Über die Migräne

Hin und wieder vernachlässige ich meinen Blog; während Tagen, Wochen oder gar Monaten. Der Grund für diese Pausen ist schlicht der, dass es mir an Ideen fehlt. Das Interesse am Bloggen habe ich durchaus nicht verloren. Oder es fehlt mir – wie so vielen Menschen – an Zeit. Und schliesslich gibt es Momente, die ich sehr gerne mit Schreiben ausfüllen würde, allein ich kann gerade dann nicht. Der Grund dafür ist ein Beschwernis, das mich schon seit meiner Kindheit treu begleitet: die Migräne.
Nun ist in Lehrbüchern, Magazinen und in der medizinischen Fachliteratur schon sehr viel über diese Volkskrankheit geschrieben worden. Und daher ist es müssig, dass ich mich als medizinischer Laie auch noch darüber äussere. Dennoch möchte ich auf den folgenden Zeilen den Schmerz kurz skizzieren, so wie er sich bei mir seit 35 Jahren äussert. Und ich möchte davon berichten, wie es mir gelungen ist, mit diesem Schmerz zu leben und die Zahl der Anfälle niedrig zu halten.

Ein Anfall dauert in der Regel zwischen 20 und 25 Stunden, er kann sich ab er auch bis zu 30 Stunden hinziehen oder – leider in seltenen Fällen – kürzer sein. Begleitet wird das Unwetter im Kopf von den bekannten und gut dokumentierten Symptomen: Übelkeit, Schwindel, Lichtempfindlichkeit und ein trockener Gaumen. Die Belastbarkeit des Körpers wie des Geistes ist bei einem schweren Anfall massiv eingeschränkt. Manchmal sind die Symptome so stark, dass die Migräne nur liegend in einem dunklen Raum einigermassen zu ertragen ist. Bei starken Schmerzen ist auch Arbeiten nicht mehr möglich. Einigen Stunden arbeiten kann ich jedoch bei einem weniger intensiven Anfall, wenn auch nur eingeschränkt.

So wie sich ein nahendes Gewitter durch dunkle Wolken am Horizont ankündigt, hat auch die Migräne ihre Vorboten, die auf ein nahendes Blitzen und Donnern im Kopf hinweisen. Benommenheit, leichter Schwindel und innere Unruhe stellen sich ein. Die Nervosität nimmt zu, während die Konzentrationsfähigkeit nachlässt. Bald darauf ist der erste, dumpfe aber noch leichte Schmerz im Kopf spürbar. Er wird stärker und erreicht nach ein bis zwei Stunden das Vollbild der Migräne: ein sehr intensiver, pulsierender und pochender Schmerz, der bis in den Nacken ausstrahlt und den ganzen Körper lähmt. Am stärksten ist der Schmerz direkt hinter den Augen. Nach rund drei bis vier Stunden erfolgt dann eine Verlagerung des jetzt stark hämmernden Schmerzes auf die eine Seite des Schädels, wobei das Zentrum noch immer direkt hinter dem Auge liegt. Von dieser Verlagerung auf eine Kopfseite hat die Migräne ihren Namen: hemi-kranion ist griechisch und heisst übersetzt: halber Schädel. In der nun erreichten Intensität setzt sich der Schmerz für weitere 10 bis 15 Stunden fort, um dann langsam abzuklingen. Anschliessend wird die Migräne abgelöst von einem entspannten Wohlgefühl und von Erleichterung. Manchmal gefolgt von einer ausgeprägten Hochstimmung!
Soweit also der Verlauf der Migräne. Ich sollte vielleicht noch anfügen, dass ich nie Auras oder Sehstörungen habe. Oliver Sacks bezeichnet diese Form der Migräne in seinen ausgezeichneten Buch «Migräne» als einfache Migräne.

Oliver Sacks: Migräne

Ausgelöst wird eine Migräne durch Stress, Ärger, Überarbeitung, Alkohol oder Lärm. Ebenso durch zu viel Sonnenlicht, unregelmässiges Schlafen und – besonders heimtückisch – durch Entspannen von der Arbeit am Wochenende.
Wie bei so vielen Problemen ist auch bei der Migräne falsche Ernährung ein wichtiger Trigger (Auslöser), dem viel Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte! Was aber heisst das konkret? Es lässt sich zusammenfassen mit einem Rat der sieben Weisen: nichts im Übermass! Das heisst, dass auch die «üblichen Verdächtigen» wie Schokolade, Käse, Fleisch oder scharfe Speisen kein Problem sein müssen, solange sie mit gesundem Mass genossen werden …wenigstens in meinem Fall ist das so! Auf Fleisch verzichte ich wann immer möglich, denn ich fühle mich dadurch wohler und beweglicher. Aber wie steht es mit Alkohol? Er verdient den Titel eines Migräneauslösers ersten Grades! Lediglich beim Essen ein (und wirklich nur ein) Glas Rotwein ist einigermassen gefahrenlos. Möglicherweise wird erst im zweiten Moment deutlich, dass dies eine gute Nachricht ist…

Was Tabak und andere Drogen betrifft, so sind Migräniker (und nicht nur diese) gut beraten, wenn sie ganz verzichten.

Was ist zu tun, wenn eine Migräneattacke sich ankündigt? Am besten rasch eine Pause machen und viel trinken, am besten kühles Wasser oder Cola, vielleicht auch etwas Bohnenkaffee. Wie bei den Auslösern ist die Wirksamkeit dieser Mittel bei jedem Patienten etwas anders. Helfen kann in dieser Phase auch ein Eisbeutel auf dem Kopf (ein nasser Wöschplätz tut’s auch) oder das älteste bekannte Mittel gegen Migräne: Niesspulver!

Nun folgt das wichtigste: wer regelmässig an Migräne leidet, soll ja muss zum Arzt gehen, bevor zu Schmerzmitteln aus der Apotheke gegriffen wird. Falsch angewendet können diese mehr schaden als nützen und in eine Abhängigkeit führen.

Kann helfen: Pestwurz (Quelle: E. Blasutto/Wikipedia)

Manche Menschen haben Glück und werden im Laufe ihres Lebens ganz von der Migräne geheilt. Bei anderen verändert sich das Migränebild mit den Jahren und wieder anderen gelingt es, durch einen Massnahmenkatalog die Zahl der Anfälle deutlich zu reduzieren. Ich zähle mich (wie vermutlich die meisten «Opfer») zur dritten Gruppe und möchte nun darüber berichten, welche vorbeugenden Mittel mir geholfen haben. Zwei Dingen sind dabei wichtig: zum ersten dürfen sie nicht als allgemein gültige Heilmittel verstanden werden. Mir haben sie geholfen, jemand anders hat damit vielleicht keinen Erfolg oder kann sie gar nicht erst anwenden. Das Erarbeiten eines passenden Massnahmekataloges dauert meist nicht Wochen, sondern Monate oder Jahre. Und zum zweiten: ein einzelnes Wundermittel gegen die Migräne gibt es nicht. Eine erfolgreiche Migränetherapie muss den Menschen als Ganzes im Blickfeld behalten und auf das Wesen, das Gesundheitsbild und auf individuelle Merkmale eingehen. Die Therapie entwickelt dann einen Katalog aus Massnahmen, von denen einige Medikamente zur Prophylaxe sein können.
Ein anderer Teil kann darin bestehen, einige Lebensgewohnheiten anzupassen. Ein Beispiel: Entschleunigung und ewas mehr Gelassenheit im Alltag lösen die Anspannung und mindern das Migränerisiko. Ich weiss, das ist locker dahergesagt, aber in der Praxis schwer durchzuhalten. Es braucht zum Erfolg zweierlei: Üben! Und bei Rückschlägen nicht entmutigen lassen.

