Ostervigil in der Kirche Rüderswil

«In der Dunkelheit unserer Nacht, entzünde das Feuer,
das nie mehr erlischt, das niemals mehr erlischt» Frére Roger

Mit Gedanken zur Auferstehung und mit Lesungen, umrahmt von Orgelmusik und Momenten der Stille. So wurde am Ostersamstag Abend in einer besinnlichen und würdevollen Feier die neue Osterkerze entzündet.

Gestaltet wurde die Ostervigil von Patricia und Lorenz Schilt, zusammen mit Erika und Benjamin Stocker-Zaugg. Barbara Friedli begleitete die Vigil auf der Orgel. Um eine spezielle Atmosphäre der Zusammengehörigkeit zu schaffen, bildeten die rund 20 Besucherinnen und Besucher vor dem Kirchenchor einen Halbkreis.

In der Einleitung blendete Beni Stocker zurück zu einem Ereignis, das mit Ostern in enger Verbindung steht: die Begegnung der beiden Emmausjünger mit dem auferstandenen Jesus. Durch diese Begegnung erleben die beiden Weggefährten den wunderbaren Übergang von Tod und Resignation, hinüber zur Auferstehung und zum ewigen Licht des Lebens. In der Vigil wurden die beiden wichtigen Elemente der Emmauserzählung in Gedanken nachempfunden: Dunkelheit und Trauer werden abgelöst von der Zuversicht auf die Auferstehung und das ewige Leben in der Liebe Gottes.

«Wofür steht der Ostersamstag?», fragte dann Patricia Schilt und gab in ihrer Betrachtung eine passende Antwort: es ist der Tag der Stille und des Loslassens. Denn nur indem wir loslassen, schaffen wir Raum und Weite, worin neues entstehen kann. Die meditativen Gedanken und die stillen Momente der Andacht wurden von Barbara Friedli sehr eindrücklich mit Orgelklängen bereichert und unterstützt. Die Organistin bewies mit ihrem Spiel, dass diesem mächtigen Instrument mit musikalischem Talent auch sehr feinsinnige und intime Klänge entlockt werden können.

«In der Dunkelheit unserer Nacht, entzünde das Feuer, das nie mehr erlischt». Mit diesen Worten von Frére Roger leitete Erika Stocker-Zaugg ein auf das feierliche Entzünden der neuen Osterkerze und auf ein Kerzenritual, bei dem alle zum Mitmachen eingeladen waren. Während Pfarrer Lorenz Schilt die Osterkerze anzündete, erhielten alle Besucher der Vigil eine eigene, farbige Kerze. Als Sinnbild für das Aufleuchten des Osterlichts gab nun jeder Teilnehmer das Licht seiner Kerze an seine Nachbarn weiter, solange bis alle Kerzen entzündet waren und mit ihrem Licht den ganzen Kirchenchor erhellten. Alle behielten die Kerze nun an ihrem Platz, währenddem in Form von kurzen Betrachtungen ein Bekenntnis an das Leben gelesen wurde: ich glaube an das Leben, weil die Saat aufgeht und die Wüsten blühen werden.

Lichterritual bei der Ostervigil

Als Abschluss des Rituals wurden alle Kerzen in einen mit Sand gefüllten Topf gesteckt. Damit entstand ein warmes, eindrückliches Bild aus Licht und Farben. Noch einmal war dann das Orgelspiel von Barbara Friedli zu hören, gefolgt von einer Schlussbotschaft von Lorenz Schilt: gehen wir mit der Gewissheit, dass uns die Auferstehung selbst betrifft. Ich lasse Dich, Gott, in mein Leben herein kommen. Am Ende der Vigil durften alle Besucher ihre Kerze als Erinnerung an die Vigil mit nach Hause nehmen. Gewiss wurde die eine oder andere am kommenden Ostersonntag auf einem festlich gedeckten Tisch noch einmal angezündet. Als Symbol der Freude und Hoffnung auf das Osterlicht.

Regenbogen über Rüderswil

Ein besonderes Ostergeschenk gab es für die daheim gebliebenen Rüderswiler. Am späten Nachmittag des 4. April lockerte sich die Bewölkung über dem Dorf auf, einige Sonnenstrahlen schienen durch den Himmel und zwischen dem Feld und Ranflüh war während mehrerer Minuten ein Regenbogen von grosser Leuchtkraft zu sehen.

