«Und du sollst ein Segen sein»

Schon zeigt der Kalender die letzten Tage des Augusts, der Spätsommer ist gekommen und die ersten Boten des Herbstes sind zu erkennen. Frisch und kühl war der Sonntag Morgen und am Riedberg waren beim ersten Tageslicht Morgennebel zu sehen, die geheimnisvoll über den grünen Wäldern und Matten schwebten. Aber noch ist der Sommer da und schon bald wärmte die Sonne mit Kraft die Fluren und Hänge, verschwunden war bald der Morgennebel, der einem hellen und warmen Sommertag wich. Ein warmer Sommertag, das verbinden wir mit vielen guten und heiteren Gedanken, nennen es gerne auch einen Segen, der uns geschenkt ist.


Blick auf das Dorf Rüderswil

Das Segnen oder selbst Segen sein war auch das Thema der Predigt von Pfarrer Lorenz Schilt. Was ist eigentlich ein Segen? Es ist ein Begriff, der in der Bibel immer wieder zu finden ist. Ein Segen ist stets etwas gutes. Segen bedeutet: Gutes empfangen, das Gute aber auch weitergeben. Lorenz Schilt gab in der Folge einige Beispiele: ein Frühlingsregen, der Pflanzen und Bäume wachsen lässt und Grundlage für eine gute Ernte ist. Segen ist da, wo Leben frei von Krankheit entstehen und gedeihen kann. Segnen heisst, das gute wollen – und es auch tun.
Im neuen Testament ist es Jesus Christus, der durch die Taufe am Jordan gesegnet wird, selbst aber viele Menschen auf seinem Weg segnet, indem er ihnen Hoffnung und Zuversicht schenkt und ihre Krankheiten heilt. Segen liegt in einem freundlichen, ehrlichen Gesicht und in jedem guten Gedanken. Nicht umsonst heisst es im aaronischen Segen: der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten.

Gott möchte, dass auch wir Menschen ein Segen sind. So sagt er zu Abraham: Ich will dich segnen und dir einen grossen Namen machen und du sollst ein Segen sein (1. Mose, 12,2). Wie Abraham empfängt auch Jakob Gottes Segen. Im Gegensatz zu Abraham muss Jakob aber um diesen Segen kämpfen – alleine und eine ganze Nacht lang. Dieses gleicht dem Ringen mit dem Schicksal, dem Aufrechtstehen gegen alle Anfechtungen und Widrigkeiten. Und am Ende überwindet Jakob die Dunkelheit und erlebt das Aufsteigen der Morgenröte. Jakob kämpft entschlossen bis zur Mörgenröte, die ihn als Sieger im Zweikampf sieht. Längst hat Jakob erkannt, dass sein Gegner ein überirdisches Wesen ist und fordert von ihm das Kostbarste, das er sich vorstellen kann: segne mich!

Als die Predigt ausleutete, machten sich die Gottesdienstbesucher im Licht eines schönen Sommertages auf den Heimweg. Ein Segen auf dem Heimweg also. Und was ist, wenn es schon Morgen wieder nass und kalt ist? Wir können das Wetter nicht beeinflussen, aber etwas anderes steht in unserer Macht: den empfangenen Segen in den Tagen die nun kommen, grosszügig und mit vollen Händen weitergeben: selbst ein Segen für andere sein.

Mail us Rüderswil

Itz isch d’Zyt vom Härdöpfle wider da. Zäntume sie die Maschine z’gseh, wo dermit Härdöpfel grabt u sortiert wärde. Samro heisse die Gfährt, wo mir ere runde Schufle d’Härdöpfel us em Bode grabe und uf ene’s Förderband füehre, wo Chruträschte, Härdbitze u Steine vo Hang müesse ussortiert wärde. Ire schwänkbare Mulde am angere Änd vor Maschine wärde zletscht d’Härdöpfel gsammlet für ds ZUmlagere i d’Baloxe. We me das mit früecher verglicht, de geit doch das hüt ring u gäbig, ganzi Tonne Härdöpfel chöi a eim Tag gsammlet wärde. Derzue blibt o no Zyt zum öppe eis brichte u fachsimple uf däm Samro obe. U scho isch wieder ein Umgang fertig, der Traktor wird gchert zu de nächschte Fuhre.