Der moderne (!) Mensch neigt dazu, zu wenig zu trinken. Und wer seinen Körper austrocknen lässt, bekommt eher früher als später Kopfweh. Eine weitere Regel zur Eindämmung lautet deshalb: regelmässig Wasser trinken. Noch bevor der Durst sich einstellt. Hier sind einige weitere Massnahmen, die zu meinem Katalog gehören:

Kondition. Ich glaube, dass es einen direkten Kausalzusammenhang zwischen Migräne und körperlicher Fitness gibt. Jedenfalls gelingt es mir, die Anzahl der Attacken (dieser Begriff ist keine Übertreibung) durch regelmässiges Konditionstraining drastisch zu reduzieren. Es braucht dazu keine sportlichen Höchstleistungen. Ein regelmässiges, leichtes Lauftraining genügt schon, wobei die Regelmässigkeit ebenso wichtig ist wie der Sport selbst. Mir hilft ein Lauftraining, das rund 30 Minuten dauert und sich jeden zweiten Tag wiederholt.

Magnesium. Flüssigkeitsmangel als Auslöser wurde schon erwähnt. Nun muss von einem zweiten, nicht minder prominenten Trigger die Rede sein: Magnesium- und Eisenmangel. Diese führen bekannterweise zu Kopfschmerzen und werden in kaum einem Fachbuch zu diesem Thema ausgelassen. So kann ein Magnesiumpräparat aus der Apotheke als erstes Medikament zur Vorbeugung ausprobiert werden. Auch hier gilt: mehrere Wochen testen, frühestens dann kann über die Wirksamkeit eine Aussage gemacht werden.

Regelmässiger Schlaf. Das Schlafverhalten hat auf unsere Gesundheit einen entscheidenden Einfluss. Auch ein erwachsener Mensch braucht sieben bis acht Stunden Schlaf pro Tag. Und wer jeden Tag zur selben Zeit seinen Schlaf geniesst, lebt gesünder. Viele Migräniker haben am Wochenende Probleme, wenn sie in eine Entspannungsphase eintreten, dadurch ein Donnerwetter im Kopf auslösen und dann vom ersehnten Wochenende nicht mehr viel haben… Will ich damit dem Ausschlafen am Wochenende den Abschied geben? Auf keinen Fall! Entspannen und Loslassen vom Arbeitsalltag sind nicht nur sehr wichtig sondern auch schön! Das Problem muss von der anderen Seite, also durch Reduktion der Anspannung gelöst werden. Nur so lässt sich die gefürchtete Wochenendmigräne vermeiden.

Medikamente zur Prophylaxe. Um die Anzahl der Anfälle zusätzlich zu reduzieren, bieten sich Medikamente an, von denen einige Naturheilmittel sind. Etwa die Biodoron Tabletten von Weleda. Oder Pestwurz-Medikamente. Wirken diese nicht, bieten sich Beta-Rezeptorenblocker an. Eingenommen werden dürfen diese Medikamente nur in Begleitung eines Spezialisten.

Was aber, wenn die Migräne trotz allen Vorsichtsmassnahmen sich ankündigt und man sich wirklich elend fühlt? Und wegen der Arbeit vielleicht nicht einfach ausruhen kann? Die wirksamsten Medikamente zur Eindämmung sind Triptane, von denen es verschiedene Hersteller und Zusammensetzungen gibt. So muss der Rat wiederholt werden: zusammen mit dem Arzt das passende Notfallpräparat finden. In meinem Fall hilft der Wirkstoff Zolmitriptan (in der Schweiz also «Zomig» erhältlich) von AstraZeneca. Nach der Einnahme baut sich der Schmerz samt aller Nebensymptome nach 30-60 Minuten komplett ab.

Zum Abschluss möchte ich einige bekannte Vorurteile rund um die Migräne vorstellen:

  • Die Migräne ist ein Kopfschmerz. Ja, auch, aber nicht nur. Ein Migräneanfall geht tiefer, er hat Auswirkungen auf den ganzen Körper. Zudem ist eine Migräneattacke wesentlich heftiger und schmerzhafter als etwa ein Spannungskopfschmerz.
  • Nur Frauen haben Migräne. Richtig ist, dass Frauen etwa dreimal häufiger an Migräne leiden als Männer. Quelle: Wikipedia.
  • Migräne ist nur eine Einbildung. Eine Migräne wird begleitet von sehr realen und auch sichtbaren Symptomen: Übelkeit, Erbrechen, veränderte Gesichtsfarbe, etc. Der Schmerz kann so stark werden, dass er nur noch im Liegen einigermassen erträglich ist. Hildegard von Bingen, die regelmässig an Migräne litt, sagte, dass der Schmerz deshalb einseitig sei, da er sonst nicht mehr auszuhalten wäre.
  • Ärzte können auch nicht helfen. Doch, sie können! Gerade in den vergangenen Jahren wurde das medizinische Wissen über die Migräne deutlich erweitert und der Krankheit konnten dadurch einige Geheimnisse entlockt werden. Ärzte nehmen sich für Migränepatienten Zeit und können mit gezielten Therapien helfen, dass die Migräne seltener auftritt oder ganz verschwindet. Passende Medikamente können einen schweren Anfall in weniger als 30 Minuten stoppen.

Mehr Infos zur Migräne: Kopfschmerzen: Ursachen, Arten und natürliche Hausmittel (Primal State)

Nachtrag vom 22. Februar 2021: Oft beginnt eine Migräne Nachts beim Schlafen; mit einem klaren Kopf geht man zu Bett, mit Schmerzen erwacht man in den frühen Morgenstunden! Migräne Patienten berichten, dass Sie um sechs Uhr schmerzfrei sind. Schlafen sie dann noch einmal ein, wachen sie ein bis zwei Stunden später mit Schmerzen wieder auf! Was hier helfen kann: 1. Geregelte Ruhezeit einhalten und nicht am Morgen ausschlafen – ein Schlafbedürfnis kann etwas später nachgeholt werden, zum Beispiel mit einem kurzen Mittagsschlaf (max. 20 Minuten). 2. Manche Patienten berichten, dass ein Bohnenkaffee vor dem Einschlafen hilft, ganz allgemein gilt, dass genügend Flüssigkeit wichtig ist! 3. Schlafzimmer gut lüften. Gerade während der Heizphase im Winter kann die trockene Luft einen Migräneausfall in der Nacht auslösen! 3. Nicht belastet oder mit Angstgefühlen einschlafen; der Schlaf tut gut und schenkt Erholung. Vertrauen Sie darauf, dass Sie am Morgen ausgeruht und mit einem klaren Kopf den neuen Tag begrüssen können.

