Android Tablet mit chinesischem Akzent

Tablet Computer sind im Moment in aller Munde. Und wenn man den IT-Auguren Glauben schenken will, dann wird dieser neue und trendige Computertyp in den kommenden Monaten und Jahren neue Akzente in der Computerwelt setzen. Tablets unterstreichen mit einem dicken Stift den Trend der zunehmenden Mobilität und des «Internet everywhere». Und während PC’s und Notebooks eher als Arbeitsgeräte wahrgenommen werden, sind Tablets reine «Joypads» – Alleskönner in der medialen Vielfalt des Internet. Wer unterwegs ein Tablet aus der Tasche zieht, will damit E-Mails lesen, kurz bei Facebook vorbeisehen, Musik hören oder die Fahrzeit im Zug mit einem Film verkürzen. Das heisst natürlich nicht, dass mit einem Tablet nur konsumiert werden kann, so wie dies hin und wieder zu hören ist. Mit etwas Übung lässt sich auch auf dem Tablet prima schreiben, malen oder zeichnen!

Im Tabletmarkt gibt es Pioniere und es erstaunt kaum, dass sie zuerst genannt werden, wenn von diesen neuen Pads, Tablets oder Slate-PC’s die Rede ist: Apple’s iPad, Samsung mit dem Galaxy Tab, Archos und Dells’s Streak gelten als Vorreiter, gefolgt von zahlreichen anderen Herstellern, die eifrig dabei sind, noch dieses Jahr ein Tablet auf den Markt zu bringen!
Und einmal mehr gelang es Unternehmen aus China alle zu überraschen. Denn wer glaubt, in China würden nur Kopien gebaut, der irrt gründlich: als in Japan das iPad von Apple eingeführt wurde, gab es in zahlreichen Shops bereits Tablets zu kaufen, die «IPed» oder «APad» genannt wurden. Die Geräte verblüfften die Fachwelt durch einen markant tieferen Preis und dadurch, dass sie wesentlich mehr boten als das Original. Durch den Einsatz von Google’s Android gab es ferner eine riesige Auswahl verschiedenster Applikationen.

Mittlerweile gibt es das APad, das auch unter den Bezeichnungen «IRobot Tablet», «Orphan» oder schlicht «M16» angeboten wird, auch in der Schweiz zu kaufen. Angeboten wird das Tablet auf Ricardo oder auf kleineren Online Shops. Ich wollte es genau wissen und bestellte mir auf Ricardo ein APad mit einem 10-Zoll Display und Android 2.1. Erfreulich schnell kam das Gerät nach Vorauszahlung (bei Ricardo üblich) – und war kaputt! Der Akku lief trotz mehrstündigem Aufladen nur wenige Minuten und weil es Probleme mit dem Memory gab, stürzte das Tablet immer wieder ab und musste jedesmal komplett neu eingerichtet werden. Der Verkäufer verhielt sich aber vorbildlich; er tauschte das Geräte sofort aus und schon nach wenigen Tagen war ein neues, diesmal funktionierendes APad im Briefkasten. Es hat wie schon erwähnt ein 10” Display, 256 MB RAM, eine USB2 Schnittstelle und zwei Slots für Mini-SD Cards. Der Speicher lässt sich so auf 8 GB Memory oder mehr erweitern. Als Betriebssystem wird Android 2.1 verwendet.

Geliefert wurde das APAd in einem schmucken Karton, zusammen mit einem Netzteil und einer Schutzhülle. Das kleine User’s Manual verdient seinen Namen leider nicht. Besteht es doch nur aus wenigen Seiten, die zum Teil veraltete Informationen enthalten.
Eingeschaltet wird das APAd mit einem kleinen Knopf auf der Oberseite, der zwei Sekunden gedrückt werden muss und dann den rund 45 Sekunden dauernden Bootprozess startet. Ein zweimaliges Drücken des Knopfes versetzt das Gerät in einen Standbymodus. Wer es ganz ausschalten will, hält den Knopf fünf Sekunden gedrückt.

Android Desktop

Nach dem Konfigurieren der wichtigsten Parameter (Wireless Netz, Zeitzone, Ländereinstellung, etc.) und dem Einlegen einer SD-Card konnte es losgehen. Der Google Browser startet innert Sekunden und zeigt auch umfangreiche Seiten mühelos und schnell an. Nur mit dem Flash Plugin gibt es Probleme. Das läuft nämlich auf Android nicht – oder nur sehr eingeschränkt. Also doch kein YouTube? Nein, denn es gibt Hilfsprogramme wie FREEdi oder FreeTube, mit denen YouTube Videos heruntergeladen oder auch in Echtzeit angezeigt werden können. Der FireFly Browser, der speziell für mobile Geräte entwickelt wurde, konvertiert Flash Filme ebenfalls zur Laufzeit.
Beim Start fällt noch etwas auf: das APad kann seine asiatische Herkunft nicht verleugnen. Nach dem ersten Start zeigt der Bildschirm das Wetter in Peking an und es tauchen immer wieder chinesische Schriftzeichen auf. All dies lässt sich aber anpassen. Nicht anpassen lässt sich hingegen die regelmässige Frage nach einer Lizenznummer. Zwar kann dieser Dialog ignoriert werden, dafür ist dann aber der Upgrade des Android-Systems nicht möglich. eine Lösung dieses Problems kann ich zurzeit leider noch nicht anbieten.

Die Frage ist natürlich: wo kommen alle diese Applikationen her? Android Apps werden meistens im Google’s Android Market zur Verfügung gestellt. Dies ist eine Applikation von Google, die bei kostenpflichtigen Programmen auch den Bezahlprozess abwickelt und nach der Installation dafür sorgt, dass die Apps aktuell bleiben. Nachteil: auf meinem Tablet funktioniert der Market nicht, Downloads werden stets mit einer Fehlermeldung quittiert. Gut, dass es Alternativen gibt. Ich fand alles bei SlideME, AndAppStore oder direkt auf der Seite des Softwareherstellers. Dort habe ich einen FTP-Client (AndFTP), eine Facebook-Applikation und den Opera-Mini Browser heruntergeladen. Bei Android ist der Installationsprozess meist eine Angelegenheit von wenigen Sekunden.

Opera Mini in Aktion

Wie sieht es mit Multimedia aus? Das APad kennt zahlreiche Audio- und Videoformate, wobei MP3-Playlists auch im Hintergrund abgespielt werden können. Aber Achtung: die Wiedergabequalität des integrierten Lautsprechers ist bescheiden und auch das Display kann es sicher nicht mit einem Galaxy Tab aufnehmen. Dies gilt übrigens auch für den berührungsempfindlichen Bildschirm. Dieser ist nicht kapazitiv; reagiert also deutlich träger und es braucht auch etwas mehr Druck, bis ein Bedienelement reagiert. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb ein Stylus mitgeliefert wird.

Fazit: Das APad ist mehr eine Alternative als eine Konkurrenz zu den Tablets von Dell oder Apple. Technisch liegt es etwas zurück und kann diesen Rückstand mit den zusätzlichen Schnittstellen nur zum Teil wett machen. Hinzu kommt, dass es schwierig ist, bei Problemen Unterstützung zu erhalten. Das APad ist ein Gerät für Experimentierfreudige, die es nicht stört, wenn etwa nicht wie gewohnt funktioniert. Es ist ein Gerät, das an die Homecomputerzeit der frühen 80er Jahre anklingt. Auch auf einem Commodore C64 oder ZX Spectrum musste das meiste zuerst “zum Laufen gebracht” werden. Wen dies nicht stört und wer vor den technischen Mängeln nicht zurückschreckt, darf das Wagnis eingehen. Mit etwas Geduld kann das APad zu einem spannenden und multifunktionalen Tablet-Computer ausgebaut werden.

