SolNet PBX

Ich habe ja schon einmal angedeutet, dass ich an einer digitalen Telefonzentrale (PBX – Private Branch Exchange) arbeite. Nun, da das Produkt der Version 1.0 entwachsen ist und bereits einige Kunden damit arbeiten, dachte ich dass die Zeit gekommen ist, die Software auch an dieser Stelle kurz vorzustellen.

Die SolNet PBX ist auf die Bedürfnisse von KMU’s abgestimmt. Sie bietet also die Funktionen, die in einem kleinen bis mittleren Unternehmen benötigt werden. Dazu gehören unter anderem ein flexibles Verwalten von internen und externen Nummern, das Festlegen von Mitteilungen für verschiedene Tageszeiten und Feiertage, sowie Funktionen für Sammelanschlüsse und Ringrufe. Alle Einstellungen der PBX können bequem mit dem Webbrowser angezeigt und verändert werden. Da die PBX zentral auf Servern bei SolNet gehostet ist, entstehen dem Kunden keine Wartungs- oder Unterhaltsarbeiten.

Bei der Entwicklung der PBX gab es zwei wichtige Aspekte: zum einen wurde (und wird) grosser Wert auf Offenheit und Flexibilität gelegt. So kommt als Telefoniesoftware die Realtime Version von Asterisk zum Einsatz. Bei der Realtime-Erweiterung werden alle Einstellungen in einer Datenbank gespeichert. So wird sichergestellt, dass Änderungen an der Konfiguration sofort wirksam werden: modifiziert ein Teilnehmer also sein Passwort oder seine Einstellungen für ausgehende Anrufe, werden diese ohne Verzögerung wirksam.
Da für die Kommunikation standartisierte Protokolle der Digitaltelefonie verwendet werden, können die verschiedensten Telefone an die PBX angeschlossen werden, etwa die Modelle von SNOM oder Linksys/Cisco. Aber auch Softphones und Smartphones (z.B. iPhone) werden unterstützt.

pbx-user

Einstellungen eines Teilnehmers

Der zweite wichtige Punkt ist die Verwendung von SolNet Digital Voice Konten. Damit können alle Vorteile der Digitaltelefonie genutzt und mit PBX-Funktionen ergänzt werden. Kunden können bestehende Nummern auf Digital Voice portieren oder neue Nummern bestellen. Anschliessend können diese Nummern nach Belieben einem Teilnehmer oder Sammelanschluss zugewiesen werden. Das schöne daran: bei jeder Nummer kann genau festgelegt werden, was bei einem Anruf passiert: Ringruf, Meldung mit VoiceMail nach Feierabend, spezielle Meldung für Wochenenden und Feiertage, etc.

pbx-calls

Verbindungsnachweis

Da Asterisk die Grundlage der PBX ist, kommen zahlreiche Funktionen hinzu, die das Arbeiten mit der Zentrale erleichtern. SNOM-Telefone beispielsweise bieten praktische Rezeptionsfunktionen. Damit kann mit LED’s auf dem Apparat angezeigt werden, bei welchen Teilnehmern gerade das Telefon läutet oder wer aktiv ein Gespräch führt. Natürlich kann dafür auch die Telefonzentrale auf der Webseite der PBX verwendet werden. Und es gibt Indikatoren für verpasste Anrufe, für VoiceMail (Sprachnachrichten) oder für aktive Umleitungen, beispielsweise auf ein Handy.
Damit nicht jedesmal die Webseite der PBX bemüht werden muss, können wichtige Einstellungen auch per Kürzel auf dem Telefon vorgenommen werden: Das Umleiten des Anschlusses erfolgt wie gewohnt über die Kombination *21. Um lästige anonyme Anrufer zu sperren, wird *99 verwendet, usw.

Häufig genutzte Telefonnummern können in einem Telefonbuch gespeichert werden. Auch hier kommen offene Standards zum Einsatz: das Verzeichnis ist auf einem LDAP Server abgelegt und kann von jedem Gerät, das LDAP unterstützt, genutzt werden.

Den Abschluss dieser Produktvorstellung macht ein kurzes Fallbeispiel. Ein kleines Unternehmen mit vier Mitarbeitern soll mit der SolNet PBX ausgerüstet werden. Zum Einsatz können fünf externe Nummern, wobei eine als Hauptnummer des Unternehmens genutzt wird.

Mitarbeiter Interne Nummer Externe Nummer
Sid 4040 034 517 40 40
Miranda 4041 034 517 40 41
Stef 4042 034 517 40 42
Greg 4043 034 517 40 43
Zentrale (keine) 034 517 40 10

Alle Teilnehmer haben interne Nummern, damit sie Gespräche innerhalb des Büros führen können. Ferner haben alle eine externe Nummer, damit sie mit einer Direktwahl von aussen erreichbar sind. Ruft jemand die Nummer der Zentrale (034 517 40 10), dann läuten alle vier Telefone entweder gleichzeitig oder schön der Reihe nach (je nach Einstellung). Kommt der Anruf wider Erwarten ausserhalb der Arbeitszeit, wird dies dem Anrufer freundlich mitgeteilt und er erhält die Gelegenheit, eine Nachricht zu hinterlassen.