Begrüssungsfeier für Neuzuzüger

Der Umzug in ein neues Zuhause ist weit mehr als einfach nur der Wechsel des Wohnortes. Der Umzug in eine neue, vielleicht noch fremde Wohngemeinde wird begleitet von vielen Veränderungen im Leben: ein neues Zuhause, an das man sich erst gewöhnen muss. Ein neues und unbekanntes Dorf. Fremde Gesichter, mit denen wir erst nach und nach bekannt werden und aus denen Freundschaften entstehen können. Vielleicht auch eine neue Arbeit und damit einhergehend ein neuer Kollegenkreis. Wer umzieht hat den Wunsch, sich in dieser neuen Lebenswelt bald heimisch zu fühlen; einen kleinen, vertrauten Flecken Erde zu finden, auf dem man sich wohlfühlt und zu dem man immer gerne zurückkehrt.


Blick auf das Dorf Rüderswil

Die Kirchgemeinde mit ihrem vielfältigen Angebot kann den Neuzuzügern helfen, sich im Dorf einzuleben und neue Bekanntschaften anzuknüpfen. Dies sagten sich auch die Ratsmitglieder der Kirchgemeinde Rüderswil und luden am 1. Mai alle frischgebackenen Rüderswiler zu einem Begrüssungsgottesdienst ein. Auf die Besucher wartete an diesem schönen und sonnigen Frühlingsmorgen eine abwechslungsreiche und spannend gestaltete Feier mit viel Musik und Gesang. Mit ihren in englisch gesungenen Gospels überraschten die Celestial Singers und verbreiteten in der festlich geschmückten Kirche einen Hauch nordamerikanischer Begeisterung und strahlender Lebensfreude!

Als «schöns Fläckli Ärde» bewarb die Ratspräsidentin Ruth Blaser in ihrer Begrüssung das Dorf mit seiner Umgebung. Eingebettet in die sanften Emmentaler Hügel hat Rüderswil nicht nur landschaftlich viel zu bieten. Und so vielfältig wie das grüne Hügelland sei auch die Kirchgemeinde mit ihren Aktivitäten, so die Präsidentin. Zusammen mit Marianne Zaugg und Pfarrer Lorenz Schilt stellte Ruth Blaser darauf die verschiedenen Angebote der Rüderswiler Kirche vor. Während Marianne Zaugg über die Altersarbeit berichtete, stellte Lorenz Schilt in einem spannenden Diavortrag die Angebote für KUW-Schüler und für Betagte vor. Die Kirche bietet Raum für alle Menschen und lädt ein zum Mitmachen, betonte das Trio. So leistet die Kirche einen wichtigen Beitrag zum Leben und Einleben für Neuzuzüger in der Dorfgemeinschaft. Apropos Einladen: am Ende der Feier waren alle zu einem Apéro in der Pfrundscheune eingeladen. Da es sich um den ersten Gottesdienst dieser Art in Rüderswil handelte, gab es entsprechend viel zu berichten und zu «brattigen». In einem Punkt waren sich alle einig: die Begrüssungsfeier wirkte auf die Besucher sympathisch und einladend, sie machte «gluschtig», wie man im Emmental sagt. Heiter und freundlich wie an diesem schönen Maientag lud so die Kirche nicht nur die Neuzuzüger im Dorf zur Gemeinschaft im Christsein ein: herzlich willkommen in Rüderswil!

Kommentar: ein guter Anfang

Die Kirche lud die Neuzuzüger zur Begrüssung ein und leistete damit eine wichtige Ergänzung zum Neuzuzügerabend der Einwohnergemeinde. Gewiss, nur wenige Neuzuzüger fanden den Weg in die Kirche, sicher auch weil ein blühender Frühlingstag ins Freie lockte. Es kamen aber auch bekannte Gesichter und Besucher aus den umliegenden Gemeinden. Das ist ermutigend, zeigt es doch, dass das Interesse am Leben der Kirche und am Glauben vorhanden ist. Wie die Landwirte unter der Woche auf den Feldern, so hat auch die Kirche Rüderswil an diesem Sonntag gesät. Wir dürfen auf eine gute Ernte hoffen.

Heiraten wie zu Gotthelfs Zeiten

Keine andere Feier kennt soviele Bräuche, Traditionen und Regeln wie das Hochzeitsfest. Das war früher nicht anders, unsere Vorfahren legten sogar noch mehr Wert auf deren Beachtung. Zuviel Übermut beim Feiern konnte aber auch vor dem Chorgericht enden! Wir blenden zurück und stellen einige alte und vergessene Hochzeitsbräuche und Rituale vor.

Zuerst sah man die beiden mehr als einmal zusammen am Tanzsonntag, dann hiess es, der Gerber Hans sei bald jede Woche nahe bei der Grossmatt gesehen worden. Und zuletzt verbreitet sich das Gerücht, demselben hätten am Samstag Abend ein paar Nachtbuben aufgelauert. Allein der Hans sei schlauer gewesen, hätte einen Umweg genommen und sei dank dieser List nicht die nächtliche Falle getrappet! Und nun war es also gewiss, dass aus den beiden, aus Grossmatt’s Annalies und Gerber Hans ein Paar wird. Schliesslich seien die Eltern der beiden mehrmals zusammengekommen. Und das hat etwas zu bedeuten!

In früheren Jahrhunderten war das Heiraten ein Ereignis, das die ganze Familie etwas anging. Verhandelt werden musste etwa, was den beiden in die Ehe mitgegeben werden soll, was die Braut als Morgengabe erhielt und was der Braut zum Trossel gespendet wird. Oder wie der Hausstand des jungen Paares organisiert werden soll. Das mag in unseren Ohren wenig romantisch klingen. Aber noch im 19. Jahrhundert war Heiraten Familiensache. Besonders auf dem Lande. Manche Ehe war mehr auf Familieninteressen denn auf Liebe gegründet. Aber eben nicht alle. Liebe ist die stärkste Macht auf Erden. Und so erfahren wir aus vielen alten Geschichten und Überlieferungen, dass junge Liebespaare ihre eigenen Wege gingen. Etwa in der schönen Überlieferung von der Tochter des Signauer Bärenwirtes. Sie verschmähte gegen allen väterlichen Willen den hochnäsigen Junker Ernest und wagte sich sogar mitten in das Kampfgeschehen von 1798 im Grauholz, um ihren Geliebten zu retten. Oder in Gotthelfs handfester Erzählung von Michels Brautschau. Diesem passieren auf der Suche nach einer geeigneten Partnerin die unmöglichsten Missgeschicke. Hätte er auf nur den Rat seiner Kindermutter gehört, es wäre ihm einiges erspart geblieben!