Mail us Rüderswil – der Burechrieg vo 1653

Uf em Wäg vo Zollbrück nach Rüderswil geits zerscht der Schliferstutz uf. Ungerwägs isch uf der rächte Syte der Schache z’gseh, also ds Land grad um d’Ämme ume, der Rüderswilschache u dra aschliessend der Schnätzischache. D’Stygig der Schlifer uf isch nume churz u scho nach weniger als 300 Meter öffnet sich der Wäg ine wyti Ebeni. Ibettet zwüsche grüene Matte, schöne Tannwälder u fruchtbare Fälder isch itz ds Dorf Rüderswil z’gseh. Bhäbigi, währschafti Burehüser chöme i ds Blickfäld, Sypcher u links ganz im Vordergrund zwe Stöck. Uf der rächte Syte vor Strass isch d Chiuche mit em alte Turm uf Tufffstei z’gseh, zäme mit em Pfarrhus und der alte Pfrundschür. Die het no es Schindledach, ganz i der Art, wie me se i früechere Zyte zäntume atroffe het.

Wenn mir itz d’Grossmatte uf loufe und ds Ämmitaler Dorf geng wie necher chunt, de isch da am Igang zum Dorf no öppis z’entdecke: ds Dänkmal wo a Burechrieg vo 1653 und a Niklous Leuenberger erinneret. Bout worde isch das idrückliche Monumänt im Jahr 1903, zum 250. Geburtstag vom Niklaus Leuenberger.

Niklaus Leuenberger Denkmal

Der Burechrieg vo 1653 isch näbe der Täuferverfolgig eis vo der dunkelschte Kapitel ir Gschicht vom Kanton Bärn. Was isch passiert i däm verhängnisvolle Jahr? Wie het es derzue chönne cho, dass tuusigi vo Landlüt im Ämmital, Äntlibuech u angerene Gebiet vo Bärn, Luzärn u angerne Kantön sich mit der Waffe i der Hang gäge d’Obrigkeit erhobe hei. Es isch e Verzwyfligstat gsi. Zum verstah, wie’s zum Schwizer Burechrieg het chönne cho, müesse mehrerei Ereignis i de Jahr vor 1653 betrachtet wärde:

U mängs isch passiert i dere Zyt. Im Norde isch der 30 jährig Chrieg z’Änd gange. D’Folg isch gsim dass d’Landlüt i der Schwitz itz weniger hei chönne exportiere i d’Länder nördlich vom Rhein. D’Prise zi zämegheit u als Folg vore unglückliche Währigspolitik het ds Gäld der Wärt verlore. Stüre, Abgabe und Mandat hei d’Mönsche schwär drückt, nid nume im Bärnbiet. Da isch ds Salzmandat gsi, wo der Pris für ds uf em Land wichtige Salz höch ghalte het (de Tier het me denn mehr Salz gäh als hüt). Da isch d’Tällstür gsi, e Wehrstür, wo immer wider für Strit gsorget het, nid nume wil si zytlich unbegränzt isch gsi. Da si d’Landvögt gsi, wo d’Bure mit Buesse u Strafe plaget hei. Das alls het Not u Eländ i mängs Hus bracht. U mänge verzwyflete Hilferuef isch uf Bärn grichtet worde. Aber die gnädige Herre hei nüt ghört. D’Brichte vo Not u Leid isch nid dür die dicke Mure vor Stadt u vo de Patrizierhüser drunge.

U denn, im Novämber 1652 isch das passiert, wo ds Fass zum Überloufe brunge het. Entgäge allne alte Verspräche (Berner Batzen werden immer Berner Batzen bleiben) het d’Regierig vo Bärn der Batze um d’Helfti abgwärtet. U das grad nach em grosse Märit z’Bärn, also präzis denn, wenn e grosse Teil vom Gäld uf em Land usse isch! D’Bure si bschisse gsi, sie hei ihri gueti War für d’Helfti verchouft, d’Helfti si ihri ersparte Batze itz no wärt gsi. Trotzdäm het aber für Abgabe u Zeis no immer der glich, also der dopplet Pris müesse zahlt wärde. Aber was itze? Wie der Zeis zale? Wie alli angere Schulde u Stüre? Ds Bärner Münzmandat het d’Not für vil Mönsche ändgültig z’gross gmacht. Derzue isch d’Töibi cho. Ds Grücht het d’Rundi gmacht, die Herre z’Bärn inne heige die Abwärtig scho igfädlet gha, aber no gwartet bis nach em grosse Bärner Märit.

