Seit dem 24. September hat auch der Jodlerklub aus Trub eine eigene
Homepage. Auf einer übersichtlichen und ansprechend gestalteten
Webseite informieren die 27 Jodlerinnen und Jodler über ihren Verein
und über die geplanten Auftritte. Alle Sängerinnen und Sänger stellen
sich auf der Mitgliederseite persönlich vor und wer Lust hat, kann
nach dem Besuch der Homepage einen Eintrag im Gästebuch hinterlassen.
Link: www.jodler.ch/trub
AG Sumiswald am Unteremmentaler Jodlertreffen
Alphornbläser spielen Mozart Kompositionen
Das Alphorn als traditionelles Hirteninstrument, das mit runden Chorälen von der Alp ins Tal klingt. So kennen viele das lange Holzhorn. Am vierten Langnauer Alphorntreffen wurde das urchige Instrument den Besuchern auch von einer ganz anderen Seite gezeigt.
Die rund 25 Alphornbläserinnen und Bläser stellten sich vor dem Publikum in einem Halbkreis auf, montierten den Notenständer und blickten noch einmal konzentriert auf das Notenblatt. Hans Stettler, der Initiant des Langnauer Alphorntreffens, trat auf den Platz, ordnete die Bläserschar in einem Halbkreis und teilte die Stimmen ein. In erstaunlich kurzer Zeit wurde nun das von Hans Stettler selbst komponierte Stück «4. Langnauer Alphorn-Träff» schrittweise eingeübt: das Solo der zweiten Stimme muss noch kräftiger klingen, der Bass soll gut tragen, darf aber nicht zu laut werden, die Notenwerte müssen genau eingehalten werden. Nach rund 20 Minuten war es dann soweit: Hans Stettler kündigte dem Publikum den Vortrag an und wies mit Freude darauf hin, dass sich Alphornbläser von Genf bis Finnland bereit gemacht haben! Dann wandte er sich wieder der Alphorngruppe zu und liess zum Premierevortrag anstimmen.
Besonderes Gemeinschaftserlebnis
Ein voller, kerniger Alpornklang erfüllte nun den Viehmarkt in Langnau. Stettler’s Komposition erinnert an traditionelle Alphornmelodien, überrascht aber mit frischen und dynamisch fesselnden Soloeinlagen, die sich mit schönen, vollklingenden Akkorden abwechseln. Für die Akteure war es wie in den vergangenen Jahren ein besonderes Erlebnis, wie mehr als zwei dutzend Alphornbläser zusammenfinden und sich nach kurzem Einüben zu einem harmonischen Ganzen verbinden.
Auf der Bühne hatte sich inzwischen die Gastformation aus Genf bereit gemacht. Das Trio «Corps à cors», das von Patrik Bielser geleitet wird, verblüffte mit ungewohnten und abwechslungsreichen Vorträgen, die Patrick Bielser selbst komponiert hat. Seine Werke sind vom Althergebrachten inspiriert, öffnen sich aber für unsere sich stets verändernde Gegenwart. Virtuos und rein erklangen die Melodien, die oft von traditionellen Weisen ausgehen, diese aber variieren und mit ungewohnten Akkorden viel Spannung erzeugen!
Trio «I Cornuti» ehrt Mozart
Etwas besonderes hat sich das Alphorntrio «I Cornuti» ausgedacht, das unter der musikalischen Leitung von Hans Stettler steht: die drei bekannten Langnauer Alphornvirtuosen haben Mozart Kompositionen in der Bearbeitung von Franz Schüssele einstudiert und begeisterten das Publikum mit klassischen Melodien. Der Tonumfang eines Alphornes ist auf die Naturtonreihe beschränkt, da nur 16 Töne geblasen werden können – zu wenig für die anspruchsvollen Werke des berühmten Komponisten aus Salzburg. Franz Schüssele hat die Skala des Hirtenhornes geschickt ausgenutzt, so dass die Menuette und Terzette Mozarts klar erkennbar, aber doch in neuem Gewand erklangen.