O mir hei i üsem Pflanzplätz es paar Fuhre mit Desirée Härdöpfel gsäit u itz isch o für üs d’Zyt zum usgrabe cho. U was so e Samro i-n-es paar Minute chönt erledige, für das bruche mir gwüss e ganze Tag. Aber es isch e schöni Arbeit, wo Fröid macht. Mit em Charscht wärde d’Fuhre vor Syte här gchert. u scho chöme us em Ärdrych die schöne, rote Härdöpfel füre u wärde im Chratte gsammlet. Dir gseht da es paar früsch gwäschni uf em Täller:

D Studi wärde derbi gsammlet. Die si itz scho ganz gälb u dürr u hei e kener Bletter me. Uf em Komposcht gä si Härd für ds nächschte Jahr.

Bim härdöpfle si mir o Gschichte vo früecher i Sinn cho. D’Härdöpfelärn isch öppis wichtigs gsi, es Fähljahr het Hunger u Not chönne bedüte. Chrankheite, Härdöpfelchäfer u angeri Schädlinge hei d’Härdöpfelstudi bedroht u de Mönsche Angscht gmacht. Wär möcht läse, wie das het chönne gah, fingt es idrücklichs Bispil im Buech «Käthi die Grossmutter» vom Jeremias Gotthelf.

Mir hei Glück gha mit de Härdöpfel, aber o mit de Bohne, de Tomate, de Chürbis u no mit mängem meh. Nume der Salat u d’Räbchöli, die hei halt d’Schnägge gnoh. So isch jedes Jahr e chli angersch im Garte. Ds einte Jahr glingt, was im nächschte Simmer nid wott wärde. Das isch doch gwüss grad wie im Läbe vo üs Mönsche. O da git’s ja Fröid u Leid. U beides ghört doch derzue.

Linux Tool der Woche: apg

Das Thema dieses LTW-Beitrages sind sichere Passwörter. Das mag im ersten Moment wenig aufregend klingen. Wenn man sich aber einen Moment Zeit nimmt und das Thema «chüschtiget», dann könnte sich dieser erste Eindruck rasch in eine andere Richtung wenden. Denn unsichere Passwörter sorgen regelmässig für Schlagzeilen. Nämlich dann, wenn es jemandem gelingt, mit Hilfe von entschlüsselten Passwörtern Zugriff auf fremde Daten zu erhalten. Freilich, meistens ist es nicht das schwache Passwort, das dafür sorgt, dass ungebetene Gäste auf eine Mailbox oder auf ein Twitter Konto zugreifen. Auch eine Schwachstelle im System oder ein simples Postit am Arbeitsplatz können den Zugriff auf die persönlichen Informationen freigeben.

Dennoch muss die Forderung nach sicheren Passwörtern aufrecht erhalten werden. Selbst dann, wenn es um Informationen geht, die als unwichtig erachtet oder nur für eine kurze Zeit benötigt werden.

Ein «Feind» von sicheren Passwörtern ist – wie so oft – die Bequemlichkeit. Einfach Passwörter wie eine Automarke oder der Name der Hauskatze lassen sich leicht merken. Ebenso können sie aber auch erraten werden. Als sicher gilt ein Passwort dann, wenn es mindestens 8 Zeichen enthält und sich aus einer zufälligen Reihe von Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen zusammensetzt. So ist es nicht mehr möglich, ein Passwort ganz oder teilweise mit einer Wörterbuchsuche zu entschlüsseln. Hier ist so ein Passwort: xhvY1,fp6D1.