Der Zauber des Buches

Bücher mochte ich schon immer gerne. Denn Bücher erzählen die spannendesten Geschichten, sie laden ein zu einer grossen Entdeckungsreise die voller Denkabenteuer sind oder sie öffnen uns ein Tor zu einer längst vergangenen Zeit; zu Menschen, die vor vielen Jahrhunderten lebten und uns in ihren Büchern eine Botschaft hinterlassen haben. Gedanken, die uns im ersten Moment oft seltsam und fremd erscheinen. Erst, wenn wir mehr über die Epoche erfahren, beginnt sich der Schleier zu lichten und die Gedanken aus der fernen Zeit erhalten vor unserem geistigen Auge Form und Gestalt. Staunend erleben wir dann, wie der altevordere Schreiber wieder lebendig wird, wie er uns seine eigene Welt schildert, von seinen Entdeckungen erzählt, vom Glück, aber auch vom Leid seiner Welt berichtet.

Wer liest, weiss mehr und verbringt seine Freizeit sinnvoll. So stand es einst in einem Verlagsprospekt. Daran ist etwas wahres. Aber es darf nicht einfach beim Lesen und Wiedervergessen bleiben. Wer liest, nimmt die Gedanken des Verfassers, der das Buch geschrieben hat, auf. In einem wertvollen Buch stehen die Gedanken, die ein Mensch als wertvoll erachtet hat und deshalb niederschrieb. Der Leser erhält somit die grosse Chance, diesen Gedanken wiederzudenken, ihn nachzuvollziehen, genau so wie ihn der Genius entdeckt und augeschrieben hat. Ein lebendiger Gedanke aber will weitergedacht, ausgeformt und fortgesetzt werden, will mit neuem Leben erfüllt werden. So regt Lesen unsere Phantasie an. Lesen ist eine Herausforderung an unser aktives Denken, an unsere Vorstellungskraft und Imagination. Denn da liegt wieder das alte Buch vor uns, dessen Welt in unserer Phantasie neu auflebt und bildhaft wird. Wir sehen einen stoischen Philosophen, wie er in der Subura lehrt, einen Mönch bei der Arbeit im mittelalterlichen Skriptorium oder einen Dichter aus dem 17. Jahrhundert, der Verse niederschreibt, die uns auch heute noch tief berühren.

Kurt-von-Koppigen

Seite aus dem Buch: Kurt von Koppigen von Jeremias Gotthelf

Wer Bücher liest, lässt sich auf Abenteuer ein. Etwa beim Lesen einer Geschichte wie «Kurt von Koppigen» von Jeremias Gotthelf. In seiner kräftigen und bildhaften Sprache erzählt der Berner Volksdichter vom Leben eines Raubritters, der eines Nachts im dunklen Wald ein Erlebnis hat, das ihn im tiefsten Grund seiner Seele berührt und ihn auf einen anderen, besseren Lebensweg führt.

Abenteuer gibt es aber ganz verschiedene. Es gibt diejenigen, die in Heldensagen und Epen besungen werden. Abenteuer von Männern, die sich in Kampf und Streit durch Tapferkeit bewährt haben, die standhaft und unerschrocken die grosse Herausforderung annahmen und am Ende den Sieg davon trugen. Aber es gibt auch die anderen Abenteuer, von denen keine Heldensage berichtet, kein Epos singt: Abenteuer, die im Verborgenen geschehen, aber das Leben der Betroffenen nicht weniger tief prägen. Es sind die Erlebnisse derjenigen Menschen, die in Armut und Not leben und jeden Tag von neuem kämpfen müssen, um ihr Überleben zu sichern. Die sich allen Widrigkeiten zum Trotz bewähren und zuletzt das Glück finden, das sie dann ihren Kindern mit auf den Lebensweg geben.

Und da sind die Abenteuer, von denen einige sagen, dass es die grössten sind. Es sind die Abenteuer, die in der Welt unseres eigenen Denkens geschehen. Hier entstehen die Geschichten in einer Welt, deren Grenzen so weit sind, wie unser eigene Phantasie zu gehen vermag, unser Intellekt sie sich vorstellen kann. Viele grosse Entdeckungen, haben hier ihren Ausgang genommen. Und viele dieser Abenteurer kamen mit Erlebnissen und Erkenntnissen von ihren Entdeckungsreisen zurück und entschlossen sich dann, diese für uns in Worte zu fassen. Sie haben etwas entdeckt, von dem sie glauben, dass es auch für unser eigenes Leben wichtig ist. Dass wir daraus etwas lernen und neue, wertvolle Erkenntnisse schöpfen können.

Dies ist der Zauber des Buches: es belohnt die Zeit, die wir mit ihm verbringen in vielfacher Weise. Bei der Lektüre lernen wir Neues kennen, Dinge von denen wir nie zuvor etwass gehört haben. Das ist manchmal so spannend und mitreissend, dass wir das Buch gar nicht mehr weglegen wollen. Und wenn wir die letzte Seite erreicht haben, das Buch wieder schliessen, dann entlässt es uns nicht, ohne uns wertvolles Wissen mitgegeben zu haben.

Linux Tool der Woche: Clippings

Wer meine Linux Tool-Beiträge regelmässig liest, wird es sicher bemerkt haben: ich habe eine Vorliebe für Tools, mit denen stets wiederkehrende Aufgaben am Computer vereinfacht und erleichtert werden können. Diese Woche ist deshalb ein Tool an der Reihe, das besonders gut zu dieser Vorliebe passt: es ist das Clippings Add-on für Thunderbird. Das kleine Utility tut grundsätzlich nichts anderes, als Textbausteine zu sammeln, um diese später wieder in ein E-Mail einzufügen. Das klingt einfach – und ist es auch. Clippings ist ein Hilfsprogramm der ganz pragmatischen Art, mit dem beliebige Textbausteine gesammelt, geordnet und wiederverwendet werden können. Eine Funktion also, die bereits vor 30 Jahren in den ersten PC-Textverarbeitungen wie Wordstar gerne und oft genutzt wurde.