Alphorn findet breites Interesse
Das vierte Langnauer Alphorntreffen wurde rege besucht und ist auf gutem Weg, sich im Kulturleben des Emmentaler Dorfes zu etablieren. Die Besucher erlebten an diesem Abend das Alphornspiel in ganz verschiedenen Facetten: traditionell, klassisch, modern und experimentell. Das Musikinstrument ist nicht an einen Musikstil gebunden. Das gilt auch für das Alphorn und war an diesem Abend auf gelungene Weise erlebbar.
Blaise Pascal
«Die Rechenmaschine zeigt Wirkungen, die dem Denken näher kommen, als alles, was Tiere vollbringen; aber keine, von denen man sagen muss, dass sie Willen habe wie die Tiere.»
Viele Informatiker kennen Blaise Pascal weil Niklaus Wirth seine erste Programmiersprache nach dem berühmten Mathematiker und Philosophen aus dem 17. Jh. benannt hat. Aber: Wer war Blaise Pascal?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns in das Frankreich des 17. Jahrhunderts begeben. Wir schreiben das Jahr 1623, als der Cardinal Richelieu im Begriff steht, in Frankreich die uneingeschränkte Macht zu übernehmen. In diesem Jahr wird in Clermont, der Hauptstadt der Auvergne Blaise Pascal als Sohn des Etienne und der Antoinette Pascal geboren.
Pascal wird in eine unruhige, von Kriegen, Unruhen und Bürgerkriegen geprägte Zeit geboren, die aber auch glanzvoll im Geiste war, denn von da an datiert der beherrschende Einfluss Frankreichs in der europäischen Geistesgeschichte. Viele Namen grosser Männer waren zu nennen, der des grossen Fermat zum Beispiel, dann Descartes (1) und Cornelius, der mit der Familie Pascal in Rouen befreundet war. Bereits mit 16 Jahren erregt Blaise Pascal in dieser neuen Welt der Wissenschaft und Bildung mit seiner Schrift über die Kegelschnitte landesweit Aufsehen. Nach dem Tod der Mutter zog Etienne Pascal nach Paris, um sich ganz der Erziehung seiner Kinder, des Sohnes und seiner zwei Töchter, Gilberte und der jüngsten, Jacqueline widmen zu können. Zugleich konnte er hier an den Gesprächen und Auseinandersetzungen der neuen Mathematik und Philosophie teilnehmen.
Bald danach zogen die Pascals nach Rouen, wo Etienne Pascal durch Richelieu die Leitung der Zoll- und Finanzverwaltung der Provinz übertragen worden war. Die neue Aufgabe brachte für den Vater viele mühsame Rechenarbeiten, dies bewog Blaise zum abenteuerlichen Entschluss, eine Rechenmaschine zu bauen, mit der Berechnungen, basierend auf den vier Grundrechenarten gelöst werden konnten, bald gab es auch erste Entwürfe, die Realisierung aber erwies sich als sehr schwierig und zeitraubend, bis zur Vollendung der Rechenmaschine vergingen ganze 10 Jahre!
Als Pascal seine Rechenmaschine, die er Pascaline nannte, in der Öffentlichkeit vorstellte, wurde sie als Weltwunder bestaunt, dies obwohl es Pascal nicht gelang, alle seine Ideen in der Funktionalität zu verwirklichen. Trotzdem wirkte die Pascaline auf die weitere Entwicklung der mechanischen Rechner einen wesentlichen Einfluss aus, viele Mathematiker der kommenden Jahrzente entwickelten eigene Rechenmaschinen, die mehr zu leisten vermochten, die aber auf der Idee der Pascaline aufbauten.