Jonathans Chrippeschpil

Oder: Der Chünig im Härdöpfelsack.
Es Wiehnachtsgschichtli

Für Erika

Es isch e schöni u klari Spätherbschtnacht gsi, wo der Jonathan mit sim Grossvater i der warme Stube ghocket isch u zum Pfäischter us gluegt het. Zäme hei die beide zum Himmel ufe gluegt u derbi gstunnet, wie häll u klar d Stärne a der wite Himmelsfeschti glüchtet hei. Gfunklet u glitzeret hei si, vo eim Horizont zum angere, bis i d Ewigkeit vo däm töife, nächtliche Herbschthimmel. Wär cha ächt die vile Stärne zelle, het sich der Jonathan scho meh als einisch gfragt. U der Grossvater, dä het d’Antwort uf die Frag gwüsst u zum Jonathan gseit: «kei Mönsch uf der Wält cha se zelle, nume üse Herrgot weiss, wie mänge Stärn am Himmel lüchtet. Är het se ja alli erschaffe. U stell Dir vor, Joni: är het sogar jedem Stärn e eigete Name gäh. Das het är gmacht, wiu är jede Stärn gärn het, so wie aues, won är erschaffe het.»

«Das git gwüss e chalti Nacht», het du der Grossvater witer gseit, wo beidi no ganz still u adächtig vor em Pfäischter ghocket si. «U wenn morn ds Wätter chehrt, de chönnts gwüss der erscht Schnee i däm Jahr gäh. Gäll Joni, Du blangisch sicher scho druf.» Gwüss het der Jonathan uf e erscht Schnee gwartet, so wie jedes Ching, wenn es em Winter zue geit u der erscht Winterluft ds letschte Loub vo de Böim nimmt. Scho sit Tage het der Jonathan uf e erscht Schnee gwartet. Uf dä Momänt, wo e wissi Schneedechi Fäld u Wald in e Märliwält verwandlet u gli druf der Schnee so höch lit, dass es für ne Schlittefahrt vom Bärgli z’dürab ob em Dorf längt. Denn, wenn es gnue Schnee het, zum e tolli Schneebaue z’mache. Oder zum sich eifach i höch Schnee la gheie, wo so fiin u weich isch, dass me gar nüt derbi gspürt.

U der Grosätti het wider einisch rächt gha. Scho am nächste Morge het e stiife Wind hälli Schneewulche über ds Land treit. Gli druf isch es ärschtig chalt worde und es het eim düecht, mi chönnt der Schnee scho im chalte, früsche Winterluft schmöcke. U grad nach der Dämmerig isch es de ändlich so wat gsi. Us em dunkle Nachthimmel si die erschte Schneeflöckli uf d Ärde gschwäbt, hei sich uf Matte, uf d Böim und uf ds Herbschtloub i der Hoschtert gleit. Der Joni hets itz nümme ghebt i der Stube. Wie im Schwick isch är warm agleit gsi und vor ds Huus use. Won är vor d’Loube steit und zum Himmel luegt, gschpürt är grad die chüehle u fiine Schneeflöckli uf sim Gsicht. No ganz chli si si itz gsi, die lang erwartete Schneeflocke. Grad so wie Zuckerchörnli oder wie winzigi, wissi Stärndli, wo grad so wie ihri grosse Gschpänli am Himmel ohni Zahl si. Aber plötzlich si du die Schneeflöckli grösser worde u der Schneefall dichter. Es isch nid lang gange u scho het sich e dünni, wissi Schneedechi uf ds Land gleit. Wo der Jonathan e Wägstrecki d Strass uf louft, gseht är scho der Abdruck vo sine Schueh uf em Wägli. U no es paar Meter witer, bi der Latärne an Wägchrüz glitzeret u glänzt der Schnee so schön im Liecht, dass es chum Wort git, zum die Pracht z’beschribe.
Während der Joni sich no am erschte Schnee im Jahr gfröit het, hei sich ame angere Plätzli im Dorf drei Buebe troffe. Wie der Jonathan hei o si sich warm agleit für dä erscht richtig Wintertag, mit dicke Jagge und glismete Chappe uf em Chopf. Der Sami het sogar es paar Füschtlinge treit. U das mues nid überrasche; wie der Chrigi het o är e wyte Wäg unger d’Füess müesse näh. Die beide Buebe si drumm ime Burewyler, i der Eichmatte deheim gsi. Meh als zwe Kilometer vom Dörfli ewägg. Uf em ganze Wäg hei dei beide mitenang z brattige gha u wo si im Dorf mit em Ivan si zämecho, het sich das Wörterredli vo dene drei Buebe no schnäller afa träie. Aber was hei si de z’verhandle gha? He däich das Chrippeschpil wo hüt am Abe z’erscht Mal probet wird. Vorn es paar Wuche het drum d’Lehrerein d Idee gha, vor em Wiehnachtsfescht es Chrippeschpil ufzfüehre. U mi cha sich däiche, dass es e ke Überraschig isch gsi, dass die Idee i der Klass grosse Zuespruch gfunge het. Es Chrippeschpil, geit bi däm heimelige Wort nid der Zouber vor Wiehnachte dür d Seel, chum het me einsch dra däicht? U weles Ching wett i sim Läbe nid einisch der Joseph si, d Mueter Maria oder gar eine vo de drei heilige Chünige mit der guldige Chrone uf em Chopf?

So isch me also mit däm Chrippeschpil drahi u d Schuelching hei ungeduldig uf die erschti Prob gwartet. U wo de der läng erwartet Momänt isch da gsi, het sich im Schuelzimmer e eigeti Stimmig entfaltet, es isch gsi, also ob die heilige Nacht scho möcht cho, als ob Betlehem u der Stärn über der Chrippe zum griffe nach wäre. I der erschte Stund si du d’Rolle verteilt worde. Ivan, Chrigi u Sami het’s grad uf die drei heilige Chünige preicht. Die drei chäche Buurebuebe hei also ds grosse Los zoge und e Houptrolle übercho: die drei gwitzte Manne us em Morgeland hei si dörfe spile. Ja, wahrhaftig! U wiu das drei so wichtigi Rolle si gsi, hets die Buebe nid nume mit Fröid, sondern o mit chli Stolz erfüllt. Da hei si sich scho uf der Bühni gseh, mit länge, prächtige Chünigsgwänder, mit herrliche Gschänk für ds Chrischtching u natürlich mit glänzige, guldige Chrone. D Miriam isch druf als Maria bestimmt worde, der Chlöisi als Vater Joseph u d Lina als Ängel, wo de Hirte uf der nächtliche Weid als strahlende Himmelsbotschafter erschynt. Witeri Ching hei de die Hirte dörfe spile.