Hostettler, Urs: Der Rebell von Eggiwil

Es grosses Unrächt isch es gsi, wo da verkündet worde isch. So gross, dass i mängem Huus us blutter Verzwyflig d’Bereitschaft zum Widerstand gebore worde isch. Im Summer 1653 isch es so zum bewaffnete Ufstand vo de Bure cho. Wär meh über d’Ereignis vom Ufstand vo de Bure möcht erfahre, findet e üsfüehrlichi und spannendi Chronik im Buech «Der Rebell von Eggiwil» vom Urs Hostettler.

Ds Dänkmal am Dorfigang zu Rüderswil erinneret a die Zyt. Und es mahnt dra, dass mir a der Not vo üsne Mitmönsche nid eifach dörfe verby luege. Hüt so weni wie vor 350 Jahr.

Linux Tool der Woche: mp3tag

Eines seiner Flötenkonzerte hat Antonio Vivaldi mit «Il Gardellino» überschrieben – der Distelfink. Das wunderschöne, dreiteilige Werk ist ein Wechselspiel zwischen lebhaften, fröhlichen, aber auch zarten Flötenklängen, bei denen wir den Fink vor unserem geistigen Auge sehen können, wie er von Ast zu Ast springt und seine Melodie singt. Und dann wechselt der Rhythmus und der berühmte Italiener entführt uns in eine zauberhafte Landschaft, die uns träumen lässt, uns Ruhe und Entspannung schenkt. Der Gardellino ist wie alle Melodien von Antionio Vivaldi erfüllt von einem eigenen Zauber und einem tiefen Frieden, der einlädt zum Verweilen und Stille schenkt, aus der wir neue Kraft schöpfen können. Kurz: Ein echtes und unverwechselbares musikalisches Kkeinod.
Es ist kein Zufall, dass in der Londoner U-Bahn seit einigen Jahren klassische Musik zu hören ist. Ihre wohltuende Wirkung auf unser Gemüt ist längst bewiesen.

Aber eigentlich geht es diesmal nicht um klassische Musik, sondern um ein weiteres praktisches Linux Tool, dem gleich noch eine kurze Einleitung vorangehen soll. Vielleicht erging es Ihnen ja wie mir, als Sie das erste Mal MP3 Dateien mit einen Musikplayer wie Winamp oder XMMS abgespielt haben und dann folgendes bemerkten: beim Abspielen werden im Player verschiedene Informationen zum Titel angezeigt:

audacious

Komponist, Album, Titel des aktuellen Stückes und mehr sind zu sehen. Doch woher kommen diese Informationen? Aus dem Dateinamen gewiss nicht, denn der besteht manchmal einfach nur aus der Nummer des Stückes, z.B. 12.mp3. Also müssen die Infos aus der Musikdatei selbst stammen. Und so ist es in der Tat. Am Beginn jeder MP3 können sogenannte Tags gespeichert werden. Zeichenketten also, die Auskunft über die Musikdatei geben. Das gute daran ist, dass diese Werte auch nachträglich beliebig oft verändert werden können. So wird es beispielsweise möglich, eine selbst erzeugte MP3 Datei zu dokumentieren. Wie aber können diese Tags konkret manipuliert werden? Unter Linux gibt es (wie erwartet) eine Vielzahl an guter Tools, MP3 Diags zum Beispiel. Damit lassen sich sehr leicht MP3 Dateien analysieren und mit Tags versehen. Hier aber soll – ganz im Sinne der Rubrik – ein kleines Kommandozeilentool vorgestellt werden, mit dem schnell und einfach MP3 Tags angezeigt, erstellt und vmanipuliert werden können. Da das Tool zu 100% mit Kommandozeilenargumenten genutzt wird, eignet es sich hervorragend für den Aufruf aus Scripts: mp3tag von Bram Avontuur. Das praktische Tool ist Teil des MP3 Blaster, der in dieser Rubrik bereits vorgestellt worden ist.