Pascal führte viele weitere mathematische Arbeiten und Experimente durch. Mit Hilfe eines Quecksilberbarometers bewies er 1648, dass die Luft auf verschiedenen Höhen auch verschiedene Gewichte hat. Alle seine Versuche fasste Pascal in seinen Schriften zur Mathematik zusammen, sein Ziel, eine komplette Abhandlungen über Gebiete der Mathematik zu schreiben, erreichte er jedoch nicht, die meisten seiner Schriften sind uns als Fragmente überliefert.
Auch die folgenden Jahren beschäftigte sich Pascal hauptsächlich mit mathematischen Untersuchungen in Paris, darunter sind zwei Abhandlungen besonders erwähnenswert: Einmal seine Arbeit über das mathematische Dreieck, die zu den vorbereitenden Arbeiten in der Infinitesimalrechnung gehört und seine Erfindung der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die aber gleichzeitig der Mathematiker Fermat erfunden hat, was Pascal und Fermat streitlos anerkannten. Pascal reicht beide Arbeiten 1654 in einer Pariser Akademie ein.
Noch im gleichen Jahr verändert sich Pascals Leben von Grund auf, er beginnt zunehmend, sich von den irdischen Dingen abzuwenden, er beginnt, einen steigenden Wiederwillen gegen sein bisher geführtes Leben zu bekunden. In der Nacht des 24. November 1654 gelangt Pascal bei seiner Suche nach Gewissheit in eine tiefe Ekstase, die für Ihn so tiefgreifend und innig ist, dass er sein Leben innerlich, wie äusserlich umkehrt. Fortan widmet er sich nicht mehr wissenschaftlichen Aufgaben, sondern er konzentriert sich auf Fragen der Religion und des Geistes.
Zu Beginn des Jahres 1655 zog sich Pascal nach Port-Royal zurück, wo er den Kontakt zu den Jansenisten, einem Kloster-Orden, suchte. Hier arbeitete Pascal in den folgenden Jahren an seiner Apologie des Christentums, ein Werk, dass er jedoch nicht mehr vollenden konnte, nach seinem Tod wurden alle erhaltenen Notizen und Vorbereitungen von Freunden – mit Aenderungen und Auslassungen – unter dem Titel Pensées herausgegeben.
Pascal hat vier Jahre an seiner Apologie gearbeitet, oft musste er die Arbeit unterbrechen, da ihn die Schmerzen, an denen er seit seinem 18. Lebensjahr litt, am Schaffen hinderten. Dann zog sich Pascal vollends in die Meditation, die Mildtätigkeit und das Gebet zurück.
Am 19. August, in den ersten Stunden nach Mitternacht, ist Pascal mit 39 Jahren gestorben. Seine Grabstätte liegt in der kleinen Kirche St.-Etienne-du-Mont, auf dem Hügel der heiligen Genoveva zu Paris.
Pascal hat mit seinen Werken wesentlichen Einfluss auf seine Nachwelt, viele seiner mathematischen Arbeiten und Entdeckungen haben heute noch Gültigkeit. Die Pascaline, seine Rechenmaschine, diente vielen Mathematikern nach Pascal als Vorbild zur Entwicklung eingener mechanischer Rechenwerke.
Diesen Text schrieb ich vor 25 Jahren für einen Kurs: Programmieren in Pascal. Da der 19. August der Todestag von Pascal ist, veröffentliche ich den Text an dieser Stelle unverändert.
Gotthelf-Zentrum feierlich eröffnet
Am vergangenen Freitag wurde mit einer Einweihungsfeier das neue Gotthelf-Zentrum in Lützelflüh eröffnet. «Was lange währt, wird endlich gut», dieser Satz war mehr als einmal zu hören, denn das Zentrum kann auf eine achtjährige, bewegte Entwicklungsgeschichte zurückblicken. Angefangen hat alles mit einer Idee, die zwischen den Gedenkjahren 1997 und 2004 gereift ist: ein Begegnungszentrum und Museum im Pfarrhaus Lützelflüh. Die ersten Projektpläne hatten es indes schwer und fanden wenig Unterstützung: überdimensioniert und finanziell auf unsicheren Beinen, so lautete damals die Kritik. Unter der Leitung von Heinrich Schütz wagten die Initianten 2006 einen Neuanfang und führten das Projekt erfolgreich zum Ziel. Am Freitag, den 10. August 2012, traten die ersten Gäste über die Schwelle des Zentrums.