Aber wie das bim Theater spile halt so geit: es het nid für alli wo möchte mitmache, e wichtigi Rolle, eini, wo me im hälle Rampeliecht vor em Publikum steit und es Gsätzli cha säge, so dass aui Lüt im Saal häre luege. Wie gärn hätt o der Joni so e Rolle gha! Wie gärn wäre är eine vo dene prächtige Chünige gsi oder gar der Joseph sälber. Wie mängi Gschicht het ihm doch d Mueter vo däm liebe Ma scho erzellt. I der heilige Nacht het är am Für vo de Hirte über füürigi Chole chönne loufe, wiu e unsichtbare Ängel ihm d Häng unger d Füess gleit het. U speter het är als Vater immer Zyt gha für d Ching. Nuid nume für sini eigete, nei o für die angere Ching us em Quartier und us em ganze Dorf. Grad so, wie speter si eltischt Bueb, der Jesus, o gärn Ching um sich gha het. So wird erzellt, der Joseph heig einisch nam Fürabe si Wärchstatt verlah, wiu d Ching mit niemer angerem hei welle spile als prezys mit ihm. Luschtig isch es druf hinger em Hus hin u här gange, bis der Joseph uf einisch isch blibe stah und ganz still worde isch. Grad so, als hät är öppis uguets gmerkt. Denn luegt är der Wäg ab zu däm Hus, wo die acht Jahr alti Miriam deheime isch. Das arme Meitschi isch bling uf d Wält cho u d Eltere hei nume weni Zyt gha für ihri Tochter. Wil si arm si gsi, hei si der ganz Tag müesse wärche. U so het’s chönne cho, dass die blingi Miriam ganz elei vor em Hus ghocket isch u nume vo wytem het chönne ghöre, wie die angere Ching spile. Das isch es auso, was der Joseph gmerkt het. U so geit är itz mit feschte Schritte zu däm eifache Heimetli u nimmt das Ching an es Ärfeli. U denn het är d Miriam uf d Schultere gnoh u isch wider sim eigete Hus zue. U itz, zäme mit der Miriam isch es ni vil fröhlicher u schöner gsi bim tanze u spile. Es isch nümme lang gange, da het sich ds Gsichtli vor Miriam ganz verwandlet. Grad so, wie wenn dunkli, düschteri Wulche sich uflöse und der hälle, warme Sunne Platz mache, wo itz guldig u klar über däm fiine Meitschigsicht lüchtet. So het d Miriam d Fröid ume gfunge. U sis lache, das het agsteckt, o der Joseph. Denn vo däm Tag a isch är d Miriam regelmässig zum spile ga reiche. Es gäb drum chum öppis, wo so wärtvoll sig, wie es Chinderlache, her der Joseph gseit. Es erinneret d Mönsche so wie d Blueme a ds verlorne Paradies.

D Hoffnige vom Jonathan hei sich leider nid erfüllt. Im Chrippeschpil het es o e Wirtshusszene gäh u dert het är zäme mit angerne Ching eine vo de Gescht dörfe spile. Aber das isch halt nid ds gliche. Der Joni het sich ganz i Gedanke vertöift uf e Heiwäg gmacht u wo-n-är zur Tür iche chunnt, erzellt är alles, was bi der erschte Prob isch gange. O wie är halt e ke wichtige Rolle übercho het. D Mueter het probiert z tröschte, so guet wie’s het chönne. Es heige doch alli Ching e wichtigi Rolle. Nume denn, wenn alli ihri Sache richtig mache, chunts guet mit däm Chrippeschpil. Natürlich isch das elei no nid das, wo es Ching tröschtet. Aber Jonis Mueter het gwüsst, dass es zum tröschte meh brucht als gueti Gründ, si het ihrem Ching zueglost und ihm z’gspüre gäh, dass äs nid elei isch mit sim Chummer. Das het em Jonathan ghulfe, är het d’Fröid wider funge u wo Wiehnachte necher isch cho, het är chum uf die nächschti Prob möge gwarte.

I de nächschte Tage u Wuche isch du das Wiehnachtstheater probet u vorbereitet worde. Meh u meh hets Gstalt agnoh u d Vorfröid isch gwachse. Es git aber o allergattig z’tüe. Es müesse ja nid nume alli ihri eigeti Rolle kenne und es passends Gwändli derzue ha. Es brucht o no Requisite, Hälfer im Hingergrund u no mängs meh. Und uf der Bühni söll’s ja de bi der Uffüehrig rächt wiehnächtlich u iladend si. Einisch ame Morge ir Schuel hei Chrigi u Sami geng ume ihri Chöpf zäme gsteckt u hei derzue guglet und im Versteckte gchüschelet. U wenn se d’Lehrere gfragt het, was es da gäb, so hei si rächt gheimnisvoll ta, so als ob nüt wär! Was hei ächt die zwe? Dass Sami u Chrigi dicki Fründe si u dass die beide immer wider nöis ushecke, das hei alli im Schuelhus gwüsst. Und am Aber isch es de uscho. Es isch drum abgredt worde, dass alli die, wo öppis zum alege für ds Chrippeschpil hei, das a däm Abe mitbringe. U wo du am Abe scho fasch alles isch da gsi, chöme Chrigi u Sami zur Türe i. Beidi hei sich us eme Hördöpfelsack es Gwand zämegschnyderet und als Gurt es Seili umbunge. Und zum die Bchleidig no z kopmplettiere, het Sami e alte, verwätterete Läderhuet und Chrigi es Kärcherchäppi uf em Chopf treit. E Momänt isch es ganz still gsi, sogar d Lehrerein het nüt gwüsst z säge. Aber denn hei alli gmerkt, dass das nid ärnscht gmeint isch u hei lut afa lache. Nei, die Ufmachig passt öppe nid zu de drei heilige Chünige. Aber Sami u Chrigi, die beide hei über ds ganze Gsicht gstrahlet, ihre Streich isch glunge!
Uf dä Gspass abe isch du wider flissig probet worde u das Theater het immer meh Forme agnoh. Aber es het o müesse rücke, denn der gross Tag isch imme necher cho. Uf em Adväntskaländer isch scho mängs Türli offe gsi und uf em Tisch hei scho zwöi Cherzli uf em Chranz brönnt. U der Winter, dä isch itz uf gleitige Schritte i ds Land cho u het verchündet: gli, gli isch ds Wiehnachtsfescht da!

Winter in Rüderswil
Blick uf ds winterliche Rüderswil

Schön u stattlich si die drei Chünige am Abe vor der Uffüehrig da gstande: Sami, Chrigi und Ivan hei längi, farbigi Mäntel treit, derzue e länge, guldige Stab und natürlich d Chrone uf em Chopf. O die angere Ching si parat gsi und hei gspannt uf ihre Iisatz gwartet. Und ou ds Sääli isch für dä bsungrig Abe härgrichtet worde, schöner nützti nüt. Näb der Bühni het es sogar Platz gha für-n-e Wiehnachtsboum. U wo d’Cherzli am Boum si azündet worde, het sich e heimeligs Liecht usbreitet, derzue het es würzig u fein nach Tannescht gschmöckt. U wo dä fein Gschmack nach Chrisescht sich mit däm vo früschem Chueche u Manderinli uf de Tische vermischt het, da isch die eigeti, stilli Wiehnachtsstimmig schon ganz nach gsi. Itz si o d’Zueschouer itroffe u nadisnah het sich der Saal afa fülle. Natürlich si vor allem d’Eltere u die Verwandte vo de Schuelching cho, wo über die schöni Dekoration gstunnet u sich denn es gäbigs Plätzli gsuecht hei. U wo-n-es de a der Chiucheuhr sibni gschlage het, isch ds Liecht im Saal abdräit worde, so dass nume ds Liecht vo der Bühni u d Cherzli vom Wiehnachtsboum der Saal erhällt hei. Es Ching het mit sim Geisseglöggli glütet als Zeiche derfür, dass es itz cha los gah. So isch es e Momänt ganz still im Saal gsi, nume ds chnischtere vo de Cherzli am Boum isch z’ghöre gsi. Aber scho im nächschte Momänt geit öppis: alli Ching chöme uf d’Bühni u singe zäme es Wiehnachtslied, während sich d Gruppe vom Chrippeschpil hinger der Bühni parat gmacht hei. Wär isch narvös? «Mm-mmh», Ivan, Sami u Chrigi öppe nid! Die drei hei tah, also ob si alti Füchs im theatere wäre. I ihrne Gwänder hei si sich zum Gspass sogar so ufgfüehrt, als ob sie grossi, mächtigi Wältebeherrscher wäre. Ei wichtige Uftritt hei die drei Buebe de i der Wirtshusszene gha.

