Linux Tool der Woche: joe

Auch das Programm, das ich diese Woche vorstellen will, hat eine nostalgische Seite. Denn die Wurzeln des Texteditors joe reichen zurück bis in die 80’er Jahre. Joseph H. Allen entwickelte damals Programme für 8-Bit Prozessoren, unter anderem für den IBM PC. Mit den zur Verfügung stehenden Editoren war er jedoch nicht zufrieden und so begann Joseph im Jahre 1988 einen eigenen Texteditor zu entwickeln, den er zuerst «e», später «j» nannte. Da es bei diesem Namen zu Verwechslungen mit einer Programmiersprache kommen konnte, schlug ein Anwender als alternativen Namen «joe» vor: Joe’s own Editor. Und bei diesem Namen blieb es bis heute. Auf der Homepage des Editors gibt es eine History-Seite, auf der Joseph locker und unterhaltsam von seinen Erlebnissen aus der Mitte der 80’er Jahre berichtet. Ergänzt wird der Bericht durch zahlreiche Abbildungen von Computern aus dieser Zeit.

Und joe kann nicht verleugnen, dass er ein Kind der 80’er Jahre ist: denn einiges erinnert an eine populäre Textverarbeitung, die bei der Entwicklung von joe Pate stand: WordStar. WordStar? Die damals beliebte PC/MS-DOS Textverarbeitung ist heute fast ganz in Vergessenheit geraten. In den 80’er Jahren war sie de facto ein Standard und die von vielen unbeliebten WordStar-Tastenkombinationen wurden von zahlreichen anderen Editoren übernommen. Darunter Turbo-Pascal und – eben joe.
Und noch etwas an joe erinnert an WordStar. Es ist die Hilfsseite, die während dem Tippen ein- und ausgeblendet werden kann. Bei joe kann diese Seite jederzeit mit Ctrl+k h geöffnet werden. Zwischen den einzelnen Hilfsseiten kann dann mit Ctrl+ESC . und Ctrl+ESC , geblättert werden.

joe

joe mit Hilfsseite

Warum gerade joe und nicht vi oder emacs? Zum einen, weil ich diesen Editor während der Arbeit jeden Tag benutze. Ich schätze an joe die einfache Bedienung und die Tatsache, dass er für (fast) jedes Betriebssystem zu haben ist. Zu andern weil ich ein Gewohnheitstier bin. Während Jahren war ich Turbo-Pascal Enthusiast und gerade der Turbo-Editor teilt sehr viele Eigenschaften mit joe.

Andererseits unterscheidet sich joe deutlich von «grossen» Editoren wie vim: joe kennt nur die grundlegenden Funktionen, die beim Editieren von Konfigurationsdateien und Programmen erforderlich sind. Gewiss, es gibt zahlreiche Erweiterungen. Dennoch bleibt joe überschaubar und klein: alle Einstellungen des Editors stehen in einer einzigen Datei (joerc) und die wichtigsten Tastenkombinationen kann sich jeder in wenigen Minuten aneignen. Was für Programmierer erfreulich ist: joe kennt Syntax-Highlighting für die verschiedensten Programmiersprache und Konfigurationsdateien.

Hier sind einige nützliche Funktionen, die das Arbeiten mit joe erleichtern:

Bracket-Matching: Welche Klammern im Programm gehören zusammen? Um dies herauszufinden, wird der Cursor auf eine Klammer gesetzt, gefolgt von der Tastenkombination Ctrl+g. Nun wird der Cursor auf die Gegenklammer gesetzt – falls es eine gibt.

Arbeiten mit mehreren Fenstern: joe kann mehrere Dateien gleichzeitig öffnen und diese in mehreren Fenstern anzeigen, so dass beim Bearbeiten schnell zwischen verschiedenen Dateien umgeschaltet werden kann. Los geht’s am einfachsten mit dem Öffnen eines neuen Fensters: Ctrl+k o. Dieses kann mit Ctrl+k g vergrössert werden, mit Ctrl+k e wird eine Datei in dieses Fenster geladen. Mit Ctrl+k n geht’s zurück zum ersten Fenster und mit Ctrl+c wird das aktuelle Fenster wieder geschlossen.