Dieses Passwort ist sicher. Aber es schwierig, es auswendig zu lernen. Es geht also darum, Passwörter zu finden, die den zuvor aufgestellten Kriterien entsprechen und dennoch gut memorisierbar sind. Diese Aufgabe über nimmt das Linux Tool dieser Woche: apg – Automated Password Generator. apg ist in vielen Linux Distributionen enthalten, wer es im Paketverwaltung nicht findet, kann es auf der Homepage von Adel I. Mirzazhanov herunterladen.

Obwohl apg eine Vielzahl an Optionen bietet, ist es in der Anwendung denkbar einfach. Es genügt, apg auf der Kommandozeile aufzurufen, um mehrere Passwortvorschläge zu erhalten. apg-Passwörter setzen sich stets aus englischen Silben und Silbenkombinationen zusammen, so dass sie aussprechbar und somit leichter auswendig gelernt werden können:

# apg
JejubMepuf
marcecOjin
sorcopciHa
ryHunnEsk

Wer Hilfe bei der Aussprache benötigt, verwendet die Option -t. Nun zeigt apg die Passwörter an und gibt zusätzlich Hinweise, wie die Wörter ausgesprochen werden können:

# apg -t
vacsakjo (vacs-ak-jo)
OnEvEwnusp (On-Ev-Ewn-usp)
vukewtim (vu-kewt-im)
Liejfowgog (Liej-fowg-og)

apg kennt wie bereits erwähnt viele Optionen, mit denen nebst anderen Einstellungen die Stärke der Passwörter verändert werden kann. Wer beispielsweise der Meinung ist, acht Zeichen seien zu kurz, kann mit der Option -s die Mindestlänge festlegen. Und um wirklich sicher zu sein, dass die Passwörter zufällig sind, kann die Option -m mitgegeben werden. apg fragt nun nach einer zufälligen Zeichenfolge, die zur Initialisierung des Generators verwendet wird.

Geärgert?

Die kleine Geschichte ereignete sich vor 25 Jahren, zu einer Zeit also, als Informationen noch auf grossen 5 1/4 Zoll Disketten gespeichert wurden. Und um so eine Diskette ging es damals. Darauf gespeichert war ein einfaches Programm zum Erfassen von Daten, das wir selbst programmiert hatten. Und eigentlich hätte alles sehr gut funktioniert. Trotzdem brachte der Kunde einige Tage später zurück. Und er war ziemlich verärgert. So verärgert, dass er die «Floppy Disk» mit einer verächtlichen Geste auf den Tisch schleuderte. Offenbar gefiel ihm das Programm nicht. Aber warum nicht?

Der Fehler lag bei uns. Wir hatten vergessen, dass kleine Fehler viel mehr ärgern als grosse. Bei dem Programm reagierte mindestens eine Funktionstaste nicht entsprechend den damals üblichen Konventionen. Und obwohl wir auf diese Abweichung hinwiesen, vertippte sich der Kunde immer wieder. Das war die Ursache für das Ärgernis und für die harsche Reaktion.

Kleine Fehler ärgern mehr als grosse. Das ist nicht nur in der Informatik so. In jedem Lebensbereich sind es genau diese kleinen Stösse und Stiche, die uns ärgern. Das Spektrum reicht dann von einer kaum wahrnehmbaren Unmutsäusserungen bis hin zum handfesten, zorngeschwellten Wutausbruch. Warum ist das so? Kleine Probleme und Enttäuschungen treffen uns viel direkter und unmittelbarer als grosse. Denn während wir diese nicht sofort in ihrer ganzen Tragweise zu erfassen vermögen, spüren wir jene sofort. So wie Nadelstiche auf der Haut. Oder wie Hindernisse, die sich unserem Wollen und Trachten so überraschend in den Weg stellen, dass wir uns an ihnen stossen…

In dieser kurzen Beobachtung ist auch der Schlüssel zu einer möglichen Lösung zu finden. Sie besteht darin, den kritischen Moment mit etwas Zeit auszufüllen. Das klingt abstrakt. Wir holen deshalb für die Erläuterung einen antiken Meister der Lebensführung zu Hilfe, den Stoiker Epiktet aus Hierapolis. Er rät folgendes (sinngemäss): «wann immer sich dir ein Problem in den Weg stellt, halte inne und frage: lasse Dich einen Moment betrachten, Problem. Von welcher Art bist Du? So wirst Du finden, dass vieles kleiner ist, als es scheint.»