Bi der Szene, wo itz isch dra cho, si d Chünige nach länger Tagesreis im Wirtshus igchehrt, hei ds Gepäck u di guldige Chrone abgleit u si a Tisch ghocket. Es versteit sich vo sälber, dass so e längi Reis uf em Kamelrügge e rächte Hunger git. U wo der Wirt es Tablett mit Suppe u Brot bringt, griffe die drei Chünige tüechtig zue. U das abe isch du es Stückli vo Samin a der Reihe gsi, wo är sich sälber het usdäicht. Ä nimme e Löffel voll Suppe i ds Mu, tuet se rächt chüschtige u seit druf lut u breit: «Mmmmh, die Suppe isch öppe ärdeguet!» Uf das abe isch im Säli natürlich guglet u pfupft worde. O die beide angere Chünige hei über Samis Stückli glachet. Als nächsts wär itz Chrigin a der Reihe gsi. Är hätt sölle säge, dass är afe müed sig vo dere länge Reis und i ds Bett begähri. Aber oha lätz! Ob Samis Gspass isch der Chrigi ganz abglänkt gsi u het si Isatz eifach nümme gwüsst. Es isch grad gsi, als ob dä dervo gfloge wär, wie es Schwälbeli im Herbscht! Ganz verdatteret isch Chrigi da ghocket u het nümme gwüsst, wie wyter u wo use. Chrigi, erscht no e stolze Chünig, isch ganz verunsicheret gsi u het nüt gseit. O der Ivan, wo als grad nach ihm a der Reihe wärt gsi, wartet u blibt stumm.

Für settig Fäll wär eigentlich der Lars als Souffleur zueständig gsi. Diräkt a der Bühni isch är i sim Chaschte ghocket u het ufpasst, dass alli Isätz richtig chöme. Aber, wie das halt cha passiere, o der Lars het das ganze verunsicheret, so dass är vergässe het, em Chrigi zwäg z’hälfe. Är het eifach ghoffet, Chrigin fing ds Trom vonim sälber wider. So isch es ganz still im Sääli worde u gli het me die erschte Lüt ghöre chüschele: «Itz isch’s passiert, es geit nümme wyter. Es müess gwüss öpper ga hälfe. Wo isch de d Lehrerein?»

D’ Lehrerein, ja, die wär scho parat gstange, aber wil’s so viu Lüt het gha im Sääli, het si e Chehr brucht bis zur Bühni. Si het füre pressiert und sich e Wäg dür d’Lüt gsuecht. Wiu’s aber isch fischter gsi, isch das nid ganz eifach gsi u scho im nächste Momänt het si öpperem e Mupf gä: «Exgüse, es pressiert…»
Aber i däm Ougeblick, wo d’Lehrerin grad zu der Bühni chunt, luegt der Chrigi plötzlich zum Bühnirand, wiu ihm dert e angers Ching probiert der Isatz z’gäh: «Bi afe müed vor Reis muesch säge, Chrigi …bi afe müed!». Der Chrigi luegt ganz erliechteret uf, plötzlich isch si alti Sicherheit wider da. Und als ob e schwäre Stei ab ihm abetrolet wär, steit är uf u gut si Isatz. O der Ivan weiss uf das abe wider wyter u so nimmt das Chrippeschpil si Louf.
Aber, wär het de em Chrigi der Isatz gäh? Der Lars cha’s nid gsi si. Aber die drei Chünige, die müesse’s doch wüsse, die hei’s ja ghört. U so isch es de uscho: der Jonathan isch der unerwartet Retter gsi! Ä het vor em Uftritt vo de Chünige ab der Bühni abe chönne u wiu är ds Theater vo nachem het wölle gseh, isch är grad näbe Souffleurchachte ghocket u het vo dert us zuegluegt. U wo-n-es du zu dere bränzlige Situation isch cho, het der Jonathan am schnällschte reagiert.

So isch also der Jonathan, wo a däm Abe ganz im Hingergrund isch gsi, uf eis mau zure Schlüsselrolle cho. U sogar vo der Lehrerein het es es schöns Lob gäh, wo der Jonathan lang nid vergässe het. Aber passt grad das Erläbnis nid guet zum Wiehnachtsfescht? I der Chrippe lit ja o es wehrloses Ching, wo speter als erwachsene Ma die ganzi Wält veränderet. U dä Ma het sälber gseit dass die chlinschte die gröschte wärde si.
Wo ds Chrippeschpil isch fertig gsi, het es e länge u härzliche Applaus im Sääli gäh. De Lüt het’s gfalle! U nach em Theater isch niemer grad heigange. We me scho mau so schön zäme hocket, de git’s ja auergattig z brichte u z’dorfe. U bi Chueche u Kafi geit das grad no einisch so guet. Derzue het jedes Ching für ds theatere es Gschänkli übercho.

Aber wo der Abe scho fasch usklunge isch und sich d Eltere mit de Ching uf e Heiwäg hei gmacht, si plötzlich no einisch Sami u Chrigi uftoucht. Beidi hei no ihri schöne Gwänder u die glänzige Chrone treit. U so wie me das vo ne kennt het, hei si zäme mit Ivan d’Chöpf zämegsteckt und im versteckte nöis usgheckt. Und es isch de gli einisch uscho, was si im Gürbi hei gha. Denn nachdäm si o no d Lehrerin igweiht hei, g alli drei zum Jonathan, wo zäme mit sine Eltere am Tisch ghocket isch. U itz seit der Chrigi, das wo alli im Säli überrascht, aber no viu mehr gfröit het: «Wiu der Joni üs hüt het ghulfe, söll är itz o no Chünig si!». U nachdäm Chrigin das vor allne gseit het, nimmt är si glänzigi Chrone ab em Chopf und setzt se am Jonathan uf!

Ds Liecht vom nöie Tag

Wenn heit Dir das z’letscht mal erläbt? I meine dä Momänt am Morge, wenn ds erschte Liecht vom nöie Tag am wite Himmelszält z’gseh isch. Grad denn, wenn der Morgestärn häll u klar zwüsche de Wulche lüchtet und im Boum die erschti Amsle ihres Lied astimmt. Es passiert a jedem Morge, aber doch isch es immer wider ganz neu u voller Gheimnis. Es isch, wie wenn es us güetiger Hang es nöis Läbe erschaffe worde isch, es Läbe voller Zueversicht u Fröid uf das, was dä neu Tag alles wird bringe.

Scho mängisch bi-n-i am Morge blibe stah, ha mi la verzoubere u ha zum Himmel gluegt zum gseh, wie die erschte Stärne verlösche u d’Bärge immer klarer vor em blassblaue Morgehimmel stah. Es isch e Momänt wo ds Härz mit töifem Glück erfüllt. Wohär aber chunt de das Glück? Wiu’s für üs Mönscheching doch nüt schöners git, aus der Gang vo der Natur z’beobachte! Z’erläbe wie d Tage, d Jahreszyte, Sunne Mond u Stärne ablöse.