Aber das ist nicht alles. Hinzu kommt, dass Clippings einige praktische Funktionen anbietet, die das Verwalten der Textbausteine erleichtern: jeder Textblock in einer frei zu definierenden Ordnerhierarchie unter einem eigenen Titel abgelegt werden, ganz ähnlich wie Lesezeichen in einem Webbrowser. Durch das Zuweisen eines Tastenkürzels können Textblöcke rasch und unkompliziert in eine Nachricht eingefügt werden. Und last but not least bietet Clippings Import- und Export-Filter an.

Clippings-Manager
Clippings Manager

Damit Clippings mit Thunderbird genutzt werden kann, muss es zuerst installiert werden. Diese Aufgabe ist über die Rubrik Add-Ons im Menu Tools mit wenigen Handgriffen zu bewältigen. Im Add-Ons Dialog wird unten rechts auf «Get Extensions» geklickt. Darauf wird im Webbrowser eine Seite zum Auffinden von Thunderbird-Add-Ons geöffnet. Die Suche nach «Clippings» liefert genau einen Treffer, der zum gewünschten Add-On führt.
Im nächsten Schritt wird das Add-On heruntergeladen und auf der Festplatte gespeichert. Sobald das Add-On komplett heruntergeladen ist, wird im Add-On Dialog von Thunderbird auf den Button «Install» geklickt um dann die zuvor heruntergeladenen Datei auszuwählen. Damit ist das Add-On installiert und kann nach einem Neustart von Thunderbird genutzt werden.

clippings-add

Neuen Textbaustein erstellen

Das Anlegen eines Textbausteines mit Clippings ist denkbar einfach. Unten links im Thunderbird-Fenster ist neu ein kleines Papierblatt zu sehen. Nun muss nur noch mittels Drag&Drop ein Text aus Thunderbird oder einer anderen X-Anwendung auf dieses Blattsymbol gezogen werden. Dadurch wird ein Fenster geöffnet, in dem der markierte Textblock zu sehen ist. Dem Textfragment kann nun ein Titel und ein Tastenkürzel zugewiesen werden. Wichtig ist dabei das Tastenkürzel: es bestimmt die Tastenkombination, mit der ein Textblock in einer Nachricht eingefügt werden kann. Wird beispielsweise der Buchstabe C gewählt, kann später mit der Tastenkombination Ctrl+Alt+V, gefolgt von C eingefügt werden.

Wem Drag&Drop nicht behagt, der kann einen Textblock auch durch verschiedene andere Arten erstellen. Ein Klick mit der rechten Maustaste auf das Clippings-Blattsymbol öffnet ein Menu, aus dem der Clippings-Manager gestartet werden kann. Hier können nun die bisher gesammelten Bausteine verändert, geordnet oder wieder gelöscht werden. Um einen Baustein manuell zu erstellen, wird auf «Neuer Eintrag» geklickt. Jetzt kann ein Text eingetippt oder aus der Zwischenablage eingefügt werden. Wie zuvor muss dann nur noch ein Titel und optionel ein Kürzel bestimmt werden.

Clippings ist eine echte Arbeitserleichterung, wenn häufig E-Mails verfasst werden müssen. Alle wiederkehrenden Textblöcke einer Nachricht können gespeichert und auf Tastendruck in eine neue Nachricht eingefügt werden. Geschickt genutzt kann dies enorm viel Zeit sparen. Vielen Dank an die Entwickler dieses überaus praktischen kleinen Helfers!

Linux Tool der Woche: screen

Diese Woche ist ein typisches Hilfsprogramm für Administratoren an der Reihe, es kann sich aber auch bei den verschiedensten anderen Aufgaben als sehr hilfreich erweisen: screen. Vereinfacht formuliert implementiert screen ein virtuelles Terminal. Aber was genau heisst das – und was ist der Nutzen davon?

Stellen Sie sich vor, Sie müssen sich von Zeit zu Zeit auf einem fremden Rechner via telnet oder ssh (Secure Shell) anmelden um dort einige administrative Aufgaben zu erledigen, etwa ein Backup starten oder einen C++ Quelltext kompilieren. Wäre es da nicht praktisch, wenn nach dem Verlassen des Fremdrechners alle Einstellungen der Sitzung und alle laufenden Programme erhalten bleiben, so dass Sie beim nächsten Login genau da weitermachen können, wo Sie aufgehört haben? Nun, genau das macht screen. Und noch vieles mehr. Beispielsweise kann screen mehrere Fenster im virtuellen Terminal öffnen, zwischen denen Sie umschalten können.

Um screen auf einem entfernten (oder auch auf dem eigenen) Rechner zu starten, genügt der Aufruf des Programmes:

screen

screen tut nun folgendes: es installiert ein neues virtuelles Terminal, startet eine Shell (z.B. bash) und übergibt die Kontrolle an diese Shell. Nach dem Start sehen Sie also nichts anderes als einen leeren Bildschirm mit einer Eingabeaufforderung («da bin ich, tu was…»). Sie können nun das tun, was Sie sonst auf einer Shell auch machen: Kommandos aufrufen, um Dateien zu kopieren, Programme zu editieren, um Prozesse zu starten und zu überwachen. Oder um mit write einen Spass zu machen… Sobald Sie fertig sind, können Sie das virtuelle Terminal mit der Tastenkombination Ctrl+d (Detach) verlassen und sich ggf. vom entfernten Rechner abmelden.