mp3tag

mp3tag in Aktion

mp3tag funktioniert denkbar einfach: wird das Tool zusammen mit einer MP3 Datei aufgerufen, werden Titel, Album, Komponist und einige weitere Angaben zur Datei übersichtlich aufgelistet (siehe Screenshot). Wer etwas verändern will, benutzt eines oder mehrere der folgenden Argumente beim Aufruf. Wichtig: Änderungen sollten stets mit der Option -r (Merge) kombiniert werden. Wird diese Option weggelassen, müssen alle Felder der Datei explizit gesetzt werden, sonst gehen sie verloren:

-a Komponist/Künstler
-s Titel des Stückes
-l Album
-y Jahr der Veröffentlichung
-e Kommentar
-g Genre
-k Nummer des Stückes
-r Merge (siehe oben)

Um beispielsweise den Kommentar einer Datei zu verändern, kann folgendes Kommando verwendet werden. Damit der Text mit Leerzeichen von der Shell korrekt interpretiert werden kann, muss er in doppelte Hochkommas gesetzt werden:

mp3tag -e „Kommentar zu diesem Titel“ -r datei.mp3

Damit ist das Wesentliche zu diesem nützlichen Tool bereits gesagt. Details und Hinweise gibt es wie gewohnt in der Manpage. Fazit: mp3tag ist ein kleines Tool, über das man sich in wenigen Minuten einen Überblick verschaffen kann. Deshalb beende ich dein Beitrag an dieser Stelle, um die Stereoanlage wieder einzuschalten und um ein paar klassische Klängen zu hören. Und wer weiss, vielleicht kommt der eine oder andere Leser hier vorbei und wird durch den Beitrag neugierig auf die Klassiker. Es würde mich freuen!

TGV Lyria wirbt mit Alphorn

Nun hat sich auch TGV Lyria dazu entschlossen, das Alphorn als Werbeträger zu verwenden. Das Schweizer Alphorn ist in überragender Weise identitätsstiftend, es ist ein dauerhaftes Sinnbild für Qualität, Tradition und Bestand. Werte, die immer gut ankommen. gut passen. TGV Lyria ist ein Reiseunternehmen, das TGV-Reisen zwischen Paris und der Schweiz vermarktet. Entsprechend sind auf dem Plakat Pariser Wahrzeichen zu sehen: Der Eiffelturm und der Arc de Triomphe:

TGV Lyria

Inmitten dieser berühmten bauten ist ein Alphorn zu sehen, das wie ein Periskop aus einem geöffneten Abwasserschacht ragt, den Schallbecher wie ein um sich blickendes Auge nach oben gerichtet. Daneben steht der Schriftzug: «Paris ist mehr als einen Blick wert». Für einmal also ist das Hirtenhorn nicht in seiner vertrauten Umgebung – den Schweizer Alpen – zu sehen, sondern mitten in einer Grossstadt. Warum eigentlich nicht?

Wireless Zugang zeitlich beschränken

Auf den DrayTek ADSL Routern Vigor 27nn und 28nn kann ein Zeitschalter (Scheduler) verwendet werden, um den Wireless Zugang zeitlich zu begrenzen. Das hat zwei Vorteile: erstens kann damit verhindert werden, dass mobile Geräte oder PC’s mit Wireless-Karte rund um die Uhr auf das Internet zugreifen. Und zweitens lässt sich so die Strahlenbelastung während der Nacht absenken. Solange es kein gesichertes Wissen darüber gibt, ob und wie stark elektromagnetische Strahlung den Organismus schädigt, ist dies eine gute und begründbare Vorsichtsmassnahme.

Ich verwende im folgenden ein DrayTek Vigor 2700G, das auf diesem Blog bereits vorgestellt wurde. Es verfügt über ein Wireless LAN, das schnell und einfach aktiviert werden kann. Anschliessend können Smartphones, Netbooks oder PC’s mit einem Wireless-Stick kabellos auf das Internet zugreifen. Während den Nachtstunden wird der Wireless-Zugang aber von niemandem genutzt, deshalb soll er automatisch deaktiviert werden, währendem der Router eingeschaltet bleibt. Ebenso soll am Morgen der WiFI-Zugang automatisch wieder eingeschaltet werden.