Aber, isch da nid no öppis? Gwüss wäger isch da no öppis: der jung, früsch Tag gmahnet üs a die eigeti Jugend. A die Zyt, wo üsi Chinderseel voller Erwartige und Gwunger em länge Läbe entgäge gluegt het. So chöi mir a jedem Morge sälber no einisch jung sy, ds Glück u d’Erinnerige us dere vergangene Zyt no einisch erläbe.

U die wo verschlafe…? Die verpasse halt öppis!

Linux Tool der Woche: file-roller

Viele Linux Tools werden ganz bewusst genutzt, wie etwa der Midnight Commander, der als eigenständige Applikation gestartet und für die verschiedensten Dateioperationen verwendet wird. Bei anderen Tools ist das nicht so: sie verrichten ihre Arbeit still im Hintergrund und werden kaum als eigenständige Applikationen wahrgenommen. Einer dieser nützlichen Helfer soll diese Woche vorgestellt werden: das Archivierungsprogramm file-roller. file-roller kommt meist nur dann zum Einsatz, wenn mit dem Webbrowser komprimierte Dateien oder Ordner aus dem Internet heruntergeladen werden. Vor der Verwendung müssen diese Archivdateien «entpackt» werden. Unter Ubuntu Linux wird für diese Aufgabe üblicherweise file-roller verwendet. Das Programm bleibt bei diesem Prozess bescheiden im Hintergrund, so dass der Eindruck entsteht, dass der Entpack-Prozess vom Browser erledigt wird. Beim Dekomprimieren fragt file-roller nämlich schlicht nach einem Ordner, in dem die unkomprimierten Dateien abgelegt werden sollen.

Bevor das Programm etwas genauer vorgestellt wird, folgt auch diesmal ein kurzer Abstecher in die Geschichte. Programme zum Komprimieren von Dateien entstanden in der PC-Welt in der Mitte 80er Jahre. Das war die Zeit, als die Ansprüche in der MS-DOS Welt stiegen und in der Folge die damals gebräuchlichen 5 1/4 Zoll Disketten nicht mehr ausreichend Platz boten. Natürlich gab es bereits Festplatten, aber diese waren teuer! In einer Ausgabe des P.M Computerheftes aus dem Jahre 1986 wird eine externe Festplatte getestet, die bis zu 5 Megabyte Platz bot. Leider war sie für Privatanwender viel zu teuer und auch die Anzahl der Dateien war limitiert. Die alternative Lösung des Platzproblemes bestand darin, grosse Dateien mit geeigneten Komprimier-Algorithmen zu verkleinern. Ein Hilfsprogramm, das diese Aufgabe schnell und sicher erledigte, entstand 1989 und wurde in kürzester Zeit zu einem Standard für PC’s: PKZIP. PKZIP konnte in kürzester Zeit einzeile Dateien oder auch ganze Ordner in eine einzelne Archivdatei zusammenpacken. Bestehende Archive konnten durch das Anfügen neuer Dateien vergrössert werden und es gab verschiedene weitere wichtige Operationen: Integritätscheck, Passwortverschlüsselung, Aufteilen eines Archives auf mehrere Disketten. etc. Kurz: ein wundervolles Werkzeug in einer Welt mit limitiertem Speicherplatz.

file-roller tut genau dasselbe wie PKZIP, nur dass noch viele weitere Funktionen dazukommen. Ausserdem bietet file-roller eine hübsche und benutzerfreundliche Fensterumgebung. Ferner kennt das Tool neben dem ZIP Format zahlreiche weitere Komprimierformate wie GZIP, ARJ oder ARC. Der Inhalt eines Archives kann wie folgt angezeigt werden:

file-roller archiv.zip

file-roller liest nun das Inhaltsverzeichnis des Archives und zeigt den Inhalt in einem Fenster an. Zu sehen sind in einer Liste die einzelnen Dateien des Archives, ergänzt mit weiteren Attributen wie der Grösse und dem Typ der Datei. Wenn das Archiv Ordner enthält, so sind diese links im Fenster zu sehen. Um den Inhalt einer Datei im Archiv anzuzeigen, genügt ein Klick mit der rechten Maustaste. Aus dem Kontextmenu wird die Option Datei anzeigen gewählt, worauf file-roller die gewählte Datei (und nur diese) in einem temporären Ordner entpackt und die passende Applikation aufruft. Analog ist zu verfahren, wenn einzelne Dateien aus dem Archiv extrahiert werden sollen. Soll das ganze Archiv entpackt werden, wird einfach der Button Entpacken angeglickt. Nun zeigt file-roller wieder das vertraute Dialog-Feld an, in dem der Zielordner gewählt werden kann. Ferner ist es möglich, nur die markierten Objekte oder das gesamte Archiv zu entpacken.


File-Roller Hauptfenster

Nun kann file-roller nicht nur Archive entpacken. Es geht auch umgekehrt. Das Programm erlaubt sehr einfach das Anlegen neuer Archive. Dazu muss lediglich die Option Archiv/Neu gewählt werden. Nun muss für das neue Archiv ein Ordner und ein Dateiname bestimmt werden. Zusätzlich kann der Typ des Archives angegeben werden. file-roller kennt mehr als 10 Formate, die gebräuchlichsten sind ZIP, BZ2 und GNU-ZIP. Wichtig: einige Formate unterstützen nur einzelne Dateien, in diesem Tall sollte das Archiv mit TAR kombinert werden.
Sobald das neue Archiv angelegt ist, können neue Dateien oder ganze Ordner in das Archiv kopiert werden. Dies geht über die Schaltflächen Dateien/Ordner hinzufügen oder auch mittels Drag&Drop aus einem Dateimanager wie Nautilus. Das neue Archiv braucht nicht geschlossen zu werden. Sind alle Dateien kopiert, kann file-roller verlassen werden, das neu erstellte Archiv ist einsatzbereit.

Aber – wozu so ein Archiv erstellen? Platz hat es doch heute genug. Mindestens zwei Gründe sprechen dafür. Erstens: mehrere Dateien oder Ordner lassen sich viel einfacher verwalten und austauschen, das Archiv stellt sicher, dass nichts verloren geht oder aus Versehen verändert wird. Und zweitens: wenn es eine Möglichkeit gibt, Platz zu sparen, warum solle man es nicht tun?

Mein Freund Calvin

Johannes Calvin
(Quelle: Wikimedia)

Einige Regionen der deutschen Schweiz stehen im Ruf, dass ihre Bewohner ausgesprochen harte Schädel haben. Johannes Calvin war kein Schweizer, aber wenn es um das eigene Durchsetzungsvermögen geht, dann passt Calvin sehr gut in das Alpenland. Schliesslich wurde ihm mehr als einmal in seinem Leben Sturheit vorgeworfen. Geboren wurde der grosse Reformator 1509 in Noyon, einem kleinen Städtchen in der Picardie in Nordfrankreich. Schon in jungen Jahren entwickelte der kleinwüchsige Franzose die Fähigkeit, mit aller Entschlossenheit auf einem Standpunkt zu verharren – gegen allen Widerstand, ganz egal wie stark dieser auch sein mochte. Mit anderen Worten: Johannes Calvin war ein hochgebildeter Jurist und Theologe, der den Diskurs mit anderen Menschen schätzte und suchte. Sobald es aber um zentrale Lehren des christlichen Glaubens ging, konnte Calvin zum eifernden Dickschädel werden. Und dann konnte Calvin sogar grob werden, wie seine Zeitgenossen berichten. In seinem Hauptwerk, der Institutio, beschimpft Calvin seine Gegner mehrfach, wobei er bei der Wortwahl nicht wählerisch war.