Lesezeichen: joe kann bis zu 10 Lesezeichen setzen. Um ein Lesezeichen zu platzieren wird der Cursor an die gewünschte Stelle gesetzt, gefolgt von Ctrl+ESC Ctrl+ESC und der Nummer des Lesezeichens (0-9). Zugegeben, besonders intuitiv ist das nicht. Dafür ist das Springen zu einem Lesezeichen wieder einfacher: Ctrl+ESC 0-9.

Text ein-/ausrücken: Jeder Programmierer kennt es – ein Codeblock muss wegen einer Aenderung ein- oder ausgerückt werden. Dazu kann jede Zeile einzeln bearbeitet werden, was kein Problem ist, wenn der Block nur einige Zeilen enthält. Ist er aber mehrere 100 Zeilen lang, was keine Seltenheit ist, muss joe ran: Block markieren und dann mit Ctrl+k . oder Ctrl+k , ein- oder ausrücken.

Soviel also zu joe. Wer kleine und überblickbare Programme mag, dem wird joe gefallen. Der handliche Editor von Joseph H. Allen ist robust und bewährt sich im Alltag bestens. joe wird auch mit grossen Dateien problemlos fertig und sollte das Programm doch einmal abstürzen, dann wird in DEADJOE ein Abbild der aktuellen Sitzung gespeichert, so dass keine Aenderungen verloren gehen.

«Die Kirche am Ende»

reformiert

Mit einer neuen Plakatkampagne will «reformiert.», das offizielle Presseorgan der refomierten Landeskirche, auf sich aufmerksam machen. Schon beim Start der monatlich erscheinenden Zeitschrift gab es so eine Werbeaktion. Doch während die Plakate vom Mai 2008 eher etwas brav gestaltet waren, suchen die Verleger diesmal ihr Glück offenbar mit provokanten Aussagen: «Die Kirche am Ende. Am Ende die Kirche?« Unterlegt wird diese These mit einem blassen, eher etwas freudlos wirkenden Layout. Es darf bezweifelt werden, ob diese Werbekampagne der Zeitung mehr Leser bescheren wird.

Das lustlose Erscheinungsbild des Plakates wird im redaktionellen Teil der Zeitung leider fortgesetzt: wie LiveNet unlängst festgestellt hat, ist bei der Lektüre von «reformiert.» eine deutliche Distanz zur Landeskirche erkennbar. Besonders engagierte Reformierte können dies nicht verstehen. Einige machen ihrem Umut mit geharnischten Leserbriefen Luft. Andere wenden sich von der Zeitung ab und verzichten auf die Lektüre.

Auch die letzten Ausgaben der Zeitung konnten dieses Defizit nicht kompensieren. Die Februarausgabe enthielt mehrere Artikel zum Thema Frühlingsputz (?) und im März schaffte es die Redaktion, auf mehreren Seiten die Sünde zu thematisieren, ohne dabei die christliche Botschaft auch nur zu erwähnen (Folgen der Sünde und Erlösung von ihr). Die aktuelle Aprilausgabe schliesslich widmet sich ausführlich der Minarettinitiative sowie anderen politischen Themen.
Eigentlich ist dies schade. Denn die Mittel für eine spannende Zeitung, die die Nähe zur Basis sucht und Fragen zu Kirche und Glauben thematisiert, wäre möglich und würde gewiss auch ohne Plakate eine breite Leserbasis finden. Andere, private Verlage, haben bereits bewiesen, dass eine anregend und lebendig gestaltete Zeitschrift Erfolg haben kann. Religion ist wieder gefragt, ist «in». Das aktuelle Konzept von «reformiert.» hingegen vermag in bezug auf Inhalt und Gestaltung nicht zu überzeugen.