Um den Kabellos-Zugang zeitlich zu limitieren, sind nur wenige Schritte erforderlich, ich verwende im Beispiel eine Deaktivierung, die von Abends 22.00 bis Morgens 6.00 dauert. Um die Einstellung vorzunehmen, muss zuerst das Webinterface des Vigor 2700 über die IP Adresse 192.168.1.1 aufgerufen werden. Nun wird im Menu zuerst die Rubrik Applications, dann im aufgeklappten Untermenu der Punkt Scheduler gewählt.

DrayTek Scheduler

DrayTek Scheduler

Damit wird die Zeitsteuerung aufgerufen. Es können bis zu 15 Zeitperioden festgelegt werden, an denen bestimmte Einstellungen des Routers aktiv oder inaktiv gestellt werden. Es kann nun auf den ersten freien, mit einem „x“ markierten Index geklickt werden. Darauf werden die zugehörigen Einstellungen angezeigt. Es können nun die gewünschten Parameter so wie im Screenshot eingetragen und gespeichert werden.

Im zweiten Schritt muss bestimmt werden, dass diese Einstellung für den Wireless Zugang gültig sein soll. Also wird im Menu zuerst Wireless LAN und dann General Setup gewählt. Jetzt muss im ersten der vier Schedule Felder der Index der zuvor erfassten Zeitperiode (1) eingetragen werden:

Sobald die Änderung gespeichert ist, wird der Scheduler den Wireless-Zugang zur gegebenen Zeit deaktivieren. Massgebend für die Zeitnahme ist die interne Uhr des Routers, die im Menu System Maintenance kontrolliert und ggf. eingestellt werden kann. Wichtig: bei manchen DrayTek Routern hat das zeitbedingte Anschalten keinen Einfluss auf die WiFi-LED am Gerät – diese leuchtet auch dann, wenn der Router keine WiFi-Verbindungen annimmt.

Linux Tool der Woche: bluefish

Das Bluefish-Logo

Um das Linux Tool dieser Woche besser verstehen zu können, müssen wir – wie so oft – um einige Jahre zurückblenden. Genau genommen in die Mitte der 90er Jahre. Also in die Zeit, in der das World Wide Web explosionsartig zu wachsen begann! Es war die Zeit, als eine Internet-Präsenz für Firmen unerlässlich wurde, als immer mehr Privathaushalte mit einem Internetanschluss ausgestattet waren, die Zeit, als auch auf Firmenautos und Lastwagen-Blachen E-Mail Adresse aufgedruckt wurden. Gewiss, viele surften damals noch mit einen Analogmodem, also mit kaum mehr als 50 KBits pro Sekunde. Aber das reichte vollauf, um E-Mails und Webseiten in akzeptabler Zeit abzurufen. Denn die Webdeveloper waren sich über die limitierte Bandbreite voll bewusst und achteten genau darauf, dass die einzelnen Seiten einer Präsenz nicht mehr als je 100-200 Kilobyte Speicherplatz benötigten.

Das Internet war in der vorletzten Dekade noch wesentlich einfacher und überschaubarer als heute. Es gab kein Youtube, kein Facebook, kein Twitter und auch keine Blogs. Dafür wurde viel Energie in Webverzeichnisse investiert und in Stanford hatten zwei Studenten eine Idee, wie die Suche im Internet revolutioniert werden könnte.

Wie wurden Webseiten zu dieser Zeit erstellt? WYSIWYG-Editoren waren rar – und teuer. Folglich griffen viele Webentwickler auf bestehende Editoren zurück, etwa auf Emacs oder auf NoteTab. Damit konnten HTML Dateien recht komfortabel erstellt werden und dank Textblöcken und Makros war es auch möglich, wenigstens gewisse Schritte zu automatisieren. Schon bald kamen aber Tools auf, die weitergehende Hilfen für den Webdeveloper anboten: etwa das automatische Einfügen und Vervollständigen von HTML Tags, farbliches Auszeichnen der verschiedenen Elemente (Syntax Highlighting), Projektverwaltung, Voransicht der Webseite, FTP-Support und vieles mehr. Einer der ersten bekannten und sehr erfolgreichen Vertreter dieser neuen Softwaregattung war HoTMeTaL. HoTMeTaL bot alles, was das Herz eines Webentwicklers begehrte. Es gab sogar einen einfachen WYSIWYG-Modus, in dem HTML-Tags als kleine grafische Symbole angezeigt werden konnten.