Viele alte Hochzeitsbräuche sind heute verschwunden oder nur noch in Bruchstücken erhalten. In Gotthelfs Meisterwerk «Geld und Geist» will Resli Annemarei als Ehepfand seine Taschenuhr geben. Diese lehnt jedoch ab, das sei viel zu auffällig. Also tauschen die beiden einen Berner Batzen. Diesen kann Annemarei in der Hand halten und ansehen, wann immer es will, ohne dass jemand etwas ahnt. Diese Anekdote mag seine Wurzeln im alten Ehepfand oder Ehepfennig haben. Das Ehepfand war kein gewöhnliches Geschenk, es war rechtlich bindend und somit von grosser Bedeutung. Ehepfänder waren von verschienster Art, neben Münzen und Silberringen sind auch Nasenlumpen und andere Dinge bezeugt. 1743 soll in Herzogenbuchsee ein Mädchen nur eine Baumnuss als Ehepfand erhalten und wurde deswegen ausgezäpfelt. Wir wissen auch, welche Ehepfänder im Haslital Sitte waren: die angehende Braut erhielt vom Bräutigam ein Brusttuch und überreichte dem Auserwählten im Gegenzug einen breiten Ledergürtel.

In Brienz und Umgebung gab es die «Chränzlete». Dabei wurden von der Hochzeitsgesellschaft am Abend vor der Trauung Kränze aus Zypressen, Nelken und Rosmarin geflochten. Die Aufgabe des Bräutigams war es, mit einem weissem Schurz die Gäste zu bewirten. Zum Höhepunkt der Feier gehörte der Moment, bei dem der Bräutigam seiner Braut den Kranz vom Kopf nahm. Ein Zeichen dafür, dass sie von den Ledigen in die Gemeinde der Ehefrauen übertritt. Apropos Bräutigam: schon im 19. Jahrhundert war es Usus, dass sich die Ledigen vor der Hochzeit im Wirtshaus zum Singen und Tanzen trafen. Den «Polterabend» gab es also schon damals. Gesungen wurde auch nach der Hochzeit, wenn die frisch Vermählten auf dem Heimweg waren. Dabei gaben ihnen Mädchen und Burschen mit Musik und Gesang das Geleit zum Brautbett. Allerdings war dieser Brauch verpönt. 1754 wurden drei Jugendliche vor dem Chorgericht mit je 10 Schillingen Busse bestraft, weil sie an einem Niedersinget teilnahmen und 1810 wurde der Brauch polizeilich verboten. Auch Jeremias Gotthelf fand keinen Gefallen daran. 1824 bezeichnete er als Vikar von Utzenstorf den Niedersinget als «einen der verderblichsten Missbräuche». Aber auch der überaus schlicht und unschuldig wirkende Brautkranz war ein Reizthema, durfte er doch nur von Jungfrauen getragen werden. Hochzeiterinnen, die schon Kinder hatten oder schwanger waren, mussten sich mit einem Strohkranz begnügen.

Noch heute werden im Emmental am Vorabend der Hochzeit Böllerschüsse abgefeuert. Was aber kaum jemand mehr weiss: schon in alten Zeiten wurde vor der Hochzeit zuerst mit Trychlen, später mit Feuerwaffen tüchtig Lärm gemacht. Damit sollte drohendes Unheil vom Brautpaar ferngehalten werden. In Meiringen fand dieser Brauch gar Eingang in die Kirche! Dort machten die ledigen Burschen durch Stampfen mit genagelten Schuhen einen ohrenbetäubenden Krach, nachdem der Pfarrer die Brautleute verkündet hatte.

Manche Bräuche gehen vergessen, andere wandeln sich und bleiben so erhalten. Wieder andere entstehen ganz neu, wie etwa das Fahren der Brautleute mit eleganten Sportwagen oder Oldtimern. Über alle Zeiten erhalten hat sich das Spalierstehen, das eine festliche Ehrbezeugung für das Brautpaar ist. Mit liebevoll geflochtenen Bögen aus Blumen und Bändern wird dem Jungen Paar der Weg in das gemeinsame Leben geebnet. Die Geste ist aber auch ein Zeichen dafür, dass das Paar auf seinem Weg nicht alleine ist. Ein schöner Brauch also!

Kehren wir noch einmal zu Gotthelf zurück. Die Erzählungen des grossen Volksdichters berichten auch von den verschiedensten Gewohnheiten und Bräuchen aus vergangenen Jahrhunderten. Im letzten Kapitel von «Uli der Knecht» gewährt Gotthelf dem Leser den Einblick in eine kirchliche Trauung seiner Zeit, in die von Vreneli und Uli. Mitten in der Nacht fahren die beiden mit dem Wagen los, denn der Weg zu Ulis Heimatgemeinde ist weit. Unterwegs beobachten Sie einen Schwarm Tauben, von denen zwei ganz weiss waren und direkt auf sie zuflogen. Das Paar deutete dies als ein gutes Omen. So kamen sie nach Ufligen und bald waren die hellen Kirchenglocken zu hören, die das Paar zur Hochzeit riefen: «Uli fasste sein Vreneli bei der Hand und wanderte mit ihm der Kirche zu. Feierlich tönten die feierlichen Klänge im Herzen wieder, denn der Siegrist läutete ordentlich die Glocken (…)» In der Kirche trafen die beiden eine Taufgesellschaft an, auch dies wurde aus gutes Zeichen gedeutet. Und dann war der grosse Moment da, der Pfarrer trat hinter dem Taufstein hervor, das Hochzeitspaar gab sich die Hände und knieete nieder: «und von ganzer Seele, ganzem Gemüte und allen Kräften beteten und gelobten sie, was die Worte sie hiessen (…).»

So berichtet Jeremias Gotthelf von einer alten Trauzeremonie. Und er vergisst nicht, auch die Gefühle des Paares zu beschreiben, als es nach der Trauung die Kirche verlässt, um Hand in Hand einem neuen, gemeinsamen Leben entgegen zu gehen: «es war einem jeden, als hätte es einen grossen Schatz gewonnen für’s ganze Leben.»

Früehligsmorge

Am Nachthimmel zieht der wyss lüchtend Mond si Bahn, d Stärne begleite ihn uf sim nächtliche Wäg vo eim Ändi a der Himmelsfeschti zur andere. Nacht isch es no u ganz still. Aber gli wott es Tag wärde, wott d Wält zu neuem Läbe erwache. Nacht isch es no, kei Stimm isch z’ghöre und es schmöckt würzig u fein nach Tou u nassem Gras.