Ein Museum zum anfassen
Das Gotthelf-Museum, das sich im Erdgeschoss des Pfarrhauses befindet, besteht aus fünf Räumen, einer davon beherbergt eine Wechselausstellung, die zur Eröffnung der Wassernot von 1837 gewidmet ist. Eine museale Stimmung will sich aber nicht einstellen und das ist ganz in der Absicht des Projektteams: Gotthelf soll er-lebt werden können: mit sehen, hören und mit berühren. Es soll ein lebendiges und vielseitiges Bild des streitbaren Dichterpfarrers aus Lützelflüh vermittelt werden. So wird der Museumsbetrieb bereichert mit Vorträgen, Lesungen und anderen Veranstaltungen. Zu diesem Zweck wurde im Dachgeschoss ein Raum eingerichtet, der auch gemietet werden kann. Gotthelf war eine sehr vielseitige Persönlichkeit, auch das soll im Museum erfahrbar sein. Vorgestellt wird nicht nur der Schöpfer von 13 Romanen, die Weltruhm erlangt haben. Der Besucher lernt Gotthelf auch als politisch engagierten Pfarrer kennen, als Gesellschaftskritiker, der sich nicht scheute, die Probleme beim Namen zu nennen – und als Pädagogen, der sich ein Leben lang für die Verbeserung der Schule einsetzte.
Auf den Spuren des Dichters
Wer das Museum betritt, trifft zuerst auf ein Zimmer, in dem rote Attrappen von Gotthelfs Büchern aufgestapelt sind. Sie vermitteln ein Bild vom umfangreichen Werk des Pfarrers. Alle Romane und zahlreiche kleinere Schriften und Erzählungen stapeln sich auf grauen Korpora. Diese wiederum enthalten Schubladen, welche Informationen zum Leben von Jeremias Gotthelf preisgeben. Aber wie entstand dieses grosse, epische Werk? Eine Antwort auf diese Frage findet der Besucher im nächsten Zimmer, in dem ein Nachbau von Gotthelfs Schreibtisch steht. Wer will, darf sich an den Tisch setzen und sich ins Gästebuch eintragen.
Ein weiterer Ausstellungsraum führt in die Moderne zurück: Auf Touchscreens können die Texte Gotthelfs gelesen werden. Zusätzlich lässt sich das Gelesene mit Szenen aus den berühmten Filmen von Franz Schnyder oder mir Hörspielen vergleichen. Gotthelfs Schriften inspirieren Menschen immer wieder und ihre Popularität ist ungebrochen.
Neue Gesamtausgabe geplant
Wer nach dem Besuch des Museums Lust auf mehr bekommen hat, erlebt in der Buchhandlung aber eine Enttäuschung: die Gesamtausgabe in 18 Bänden aus dem Rentsch-Verlag (heute Orell-Füssli) ist grösstenteils vergriffen. Nur noch einzelne Bände sind erhältlich. An der Uni Bern wird nun an einer neuen, wissenschaftlichen Gesamtausgabe gearbeitet. Das Monumantalwerk soll 67 Bände umfassen und erst nach mehr als 20 Jahren abgeschlossen sein. Gemäss Christoph Pappa, dem Leiter des Stiftungsrates, ist aber auch ein neuer «Volksgotthelf» geplant.