Bluefish

Bluefish Editor

Hier beginnt nun die Geschichte von Bluefish, einem extrem soliden und zuverlässigen HTML-Editor für Linux. Ich verwende Bluefish selbst seit mehreren Jahren. Es macht einfach Spass, mit diesem sehr schnellen und kompakten Programm zu arbeiten. Bluefish ist kein Werkzeug, das alles können will. Die Funktionen, die Bluefish kennt, sind gut auf die Bedürfnisse der Entwickler abgestimmt. Und sie sind sehr sorgfältig und gewissenhaft implementiert. Auch bei mehreren, grossen Dateien und wildem Herumeditieren ist Bluefish nicht aus dem Takt zu bringen!

Was aber kann Bluefish alles? Eine ganze Menge! Es beginnt bei einem Editor, der Syntax Highlighting nicht nur für HTML und CSS bietet, sondern auch für mehrere bekannte Programmiersprachen. Das funktioniert sogar bei eingebetteten PHP Scripts. Bluefish kann in Tabs bis zu 10000 (!) Dokumente gleichzeitig öffnen und verfügt über alle Funktionen eines ausgereiften Editors. Speziellen Support gibt es für das Erstellen von HTML- und CSS-Fragmenten. Dazu bietet Bluefish Dialoge an, die das Einfügen dieser Elemente erleichtern. Zu HTML, PHP und CSS gibt es eine Referenz. Wer sich genauer über den Funktionsumfang ein Bild machen will, sei auf die Funktionsübersicht oder die Online-Dokumentation verwiesen. Es sollen an dieser Stelle nur zwei Funktionen etwas genauer vorgestellt werden:

Projekte. Webentwickler kennen das Problem: zu einer Webseite gehören zahlreiche Dateien, die sich möglicherweise verstreut in verschiedenen Ordnern befinden, die aber eine logische Einheit bilden. Bluefish bietet dazu eine einfache Projektverwaltung:

Alle Dateien, die im Editor geöffnet sind, können als Projekt gespeichert werden. Wird das Projekte zu einem späteren Zeitpunkt wieder geladen, werden damit alle Dateien geöffnet, die zum Projekt gehören. Ferner kann eine Webadresse und ein Basisordner für das Projekt bestimmt werden. Das Bearbeiten einer Webseite wird damit deutlich erleichtert: es kann schnell auf die einzelnen Seiten zugegriffen werden, für neue Dateien gibt es ein Template und auf Knopfdruck kann das Ergebnis in einem Webbrowser angezeigt werden.

Remote Edit. Bluefish kann Dateien direkt auf einem Server öffnen und auch wieder abspeichern. Das hat den Vorteil, dass ein Upload von geänderten Files entfällt, ist aber mit dem Risiko verbunden, dass Änderungen nicht mehr rückgängig gemacht werden, wenn keine lokale Kopie existiert. Bluefish kennt verschiedene Protokolle wie FTP, SFTP oder WebDAV mit denen das direkte Editieren auf dem Webserver möglich wird. Zusätzlich gibt es einen Filebrowser, der auch die Dateien und Verzeichnishierarchien auf dem Server anzeigen kann.

Bluefish ist ein ideales Tool für alle, die ihre Webseiten noch ohne grafische Hilfsmittel erstellen wollen oder ganz allgemein auf der Suche nach einem Editor für gängige Programmiersprachen sind.

Update: Vor wenigen Tage ist Bluefish 2.0 erschienen. Zu den zahlreichen Neuerungen gehören das automatische Vervollständigen von HTML und PHP Scripts, das Synchronisieren von geänderten Dateien auf einem Server und ein Crash-Recovery.

Der Lebenskünstler

Der junge Mann war ganz in die Aufgabe vertieft, die ihm seine Mutter am Ende des Einkaufes stellte: behutsam und mit ganzer Konzentration nahm er ein Wollknäuel nach dem anderen aus dem Einkaufskorb, betrachtete es einen Moment, um es dann auf das Fliessband vor der Kasse zu legen. Dabei legte der am Down Syndrom leidende Mann die weichen Wollbündel nicht einfach nebeneinander, er stapelte sie vielmehr so, dass auf den Band eine kleine Pyramide aus den weichen, farbigen Wollknäueln entstand. Als dann das letzte Bündel seinen Platz auf der Spitze des Stapels fand, betrachtete der Mann zufrieden sein Werk. Und sein Gesicht wurde von einem spontanen, sanften Lächeln aufgehellt.

