däm Heimet. Fankhusers hei nie meh öppis uheimeligs erläbt, sogar denn nid, wo si die Chammere doch no als Abstellrum brucht hei. Das also isch d Gschicht vom Spinnredli, so wie se d Marie erzellt het.

Gotthelf-Märit 2013

Einer alten Tradition folgend gibt es am Morgen um 8.30 Uhr ein Märit-Einschiessen. Weit über das Dorf hinaus werden die Kanonenschüsse der Maritz-Batterie zu hören sein, während nach und nach die ersten Besucher am frischen Frühsommermorgen im geschmückten Emmentaler Dorf eintreffen. Manche machen sich gleich auf den Weg und bestaunen die liebevoll dekorierten Märitstände. Andere nehmen es etwas gemütlicher, gönnen sich ein «Gotthelf-Zmorge» und pflegen den Kontakt mit Bekannte. Wieder andere staunen über die alten Handwerke, dei am Gotthelf-Märit neu aufleben: da sind «Wöschwyber» und Drescher bei der Arbeit zu sehen. Drechsler, Korber und ein Kacheliflicher zeigen ihr Können.

Chacheliflicker

Chacheliflicker am Gotthelfmärit in Sumiswald

Am 8. Juni 2013 öffnet der traditionelle Gotthelf-Märit schon zum 17. Mal seine Tore. Auch dieses Jahr gibt es viele Stände mit Kunsthandwerk, mit feinen Spezialitäten aus der Region, mit Früchten, Pflanzen und Blumen, aber auch mit Antiquitäten und ausgefallenen Raritäten. Wie schon in den vergangenen 16 Jahren steht beim Gotthelf-Märit nebst dem Angebot auch as Erlebnis im Vordergrund. Beim Zwirbelen etwa können Geranien, Lebkuchen und vieles mehr gewonnen werden. Wer es gemütlich mag, nimmt an einer Rössli-Rundfahrt auf dem Berner-Wägeli teil. Und während des ganzen Tages gibt es auf dem Märit-Gelände musikalische Darbietungen. Die Musikgesellschaft, sowie die Alphorngruppe Sumiswald, das Gotthelf-Chörli und ein Kinderjodlerchörli wechseln sich dabei ab. Wer sich vom lebhaften Treiben einen Moment zurückziehen will, findet in der Kirche, die mitten im Dorf steht, die gesuchte Stille. Um 11.00 und 15.00 Uhr gibt es hier auch von den bekannten Zitherspielern Lorenz Mühlemann und Thomas Keller ein Zitherkonzert.

Walliser Esprit mitten im Emmental
Reizvolle Berglandschaften, kulinarische Köstlichkeiten und Weine vom Feinsten. Das Wallis, das dieses Jahr mit der Gemeinde Salgesch zu Gast ist, gilt als Region des Charmes, der Lebensfreude und der Gastfreundschaft. Im Zelt des A-Vina Teams werden dieses Jahr verschiedene typische Walliser Gerichte serviert und Salgescher Weine zur Degustation angeboten.

Gotthelf-Märit 2013: Samstag, 8. Juni 2013, 08.30 bis 17.00 Uhr. Homepage: www.gotthelf-maerit.ch

«I bi im Trueb deheime…»

Trub

CD «Dert änet em Bärgli im Trueb»
Bild: trub2013.ch

Trub – wieviele Assoziationen weckt doch der Name des heimeligen Dorfes ganz am oberen Ende des Emmentales? Da ist das zauberhafte und unverwechselbare grüne Berg- und Hügelland, in dem das Dorf eingebettet liegt. Da ist ferner die reiche Geschichte des Ortes, an dessen geschichtlicher Wiege ein Benediktinerklosters steht, das dem Dorf auch den Namen gab. Da sind ferner auch die Erinnerungen an bekannte Schweizer Filme wie die «Herbstzeitlose» oder der »Verdingbub» die im malerischen Dorf eine eindrückliche Kulisse fanden. Und da sind endlich die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Lieder, die in Trub beheimatet sind. Das bekannteste von ihnen, der « Trueber Bueb», wird in allen Teilen der Schweiz gerne gesungen und diente als Filmmusik eines bekannten Schweizer Heimatfilmes von Franz Schnyder: Die sechs Kummerbuben.