Gewiss, das klingt einfach, ist es in der Praxis aber nicht. Es braucht Übung und die Kraft, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. Auch Epiktet forderte seine Schüler stets dazu auf, an ihrer Übung in der Lebenskunst festzuhalten. Und er gab ihnen noch einen Rat. Stets nur das zu anzustreben, was in ihrer Macht steht. Dies ist ein guter Schutz vor Enttäuschungen. Und: «Verlange nicht, dass alles so kommt, wie Du es willst. Begnüge dich mit dem, was geschieht, und dein Leben wird glücklich sein.»

Oder – abgekürzt: etwas mehr Gelassenheit.

Das Erfolgsrezept der Jodler

Die lang erwartete Zeit der ersten Sommerwochen ist gekommen. Und für für viele Schweizerinnen und Schweizer heisst dies auch, den Mutz oder die Tracht anzuziehen – trotz der sommerlichen Temperaturen. Die Zeit der Jodlerfeste ist endlich da!

Die Unterverbandsfeste im allgemeinen und das «Eidgenössische» im besonderen sind zu vielbeachteten Grossveranstaltungen geworden, die mehrere 10.000 Besucher anlocken, am eidgen. Jodlerfest in Luzern trafen sich 2009 mehr als 200.000 Besucher und 12.000 Aktive am Seebecken der Leuchtenstadt. Ein neuer Rekord. Diese grossen Veranstaltungen der Fahnenschwinger, Alphornbläser und Jodler erfreuen sich einer ungebrochenen Beliebtheit und üben eine eigenen Zauber aus auf alle, die dabei sind. So berichten gleichermassen Aktive wie Gäste auch nach vielen Jahren noch von den Erlebnissen in Aarau, Huttwil oder Altdorf.

Besucher fühlen sich an Jodlerfest nicht einfach nur als Zuhörer oder Beobachter. Das Geschehen am Fest ist kein passives Erlebnis, es ist vielmehr ein Mitmachen, ein Mitsingen im «Jodlerdörfli» und Mitfiebern bei den Wettvorträgen. Jodlerfeste sind tief geprägt von einem Geist der Zusammengehörigkeit. Sie sind durchdrungen von einer eigenen Atmosphäre der Spontanität und Freude, die kaum in Worte gefasst werden kann. Aber Jodlerfeste möchten auch gar nicht beschrieben werden, sie wollen mit Herz und Seele miterlebt werden. Gerade so wie in der Aufforderung eines bekannten Jodellieds*: «Los nid zue, nei bruch mit Stolz di Stimm!».


Lebenskünstler Emmentaler Jodler aus Konolfingen

Doch bevor ich nun ob aller Vorfreude auf das kommenden Berner Jodlerfest in Langenthal noch mehr ins Schwärme gerate, sollen zwei Fragen thematisiert werden. Erstens: was ist es, das die Faszination des Jodelliedes und der Alphornweise ausmacht? Wo liegt das Geheimnis dieser urtümlichen und traditionsverbundenen Form des Musizierens? Im Vorfeld der Feste wird über diese Frage oft in der Tagespresse spekuliert. Allzugerne wird dann auf die These der «Zukunftsverlierer» zurückgegriffen, die etwa so zusammengefasst werden kann: wem die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft nicht behagen, findet in der zur Idylle geformten Vergangenheit Geborgenheit und einen Zufluchtsort. Doch so verbreitet diese These auch sein mag, so führt sie letztendlîch doch in die falsche Richtung. Dies hat auch Peter Keller erkannt. Der studierte Historiker und Kulturredaktor singt seit zehn Jahren in einem Jodlerklub und findet eine Erklärung für das Phänomen auf der metaphysichen Ebene: «Es gibt diese magischen Momente beim Singen. Wenn sich der Körper mit Musik füllt. ‹Äs choret›, sagt man dann. Ein unübersetzbarer Ausdruck. Der Chor ist ganz bei sich selbst. Er reduziert sich gewissermassen auf seinen reinsten Zweck: den gemeinsamen Klang zu bilden.»**