In der Zwischenzeit bleibt das Screen Terminal aktiv: dies schliesst alle Einstellungen, die Shell History und alle laufenden Prozesse (!) ein. Wenn Sie beispielweise einen Editor wie emacs starten und sich dann wie oben beschrieben vom Terminal abmelden, läuft der emacs Prozess weiter.
Sicher lautet nun die Frage: Wie komme ich wieder zu meinem Terminal? Ganz einfach durch die Eingabe des Kommandos:

screen -r

Nun sehen Sie die Ausgabe der letzten Kommandos, bevor Sie das Terminal das letzte Mal verliessen oder emacs, falls dieser vor dem letzten Detach aktiv war. Dies ist nun eine gute Gelegenheit, das screen Utility noch etwas genauer vorzustellen. screen kennt eine Myriade an Kommandos zur Steuerung des Terminals. Um einen Überblick zu erhalten, geben Sie folgendes ein: Ctrl+a ?.
Wie aus der Hilfsseite zu entnehmen ist, kann screen innerhalb eines Terminals mehrere «Fenster» öffnen zwischen denen dann mit verschiedenen Tastenkombinationen umgeschaltet werden kann. Das ist sehr praktisch, sobald mit mehreren Programmen im Terminal gleichzeitig gearbeitet werden muss: im ersten Fenster läuft emacs, im zweiten Fenster wird ein Quelltext kompiliert und im dritten Fenster läuft der Debugger! Ein Fenster teilt also alle Eigenschaften des Terminals: es speichert alle Einstellungen, die Bildschirmausgabe und es hält die Hand schützend über seine laufenden Kindprozesse.

Ein neues Fenster wird mit der Tastenkombination Ctrl+a c erzeugt. Sie können beliebig viele Fenster erstellen und in jedem Fenster Prozesse laufen lassen lassen. Um eine Übersicht über alle laufenden Fenster zu erhalten, geben Sie ein: Ctrl+a w. Am unteren Rand des Terminals werden nun alle aktiven Fenster mit dem jeweils aktiven Prozess angezeigt:

0-$ joe 1*$ bash 2$ bash

Um zwischen mehreren Fenstern hin- und herzuschalten gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten. Die einfachsten sind die Kombinationen Ctrl+a n und Ctrl+a p für das nächste, resp. vorhergehende Fenster. Bei mehr als fünf Fenster macht das jedoch keine Freude mehr, deshalb kann mittels Ctrl+a nnn, wobei nnn für die Nummer des Fensters steht: 0 für das Erste, 1 für das Zweite, usw.

Ist es das, was screen kann? Im Prinzip nein… screen ist bietet eine Vielzahl an weiteren praktischen Funktionen, die den Rahmen dieser kurzen Einführung bei Weitem sprenen würden. Wie so oft sei deshalb auf die Manpage verwiesen, die nebst der Referenz eine gute Einführung enthält.

Mail us Rüderswil

Steimandli

Steimanndli

D’Ämme isch e ganz e bsungere Fluss, mängisch grad wie es Sinnbild für üses eigete Läbe. Ömel so chunt’s mir mängisch grad vor. Fröid u Leid finge sich zäme bi üsem schöne Naturfluss, wo i de Bärge si Quelle het und üsem Deheim der Name gäh het. Wenn während Tage d’Wulche töif u fischter über em Tal stah u Räge bringe, de chunt d’Ämme höch u wild derhär. Ganz trüeb u ärdig wird ds Wasser. Sägit, geit’s i üsem Gmuet mängisch präzys eso? U wenn de für mänge Tag e heiteri u warmi Sunne am blaue Summerhimmel steit, de wird üse Fluss klar wie e schöne, glänzende Bärgkristall. Im Wasser si schöni, rundi Steine i allne Farbe u Forme z’gseh u d’Sunne ströit ihri Strahle uf ds glasklare, früsche Bärgwasser, so dass es spieglet, lüchtet u funklet. Wie gärn hocke mir denn uf d’Steine am Ufer u luege üsere Ämme zue. Luege, wie ds’Wasser glichmässig u fridlich ds Tal ab louft u da u dert es Plätschere u Gurgle sich mit dem Stimme vo de Waldbewohner vermischt. U wenn d’Tage heiss wärde, ja de git es nüt schöners, als e härzhafte Gump i ds chüehle Ämmewasser. Was si all die herschelige Beder u «Swimmingpools» da dergäge? Gwüss wäger nüt. Bade isch niene so schön u luschtig wie grad i der Ämme!

Bevor d’Ämme bi Luterbach i d’Aare mündet, het si e wyte Wäg vor sich, gschouet mänge schöne Bitz Land u chönt gwüss mängs erzelle vor dere Reis. Drum isch für üs d’Ämme o es Sinnbild für e Wäg. U drum wei mir a üsem Fescht o a d’Ämme däiche, wo üs so vil schänkt. Mir mäche das mit Steimanndli uf em Tisch. Die si us chline Ämmesteine zämegsetzt. Zu jedem ghört aber o es Stückli Schwemmholz, wo mir am Ufer vor Ämme gfunge hei. Bi telne het es o no es Trädeli Waldholz, ganz eifach drum, wil der Wald d’Amme uf ihrem Wäg begleitet.