Ganz still isch es no, aber plötzlich isch us em Boum di erschti Amselstimm z ghöre. Häll u klar singt d Amsle ihres Morgelied dür d Feischteri vo der sich neigende Nacht. Ihres Lied klingt dür ds dunkle zum ds erschte Liecht vom erwachende z begrüesse.

E nöie Tag isch erwacht, e hälle, fründliche Früehligsmorge. E Schar vo Amsle, Meiseli un Spatze singt ds Morgelied, begrüesst die erschte warme Sunnestrahle. Was wird üs dä Tag ächt bringe? Das wüsse mir no nid. O die Amsle dert uf em Boum weis das nid. Aber si singt ihres Morgelied, begrüesst dä Tag als wunderbars u einzigartigs Gschänk.

COOP Zeitung berichtet über Alphornbauer


Bei COOP ist das Alphorn immer wieder ein Thema. Einerseits, weil COOP bei volkstümlichen Grossanlässen wie dem Jodler- oder Schwingerfest regelmässig als Hauptsponsor auftritt. Andererseits aber auch, weil sich das Alphorn besonders gut als Werbeträger eignet. COOP hat das urchige Instrument schon vor Jahren als Werbesujet entdeckt. Und nur hat sich auch die COOP Zeitung das Hirtenhorn zum Thema gemacht. Ein Redaktionsteam hat die bekannten Alphornbauer Hansruedi und Walter Bachmann in Eggiwil besucht und einen mehrseitigen Bericht verfasst. Dabei kommt auch Hansjörg Sommer zu Wort. Der berühmte Komponist und Alphornbläser aus Oensingen kennt das Instrument wie kaum ein anderer.

Der Bericht kann kostenlos auf der Homepage der Konsumentenzeitung abgerufen werden.

Acht Jahre stocki@SolNet

Vor einigen Jahren hab es auf slashdot.org eine Diskussion, die auf reges Interesse stiess. Die Frage lautete: gibt es für Programmierer eine obere Altersgrenze? Und es waren nicht wenige, die argumentierten, bei dreissig sei Schluss. Ein anderer entgegnete trotzig: «35 and counting…». Und wieder andere wollten von einer Altersgrenze nichts wissen. Jeder solle eine Arbeit solange machen, wie er Freude daran hat. An dieser Geschichte mit dem Alter von Programmieren ist etwas dran. Mit knapp 20, also noch mitten in der kunterbunten Teenagerzeit, da setzten wir uns am Abend im Keller vor den Commodore 64 und legten los. Wir hatten keine konkreten Pläne; wir machten einfach das, was und gerade einfiel, das was Spass machte. Meistens Programmieren, einen Kopierschutz aushebeln oder Spielen. Und dann, nach 6-8 Stunden machten wir eine kurze Pause. Jedoch nur um anschliessend wieder gestärkt vor den Bildschirm zu sitzen. Keine Spur von Müdigkeit.

Und heute, fast 30 Jahre später? Da wird noch immer 6-8 Stunden programmiert. Allerdings tagsüber und nicht in einem Keller. Doch dann zeigen sich unerbittlich die ersten Ermüdungserscheinungen. Die Tippfehler häufen sich, die Zeichen am Bildschirm beginnen zu flimmern, die Konzentration lässt nach. Zeit für eine Pause! Wo war ich jetzt gerade? Ach ja, beim Modul Soundso.
Aber geht es nicht mit allen Dingen im Laufe des Leben so? Manches wird schwächer, unsere körperliche Leistungsfähigkeit oder Sehkraft etwa. Anderes bleibt gleich oder ändert sich nur wenig. Wieder anderes wird stärker und wächst. Unsere Erfahrung. Oder die Freude und Begeisterung, die wir einer Aufgabe entgegenbringen. Der Glaube. Und vor allem die Liebe zu den Menschen, mit denen wir unser Leben teilen. Leben heisst wachsen, gedeihen und blühen. Aber auch reifen und wieder vergehen.

Auch in der Geschäftswelt gibt es einen Zyklus aus Werden und Vergehen. Produkte, Technologien und Dienste wechseln sich über die Jahre ab. Gerade in der Informatik ist dieser Prozess nach wie vor sehr kurzlebig. Dass ist auch beim Internet Provider SolNet nicht anders. Vor acht Jahren, als ich hier meinen ersten Arbeitstag hatte, war ADSL noch neu und Bandbreiten von 256 oder 512 Kilobit waren das Nonplusultra. Heute ist das zehnfache von dieser Leistung das knapp akzeptierte Minimum… Damals wurde fast ausschliesslich am PC gesurft und gechattet. Heute ist das Internet dank Smartphone, Tablet und 3G/4G schon fast omnipräsent.

Nach innen ist bei SolNet aber auch vieles beim Alten geblieben. Nach wie vor setzen wir auf PostgreSQL. Diese Datenbank bewährt sich auch bei grossen Datenbeständen bestens. Von entscheidender Bedeutung sind dabei die Transaktionskonzepte der freien Datenbank. Postgres kann auch umfangreiche und komplexe Updates an der DB mittels Commit/Rollback zum letztmöglichen Zeitpunkt speichern oder rückgängig machen. Ausserdem werden Transaktionslogs erstellt; diese können die DB in einen Zustand versetzen, den sie zu einem gegebenen Zeitpunkt hatte! Geblieben ist auch die Telefoniesoftware Asterisk. Komplett verändert hat sich hingegen das Webserver Produkt. Dieses war vor zwei Jahren hoffnungslos veraltet und bedurfte einer gründlichen Überarbeitung. Nach fast zwei Jahren Entwicklungszeit gibt es nun ab 30 Fr. pro Jahr (!) ein Einsteigerprodukt mit drei Gigabyte Speicher. Das Interessante daran: Die Last wird mittels Loadbalancer auf mehrere physikalische Server verteilt. Damit wird verhindert, dass alle Kundenwebs langsamer werden, wenn einzelnen Webseiten viel Last generieren. Ausserdem hat die Redundanz zur Folge, dass der Dienst auch dann noch funktioniert, wenn ein Host ausfällt.

Die Swisscom ist für Schweizer Verhältnisse ein grosses Unternehmen und der «Telco» setzt sich mit seinen Entscheidungen mit schöner Regelmässigkeit auch der Kritik aus. Ich möchte an dieser Stelle von einem sehr erfreulichen Erlebnis berichten: Die Wholesale «Trouble Tickets», die Swisscom per E-Mail an seine Partner sendet, wurden vor kurzem überarbeitet. Neu waren die Meldungen HTML formatierte Textdateien. Das bedeutete auch, dass ihr Inhalt nur mit erheblichem Aufwand per Script weiterverarbeitet werden kann, weil die Daten keine einheitliche Struktur aufweisen. Deshalb schlug ich vor, die Mails auch im XML Format zu senden, so dass sie problemlos mit einem Parser ausgewertet und weiterverarbeitet werden können. Der Zuständige bei Swisscom nahm die Idee auf – und setzte sie um! Vielen herzlichen Dank.