Hartnäckig wie ein Holzscheit zeigt sich Calvin auch am zweiten Ostertag im Genf des Jahres 1538. Meinungsverschiedenheiten zu allerlei Kirchenfragen hatten bereits im Vorfeld zu Unstimmigkeiten zwischen ihm als dem ersten Stadtpfarrer und dem Rat von Genf geführt. Calvin weigerte sich nämlich, denjenigen Genfer Bürgern das Abendmahl auszuteilen, die es nach seiner Meinung nicht verdient hatten. Dummerweise befanden sich unter diesen Übervorteilten auch einige alteingesessene Enfants de Geneve, also Genfer Aristokraten. Und diese hatten keine Lust, sich ihren Lebenswandel von einem Pfarrer vorschreiben zu lassen. Erst recht nicht, wenn dieser auch noch Franzose war, also kein Genfer Bürger. So kam es in der Hitze der Auseinandersetzung wie es kommen musste. Als Calvin wegen des Abendmahlstreits das Predigen von Amtes wegen verboten wurde, strafte dieser im Gegenzug das Verdikt mit Nichtbeachtung und stieg am zweiten Ostermorgen mit grimmiger Entschlossenheit auf die Kanzel von St. Pierre. Von dort aus wetterte der sprachgewaltige Pfarrer gegen den Genfer Rat. Was seine Forderungen anbelangt, war Calvin dabei nicht bescheiden. Alle Genfer, die sich nicht auf ein von ihm – Calvin – verfasstes Glaubensbekenntnis vereidigen lassen wollten, hätten die Stadt zu verlassen. Zu Beginn gefiel den Räten diese Idee noch. Als sie aber erkennen mussten, dass bei der Umsetzung ein Exodus droht, konnten sie sich nicht mehr recht darüber freuen und machten einen Rückzieher. Nicht die Ketzer waren es, die gehen mussten. Calvin sollte entweder den Stadtherren gehorchen oder selbst Genf verlassen. Und dieser blieb einmal mehr hart: Calvin verliess die Rhonestadt schon am kommenden Morgen.

Das bis hierher erzählte scheint gut in das Bild zu passen, das viele Menschen von Johannes Calvin haben: Calvin der Eiferer, der anderen seine rigiden und strengen Moralvorstellungen aufzwängen will. Der Tyrann oder Despot gar, der es sich in den Kopf gesetzt hat, eine ganze Stadt in ein freudloses und enges Tugendkorsett zu pressen. Calvin, der Spielverderber.

Aber dieses Bild stimmt nicht. Gewiss, Calvin war ein Eiferer. Wer sich aber die Mühe macht herauszufinden, was den Reformator eigentlich antrieb, vor dessen Augen entsteht ein neues Bild von Calvin. Eines, das den grossen und oft als unnahbar empfundenen Genius als tief besorgten Mann zeigt. Besorgt um die Menschen. Denn Calvin hat beim Studieren der Bibel eine Entdeckung gemacht, die zum Mittelpunkt seines ganzen Lebens werden sollte. Aufgeschrieben hat er diese Entdeckung unter anderem in der Institutio Christianae Religionis (Unterricht in der christlichen Religion). Einem Werk, das in der Entwicklung des Protentantismus eine bedeutende Rolle spielte und bis heute nichts an Aktualität verloren hat.

Das gewichtige Buch

Institutio Christianae ReligionisUnterricht in der christlichen Religion

Wer Calvins Institutio lesen will, braucht Ausdauer und viel Zeit! Denn die deutsche Übersetzung der letzten Ausgabe aus dem Jahre 1559 umfasst 860 Seiten. Eng beschrieben in zwei Spalten mit kleiner Schrift. Während ihrer mehr als zwanzig Jahre dauernden Entwicklung ist die Institution zu einem umfassenden Kompendium herangewachsen, das alle Aspekte des christlichen Glaubens detailliert erläutert. Nach einer Einführung in die Gotteserkenntnis leitet das Werk über zu den Kernbegriffen des Christenglaubens: Gesetz und Sünde, Busse und Gebet, Vorsehung und Gnade. Zu den umfangreichsten Kapiteln gehört freilich dasjenige zum Gebet. Ferner die Erwählung und die Sakramente, von denen Calvin nur zwei anerkennt: die Taufe und das Abendmahl. Als Dreingabe legt Calvin dem Leser ein grosses Argumentarium in die Hand, mit dem er sich gegen andere Glaubensrichtungen erfolgreich zur Wehr setzen kann.
Doch was folgt nun als Substrat aus mehr als 800 Seiten geballtem theologischem Wissen? Es ist eine Erkenntnis, die uralt, aber doch auch immer wieder neu ist: der Mensch kann sich durch eigene Taten nicht selbst erlösen. Nur Gottes Gnade kann ihn erheben und sein Leben erneuern. Wer auf der anderen Seite Gott nichts nachfragt, begeht einen verhängnissvollen Fehler. Und genau das ist es, wovor Calvin die Menschen bewahren will. Sein gerne als unangenehm empfundener Eifer ist aufrichtig und ohne Eigennutz auf das Wohl der Menschen gerichtet. Calvin will seinen Mitmenschen zu einem erfüllten und gelingenden Leben verhelfen. Und er ist bis auf den Grund seines Herzens davon überzeugt, dass dies nur durch eine vertrauensvolle Beziehung zu Gott möglich ist.

Hinter Calvins Forderungen stehen keine Machtansprüche. Man kann ihm alles mögliche vorwerfen, aber nicht, dass er ein Machtmensch war. Er selbst schrieb seinen Freunden immer wieder, dass er am liebsten das stille und zurückgezogene Leben eines Gelehrten führen würde. In Genf wurde Calvin mit der Aufgabe betraut, den Aufbau der reformierten Kirche zu leiten. Zuerst zögerte Calvin. Doch dann nahm er den Auftrag an und verabschiedete sich vom beschaulichen Gelehrtendasein. Seiner Aufgabe widmete sich Calvin mit allen Kräften. Für halbe Sachen war der kleine Mann mit dem Spitzbart ohnehin nie zu haben. Und Begriffe wie Disziplin, Redlichkeit oder Pflicht waren für ihn genau so wichtig wie sein Missionsauftrag. Doch barg diese Haltung stets auch ein ernstes Konfliktpotential. Und Konflikte waren in Calvins Leben keine Seltenheit. Schliesslich ging es um nichts weniger als um das Seelenheil – und da darf es keine Kompromisse geben. Dies war es, was Calvin antrieb.