Dieses Empfinden, vereint mit dem Erleben der alpinen Freiheit, die ihre Grenzen erst in der ewigen Weite des Himmels und zuletzt bei Gott findet, bilden gemäss Keller die Kraft, die die Jodler zu einer festen Gemeinschaft zusammenschweisst.

Und die zweite Frage: Ist diese Idylle, die da besungen wird, nicht ein Trugbild? Eine Scheinwelt, die so nie existiert hat? Gewiss, Viele Jodellieder besingen ein heile und intakte Alpenwelt, ein Leben frei von allen Sorgen und Beschwernissen, ein tiefes Glücksgefühl bei der Alpfahrt und die Erinnerung an eine ebenso glückliche Kinderzeit in der Geborgenheit einer von Liebe und Zuwendung geprägten Familie.

Aber eben nicht alle. Die Texte vieler Jodlerweisen wenden sich auch den Sorgen und Nöten der Menschen, den Problemen des Alltags zu. Besungen wird dann die Kameradschaft, die sich bewähren muss, ein Treuebruch mit schweren Folgen und zuletzt auch Krankheit und die Trauer im Sterben und Abschied nehmen. Die Aktiven beweisen selbst im alltäglichen Leben immer wieder, dass das Jodeln keinesfalls mit dem Rückzug in eine Scheinidylle gleichgesetzt werden kann. Eher das Gegenteil trifft zu. Gerade das Singen von einer heilen Alpenwelt und vom Lebensglück kann den Blick für die Geschehnisse des Alltags schärfen. Und umgekehrt wäre es verhängnisvoll, wenn wir ob aller Probleme den Blick auf das Schöne verlieren würden. Erst durch das Trübe entdecken wir, wie schön das Helle ist. Wenden wir uns nur noch dem Hellen zu, wird unser Leben oberflächlich. Und wenn wir nur noch das Trübe sehen, wird unser Leben trost- und hoffnungslos. Davor wollen uns die Jodler bewahren.

In diesem Verhältnis von Licht und Dunkelheit ist ein wichtiger Wegweiser zu finden, der wieder zur ersten Fragen nach dem Erfolgsrezept der Jodler führt. Es ist ein Ziel des menschlichen Lebens, die richtige Mitte zwischen diesen beiden Extremen zu finden. Der schöne Lösungsansatz der Jodler besteht darin, einen tiefen Schritt in die lichte Seite zu wagen, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Und genau durch diese Kunst gewinnen die Akteure. Sie öffnet der Empfindung all die Bilder, die im alten, traditionellen Jodellied besungen werden. Mit ihren Vorträgen beschenken die Jodler somit nicht nur ihre Zuhörer, sondern auch sich selbst in einer besonderen Weise. Hand aufs Herz: wer sehnt sich nicht im innersten nach der Idylle, die in vielen Melodien von Robert Fellmann oder Adolf Stähli vermittelt wird? Oder möchte einmal von Soldanellen und «Ankebälli» singen und so neu entdecken, dass die schönen Dinge des Lebens oft im kleinen und unscheinbaren zu finden sind.

Wer jodelt verträumt sein Leben nicht, aber er nimmt sich die wohltuende Freiheit, hin und wieder zu träumen, von einer harmonischen, intakten Welt. Und wenn beim Verklingen der letzten Strophe ein Funke aus dieser gefühlten und besungenen Sonnseite den Weg in unser Leben findet, dann hat das Jodellied sein Ziel erreicht.

* Jodlerfreud von Carl Hess
** Peter Keller: Soundtrack der Freiheit. Erschienen in der Weltwoche Ausgabe 27/08.