SolNet DSL Home

Apropos Swisscom. Das Unternehmen bietet einige seiner Wholesale Dienste nun auch per Webservice an. Zum Beispiel die Möglichkeit, die Breitbandeigenschaften eines Standortes genau zu ermitteln. BBCS Qualification lautet der entsprechende Fachbegriff. Wir nutzen diesen Dienst, um den Kunden genau zeigen zu können, welche DSL-Produkte an ihrer Wohnadresse möglich sind. Neu werden auch auf der Produkteseite mit kleinen Symbolen die möglichen Technologien und Bandbreiten sichtbar gemacht. Die Swisscom Webservices, zusammen mit Ajax und XML/XHTML machen dies möglich. Eine feine Sache.

Gewiss, ich schliesse auch diesmal mit diesen Worten: es ist eine feine Sache, hier arbeiten zu dürfen. Apropos XML. Sehr einfach und effizient können diese Markup Dateien mit der Programmiersprache Perl verarbeitet werden. Perl kennt dazu eine Bibliothek, die eine ganze XML Datei mit einer einzigen Anweisung in eine Variable einliest. Prima, nicht? Überhaupt: Perl wird mit Fug und Recht als einer der mächtigsten Scripting Sprachen bezeichnet. Es gibt kaum eine Problemstellung, zu der auf CPAN nicht mindestens eine Softwarebibliothek veröffentlicht worden ist. Dennoch ist Perl im Kern kompakt und überschaubar.

Bodenständige Fasnacht in Subingen

«Bodeständig», so lautet das diesjährige Motto der Fasnächtler aus Subingen. Insidern wie dem Autor dieses Blogs ist bekannt, dass das Dorf im Wasseramt eine lebendige Fasnachtstradition hat. Veranstaltungen der Zünftler aus Subingen sind bis weit über die Dorfgrenzen bekannt und beliebt. Und dieses Jahr dreht sich also alles um die Jodler, Schwinger und Örgeler. Im Dorfzentrum weist ein bunter Würfel mit Sujets aus der Volklore auf die kommenden Anlässe hin:

Fasnacht 2011 Subingen

Bestimmt werden dabei die Volkstümlichen nicht ganz ungeschoren davon kommen, auch sie haben bekanntlich ihre lieben Schwächen. So stellt sich die Frage: darf man sich über die Volkstümlichen lustig machen? Ja, man darf. Solange die Spässe das Gemeinsame der verschiedenen Regionen und Bräuche stärken und nicht trennend wirken. Die Alphornbläser, Jodler, Schwinger und Örgeler haben Humor. Das beweisen sie in schöner Regelmässigkeit an ihren eigenen Festen, zu denen gerne und oft auch Zünftler eingeladen werden. Denn Hand in Hand macht alles viel mehr Spass!

«Ihr seid das Salz der Erde»

Kirchensonntag im Rüderswil vom 30. Januar 2011

Ein Team des Kirchgemeinderates gestaltete den Kirchensonntag und berichtete facettenreich von der Freiwilligenarbeit in der Kirchgemeinde. Freiwilligenarbeit ist bereichernd für alle Beteiligten, ist beglückend und lädt ein zum Mitmachen in einer lebendigen und aktiven Kirche. Jürg Neuenschwander begleitete die Feier virtuos und zog auch ein paar Überraschungen aus dem Ärmel.

Langsam erwachte aus einem kalten Mittwintermorgen ein neuer Tag, begleitet von einem heiteren und freundlichen Dämmerlicht, das die Stille des erwachenden Dorfes überstrahlte. Und trotz der noch eisigen Kälte erhoben sich mit dem Tageslicht die ersten Vogelstimmen und luden die Zuhörer ein, sich von der winterlichen Morgenstimmung inspirieren zu lassen. Inspiration, das fanden auch die Besucher des Gottesdienstes an diesem Morgen. Es war der Berner Kirchensonntag, der jedes Jahr von Laien vorbereitet und gestaltet wird und heuer ganz im Zeichen der Freiwilligenarbeit stand. Gestaltet wurde die Feier von Mitgliedern des Kirchgemeinderates, unterstützt von Menschen, die sich freiwillig für eine lebendige Kirche engagieren. Auch dieses Jahr musizierte in der reich geschmückten Kirche der bekannte Organist Jürg Neuenschwander. Mit seinem Spiel inspirierte und verzauberte der Virtuose einmal mehr sein Publikum. Nuancenreich waren die Stücke, zu denen auch beschwingte Tänze und bekannte Jodelmelodien gehörten. Jürg Neuenschwander beweist meisterhaft und stets auf’s Neue, wie vielfältig und überraschend das Spiel auf der Kirchenorgel sein kann.

Menschen mit verschiedenen Interessen setzen sich ein für die Kirche wie auch für den persönlichen Glauben. Sie tun dies freiwillig, weil Freiwilligenarbeit bereichernd und beglückend ist. Und weil Freiwilligenarbeit zum fruchtbaren Erdreich gehört, auf dem eine lebendige und prosperierende Kirche wachsen kann. «Freiwillige sind wie das Salz der Erde», stellte Ruth Blaser in ihrer Ansprache fest und verwies auf das bekannte Gleichnis im Matthäus-Evangelium. Jede Stunde bezahlter Arbeit wird um eine Stunde Freiwilligenarbeit ergänzt, stellte die Präsidentin fest und beendete ihre Betrachtung mit einer Einladung: alle sind herzlich eingeladen, am Kirchenleben teilzunehmen. Ganz im Geiste von Jesus Christus: «Komm, und folge mir nach».

Wer mitmachen will, findet dazu vielfältige Möglichkeiten. Dies bewiesen die Kirchenrätinnen Vreni Moser, Erika Stocker und Marianne Zaugg. In ihren farbig gestalteten Berichten luden sie die Zuhörer ein zu einem spannenden Rundgang durch das Dorf und machten dabei Halt bei den Wirkungsfeldern kirchlicher Freiwilligenarbeit. Erika Stocker lud in die «Glungge» ein, einem bekannten Jugendtreff, der nur dank dem Einsatz vieler Freiwilliger bestehen kann: «zäme spile, Filme luege, brichte oder e Themeabe mache», das und vieles mehr bietet die Glungge den Jugendlichen aus der Region. Den Besuchsdienst gibt es nun schon seit 25 Jahren. In dieser Zeit sammelte sich ein reicher Fundus an Erlebnissen und Erfahrungen, von denen Vreni Moser berichtete. Unschätzbar ist der Wert der Freiwilligenarbeit, der hier Woche für Woche geleistet wird, resumierte Vreni Moser.
Abgeschlossen wurde der Rundgang von Marianne Zaugg, die von der Altersarbeit berichtet und zu erzählen wusste, wie spannend und bereichernd der Kontakt zur älteren Generation ist. Wer auf ein langes Leben zurück blicken kann, hat Zeit, ist reich an Erfahrungen und erzählt gerne davon, wie es früher war. Gerade so wie die Diakonie und die Jugendarbeit ist die Altersarbeit geprägt von Geben. Und vom beschenkt werden.