Linux Tool der Woche: PCMan FM

Vor einigen Wochen war der Midnight Commander, ein kompakter und schneller Dateimanager für die Textkonsole, das Tool der Woche. Ich möchte diesmal die Reihe dieser Software-Kategorie fortsetzen und einen Dateimanager vorstellen, der dem MC in Bezug auf Geschwindigkeit und Effizienz in nichts nachsteht: es ist der PCMan Datei-Manager (PCMan FM) von Hon Jen Yee. Der Autor bezeichnet sein Werk selbst als «extremly fast and leightweight» und wie so oft standen am Anfang des Projektes Wünsche und Ideen, die mit den bestehenden Dateimanagern nicht erfüllt werden konnten. Hon Jen Yee schreibt über die Entstehung von PcMan FM: Konqueror und Nautilus sind grossartige Programme! Aber ich benötige nicht alle Funktionen und besitze einen alten PC. Also suchte ich einen Ersatz, der klein und trotzdem leistungsfähig ist. Der ROX Filemanager ist zwar toll, aber ich konnte mich mit der Bedienung nicht anfreunden. XFCE’s Thunar gefiel mit definitiv am besten. Aber ich wollte ein System mit Tabs haben – und die gibt es bei Thunar nicht. Nach all diesen Erfahrungen kam ich zum Schluss, dass es das Beste ist, wenn ich selbst einen Dateimanager programmiere!


PCMan FM

So entstand also ein flinkes und sehr übersichtliches Tool, das mehr durch Effizienz und Stabilität als durch einen grossen Funktionsumfang überzeugt. Und in der Tat: Wer eine Weile mit PcMan FM arbeitet, staunt über die hohe Geschwindigkeit. Der Dateimanager mit koreanischem Akzent startet in weniger als einer Sekunde, bietet eine übersichtliche, schlichte und klar gegliederte Benutzeroberfläche und erweist sich im täglichen Einsatz als äusserst robust. Beispielsweise werden auch grosse Ordner wie /usr/bin rasch eingelesen und durch ein sauberes Fehlerhandling lässt sich das Programm auch in «schwierigen» Situationen nicht aus der Ruhe bringen (inaktives, Filesystem, Netz getrennt, etc.)

Und was alles kann das Programm? Wie in der Einführung bereits erwähnt, ist der Umfang klein und überschaubar: PCMan FM kennt alle wichtigen Operationen beim Arbeiten mit Dateien und Ordnern, kann Archive erstellen, Attribute bearbeiten und mit Dateien assoziierte Anwendungen starten, zum Beispiel eine .jpg Bilddatei mit GIMP. PCMan FM ist so kompakt, dass sich jeder, der das Programm das erste Mal startet, nach wenigen Minuten ein klares Bild über den Umfang machen kann. Im Folgenden sind exemplarisch ein paar Besonderheiten vorgestellt:

pcmanfm-bookmarks

Lesezeichen

Lesezeichen. Ähnlich wie ein Webbrowser kennt PCMan FM Lesezeichen (Bookmarks), so dass jeder Ordner rasch wieder aufgefunden werden kann. Existierende Lesezeichen sind über ein Menu oder über die Seitenleiste erreichbar, auf der alternativ auch ein Verzeichnisbaum angezeigt werden kann.

Tabs. Wer den Überblick über den Inhalt verschiedener Ordner behalten will, gewinnt mit PCMan FM. Denn das Programm stellt Tabs zur Verfügung, zwischen denen rasch umgeschaltet werden kann. Bei Dateioperationen funktionert sogar Drag&Drop über Tabs hinweg. Um etwa eine Datei von /data/a nach /data/b zu kopieren, werden beide Ordner in je einem Tab geöffnet. Nun wird der erste Tab aktviert und eine Datei auf den Tab mit dem Zielordner gezogen.

pcmanfm-main-root

PCMan FM im root-Modus

Ordner als root öffnen. Für den Fall, dass auf Systemdateien zugegriffen werden muss, erweist sich diese Funktion als hilfreich. Sie öffnet den aktiven Ordner in einem zweiten Fenster mit root-Privilegien. Bei einigen Systemen muss dabei das root-Passwort bekannt sein. Auf UBUNTU-Derivaten wird sudo verwendet. Anschliessend kann mit allen Privilegien auf dem lokalen Dateisystem gearbeitet werden.

PCMan FM kann uneingeschränkt empfohlen werden, wenn ein Dateimanager nur für grundlegende Operationen verwendet werden soll. Diese Aufgabe erfüllt das Programm exzellent nach der UNIX-Philosophie: Löse mit einem Programm eine Aufgabe – diese aber sehr gut! Seine Grenzen erreicht die aktuelle Version hingegen beim Umgang mit entfernten Dateisystemen, so kann PCMan FM nicht wie Nautilus auf FTP- oder SMB-Server zugreifen. Abhilfe schafft das Mount-Kommando, das diese beiden Protokolle kennt und im lokalen Dateisystem einbinden kann.

Linux Tool der Woche: pstree

Unter dieser Rubrik (LTW) wird auf diesem Blog jede Woche ein Linux Hilfsprogramm vorgestellt. Ausgewählt wird jeweils eines der zahlreichen kleinen Werkzeuge und Tools, die nicht viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die aber das tägliche Arbeiten am PC auf vielfältige Weise erleichtern. Ich verwende jeweils die Linux-Variante des vorgestellten Tools; oft laufen die Programme aber auf den verschiedensten Plattformen.