Das Vermächtnis des Theologen

Wer Calvin genauer kennenlernen will, muss also die Instutio lesen. In ihr findet sich der direkte Weg, der zum Verständnis dieses genialen, aber auch eigensinnigen Mannes führt. Ursprünglich als Katechismus konzipiert enthielt die Institutio in der letzten Fassung ganze achtzig Kapitel, aufgeteilt in vier Bücher. Nach der Lektüre der einleitenden Kapitel, sollte der Leser zu Beginn des zweiten Kapitels kurz innehalten und tief durchatmen. Denn nun holt Calvin aus zu einem kräftigen Rundumschlag gegen das menschliche Selbstwertgefühl. Duch die Sünde ist der Mensch einem Fluch verfallen, schreibt Calvin. Ihres freien Willens beraubt kommt aus der menschlichen Natur nichts als Verdammliches (II, 3). Das sind harte Worte, die nicht so recht in unsere moderne Zeit passen wollen. Aber es war auch nie Calvins Ziel, den Menschen zu gefallen. Calvin, der Misanthrop? Nein, ganz im Gegenteil. Schon in den nächsten Kapiteln (ab II, 4) erläutert der Theologe den biblischen Plan, der aus der Sackgasse führt. Der Plan kommt von Gott selbst, der die Menschen liebt und ihnen alle Gaben für ein glückliches Leben schenkt. Jesus Christus kam in die Welt um uns von Gottes Wesen und von seinem Plan zu erzählen. Wer auf Jesus vertraut, findet Frieden und darf sich Goittes Verheissung sicher sein.

Das klingt gut. Aber wie finden wir diesen Frieden? Calvin antwortet: dadurch, dass wir glauben, dass Jesus auferstanden ist und mit seinem Tod für unsere Sünden bezahlt hat. Und dadurch, dass wir uns selbst nicht ganz so wichtig nehmen, dafür etwas mehr auf Gott vertrauen und unseren Mitmenschen mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Hauptsumme des christlichen Lebens ist gemäss Calvin die Selbstverleugnung. Und damit sind wie wieder bei einem Begriff angelangt, der bei unseren Zeitgenossen nicht gerade Begeisterungsstürme auslöst. Warum sollen wir uns also selbst verleugnen? Im dritten Buch der Institutio (III, 7) steht die Antwort: nur so schaffen wir in uns selbst Platz, der dann von Gott ausgefüllt werden kann. Und da Jesus ein guter Hirte ist, können wir auf diesem Weg nur gewinnen.

Im Kapitel 20 des dritten Buches kommt Calvin auf dann das Gebet zu sprechen. Und dieses soll ein Christ pflegen, so gut er kann. Denn im Gebet kommen wir Gott immer näher. Durch die Bibel spricht Gott zu uns und im Gebet hört er uns zu. Durch das Gebet empfangen wir dann auch die von Gott verheissenen Segnungen. Johannes Calvin legt grössten Wert auf das Gebet, er erläutert bis ins Detail, wie wir beten sollen und was ein Gebet alles enthalten sollte. Gott ist für Calvin ein gütiger Vater, der uns zuhört und an unserem Geschick Anteil nimmt. In jedem Moment unseres Lebens. Calvins Bild von Gott ist von erhabener Grösse. Gott steht weit über allem Irdischen, er ist der Ursprung von allem was ist und er ist auch das Ende, zu dem alles zurückkehrt. Aber zugleich ist uns Gott auch nahe. Er möchte für uns Menschen ein Vater sein. Und ein Freund.
So schreibt auch Calvin am Ende des Vorwortes der Institutio: «Leb wohl, lieber Leser. Wenn Du irgendeine Frucht aus meinen Bemühungen empfängst, hilf mir mit Deinen Gebeten bei Gott, unserem Vater.»

Calvin war ein Schwerarbeiter, sein Arbeitstag dauerte oft 18 Stunden. Aber für etwas hatte er dennoch immer Zeit: für seine Freunde. So wird berichtet, dass er sich von seinem schweren Amt bei Ausflügen am Genfer See mit Freunden erholte. Calvin war kein Tyrann, denn Tyrannen haben keine Freunde. Sein ganzes Werk ist auch eine Einladung zur Freundschaft. Für seine Zeitgenossen – und für uns.

Lob der Unordnung

In den frühen 80er Jahren, zur Zeit der ersten PC’s und Homecomputer also, kamen auch passende Fachbücher in immer grösserer Zahl in die Buchläden. Die meist sehr bunt und auffällig gestalteten Werkt stammten typischerweise aus England, Deutschland oder aus den USA, waren also in der Mehrzahl englisch. Sie trugen Titel wie «C64 Intern», «VC20 Tipps und Tricks» oder «ZX Sinclair Game Programming». Nun war diese schillernde Fachliteratur für die Buchhandlungen neu und es herrschte vielerorts Unklarheit darüber, wie diese unkonventionell und oft auch sehr dicken Bücher einzuordnen sind. In der Buchhandlung unserer kleinen Stadt entschied mach sich deshalb kurzerhand dazu, die Bücher überhaupt nicht einzuordnen. Sie lagen einfach alle auf einem grossen, rechteckigen Tisch, mitten in der Fachbuchabteilung.

Das war kein Nachteil. Im Gegenteil: es lud ein zum stöbern und entdecken. Ja für uns Computerbegeistete war es anregend und spannend, die ungeordneten Stapel zu durchforsten um so ein spannendes Buch zu entdecken. Wir gingen sogar ohne jede Vorstellung von einem Buch in den Laden; ein für unsere Pläne passendes Werk würde sich schon irgendwie finden lassen. Dazu war der Buchladen zu einer sozialen Drehscheibe geworden; auch andere Computer Enthusiasten fanden sich dort in Bistro ein.

Aber dann kam das Ende unerwartet und schnell. Eines Tages während eines Umbaus entschied sich das Buchhaus in verhängnisvoller Weise dazu, endlich Ordnung in diesen Wildwuchs zu bringen, der fröhlichen Unordnung ein jähes Ende zu bereiten! Und dann, bei unserem nächsten Besuch, waren alle Bücher fein säuberlich geordnet, in beschrifteten Regalen, mit einer Auslage am unteren Ende des Gestells. Ein Blick und das gesuchte Buch war entdeckt. Über diesen neuen Service konnten wir uns nicht so recht freuen. Denn stöbern und durchforsten, das war nun kaum mehr möglich. Aber gerade darin lag doch der Reiz der Sache! Denn Suchen, das regt auch die Phantasie an, gibt Anregungen für Ideen, ist letztendlich ein kreativer Prozess.

Suchen und Finden hat etwas beglückendes. Das bemerken wir spätestens dann, wenn die verlegte Brille oder der lange gesuchte Schlüssel endlich wieder auftaucht. Ordnung und System sind eine gute Sache, aber – irgendwie – sind immer auch ein bisschen langweilig. Aber was ist nun die Moral von dieser Geschichte? Ordnung macht das Leben überschaubarer und leichter. Wenn sich aber die Unordnung plötzlich als unerwarteter Gast meldet, dann sollten wir ihr nicht gleich die Tür weisen. Es findet sich bestimmt irgendwo im Haus ein Plätzchen für sie …es muss ja nicht gleich das grösste sein.

Johannes Calvin reloaded

Die für das 500-Jahr entworfene Webseite über den Genfer Reformator wird unter neuem Namen weitergeführt: www.johannes-calvin.org.
Die viersprachige Seite enthält vielfältige Informationen zu Calvin selbst und zu seiner Theologie. Dazu gibt es ein Angebot, das zu einem spielerischen Zugang zu Calvin einlädt. Auch ein Shop mit Büchern und Accessoires fehlt nicht.

D Quelle vo der Liebi

Öppis zum Buech Ruth

Ds Buech Ruth erzellt üs d’Gschicht vo der Moabiterin Ruth und vom Israelit Boas. Wiu Ruth’s Ma im Land Moab gschtorbe isch und kei Sohn het, chunt ds Gsetz vo der Leviratsehe us em alte Israel zur Awändig. E Ma us der Verwandschaft mues d’Ruth hürate und so dür ne gmeinsame Nachkomme d’Erbschaft sichere. Land darf drum im alte Israel nid verchouft wärde, wius’s vo Gott gschänkt isch; es mues vo Generation zu Generation vererbt wärde.