Mail us Rüderswil

I der Nacht, no bevor ds erschte Liecht vom nöie Tag am Himmel z’gseh isch, no bevor ds erschte Vögeli sis Morgelied agstimmt het, lit e eigeti, fasch gheimnisvolli Stimmig über em Land. Ganz fischter isch es itz no und uf em Gras glänzt der Tou. Es schmöckt früsch u würzig nach Morge, nach e me nöie, junge Tag wo d’Ouge uftuet u wach wott wärde. U denn lüchtet höch a der Himmelsfeschti ds erschte Liecht, die erschti Heiteri. Die erschti Amsle singt ihres Lied dür d’Morgestilli, nume ganz hübscheli, verschteckt im Öpfelboum uf der Hoschtert. Aber denn stimme immer meh i zum nöie Morgelied und erfülle dä wunderschön Summertag mit ihrem hälle, vor Fröid strahlende Chor.

E prächtige Morge isch im Wärde und die erschte Sunnestrahle werme scho d’Ärde während e reine, blaue Summerhimmel Härz u Gmüet erfröit. Luegit doch, was für-n-e prächtige Tag üs hüt isch gschänkt worde! Scho früeh si d’Mönsche im Dorf uf de Bei. Die einte zieht’s de Bärge zue, uf d’Wanderig, die angere blibe deheim u gniesse d’Sunne im eigete Gärtli oder vor em Hus.

U wider angeri zieht’s i d’Chiuche. Dert singt hüt der Jodlerklub Schwande u der Pfarrer Johannes Weimann us Herzogebuchsi het es Thema gwählt, wo guet zu däm schöne Tag passt: Dankbarkeit (Psalm 103). Wie mängs git es doch, wo mir im Läbe drüber dörfe dankbar si? U wie mängisch vergässe mir eifach, danke z’säge. Derbi tuet Dankbarkeit o üs sälber so guet. Dankbarkeit isch wie e sichere, grade Wäg zur Zfrideheit. U so het der Pfarrer Weimann de Zuehörer e Rat mit uf e Wäg gäh: a Morge z’fride und am Abe dankbar si.

Dichterdenkmal in Herzogenbuchsee

Wer im bernischen Herzogenbuchsee von der Dreifachhalle aus durch das Burgerland in Richtung Thunstetten fährt, dem fällt am linken Strassenrand bald ein besonderer Platz auf. Es ist das Denkmal für den Dichter und konservativer Politiker Ulrich Dürrenmatt, der in Herzogenbuchsee gelebt und gearbeitet hat. Ulrich Dürrenmatt liebte und förderte die Berner Mundart, er setzte sich für den öffentlichen Gebrauch des «Bärndütsch» ein und ging selbst mit gutem Beispiel voran: für jede Ausgabe seiner «Buchsizeitung» verfasste einer ein in Mundart gehaltenes Titelgedicht und weckte damit das Interesse und die Anerkennung für diesen schönen und wortreichen Schweizer Dialekt.

Auf dem schönen, von einer Hecke eingeschlossenen Hecke stehen zwei Linden und Bänke laden ein zum verweilen. Wer das Denkmal besuchen möchte, findet mit diesem Link einen passenden Kartenausschnitt. Auf der Tafel des steinernen Denkmals ist eine Erkenntnis des Dichters zu lesen:

«In den Städten häuft sich das Verderben.
Vom Lande muss dem Lande die Rettung kommen.»

Gotthelf-Märit 2010

«Chömet, lueget, stuunet…». Wer im vergangen Jahren den Gotthelf-Märit in Sumiswald besucht hat, denkt sicher gerne an die erlebnisreichen Stunden bei schönstem Sommerwetter im «bhäbigen» Emmentaler Dorf zurück. Besucher aus der ganzen Schweiz liessen es sich nicht entgehen, an diesem Tag den traditionellen und bekannten Erlebnismarkt zu besuchen und zwischen den Ständen den Handwerkern, Schwingern oder «Wöschwyber» bei der Arbeit zuzusehen.