Link zum Gotthelf-Zentrum: www.gotthelf.ch
» Bericht in der Wochen-Zeitung
Burezmorge in Rüderswil
«Gluscht» auf eine feine, Rösti? Auf ein währschaftes Stück Züpfe mit Anke und Kaffee? Oder auf einen Eiertätsch mit einem chüschtigen Stück Fleisch? All diese feinen Sachen und noch einiges mehr gibt es am Burezmorge der Trachtengruppe Schwanden in Rüderswil.
Das Burezmorge beginnt am 12. August um 08:00 Uhr am Morgen und wird von den Trachtenleuten beim Hof der Familie Peter Rentsch in Rüderswil serviert.
Die vier Emmentaler Sterne
Schon Tage vor dem Sommernachtsfest freute sich die acht Jahre alte Diana auf das grosse Ereignis und erzählte in ihrer kindlichen Vorfreude, was es an dem Fest alles zu bestaunen geben wird: «bald ist Sommernachtsfest, dann werden wir uns schön anziehen und am Sonntag Abend den vier Emmentaler Sternen zuhören», sagte sie. Nun heissen die bekannten Volksmusiker in Wirklichkeit «Vierstern Emmentaler». Diana hatte den Namen des Schwyzerörgeliquartetts von ihrer Mutter gehört und in ihrer eigenen Vorstellungswelt entstand aus dem erwarteten Auftritt etwas ganz besonderes und verklärtes. Ungeduldig wartete Diana auf den grossen Moment.
Ist das nicht schön? Diana, die noch nicht lange im Dorf lebt und nichts vom Sommernachtsfest wusste, malte sich in ihrer Kinderseele ein farbiges und lichtes Bild vom Auftritt ihrer Emmentaler Sterne: von den vielen Menschen, die gewiss kommen werden, von Freude, Musik und Tanz! Und während das Kind wartete, wuchsen mit der Vorfreude auch die schönen Bilder in dem von Träumen durchwobenen Kindergemüt. Auch die Vierstern-Emmetaler wuchsen dabei heran und wurden zu Sternen erhoben, die hell am Emmentaler Himmel leuchten.
Als der lang ersehnte Abend endlich kam, zogen die vier Örgelikünstler die Besucher im voll besetzten Festzelt in ihrem Bann. Die Vierstern Emmentaler wirbelten und nach wenigen Minuten standen die ersten Zuhörer auf den Bänken, applaudierten, hüpften und stampften im Rythmus und tanzten zwischen den Tischen durch das Zelt! Fetzig und rasant füllten gängige Melodien den Raum bis in den letzten Winkel und verbreiteten eine ausgelassene, pulsierende Feststimmung!
Ob wohl die Vier Emmentaler Sterne Dianas Erwartungen erfüllt haben? Wir dürfen davon ausgehen, denn Diana war mehmals auf der Bühne zu sehen und als der «Ententanz» angesagt wurde, sprang das Kind ausgelassen, klatschend und lachend über den Tanzboden!
Als der Abend spät wurde und es Zeit für den Heimweg war, hat Diana sicher zum Himmel empor geblickt, der an diesem Abend wolkenverhangen war. Hier und da löste sich aber die Wolkendecke etwas auf und eröffnete den Blick in den dunkelblauen Sommernachtshimmel. Und dort sah das Kind, während es nach Hause schritt, noch immer seine vier Sterne.
Franziskus von Pithiviers
Auf unserer Reise von der Bretagne zurück in die Schweiz übernachteten wir in Pithiviers, einem kleinen Städtchen in Zentralfrankreich. Der malerische Ort zählt knapp 9000 Einwohner und liegt nur 80 Kilometer südlich von der französischen Metropole Paris, entfernt. Ein Hotel zum Übernachten war schnell gefunden und liess uns zum Erkunden am Abend noch etwas Zeit. Am darauf folgenden Morgen war gerade Markttag und wir genossen vor der Weiterreise die Atmosphäre des belebten Marktlebens in einem kleinen Park im Stadtzentrum von Pithiviers. Ein Gemüse- und Früchteverkäufer hielt uns zwei Hälften einer grossen Aprikose entgegen und lud uns ein, diese auszuprobieren. Und als wir ein Kilo kauften, sagte der gutgelaunte Gemüsebauer nur: «Ca marche, ce truc!» (dieser Trick funktioniert).