Dass es neben dem beliebten «Trueberbueb» auch ein «Truebermeitschi» gibt, ist indes weniger bekannt. Zu unrecht, zumal dieses schöne und feinsinnige Lied dank dem Jodlerchor Trub die Zuhörer immer wieder berührt und mehr Beachtung verdient.
Wer kennt es nicht, das wunderschöne Meitschi wie frische Rosen im Schnee? Das dritte Lied im Bunde ist ein fröhliches und beschwingtes Volkslied mit Jodel, das von einem jungen Burschen erzählt, der sich in ein Trueber Meitschi verliebt. Bald werden die ersten Müntschi ausgetauscht und dass der Pfarrer dies nicht zu wissen braucht, versteht sich von selbst!

Erstmals gibt nun einen Tonträger der alle drei Lieder enthält. Realisiert hat sie die Gemeinde Trub zusammen mit den Ortsvereinen. Natürlich gibt es auf dem schön gestalteten Tonträger noch einiges mehr zu hören, etwa der blastechnische anspruchsvolle Geissenreihen, vorgetragen vom Alphorntrio Trub. Oder der Truber Marsch, den das Schwyzerörgelitrio Gränzelos rasant und schmissig intoniert. Oder das bekannte Berner Volkslied «D Bärnertracht». Eine Bassgeige begleitet das Frauenchörli Kröschenbrunnen beim erlebten Vortrag dieses alten Volksliedes. Der Jodlerklub Trub, der zwei der Trueber Lieder singt, hat noch einen weiteren Leckerbissen einstudiert: «es schöns Deheim» von Ueli Moor: «Der schönschti Ort für üs uf Ärde isch hie wo mir deheime si.» Das Paradies auf Erden, die urchigen Männer und Frauen des Jodlerklubs braucht man nicht zu fragen, wo dieser Ort liegt…

Die CD enthält insgesamt 17 Titel, dazu gehören Lesungen von Annalies Wüthrich. Die bekannte Jodlerin liest zwei Kurzeschichten vom Fankhauser Schulmeister Karl Uetz.
Der Gemeinde Trub ist mit der Produktion dieser Musik-CD ein authentisches und unverfälschtes Kunstwerk gelungen. Alte Volks- und Jodellieder leben in neuer Frische auf und lüften in der Inspiration des Zuhörers für einen Moment den Schleier, der auf vergangene Zeiten, aber auch auf tiefe menschliche Empfindungen blickt lässt: auf übermütige Jugenderlebnisse, auf den Moment des ersten Verliebtseins und auf die Gewissheit, eine Heimat zu haben, zu der wir immer zurückkehren können.

Die CD kann auf der der Seite der Truber Festwoche 2013. bezogen werden. Dort hat es sogar ein paar Hörbeispiele. Später wird der Tonträger auch von der Einwohnergemeinde Trub zum Verkauf angeboten.

Blick auf Rüderswil, einmal anders

Das folgende Bild wurde an einem regnerischen Tag im Mai aufgenommen. Durch die HDR-Technik (High Dynamic Range) wurde der Kontrastraum vergrössert, so dass auf dem Foto mehr Details zu erkennen sind. Zudem kam ein Filter zur Anwendung, der das Bild verfremdet und ihm eine eigene, vom Original abweichende Stimmung verleiht:

Rüderswil

Was ist HDR? Es ist, vereinfacht gesagt, eine neue Technik in der Fotografie, bei der von einem Bild drei Aufnahmen in unterschiedlicher Belichtung vereint werden. Bei dieser Zusammenführung können die optimal belichteten Bereiche aller Teilbilder im Ergebnis berücksichtigt werden. Der verfügbare Kontrastraum des Bildes wird somit erheblich erweitert. Bei schwierigen Lichtverhältnissen wie Bildern mit Licht- und Schattenbereichen oder Aufnahmen im Gegenlicht können «Ausbrenner» oder schwarze Bereiche besser gezeichnet werden. Ausserdem kann die Farbgebung des Ergebnisses verändert werden, was dem Bild eine vollständig neue Stimmung verleihen kann! Das hier gezeigte Bild wurde mit einer Canon EOS 60D und einem EFS 17-55 Objektiv aufgenommen. Das HDR Bild wurde dann aus der Belichtungsreihe mit Luminance HDR erstellt. Luminance HDR ist freie Software und untersteht der GNU Public License.