Auch dieses Jahr warten auf die Besucher viele Attraktionen. Musikalisch unterhalten werden die Gäste von der Musikgesellschaft Meiringen, dem Gotthelfchörli Lützelflüh, der Alphornbläsergruppe Sumiswald und vom Kinderchörli Unteremmental. Wer sich einen Moment aus dem geschäftigen Märitleben zurückziehen will, findet in der Kirche Ruhe und Entspannung. Dort wird zwischen 11.00 und 15.00 Uhr von Lorenz Mühlemann ein Zitherkonzert gegeben. Wie im vergangenen Jahr werden wieder zahlreiche alte Handwerke gezeigt, Sattler, Korber, Drechsler und vielen weiteren Handwerkern und -werkerinnen zeigen ihr Können.

Bereits zum zweiten Mal vertritt die Weinkellerei Hans Schlatter die Gastregion Hallau aus dem Schaffhauser Blauburgunderland. Am Degustationsstand werden weisse und rote Weinspezialitäten aus dem sonnigen Klettgau präsentiert. Die Spezialitäten aus Hallau ergänzen das reiche kulinarische Angebot am diesjährigen Gotthelf-Märit.

Das Emmental ist eine Region mit vielen Gesichtern. Tradition, Brauchtum und Volkskunst haben aber ihren festen, angestammten Platz und sind lebendig geblieben. Dies beweist neben vielen anderen Veranstaltungen auch der Gotthelf-Märit eindrücklich. Es ist ein Märit für alle Sinne, der einen anregenden Blick in unsere eigene Vergangenheit bietet und unser schönes Brauchtum auch ganz praktisch mit unserer modernen Zeit verbindet.

Gotthelf-Märit 2010: 12. Juni in Sumiswald

Linux Tool der Woche: bwBASIC

Das Linux Tool dieser Woche ist bwBASIC, ein Interpreter für die Programmiersprache BASIC (Beginner’s All-purpose Symbolic Instruction Code). BASIC zählt zu den ältesten Computer-Programmiersprachen, es gibt sie seit 1964, also seit mehr als 45 Jahren. Seine Popularität in den späten 70er und 80er Jahren verdankt diese Sprache nicht nur ihrer einfachen Erlernbarkeit, sondern auch (und vor allem) dem Aufkommen der Homecomputer zu Beginn der 80er Jahre. Viele Computer-Begeisterte (zu denen auch der Verfasser gehört), leisteten sich damals einen Commodore VC20, C64 oder einen Texas TI 994A. Alle diese Rechner teilten einige wichtige Eigenschaften:

Commodore 64 (Quelle: Anders/Wikipedia)

Sie verfügten aus heutiger Sicht über sehr wenig Ressourcen, zur Grundausstattung gehörten meist weniger als 64 KB RAM, ein 8-Bit Mikroprozessor und ein Bandlaufwerk, auf dem die Programme gespeichert werden konnten. Erst etwas später folgten die deutlich schnelleren 5.25 Floppy Disks. Abgerundet wurde die Ausstattung durch Farbgrafik und einen mehrstimmigen Soundchip.

Das Betriebssystem passte auf einen 64 Kilobyte ROM Chip, war in Assembler geschrieben und enthielt nebst den elementaren Ein-/Ausgabe Routinen einen BASIC Interpreter. Nach dem Einschalten konnte also sofort mit dem Laden oder Abtippen von BASIC Anweisungen begonnen werden. Für BASIC-Programme standen meist zwischen 16 und 64 Kilobyte RAM zur Verfügung. Wem das nicht genügte, oder wem BASIC zu langsam wurde, der wich auf Assembler aus (direktes Programmieren des Microprozessors). Assembler Anweisungen konnten mit einem sogenannten Maschinenmonitor direkt in den Speicher des Computers geschrieben und dort ausgeführt werden!