Bevor wir die mehr als 600 Kilometer des verbleibenden Heimweges unter die Räder nahmen, besuchten wir die grosse Kirche von Pithiviers. Wir entdeckten in einer Nische einen aus Holz geschnitzten Franziskus von Assisi mit einem Kind auf dem Arm. Dies ist eine populäre Darstellung des Heiligen aus Italien, die in vielen Kirchen anzutreffen ist. Stets gütig und freundlich blickt der berühmte Mönch aus Assisi in die Welt und erinnert uns an die wahren Werte des Lebens: an Liebe, Menschlichkeit und Gottvertrauen. Vielleicht hat sich auch Heinrich Federer von so einem Bild des Franziskus inspirieren lassen. In seiner Kurzgeschichte «Das letzte Stündlein des Papstes» erzählt er von Innozenz dem Dritten, der auf dem Sterbebett liegt. Der Mächtige hat nur noch einen Wunsch, er möchte den Beistand des Bettlermönches, der ihn vor Jahren um die Erlaubnis bat, arm sein zu dürfen. Doch Franziskus konnte nicht kommen, er musste zuerst einem blindem Armen zu essen geben und den Strassenkindern Geschichten aus der Bibel erzählen, während er sie mit erbettelten Früchten ernährte. Die Welt der Mächtigen war nicht die seine. Er suchte die Armut und die Bedürfnislosigkeit um sich ganz seiner Aufgabe widmen zu können.
Doch kehren wir zurück zu der Franziskus-Statue und der Kirche. Beim Rundgang entdeckten wir, dass es hier noch eine zweite, fast lebensgrosse Figur des Mannes gibt, der zu den Vögeln gepredigt hat. Vor einem riesigen Glasfenster steht der Mönch, mit einer Bibel in der rechten Hand. mit dem linken Zeigefinger weist er nach oben, eine Geste die auf das Göttliche hinweist. Hier tritt Franziskus nicht als der verklärte Heilige auf, der im Freien lebt und seine Gebete an Schwester Sonne und Bruder Mond richtet. Hier treffen wir einen Franziskus, der sich entschieden als Lehrer an die Menschen richtet und zur Busse aufruft. Das passt zu dem Mann aus Assisi, denn Franziskus gründete selbst einen Mönchsorden und verfasste zahlreiche Gesänge, Gebete, Briefe und – nicht ganz freiwillig – die Regeltexte der Franziskaner. Der von ihm gegründete Orden wurde in den kommenden Jahrhunderten zum grössten der katholischen Kirche.
Als wir die Kirche wieder verliessen, befanden wir uns wieder mitten im Markttreiben. Was hätte Franziskus wohl getan, wenn er aus der Kirche in dieses lebhafte, ja laute Treiben zwischen den vielen Markttständen und Menschen hineingeraten wäre. Sicher wäre er auf die Menschen zugegangen, er was Asket, suchte aber stets auch die Gemeinschaft und den Kontakt zu den Menschen im Alltag. Und dann wäre er vielleicht zu dem Bauer mit den saftigen und frischen Früchten gegangen, arm, ohne ein einziges Geldstück. Aber sicher hätte er den Marktstand nicht mir leeren Händen verlassen…
Mail us Rüderswil
Sit eire Wuche hei mir e nöie Bewohner i üsem Deheim. Es isch es 12 Wuche auts Büssi, grau tigeret mit wisse Stifeli u eme wisse Chrägli. U was macht so es jungi Chatz der lieb läng Tag? Richtig errate: spile, schlafe u wider spile. Es chunt chum gnue über. U we’s de müed wird, de lit es bim erscht beschte Plätzli ab u schlaft. Geschter am Abe het es ds erschte Mal der Platz um ds Huus ume dörfe erkunde. Interessant gsi si näb viune andere Sache o d Geranie vor em Fänschter:
Bekanntschaft gäh het’s natürlich o mit de andere Chatze im Huus. U wil me sich haut no nid kennt, isch meh als einisch gfuuchet u gchatzbugglet worde! Chatze si haut eigewilligi Tier.