Apropos Schenken: Susanne Stalder beschenkte die Besucher mit einem bewegenden Lied aus Italien: «O dio crea in me«, das sie mit zwei Sängerkolleginnen vortrug. Susanne Stalder lädt regelmässig zum «Zäme singe» in der Kirche Rüderswil ein. Jung und Alt treffen sich hier zu einer Singprobe in ungezwungener und lockerer Atmosphäre.
Anschliessend an den Gottesdienst waren alle zu einem Apéro eingeladen und so bot sich eine Gelegenheit, sich auszutauschen und über eigene Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten. Ein Kirchgänger legte Wert auf die Feststellung, dass freiwilliges Engagement mit dem persönlichen Willen jedes Menschen zu tun hat. Der Wille wiederum hat seine Quelle in unserem Herzen. Wenn wir mit Herz und Gemüt bei der Sache sind, dann entsteht neues und schönes!

Neues Jahr, neue Technologien

Schon wieder drei Wochen alt ist es, das neue Jahr. Der Kalender auf dem Tisch zeigt den 22. Januar; gleich daneben liegt ein Stapel mit Büchern, die ich mir während den ersten Tagen in neuen Jahr besorgt habe. Und nun sitze ich da und versuche mich auf den Inhalt zu konzentrieren. Was alles ich am Ende der Lektüre werde gelernt haben (oder auch nicht) weiss ich noch nicht. Eines aber ist weiss ich schon jetzt: 2011 ist in bezug auf die Informatiktechnik anders als die vergangenen paar Jahre. Denn 2008-2011 wurde es auch Neujahr, aber dann wurde einfach weitergemacht. Genau so wie vorher! 2011 wird ganz anders sein, es wird uns zahlreiche neue Produkte, Techniken und Trends bescheren. Einige davon, wie etwa IPV6 werden eher im Stillen die Bühe betreten, obwohl sie eminent wichtig für das Internet sind. Im Kontrast dazu wird der Tablet Boom eine selten erlebte Breitenwirkung haben: Tablets werden in wenigen Jahren im Alltag so selbstverständlich sein wie Handys oder Desktop PC’s. Und sie werden die Art und Weise, wie wir Computer wahrnehmen und mit ihnen umgehen, verändern.

Den Anfang unserer kurzen Vorschau macht HTML5. HTML ist die Hypertext Markup Language, die 1989 zum Erstellen von Webseiten entwickelt wurde. Während den kommenden Jahren wuchs das World Wide Web rasant und eine alte Lebensweisheit besagt: mit der Nutzung wachsen die Ansprüche. Folgerichtig wurde HTML stetig weiterentwickelt, um diesen wachsenden Ansprüchen zu genügen. 1992 wurde HTML2 vorgestellt, das Webformulare einführte. Mit HTML 3.2 wurden Befehle entwickelt, die das Einbinden multimedialer Inhalte ermöglichten und 1999 wurden mit HTML4 Stylesheets und Scripts implementiert.

Bei der Lancierung des neuen HTML5 Standards sind nun aber einige Dinge etwas anders. Das W3C, das für die Entwicklung des HTML Standards verantwortlich zeichnet, liess ein Logo entwerfen, mit dem auf HTML5 aufmerksam gemacht werden kann. Und das aus einem einfachen Grund: Mit HTML5 soll auch XHTML wieder in den Focus des Interesses gerückt werden. Warum? XHTML verwendet zur Auswertung einer HTML Datei nicht mehr einen SGML Parser. Dieser arbeitet fehlertolerant, eine Seite wird auch dann angezeigt, wenn die HTML Datei inkomplett oder ungültig ist, resp. fehlerhafte Elemente enthält. Im Gegensatz dazu bricht XHTML sofort mit einem Hinweis ab, wenn ein Fehler erkannt wird. Das klingt im ersten Moment ziemlich streng. Aber XHTML ist wichtig, weil fehlerhafte HTML Dateien für die Entwicklung neuer Standards stets ein Hindernis, wenn nicht gar ein Risiko sind.

Neu ist ferner, dass HTML5 zwar eine beachtliche Reihe neuer Funktionen bringt, dabei aber nicht erwartet, dass alles von den Browser Herstellern sofort umgesetzt wird. Vielmehr gibt es eine Bibliothek, mit der ein Entwickler feststellen kann, welche HTML5-Features der verwendete Browser bereits unterstützt. HTML5 bringt neue Elemente zum Strukturieren eines Dokumentes, neue Formularfelder wie den «Slider» oder Tags zum Einbinden von Videos. Eine der spektakulärsten Neuerungen ist aber definitiv das Canvas, mit dem dynamische Grafiken erstellt werden können. Einen sehr guten Einstieg in HTML5 bietet Mark Pilgrim mit Dive Into HTML. Einer Kurzfassung des von ihm verfassten HTML5 Buches.

IPv4 Adressen Restlaufanzeige auf iNetCore

Dem Internet gehen die Adressen aus. Damit jeder Teilnehmer im weltweiten Netz eindeutig identifiziert werden kann, muss ihm beim Verbinden eine eindeutige Adresse zugewiesen werden. Dies geschieht seit 30 Jahren mit dem IPV4 Standard. Nur: IPV4 Adressen bestehen lediglich aus je vier Bytes (z.B. 82.220.101.31). Das ergibt theoretisch 4.29 Milliarden verschiedene Adressen. Da die Vergabe der Adressblöcke aber bei der Einführung wenig effizient war (vielen Firmen und Organisationen wurden zu grosse Adressbereiche zugewiesen), stehen in der Praxis weniger zusammenhängende Adressblöcke zur Verfügung. «Der Countdown läuft ab» warnt Heise und weist darauf hin, dass Der IPv4-Adresspool der IANA nahezu leer ist. Das heisst nicht, dass mangels Adressen Benutzer nicht mehr online gehen können. Aber die Vergabe von Adressen und die Verwaltung des Adressraumes werden immer komplizierter!