Homcomputer der damaligen Zeit wurden zum Spielen benutzt, das war nicht anders als heute. Sie waren aber auch faszinierende Werzeuge zu Lernen und kreativ werden. Die Homecomputer waren ja die ersten programmierbaren Computer überhaupt, die zu einem erschwinglichen Preis angeboten wurden und sich auch für den Heimgebrauch eigneten, da sie am Farbfernseher angeschlossen werden konnten. Mit einen C64 oder ZX Sinclair wurde es erstmals möglich, zuhause im eigenen Wohnzimmer autodidaktisch eine Programmiersprache zu erlernen. Und eigene Software zu entwickeln.

Gewiss, mit weniger als 64 KB RAM und einem langsamen 8-Bit Prozessor waren den Möglichkeiten enge Grenzen gesetzt. Sobald ein Programm eine gewisse Komplexität erreichte, wurden die Ressourcen knapp. Aber genau darin lag ja auch der Reiz der Sache; die Herausforderung, eine gestellte Aufgabe trotz der einengenden Ausstattung lösen zu können. Das Ergebnis davon wer eine verblüffende Kreativität, die von den Programmieren entwickelt wurde. Durch immer neue Techniken, in Verbindung mit selbstgeschriebenen Assemblerteilen und direktem Zugriff auf die Hardwarefunktionen, wurde plötzlich möglich, was kurz zuvor noch unrealisierbar galt. Auf dem C64 etwa hielt sich lange das Dogma, dass eine grafische Benutzeroferfläche wie GEM oder Windows nicht machbar sei. Bis eine Firma Berkeley Softworks mit GEOS das Gegenteil bewies.

Zurück aber zu BASIC. Zur damaligen Zeit war BASIC eine recht schlichte Sprache, die kaum mehr als 50 Sprachbefehle (Statements) kannte. Ausserdem mussten die einzelnen Anweisungen mit Zeilennummern durchnummeriert werden. Das konnte zu einer mühseligen Geduldsprobe werden, sobald das Programm wuchs und modifiziert werden sollte. Blockanweisungen, so wie sie jede moderne Sprache kennt, gab es noch nicht. Und auch keine Funktionen, Prozeduren, Module oder Objekte. Kurz: strukturiertes oder gar objektorientiertes Programmieren war nicht möglich. Dies führte dazu, dass BASIC schon bald einen ziemlich schlechten Ruf bekam, BASIC-Programme wurden verächtlich Spaghetti-Code genannt und der Ruf nach strukturierten Sprachen, wie Pascal oder C wurden laut.

Damit stellt sich natürlich die Frage: warum ist ein BASIC-Interpreter das Linux Tool der Woche? Ganz einfach: weil es einen spannenden Blick in die Anfänge der Heimcomputer und PC’s ermöglicht. Und weil viele alte Programmierer mit BASIC gerne die zuvor erwähnte Tugend verbinden: limitierte Systemressourcen nicht als gegebenen Grenzen zu sehen, sondern als Herausforderung, einen Weg zu finden, um diese zu überwinden.

bwBASIC gehört zum Lieferumfang der meisten Linux Distributionen, wer es in der Paketverwaltung nicht findet, kann es direkt auf der Homepage herunterladen. In bezug auf den Funktionsumfang ist bwBASIC an GWBASIC angelehnt, an den Interpreter also, der während fast 20 Jahren mit MS-DOS mitgeliefert wurde. Ein einfaches BASIC-Programm, das mit bwBASIC ausgeführt werden kann, mag so aussehen:

Es könnte als Lernbeispiel der ersten Stunde dienen, da er bereits alle drei elementaren Teile eines Programmes erfüllt: die Eingabe von Daten (INPUT), die Verarbeitung (prüfen, ob Eingabe leer ist) und die davon abhängige Ausgabe (PRINT). Das Fehlen von Zeilennummern zeigt, dass bwBASIC diese zwar erlaubt, aber nicht erfordert. Dies macht die Sache etwas leichter und erlaubt in diesem Fall bereits Blockanweisungen.