U der Boas, dä isch mit em Vater vo Ruth’s Muetter verwandt, wenn o nume wyt usse. Ärt hüratet d’Ruth u wird so o zum Verwalter vom wärtvolle Erbland. Wär aber die schöni Gschicht im alte Teschtamänt list, merkt gli, dass Boas nid nume hüratet zum ds Gsetz erfülle, da isch no öppis angers im Schpil. Wenn mir läse, wie ihm d Ruth scho bim erschte Gseh uffalt und ihres Wohl im es Alige isch, wie o si sich ihm avertrout, de merke mir: da geits o um d’Liebi.

D Ruth isch in Israel e Usländerin gsi, zu dere Zyt isch het das aus Nachteil goute. Der Boas hätt sich chönne us der Affäre zieh, wiu no necherei Verwandti si da gsi. U o d‘Ruth hätt, wie’s im Buech säiber steit, e jüngere u richere Ma chönne ha. Aber Ruth u Boas het’s zunenang zoge. D‘ Liebi het se zämegfüehrt. So zeigt sich im Buech Ruth einisch meh, dass d’Liebe aui Gränze u aui vo Mönsche gsetzte Schranke überwindet. O a däm chöi mir gseh, wo d’Liebi härchunt. Si chunt vo Gott. O är kennt keini Gränze, für ihn isch aues müglich.

«Und du sollst ein Segen sein»

Schon zeigt der Kalender die letzten Tage des Augusts, der Spätsommer ist gekommen und die ersten Boten des Herbstes sind zu erkennen. Frisch und kühl war der Sonntag Morgen und am Riedberg waren beim ersten Tageslicht Morgennebel zu sehen, die geheimnisvoll über den grünen Wäldern und Matten schwebten. Aber noch ist der Sommer da und schon bald wärmte die Sonne mit Kraft die Fluren und Hänge, verschwunden war bald der Morgennebel, der einem hellen und warmen Sommertag wich. Ein warmer Sommertag, das verbinden wir mit vielen guten und heiteren Gedanken, nennen es gerne auch einen Segen, der uns geschenkt ist.


Blick auf das Dorf Rüderswil

Das Segnen oder selbst Segen sein war auch das Thema der Predigt von Pfarrer Lorenz Schilt. Was ist eigentlich ein Segen? Es ist ein Begriff, der in der Bibel immer wieder zu finden ist. Ein Segen ist stets etwas gutes. Segen bedeutet: Gutes empfangen, das Gute aber auch weitergeben. Lorenz Schilt gab in der Folge einige Beispiele: ein Frühlingsregen, der Pflanzen und Bäume wachsen lässt und Grundlage für eine gute Ernte ist. Segen ist da, wo Leben frei von Krankheit entstehen und gedeihen kann. Segnen heisst, das gute wollen – und es auch tun.
Im neuen Testament ist es Jesus Christus, der durch die Taufe am Jordan gesegnet wird, selbst aber viele Menschen auf seinem Weg segnet, indem er ihnen Hoffnung und Zuversicht schenkt und ihre Krankheiten heilt. Segen liegt in einem freundlichen, ehrlichen Gesicht und in jedem guten Gedanken. Nicht umsonst heisst es im aaronischen Segen: der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten.

Gott möchte, dass auch wir Menschen ein Segen sind. So sagt er zu Abraham: Ich will dich segnen und dir einen grossen Namen machen und du sollst ein Segen sein (1. Mose, 12,2). Wie Abraham empfängt auch Jakob Gottes Segen. Im Gegensatz zu Abraham muss Jakob aber um diesen Segen kämpfen – alleine und eine ganze Nacht lang. Dieses gleicht dem Ringen mit dem Schicksal, dem Aufrechtstehen gegen alle Anfechtungen und Widrigkeiten. Und am Ende überwindet Jakob die Dunkelheit und erlebt das Aufsteigen der Morgenröte. Jakob kämpft entschlossen bis zur Mörgenröte, die ihn als Sieger im Zweikampf sieht. Längst hat Jakob erkannt, dass sein Gegner ein überirdisches Wesen ist und fordert von ihm das Kostbarste, das er sich vorstellen kann: segne mich!

Als die Predigt ausleutete, machten sich die Gottesdienstbesucher im Licht eines schönen Sommertages auf den Heimweg. Ein Segen auf dem Heimweg also. Und was ist, wenn es schon Morgen wieder nass und kalt ist? Wir können das Wetter nicht beeinflussen, aber etwas anderes steht in unserer Macht: den empfangenen Segen in den Tagen die nun kommen, grosszügig und mit vollen Händen weitergeben: selbst ein Segen für andere sein.

Mail us Rüderswil

Itz isch d’Zyt vom Härdöpfle wider da. Zäntume sie die Maschine z’gseh, wo dermit Härdöpfel grabt u sortiert wärde. Samro heisse die Gfährt, wo mir ere runde Schufle d’Härdöpfel us em Bode grabe und uf ene’s Förderband füehre, wo Chruträschte, Härdbitze u Steine vo Hang müesse ussortiert wärde. Ire schwänkbare Mulde am angere Änd vor Maschine wärde zletscht d’Härdöpfel gsammlet für ds ZUmlagere i d’Baloxe. We me das mit früecher verglicht, de geit doch das hüt ring u gäbig, ganzi Tonne Härdöpfel chöi a eim Tag gsammlet wärde. Derzue blibt o no Zyt zum öppe eis brichte u fachsimple uf däm Samro obe. U scho isch wieder ein Umgang fertig, der Traktor wird gchert zu de nächschte Fuhre.

O mir hei i üsem Pflanzplätz es paar Fuhre mit Desirée Härdöpfel gsäit u itz isch o für üs d’Zyt zum usgrabe cho. U was so e Samro i-n-es paar Minute chönt erledige, für das bruche mir gwüss e ganze Tag. Aber es isch e schöni Arbeit, wo Fröid macht. Mit em Charscht wärde d’Fuhre vor Syte här gchert. u scho chöme us em Ärdrych die schöne, rote Härdöpfel füre u wärde im Chratte gsammlet. Dir gseht da es paar früsch gwäschni uf em Täller:

D Studi wärde derbi gsammlet. Die si itz scho ganz gälb u dürr u hei e kener Bletter me. Uf em Komposcht gä si Härd für ds nächschte Jahr.

Bim härdöpfle si mir o Gschichte vo früecher i Sinn cho. D’Härdöpfelärn isch öppis wichtigs gsi, es Fähljahr het Hunger u Not chönne bedüte. Chrankheite, Härdöpfelchäfer u angeri Schädlinge hei d’Härdöpfelstudi bedroht u de Mönsche Angscht gmacht. Wär möcht läse, wie das het chönne gah, fingt es idrücklichs Bispil im Buech «Käthi die Grossmutter» vom Jeremias Gotthelf.

Mir hei Glück gha mit de Härdöpfel, aber o mit de Bohne, de Tomate, de Chürbis u no mit mängem meh. Nume der Salat u d’Räbchöli, die hei halt d’Schnägge gnoh. So isch jedes Jahr e chli angersch im Garte. Ds einte Jahr glingt, was im nächschte Simmer nid wott wärde. Das isch doch gwüss grad wie im Läbe vo üs Mönsche. O da git’s ja Fröid u Leid. U beides ghört doch derzue.