Linux Tool der Woche: Midnight Commander

Für den Midnight Commander (MC) ist der Begriff «Tool» eine glatte Untertreibung. Bietet doch der von Miguel de Icaza entwickelte Dateimanager eine verblüffende Funktionsvielfalt, gebündelt in einer kompakten, sehr schnellen und leicht zu bedienenden Applikation. Der Begriff «Commander» wird zudem DOS-Anwender an den Norton Commander erinnern, einem Dateiverwalter, der in den 80er und 90er Jahren weit verbreitet war. Tatsächlich übernimmt MC zahlreiche Bedienungskonzepte und Funktionen des Vorbildes von Peter Norton: Dateien und Ordner werden in zwei nebeneinander (oder übereinander) stehenden Fenstern angezeigt, um zwischen diesen beiden Fenstern möglichst einfach austauschen zu können. Eine Baumansicht erleichtert die Navigation durch die Verzeichnishiearchie und mit dem Info-Panel können zahlreiche Deteils einzelner Dateien angezeigt werden.

Midnight Commander

Eines unterscheidet die beiden Programme indes deutlich: der Midnight Commander bietet mehr und ausgereiftere Funktionen. So kann der MC auch als FTP-Client genutzt werden und mittels SMB-Protokoll ist der Zugriff auf Windows- und Samba-Shares offen. Der integrierte Editor „CoolEdit“ kann auch Texte formatieren, Makros aufzeichnen und Mails versenden. Und für alle, die nicht auf ihre Maus verzichten wollen, hier die gute Nachricht: Der Midnight Commander lässt auch auch mit der Maus bedienen.

Gewiss, es mag nun die Frage gestellt werden, ob ein zeichenorientierter Dateimanager noch zeitgemäss ist. Gerade Linux Anwender sind mit Dolphin,Konqueror oder Nautilus ziemlich verwöhnt. Dennoch hat der Midnight Commander eine grosse Fangemeinde. Und dies aus drei guten Gründen: Zum ersten ist das Programm sehr kompakt und schnell. Also ideal für kleine und ressourcenarme Rechner. Zum zweiten benötigt der MC keine Grafik. Er kann also auch auf einer Serverkonsole verwendet werden. Gerade hier geht es oft darum einzelne Ordner zu kopieren oder eine Konfigurationsdatei zu verändern. Diese Aufgaben erledigt der MC zuverlässig und blitzschnell. Und zum Dritten gibt es die Anwendergruppe, die die Kommandozeile der grafischen Benutzeroberfläche vorzieht – soweit das heute noch möglich ist. Hier finden sich wohl die meisten MC-Enthusiasten. Die Entwicklung des Midnight Commander stand mehrer Jahre still, bis sie im Frühjahr 2009 von einem Entwickler-Team neu aufgenommen wurde. Das breite und positive Echo auf diesen Entscheid zeigt, dass die Popularität dieses nützlichen Werkzeuges ungebrochen ist.

mc

MC als FTP Client

Was alles kann MC? Eine Dokumentation der zahlreichen Funktionen würde den Umfang dieses Blog-Beitrages bei weitem sprengen. Deshalb folgen drei kurze Anwendungsbeispiele. Mögen Sie das Interesse an diesem vielseitigen Hilfsprogramm wecken und eine der grundlegenden Linux-Philosophien in Erinnerung rufen: Freiheit bezieht sich nicht nur auf die Nutzung der Software sondern auch auf die Auswahl der Favoriten.

Datei kopieren. Dies geht am einfachsten so: In einem der beiden Dateifenster wird der Ordner gewählt, in den die Datei kopiert werden soll. Dann wird im anderen Fenster die zu kopierende Datei markiert. Mit F4 wird der Kopierdialog aufgerufen.

Datei bearbeiten. Datei in einem Fenster markieren und F4 drücken. Bingo.

Verzeichnisbaum anzeigen. Im Menu „Links“ order „Rechts“ die Anzeigeoption „Baum“ wählen. Mit den Cursortasten und der Zeilenschaltung kann nun durch die Verzeichnishierarchie navigiert werden. Im gegenüberliegenden Fenster werden jeweils die Dateien des markierten Ordners angezeigt. Um Details einzelner Dateien und Ordner anzuzeigen wird wiederum in einem der beiden Panelmenus die Option „Info“ gewählt.

Zugriff auf einen FTP Server. Die Notation ist etwas gewöhnungsbedürftig: Für eines der beiden Dateifenster im Menu die Option „FTP-Verbindung“ wählen und dann die Adresse des Servers eingeben, zum Beispiel: /#ftp:ftp.myhost.com. oder mit Benutzer:

/#guest@ftp:ftp.myhost.com.