Doch dann nahm für ihn das Unheil rasch und unerwartet seinen Lauf: die Kasse wurde frei, das Fliessband setzte sich ruckartig in Bewegung, so dass das oberste Knäuel von der Spitze fiel. Um zu verhindern, dass etwas auf den Boden fällt legte die geschäftige Mutter rasch die gestapelten Bündel nebeneinander, ohne dabei auf ihren Sohn zu achten, der ganz verdutzt dabei stand. Denn er musste jetzt zusehen, wie sein kleines Werk zusammenfiel und wie die von ihm so liebevoll geschichteten Wollbündel routinemässig und im hohen Takt des Einkaufszentrums am Samstag Morgen abgezählt, in eine Tasche gepackt und bezahlt wurden.

Der jungen Mann stand immer noch ungläubig vor dem Fliessband. Hatte denn niemand gesehen, was er da schönes gemacht hatte? Konnte denn niemand sehen, wieviel Mühe und Sorgfalt er in seine kleine, aber für ihn wichtige Aufgabe er gelegt hatte? Nein, es ging alles viel zu schnell, etwas verwirrt und hilflos stand der Mann da. Und schon schien ein Schatten der Traurigkeit über sein Gesicht zu kommen, als seine Mutter ihm rief, ihn an der Hand nahm und mit ihm das Gebäude verliess. In diesem Moment heiterte sich das Gesicht des kindlichen Sohnes wieder auf. Mit einem Lächeln im Gesicht, geborgen am Arm seiner Mutter ging er zufrieden heimwärts.

Aber was lehrt nun diese kleine Geschichte? Zum ersten, dass es keinen Sinn macht, in der Enttäuschung zu verharren. Wenn wir nach einen Rückschlag beherzt und zuversichtlich weitergehen, dann werden wir auch das Glück bald wieder finden.

Und zum zweiten, dass wir von allen unseren Mitmenschen etwas lernen können.

iGoogle/Buzz – das persönliche Informationsradar

iGoogle ist ein äusserst praktisches Tool, wenn es darum geht, Informationen aus verschiedenen Quellen auf einer einzigen Seite zu vereinen. Vielleicht kommt Ihnen ja das folgende Szenario vertraut vor: sobald Sie sich an Ihrem PC angemeldet haben, prüfen Sie zuerst Ihre Mails, dann lesen Sie die Schlagzeilen aus einigen News-Portalen und zuletzt schauen Sie bei Facebook vorbei. Möglicherweise haben Sie dabei bereits drei, fünf oder mehr verschiedene Webseiten geöffnet. Einverstanden, mit modernen Browsern wie Firefox oder Opera ist dies kein Problem mehr. Denn diese Browser bieten zahlreiche Funktionen, die das Arbeiten mit mehreren Webseiten deutlich erleichtern. Dennoch: es wäre «gäbig», wenn alle Informationen auf einer einzigen Seite überblickt werden könnten. Etwa so wie auf der Titelseite einer Zeitung. Erst, wenn der Fokus auf eine Mitteilung gelegt wird, öffnet sich das entsprechende News-Portal oder Social-Network. Ein weiterer Vorteil: Wenn Informationen zusammengezogen werden, lässt sich leichter und schneller feststellen, wo es etwas Neues zu Entdecken gibt.

Genau hier setzt iGoogle an: es offeriert eine Portalseite, auf der sogenannte «Gadgets» (techn. Gimmick) mit den verschiedensten Informationen beliebig angeordnet werden können. Es gibt Gadgets für nahezu alle Google-Dienste wie GMail, Picasa, Youtube oder Calendar. Aber auch Gadgets, mit denen auf andere Anbieter wie Facebook, Twitter, oder MySpace zugegriffen werden kann. Ferner gibt es Gadgets für News-Meldungen von nahezu allen Medienagenturen und für verschiedene weitere Informationen wie die aktuelle Uhrzeit, das regionale Wetter oder die Scorerliste der NHL. Wem das alles nicht genügt, der kann mit einem Gadget auch auf ausgewählte RSS-Feeds zugreifen oder selbst eigene Gadgets entwickeln.