Die Idee ist uralt: Informationen werden durch eine hierarchische Anordnung zueinander in Beziehung gebracht. Der Vater der Kategorienlehre, Aristoteles, baute erstmals Systeme auf, in denen er das gesammelte Wissen logisch anordnete und kategorisierte. Die Werke des grossen griechischen Denkers waren noch im Mittelalter das Mass aller Dinge. Auch heute noch ist die Lektüre des Stagiriten lehrreich und anregend: Olof Gigon, der Aristoteles Werke in unsere übersetzte, nennt den Umgang mit Aristoteles in einem sehr bedeutenden Sinne heilsam.

Aber was hat das mit unserem Linux Tool der Woche zu tun? Nun, auch in der Informatik geht gar nichts mehr ohne Ordnung und gerade das Konzept der hierarchischen Gliederung von Daten ist zu einem eminent wichtigen Hilfsmittel geworden – nicht nur beim Verwalten grosser Dateisysteme oder Verzeichnisdienste. Jedes Element einer Datensammlung gehört in einen bestimmten Ordner (resp. hat ein übergeordnetes Element) und agiert selbst als Container für weitere Objekte (resp. hat untergeordnete Elemente). Durch dieses Prinzip der gegenseitigen Beziehung können auch grosse Datenbestände strukturiert angeordnet werden und jedes Objekt lässt sich durch die Angabe eines Pfades rasch wieder auffinden.

mc-tree

Verzeichnisanzeige im Midnight Commander

Und was liegt nun näher, als diese Hierarchie grafisch darzustellen? Auch diese Idee ist durchaus nicht neu, denn bereits auf den ersten grafikfähigen Rechnern wurde sie genutzt und auch für das spartanische MS DOS gab es Hilfsprogramme, welche die Verzeichnishierarchie der Festplatte mit einer vertikalen Baumstruktur anzeigten. Ein Grund für die Popularität des Norton Commander war unter anderem die ausgeklügelte Directory-Tree Steuerung. Diese lebt heute weiter in zahlreichen Dateimanagern, wie Nautilus, Thunar oder Midnight Commander.

Beim Betriebssystem Linux sind auch die laufenden Programme resp. Prozesse hierarchisch geordnet. Jeder einmal gestartete Prozess, wie etwa apache kann selbst weitere, sogenannte Child-Prozesse erzeugen. Das ist an sich noch nichts besonders und viele Linux-Anwender kennen das Konzept der Prozess-Hierarchie gar nicht. Sie werden erst darauf aufmerksam. wenn sie in einem Terminal xcalc starten, das Terminal schliessen und sich dann wundern, weil auch xcalc verschwindet (einfach deshalb, weil xcalc ein Child-Prozess von xterm ist und automatisch beendet wird, wenn der Parent-Prozess endet).

Sobald auf einem System viele Prozesse am Laufen sind, wird es allerdings unübersichtlich, das Kommando ps ax liefert dann eine lange Liste der aktiven Prozesse. Wie die einzelnen Prozesse zueinander in Beziehung stehen, geht aus dieser Liste jedoch nicht hervor. Eine weit übersichtlichere Darstellung liefert nun das Tool pstree, das mit einer simplen ASCII-Grafik die Hierarchie der Prozesse anzeigt:

...
     ??perl???perl
     ??portmap
     ??rpc.idmapd
     ??rpc.statd
     ??safe_asterisk???asterisk???4*[rawplayer???cat]
     ??scsi_eh_0
     ??sshd???sshd???bash???pstree
     ?      ??sshd???bash
     ??syslogd
...

Die Ausgabe liefert in diesem Beispiel einige interessante Details: es gibt ein Perl-Pogramm, das selbst einen weiteren Prozess erzeugt hat. Auf dem System läuft ferner ein Asterisk-Server, der vier rawplayer-Prozesse am Laufen hat. Schliesslich ist das pstree-Kommando selbst zu sehen; es ist ein Child-Prozess der Shell (bash) und des SSH-Servers (sshd). Nun wäre es spannend zu wissen, welcher Script genau von Perl abgearbeitet wird. Das wird mit dem Argument -a möglich, dieses zeigt zu jedem Prozess die Argumente an:

...
  ??perl panel-server.pl -v
  ?   ??perl panel-server.pl -v
...

Damit wird pstree zu einem exzellenten Hilfsprogramm, wenn es darum geht, Prozesse und ihre Abhängigkeit zu analysieren. Hilfreich sind bei der Analyse auch die Argumente -h und -H pid. Damit lässt sich feststellen, zu welchem Prozess genau eine Prozess-ID (pid) gehört. Wie alle guten UNIX-Tools hat auch pstree eine Manpage und eine kurze Hilfestellung, die mit pstree –help angezeigt werden kann.