Nachrichten ordnen mit Feedly

Die Geschichte ist bekannt: am 13. April meldete Google, dass der Dienst «Google Reader» am 1. Juli 2013 eingestellt wird. Kurz darauf erschienen entsprechende Meldungen auch auf der Reader-Seite selbst. Den Nutzern von Google Reader wird so genügend Zeit gegeben, um sich mit einer anderen Lösung anzufreunden. Was genau tut Google Reader? Es ist ein Programm, das die «News-Feeds» verschiedener Nachrichtenseiten und Blogs sammeln und ordnen kann. So wird es möglich, die Schlagzeilen von verschiedenen Agenturen, Medienhäusern und Bloggern auf einer einzigen Seite übersichtlich darzustellen. Sogar mehrere Hundert Meldungen können dieserart rasch gesichtet werden, interessantes lässt sich per Klick komplett lesen und am Schluss werden die Artikel als «gelesen» markiert, sie erscheinen auf der Übersicht nicht mehr, so dass nur noch neu eintreffende Beiträge angezeigt werden.

End Of Google reader
Google’s Meldung vom Reader-Ende

Google Reader ist, bzw. war damit ein sehr praktisches Hilfswerk. Durch das Gruppieren und Filtern zahlreicher Feeds im RSS- oder Atom-Format war die Übersicht auch bei vielen Beiträgen gewährleistet. Ferner arbeitete im Hintergrund von Google Reader ein Server, der abonnierte Meldungen rechtzeitig sammelte und damit schnellere Ergebnisse liefern konnte.

Natürlich steht es Google frei, einen kostenlos angebotenen Dienst jederzeit wieder einzustellen, so war es auch in zahlreichen Kommentaren zu lesen, die kurz nach Googles Bekanntgabe erschienen. Ein amerikanisches Satiremagazin rechnete sogar aus, vieviele Jahre die freien Google-Dienste im Mittel existieren: rund 7 Jahre! Dennoch: Googles Entscheid trug nicht dazu bei, das Vertrauen in die eigenen Online-Services zu stärken, zumal das Angebot regelmässig gestrafft und vereinheitlicht wird. Und die Begründung des Suchmaschinen-Primus, Newsfeeds würden immer weniger genutzt, stiess nicht nur bei den Nutzern auf Skepsis! Ungnädig wurde auch der Vorschlag aufgenommen, Google+ (oder auch Facebook) als Alternative zu verwenden – Social Webs können zwar als Aggregator für RSS und Atom Formate verwendet werden, allein sie tun dies lange nicht so effizient wie Google Reader.

Wie weiter also? Newsticker beeilten sich, rasch Alternativen aufzuzeigen, denn viele enttäuschte Reader-Benutzer mochten nach der «Hiobsbotschaft» mit dem Wechsel nicht mehr bis Juli zuwarten. Schnell waren valuable Alternativen gefunden: The Old Reader, Feedly, Pulse, Newsblur, Netvibes, oder Fever. Diese beeilten sich denn auch, die Umsteiger freundlich aufzunehmen und machten sich daran, ihre Dienste auszubauen. Feedly vermeldete nach einem Tag mehr als 500.000 neue Benutzer! Alle diese Dienste haben – mehr oder weniger – eine ähnliche Funktionsweise wie der Reader von Google. Sie ermöglichen das «Abonnieren» von RSS/Atom-Feeds und ordnen diese nach den Wünschen des Benutzers. Einige bieten einfache Titellisten der Nachrichten oder Übersichten, bei denen unter dem Titel auch der Lead und das Bild des Artikels zu sehen ist. Andere bauen die Artikel auf wie ein gedrucktes Magazin: wichtige, resp. ausgewählte Berichte erscheinen auf der «Titelseite», gefolgt von den weiteren Meldungen, chronologisch geordnet mit Bildvorschau und Link zum Originalbeitrag. Während einige nur als Browser-Applikation konzipiert sind, stehen andere auch aus App für Smartphones zur Verfügung.