Höchste Zeit für den Nachfolger IPV6. Diese neue Adressierungsschema löst nicht nur die durch IPV4 entstandenen Probleme, es bringt auch viele Neuerungen, wie etwa das automatische Zuweisen von Adressen an ein Gerät. Jede IPV6 Adresse ist genau 16 Bytes lang. Also viermal grösser als eine V4 Adresse. Das ergibt 2128 Adressen, also eine Dezimalzahl mit 39 Stellen. Für alle, die sich unter so grossen Zahlen nichts vorstellen können, gibt der Autor des Buches IPV6 Essentials ein anschauliches Beispiel: Mit IPV6 wäre es möglich, jedem Sandkorn auf diesem Planeten mehrere Adressen zuzuweisen. Damit dürfte das Problem der Adressverknappung für eine lange Zeit vom Tisch sein. So bleibt die Frage: wie erfolgt die Migration von IPV4 zu V6? Die erfreuliche Antwort lautet: es ist ein fliessender Übergang. Router, Server und andere IP-basierte Geräte unterstützen bereits heute IPV6; so kann parallel zur IPV4 Adresse auch eine V6 Adresse zugewiesen und benutz werden. Wenn das ganze Netz mit V6 Adressen ausgerüstet ist, können die V4 Adressen entfernt werden. Eine Art Häutungsprozess also…

Vom 6. bis zum 9. Januar fand in der Spielerstadt Las Vegas die CES statt, die Consumer Electronics Show. Die CES ist die grösste Fachmesse für Computer und Unterhaltungselektronik weltweit. In den ersten Wochen des neuen Jahres treffen sich zu dieser multimedialen und weltwelt aufmerksam verfolgten Show die grossen Trendsetter der Branche zu einem schillernden Stelldichein. Was hier unter grosser medialer Aufmerksamkeit präsentiert wird, setzt die Trends und Massstäbe für das laufende Jahr – und darüber hinaus. Die CES ist ein Präsentationsfeuerwerk neuer Geräte, Softwareprodukte, Gadgets und Technologien. Die diesjährige Ausgabe der CES in Nevada war ganz eindeutig die Messe der Tablets. Mehr als 60 Tabletcomputer wurden präsentiert, von denen viele bereits in den beiden kommenden Monaten auf den Markt kommen sollen oder bereits verkaufsfertig in den Regalen stehen. Zu den populärsten zählen das Galaxy Tab von Samsung, das XOOM von Motorola, das Dell Streak, das Playbook von R.I.M. und natürlich das iPad. Das News Portal Engadget hat die Messe genau verfolgt und unter dem Titel Best of CES 2011 eine gelungene Zusammenfassung erstellt.

Was macht die Faszination der Tablets aus? Natürlich ist es die Art und weise, wie sie bedient werden – ganz einfach und intuitiv durch Berührungen, ohne Maus, Tastatur oder andere Eingabegeräte. Tablets sind die kleinen und mobilen Alleskönner, die trotz ihrer geringen Grösse an die Leistung von Desktop PC’s heranreichen. Besonders beliebt ist momentan das Galaxy Tab; da es etwas kleiner ist passt es problemlos in eine Jackentasche. Blitzschnell ist es betriebsbereit und mit dem Internet verbunden. Und es kann auch als Telefon verwendet werden. Tablets ändern nicht nur die Art und Weise, wie wir mit Computern umgehen, sie sind auch ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Internet everywhere. Tablets vereinfachen den Umgang mit dem Computer. Der Rechner rückt zu Gunsten der datenin der Hintergrund, wir merken kaum mehr, dass zwischen uns und der Information ein Computer steht. Gesteuert wird mit Gesten, gesprochenen Kommandos oder – in nächster Zukunft – mit Blicken.

Vor mir steht, während ich dies schreiben, noch immer der Bücherstapel, der gelesen werden möchte. Und gleich daneben im Regal finden finden sich ganz alte Bücher, aus der Zeit der Homecomputer und ersten PC’s. «VC20 Tipps und Tricks» zum Beispiel, oder «Programmieren mit FORTH». Schon damals vor 25 Jahren blickten wir gespannt auf Neuerungen und bevorstehende Trends. Die CES gab es schon damals, nur konnten wir uns noch nicht so schnell und einfach per Internet informieren. Wir warteten geduldig, bis die Fachzeitschriften berichteten. Wie wird es sein, wenn auch diese ganz neuen Bücher nur noch nostalgischen Wert haben werden? Was wird dann an der CES gezeigt? Und wie werden wir uns darüber informieren? Auf jedenfalls bleibt es spannend.

«Ein Herz und eine Seele»

Am 9. Januar wurde Elisabeth Beer-Gehrig feierlich in ihr Amt als Kirchgemeinderätin eingesetzt. Umrahmt wurde die Feier von der Sängerin Brigitte Mühlemann. Mit ihren einfühlsamen und stilsicher vorgetragenen Liedern bereicherte die Sopranistin den Gottesdienst. Auf der Orgel begleitet wurde Brigitte Mühlemann von Heinz Born.
«Ein Herz und eine Seele», so überschrieb Pfarrer Lorenz Schilt seine Predigt zur Amtseinsetzung, in der er darauf hinwies, dass unser Miteinander nicht immer harmonisch verläuft. Die Menschen sind aber zu einem friedvollen Miteinander berufen. Unsere Fähigkeit mitzufühlen, Leid und Freud zu teilen und Mitleid zu empfinden ebnet den Weg zu einem gelingenden Miteinander. Was aber sagt die Bibel zu diesem Themenkreis? Das Böse ist in den Büchern der Bibel eine ernstzunehmende Tatsache, stets von neuem schleicht es sich in unser Leben ein und richtet Unheil an. Aber die Bibel weist auch einen Weg aus dieser Sackgasse hinaus. Jesus Christus will mit seiner Botschaft befreien, er lädt uns ein, das Wagnis des Evangeliums einzugehen, damit neues entstehen kann. So wünschte der Pfarrer der neuen Rätin aber auch der ganzen Kirchgemeinde wenig Tränen aber lebensspendendes Wasser.

Auch ein Kirchgemeinderat ist nicht immer ein Herz und eine Seele. Dies betonte Ratspräsidentin Ruth Blaser in ihrer Ansprache. Es darf und soll ja auch verschiedene Meinungen geben. Der Diskurs der verschiedenen Ansichten ist auch ein kreativer Prozess. Die Mitglieder des Rates haben verschiedene Aufgaben und dementsprechend verschiedene Interessen. Aber: sie bilden auch eine Gemeinschaft, sind zur Einheit berufen. Enssprechend dem Gleichnis, von dem Paulus im ersten Korintherbrief erzählt (1. Kor. 12): viele Glieder, aber ein Leib.

Nach der Ansprache der Präsidentin wurde Elisabeth Beer feierlich in ihr Amt eingesetzt. Die Ratsmitglieder lasen gemeinsam Psalm 24, anschliessend wurde neue Rätin von allen Amtskolleginnen und -kollegen mit einer roten Rose im Kirchgemeinderat willkommen geheissen. Eilsabeth Beer wird von Katharina Kilchenmann das Ressort Öffentlichkeitsarbeit, Erwachsenenbildung und Kultur übernehmen. Elisabeth Beer nimmt das neue Amt als Herausforderung an, wie sie selbst sagt. Ihr neues Amt eröffne ihr die Möglichkeit, eine moderne und um Wandel begriffene Kirchgemeinde mitzugestalten.