Linux Tool der Woche: gkrellm

Obwohl der Science-Fiction Streifen Alarm im Weltall (Forbidden Planet) für heutige Betrachter seltsam wirkt, so bleibt er auch nach mehr als 50 Jahren trotzdem bemerkenswert. Denn dieser Film diente als Ideenlieferant für zahlreiche modernere Zukunftsvisionen: wenn zum Beispiel in «Star Wars» Laserkanonen und Raumschiff-Kommandozentralen zu sehen sind, dann sind dies Gestaltungskonzepte, die schon in Forbidden Planet Verwendung fanden. Der Schöpfer von Star Trek, Gene Roddenberry, hat sogar zugegeben, dass er sich vom Alarm im Weltall hat inspirieren lassen.
Obwohl bei der Realisierung dieses Filmes für die damalige Zeit ein beindruckender Aufwand getrieben wurde, ist die Handlung doch schnell erzählt: ein Raumschiff landet auf dem Planeten Altair 4, auf dem zu einer früheren Zeit eine hochentwickelte Spezies gelebt hat, die Krell. Diese entwickelten zuletzt riesige Maschinenwesen, durch die sie dann selbst ausgerottet wurden. Auf den Spuren dieser Krell gelangen die Kolonisten in eine unterirdische Kommandozentrale. Doch der Fund und die Wiederbelebung der Krell-Technologie wird auch den Besuchern zum Verhängnis.

Was aber hat dieser Film mit dem Tool zu tun, das heute vorgestellt werden soll? Ganz einfach: auch der Entwickler von gkrellm, Bill Wilson, liess sich von den Bildern des hier kurz vorgestellten Filmes inspieren und benannte seinen Systemmonitor nach den Krell: gkrellm ist eine Abkürzung für Graphical Krell Monitors (oder Meters). gkrellm kann eine Myriade wichtiger Informationen darstellen, die wie kleine Bildschirme aufeinander gestapelt werden. Dabei beschränkt sich der Umfang nicht auf Systemwerte, wie etwa die Prozessorleistung oder der Netzwerk-Traffic. Zu gkrellm gibt es viele Plugins, mit denen auf Wetter- und Sensordaten, auf IMAP-Postfächer, auf Wireless-Netzwerke und auf vieles mehr zugegriffen werden kann.

Alle Anzeigen können einfach und bequem über einen Konfigurationsdialog angepasst werden. Das heisst aber nicht, dass die Einstellungen nicht auch mit einem Texteditor verändert werden können, denn alle Parameter dieses Tools sind fein säuberlich in einem Ordnersystem unter .gkrellm2 abgelegt. Auch Plugins können dynamisch geladen, aktiviert und konfiguriert werden. Um zum Konfigurationsdialog zu gelangen, muss der Titel von gkrellm (ganz oben) mit der rechten Maustaste angeklickt werden. Alternativ kann auch die Funktionstaste F1 gedrückt werden.

gkrell-moon

Mond-Uhr Einstellungen

Da ich gerne und oft im Garten bin, hat es mir ein gkrellm-Plugin besonders angetan, deshalb will ich es an dieser Stelle kurz vorstellen. Es ist das die Mond-Uhr gkrellmoon. Wie des der Name schon verrät, stellt es in einem Krell-Meter die aktuelle Mondphase an. Um das Plugin zu verwenden, muss es zuerst aktivert werden. Dies geschieht im Dialog unter der Rubrik «Erweiterungen«, wie rechts dargestellt. Hier wird zuerst «Moon Clock» aktiviert, darauf erscheint sofort ein weiterer Eintrag in der Hierarchie der Einstellungen, über den das Mond-Meter konfiguriert werden kann. Glücklicherweise ermittelt das Tool die Standortwerte aus der Zeitzone, so dass in den meisten Fällen keine Anpassungen notwendig sind.

gkrell-bloesteel

Bloe-Steel Thema

gkrellm ist ausserdem ein Tool für Sparsame. Denn es vereint alles, was in anderen Fällen mit verschiedenen Desktop-Erweiterungen realisiert werden müssen – und die sind nicht selten speicherhungrig, so wie wir dies bei Tomboy bereits gesehen haben. Ausserdem benötigen Erweiterungen wie Desklets oder Screenlets Scripting-Sprachen, deren Laufzeitumgenbung dann permament im Speicher geladen sein muss. gkrellm vereint alles wichtige in einem kleinen und grafisch ansprechenden Panel. Es ist etwas für Desktop-Asketen. Das heisst aber nicht, dass gkrellm nicht optisch reizvoller gestaltet werden kann. Ganz im Gegenteil, es gibt auf Muhri’s Homepage mehr als 100 Themas zu gkrellm.

Um ein Thema zu installieren, wird die Archivdatei heruntergeladen und im Ordner ~/.gkrellm2/themes gespeichert. Als nächstes wird das Archiv entpackt, so dass ein Ordner mit den einzelnen Dateien entsteht. Im folgenden Beispiel habe ich das Thema «Steel» bereits heruntergeladen und entpackt. Nun kann es im Konfigurationsdialog unter «Themen» aktiviert werden.

~/.gkrellm2/themes$ ls -1
Steel
Steel.tar.gz

Eine Frage mag noch bleiben: ist gkrellm einfach nur eine Spielerei oder hat es einen echten Nutzen für die Praxis? Auf meinem Desktop läuft gkrellm seit fast zwei Jahren und die Antwort kann aus meiner Sicht nur so lauten: sehr hilfreich! gkrellm zeigt an, wann ich neue Mails erhalten habe, es speichert wichtige Termine und benachrichtig mich rechtzeitig, stellt die Wetterprognose für den kommenden Tag und warnt mich, wenn ein Prozess zuviele Ressourcen verbraucht. Ich möchte dieses intelligente kleine Tool auf keinen Fall missen. Es ist eine flexible und erweiterbare Kommandozentrale mit einem eigenen, futuristischen Touch!