Android Feedly

Feedly auf einem Android Smartphone

Ich habe mir nach der Schreckendmeldung von Google einige der Alternativen angesehen und entschied mich dann für Feedly. Mir gefiel dieses Angebot, weil es in bezug auf Funktionsumfang und Aussehen dem Google Reader ähnelt. Feedly bietet aber auch Apps für Android und iOS. So können die gewünschten Feeds jederzeit auch auf dem Handy bequem gelesen werden. Zudem machte es Feedly den Umsteigern vom ersten Moment an denkbar einfach. Feedly nutzt selbst den internen Readerdienst von Google und kann deshalb sofort alle Kategorien und Abonnements, die im Google Reader eingerichtet waren, übernehmen. Es ist nicht einmal erforderlich, ein neues Konto anzulegen, der Nutzer muss lediglich zustimmen, dass Feedly auf die Google-Reader Einstellungen (und nur auf diese) zugreifen darf.

Wer Feedly noch nie genutzt hat, kann schnell und einfach starten: die Adresse feedly.com aufrufen und dann entscheiden, ob ein neues Konto erstellt werden soll, oder ob ein bestehendes Google Konto zum Einsatz kommt. Im zweiten Schritt werden dann die gewünschten Feeds abonniert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Applikationen muss bei Feedly nicht die Adresse des RSS- oder Atom-Feeds eingegeben werden. Nach einem Klick auf das Lupensymbol genügt es, das gewünschte Angebot in einem Suchfeld einzutippen. Auf die Eingabe «NZZ» beispielsweise folgen sofort verschiedene Feeds dieser Tageszeitung: Titelseite, Finanz, International, etc.


Neue Feeds suchen

Sind die ersten Feeds abonniert, können diese in Kategorien geordnet werden. Das schafft nicht nur Übersicht, es ist auch praktisch, weil die News, die am meisten interessieren, in einer eigenen Gruppe gesammelt werden können. Diese lese ich jeweils schon am Morgen auf dem Arbeitsweg, den Rest bei Gelegenheit während des Tages…
Das Erstellen von Kategorien und Zuweisen ist wiederum «dead simple«, es genügt, die Feeds mittels Drag&Drop auf eine Kategorie zu ziehen. Um eine neue Kategorie zu erstellen, wird der Feed einfach auf dem Feld «New category» abgelegt. Feedly kennt fünf verschiedene Ansichten: von der gedrängten Titelliste bis zum Modus «Full Article», bei dem alle Artikel in voller Länge angezeigt werden, ist alles dabei! Mir die Magazin-Ansicht am ehesten zu, da diese Ansicht der Titelseite einer Zeitung ähnelt.

Fedly hat noch einen Vorteil, der hier nicht unerwähnt bleiben darf: nach dem Start wird eine von drei wählbaren Startseiten angezeigt: Today, Full und Index. Die ersten beiden Seiten zeigen alle neuen Meldungen, wobei Today nur die News der aktuellen Tages berücksichtigt. Die Ansicht Index funktioniert ganz anders: Zu jeder Kategorie werden die Anzahl der neuen Meldungen angezeigt. So kann schnell entschieden werden, welche Artikel zuerst gelesen werden sollen.

Mittlerweile nutze ich Feedly seit etwas mehr als einem Monat und schätze diese Online-Applikation sehr! Sie tut genau das, was Google Reader auch konnte, mit dem Unterschied, dass Feedly zahlreiche Extras bietet und besonders in bezug auf die Darstellung neue Möglichkeiten eröffnet. Feedly ist schnell den eigenen Wünschen und Gewohnheiten angepasst und zeigt schon beim Start genau das an, was interessiert. Und es sind kleine, aber wichtige Funktionen, die das Arbeiten angenehm machen. Hier ein Beispiel: am Ende einer Kategorie ist stets ein grosses Hakenzeichen zu sehen mit dem Text «Mark category as read». Wird darauf geklickt, werden alle Beiträge als gelesen markiert und – wichtig – Feedly springt automatisch zur nächsten Kategorie. Gerade diese kleinen Hilfen sind es, die im ersten Moment überhaupt nicht auffallen. Erst, wenn man sie Wochen oder Monate genutzt hat, bemerkt man, wie hilfreich sie im Alltag sein können.