Simon Gfeller als Briefschreiber
Ausstellung in der Simon Gfeller-Gedenkstube
«Das Feuer neu entfachen und nicht die Asche verwalten», dieser bekannte Wahlspruch zur Pflege von Brauchtum und Tradition hat auch die Simon Gfeller-Stiftung übernommen. Alljährlich organisieren die Simon Gfeller-Freunde Ausstellungen und Vorträge in der Gedenkstube. Dieses Jahr stehen die Briefe des berühmten Volksdichters von der Grabenhalde im Mittelpunkt. Eröffnet wurde die bis zum Oktober dauernde Ausstellung mit einem Vortrag von Dr. Heinz Balmer im Krummholzbad in Heimisbach. Bis zu zehn Briefe hat der Dichter und Lehrer an einem Tag geschrieben. Die meisten davon von Hand und beim Licht einer Kerze oder Petrollampe. Erst 1927 wurde im Eggschulhaus elektrisches Licht eingerichtet.
Heinz Balmer gibt in seinem spannenden Vortrag viele Beispiele der geführten Korrespondenzen: während der Abfassung seiner Erzählung «Heimisbach» berichtet Simon Gfeller seinem Freund Otto von Greyerz vom Fortschritt seines Erstlingswerk. Kopfzerbrechen bereitet dem Dichter die Mundart-Schreibweise: mit den vorhandenen Orthographien ist Gfeller nicht zufrieden, keine trifft die Unteremmentaler Mundart so, wie er es sich wünscht. Als Simon Gfeller am 9. Mai 1910 seinem Verleger Alexander Francke schreibt, lässt er es diesem offen, Aenderungswünsche anzubringen. Dass in der Geschichte Abstinente vorkommen, oder dass von einem Kiltgang berichtet wird, könnte Anstoss erregen.
Simon Gfeller schreibt ab 1923 auch auf einer Schreibmaschine. Nach kurzem Einüben tippt Gfeller schon fehlerfrei, so weiss es sein Freund Cuno Amiet zu berichten: «Zu der Schreibmaschine gratulieren wir von Herzen, erst ein paarmal hat Herr Gfeller drauf geklimpert und kann es beinahe schon fehlerfrei.» Viele von Gfellers Briefen sind an seinen Sohn Werner geschrieben, der in Basel und später in Paris lebte und als Kunstmaler arbeitete. Simon Gfeller schreibt vom Leben und Arbeiten im heimatlichen Emmental. Seinem Sohn steht er stets wohlwollend und mit väterlichem Rat zur Seite. Noch mit 88 Jahren erinnerte sich Werner Gfeller, wie sein Vater eine sofortige Reise nach Basel anbot, als er in der Rheinstadt schwer erkrankte.
Zahlreiche Auszüge aus Gfellers Briefen mit Erläuterungen und Fotos können noch bis zum Oktober in der Gedenkstube eingesehen werden. Die Stiftung hat mit profunder Kenntnis und mit viel Liebe zum Detail eine spannende und aussagekräftige Auswahl des brieflichen Werkes des Dichters vom Eggschulhaus offengelegt. Die Ausstellung zeigt den Schriftsteller von einer neuen Seite, wie es Heinz Balmer sagte: manches erfahren wir erst durch Briefe. Aber sie bestätigen auch, was die Leser und Freunde an Simon Gfeller und seinem Werk schon immer geschätzt haben: seine Bücher und Briefe sind tief durchdrungen vom Urtümlichen, von Menschlichkeit und der Bejahung des Lebens.