Der Chacheliflicker

Chacheliflicker

Chacheliflicker am Gotthelfmärit 2009 in Sumiswald

Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung auch das Geschirr immer häufiger maschinell gefertigt wurde und dadurch günstiger zu haben war, verschwanden sie. Die Zeit der Chacheliflicker (Geschirrflicker) ging zu Ende, nur noch wenige von ihnen überschritten die Schwelle zum 20. Jahrhundert – zu unserer modernen Zeit. Die Chacheliflicker sind Kinder einer vergangenen Epoche, als auf dem Tisch noch eine Öllampe oder Kerze brannte, als am Abend in der Stube ein Spinnrad surrte, als alles noch von Hand gefertigt wurde und viele Kleinhandwerker von Tür zu Tür gingen um so ein karges Brot zu verdienen.

Wenn heute ein Teller, eine Schüssel oder ein «Häfeli» in die Brüche geht, dann wird es in aller Regel achtlos weggeworfen – rasch ist es ersetzt. Zu früheren Zeiten war das nicht so. Kachelgeschirr hatte seinen Wert und wurde im Hause geschätzt. In wohlhabenden Familien kamen an Sonn- und Feiertagen gar kostbare Stücke auf den Tisch, die stolz den Gästen «gspienzlet» wurden. Wer das «Chüechlihus», das Heimatmuseum in Langnau besucht, entdeckt dort diese Zeugen aus vergangenen Jahrhunderten: einfache, irdene Schüsseln einfacher Bergler neben kunstvoll gefertigtem und bemaltem Tongeschirr und Porzellan aus städtischen Herrschaftshäusern.
Brach damals ein Geschirrstück entzwei, wurde es nicht weggeworfen. Die «Stücki», also die Scherben wurden sorgfältig aufbewahrt, bis ein Chacheliflicker vorbeikam. Die Kachelflicker waren meist Randständige, Menschen an der Schwelle zur Armut, die von Bauernhof zu Bauernhof zogen, um Kessel und Geschirr zu flicken. Dafür durften sie sich mit dem Gesinde an den Tisch setzen, wenn das Essen aufgetragen wurde und sie wurden für ihre Arbeit mit ein paar Batzen entlöht. War ihre Arbeit getan, zogen sie fürbas, stets in der Hoffnung, bei der nächsten Türe gute Aunahme zu finden.

Wer etwas mehr über die Kachelflicker erfahren will, der wird auch in alten Geschichten fündig, dort begegnen wir diesen Menschen, die meist ein schweres Los hatten. Auch die Kurzgeschichte «Wie Joggeli eine Frau sucht« von Jeremias Gotthelf handelt von einem Kessel- und Kachelflicker. Dieser ist nun aber ein junger und wohlhabender Bauer, der sich aufmacht, eine Frau zu finden. Bei der Suche verkleidet er sich als Chacheliflicker, weil ihm dies die Gelegenheit gibt, einen Blick in die Küche zu werfen. Und damit auch auf die Bauerntochter, die dort arbeitet. Die Geschichte findet ein glückliches Ende und der grosse Volksdichter beendet sie nicht ohne daran zu mahnen, auch im eigenen Heim stets ordentlich und gepflegt zu leben. Denn der nächste Besucher könnte ein grosses Glück bringen, wenn auch der Anschein vorerst ein ganz anderer ist.

Wenn der Chacheliflicker auf die «Stör» kam, brachten ihm die Bewohner die Stücki, sofern sie welche hatten und diese geflickt haben wollten. Und nun wurden die zerbrochenen Teile wie folgt wieder zusammengesetzt: an mehreren Bruchstellen werden auf beiden Seiten des Risses mit einem einfachen Drillbohrer Löcher gebohrt. Diese liegen meist knapp einen knappen Zentimeter von der Bruchstelle entfernt und sind etwa drei Millimeter tief. Eigentlich wird nicht gebohrt, sondern gerieben, denn als Bohrer wird nur ein flach geschlagener Nagel verwendet. Dies erklärt auch, weshalb nur Tongeschirr geflickt werden kann: Porzellan ist zu hart. Damit der Bohrer nicht abrutscht, wird die Bohrstelle vorgängig mit Hammer und Körner markiert und ein kleines Stück von der Keramikschicht entfernt. Hat der Chacheliflicker alle Löcher gebohrt, fertigt er aus Schmiededraht Klammer an, die ca. 1/10 Millimeter kürzer sind als die Distanz zwischen den beiden Löchern. so bleiben sie haften und halten die Bruchstelle zusammen. Um die Festigkeit und Dichte des Gefässes zu verbessern, werden die ganze Bruchstelle und die Haftlöcher mit Fensterkitt bestrichen. Leim, so wie wir ihn kennen, gab es noch nicht.

Dies ist die am häufigsten angewandte Technik. Am Gotthelf-Märit wurde das Chacheliflicken auch dieses Jahr wieder neben anderen alten, ausgestorbenen Handwerken gezeigt. Staunend sahen die Besucher dem Handwerker zu, durften selbst reparierte Teller in die Hand nehmen und sich von der Qualität der Arbeit überzeugen.


Berge oberhalb Eriswil

Wer sich über das Chacheliflicken informieren will, dem sei das Heimatmuseum in Langnau empfohlen. Neben altem, repariertem Geschirr ist dort auch das Werkzeug des letzten Chacheliflicker der Schweiz zu sehen. Dieser lebte und arbeitete noch 1950 in der Region Eriswil im Emmental.