iGoogle

iGoogle in Aktion

Die Frage lautet nun natürlich: wie kommt man zu iGoogle und wie lässt sich die personalisierte Startseite den eigenen Wünschen und Bedürfnissen anpassen? Der Weg führt – wie bei allen Google Diensten – über ein eigenes Google-Konto. Und Google zeigt sich dabei sehr entgegenkommend: Lediglich eine E-Mail Adresse, ein Passwort und der Standort (Land) müssen angegeben werden. Die Seite zum Anmelden ist über den Link Anmelden, oben rechts auf google.ch zu finden. Ist das neue Konto erstellt und bestätigt, kann iGoogle sofort durch einen Klick auf den entsprechenden Link aufgerufen werden. Google merkt sich den Wechsel, so dass beim nächsten Anruf von der Suchseite sofort iGoogle angezeigt wird!

Beim ersten Aufruf von iGoogle ist eine schlichte Startseite zu sehen, auf der die wichtigsten Einstellungen vorgenommen werden können. Dies soll weniger aus 30 Sekunden dauern, verspricht Google:

Ist die Auswahl bestätigt, wird eine persönliche Seite erstellt, die jederzeit ergänzt und angepasst werden kann. Über den Link «Einstellungen» ist es ausserdem möglich, iGoogle selbst zu konfigurieren. Hier kann unter anderem die verwendete Sprache und das Seitenlayout festgelegt werden. Soll ein neues Gadget auf der Seite platziert werden, genügt ein Klick auf «Gadget hinzufügen». Dies öffnet den Katalog mit den verfügbaren Gadgets. Es sind so viele, dass am ehesten eine Suche zum gewünschten Tool führt. Ich habe auf meiner Seite neben einigen Standards-Gadgets eine Anzeige für Zeit und Datum, eine GMail Integration und das Mondphasen Gadget von Brad Anderson installiert. Soll ein Gadget umplatziert werden? Einfach auf den Titel klicken und das Fenster zur gewünschten Position ziehen.

Wer einige Gadgets von News-Agenturen eingebunden hat, wird rasch feststellen, dass diese Gadgets stets denselben Aufbau haben. Der Grund dafür ist ganz einfach: sie basieren auf RSS-Feed’s, die die Schlagzeilen für das Gadget liefern. Das schöne daran ist nun, dass jeder x-beliebige RSS-Feed in einem Gadget angezeigt werden kann. RSS Feeds gibt es auf (fast) allen News-Agenturseiten, es gibt sie auf Blogs, Foren und auf E-Mail Diensten. Um beispielsweise die Schlagzeilen der Bernerzeitung auf der iGoogle Seite zu integrieren, muss lediglich der Link von der BZ-Homepage kopiert werden. Anschliessend wird auf der Seite zum Hinzufügen eines neuen Gadgets die Option Feed hinzufügen gewählt und der Link wieder eingesetzt.

Google Buzz in iGoogle integrieren

In der vergangenen Woche hat Google einen spannenden neuen Service lanciert: Google Buzz. Ähnlich wie Twitter oder Facebook bilden Kurzmitteilungen, den Kern der Anwendung, die selbst «Buzz» genannt werden. Dies allein ist natürlich nichts besonderes. Google Buzz bietet aber einige Features, die aufhorchen lassen: allen voran steht da die Möglichkeit, Googel Buzz mit anderen Webdiensten wie GMail, Youtube, Flickr oder Picasa zu verknüpfen. Jedem «Buzz» können beispielsweise Bilder aus Picasa angehängt werden und wenn auf Youtube oder Flickr ein Film oder Foto hochgeladen wird, kann automatisch auch eine Buzz-Mitteilung generiert werden.

Nun läge es nahe, Buzz auch in iGoogle zu integrieren. So wäre die aktuellen Schnipsel jeweils neben den bevorzugten News und dem Posteingang sofort zu sehen. Leider hat Google bisher noch kein Buzz-Gadget für iGoogle freigegeben. Bestimmt wird der Suchspezialist dies aber bald nachholen. Es gibt aber schon jetzt ein Buzz Gadget für mobile Anwendungen und dieses kann erfreulicherweise auch für iGoogle verwendet werden. Natürlich ist es kein vollwertiger Ersatz für das Buzz-Panel aus GMail. Aber immerhin – die elementaren Funktionen sind vorhanden.

Um das inoffizielle Buzz Gadget zu installieren, genügt ein Klick auf diesen Link. Damit wird ein Buzz-Panel auf der iGoogle Seite angezeigt.