Fête de la Musique in Zollbrück – mit Alphornklängen

fete de la musique

Fête de la Musique

Die «Fête de la Musique» macht aus dem längsten Tag des Jahres etwas Besonderes. Bei der aus Frankreich stammenden Idee wird der 21. Juni zum Tag der Musik und der Begegnung. Am Abend treten verschiedene Musiker unter freiem Himmel auf und laden ein zum Zuhören und Verweilen. Nachdem die Fête de la Musique in der französischen Schweiz Fuss gefasst hat, findet die Idee auch in der Deutschschweiz immer mehr Anhänger. So auch in den Gemeinden Rüderswil, Lauperswil und Zollbrück. Am Abend geben verschiedene Formationen auf dem Areal des Jakob-Marktes eine Kostprobe ihres Könnens. Dieses Jahr gehört auch eine Ad-hoc Alphornformation mit zum Programm. Zu hören sein werden neben traditionelle Alphorn-Weisen auch Melodien der Gegenwart.

Fête de la Musique in Zollbrück: Am 21. Juni 2009, ab 19.00 Uhr auf dem Areal des Jakob-Marktes.

Linux Tool der Woche: figlet

Unter dieser Rubrik (LTW) wird auf diesem Blog jede Woche ein Linux Hilfsprogramm vorgestellt. Ausgewählt wird jeweils eines der zahlreichen kleinen Werkzeuge und Tools, die nicht viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die aber das tägliche Arbeiten am PC auf vielfältige Weise erleichtern. Ich verwende jeweils die Linux-Variante des vorgestellten Tools; oft laufen die Programme aber auf den verschiedensten Plattformen.

Das Tool, das ich heute vorstellen möchte ist Kult. Denn obwohl es erst 1991 in einer ersten Version entwickelt wurde, geht das zugrunde liegende Funktionsprinzip viel weiter in die Vergangenheit zurück. figlet kann aus einzelnen Zeichen eines ASCII-Zeichensatzes verschiedene, vor allem aber deutlich grössere Buchstaben zeichnen. Die erzeugten Buchstaben werden wiederum «FIGlet’s» genannt. FIGlet ist ein Akronym der Namen der drei beteiligten Entwickler: Frank, Ian and Glen’s letters.
Die Idee, Bildschirmzeichen zu verwenden, um Bilder oder Zierbuchstaben zu zeichnen, ist uralt. Schon Schreibmaschinen wurden genutzt, um durch das geschickte Anordnen einzelner Lettern Grafiken zu erstellen. Rosaire J. Belanger erstellte schon 1939 auf seiner Schreibmaschine Portraits, darunter eines von George Washington.

In den 80er Jahren erreichte die ASCII-Art den Zenith ihrer Popularität. Denn grafische Bildschirme waren in dieser Zeit noch keine Selbstverständlichkeit – Computer verwendeten textbasierte Benutzerschnittstellen. Auf dem PC waren Betriebssysteme wie MS-DOS oder DR-DOS mehr als ein Jahrzehnt der unangefochtene Standard. Aus einzelnen Zeichen geformte Überschriften, textbasierte Icons oder andere Formen der ASCII-Art waren täglich anzutreffen. Insbesondere im aufkommenden Internet wurden die teilweise komplexen grafischen Kreationen gerne für Signaturen in der E-Mail oder für Meldungen in den /etc/motd Datei verwendet. Der Inhalt dieser Datei wird angezeigt, sobald sich jemand auf einem UNIX System einloggt.

printshop

Broderbund Printshop (Quelle: Wikipedia)

Wer in den 80’er Jahren einen Commodore 64 besass, kam ebenfalls in Kontakt mit ASCII-Art. Insbesondere das Bedrucken von aneinanderhängenden Blättern auf dem Matrixdrucker war beliebt. Diese Papierbanner wurden dann bei Geburtstagsparties aufgehängt oder sie dienten als Hinweistafeln in Gebäuden oder auf der Strasse. Während zu Beginn des C64 die simpelsten BASIC Einzeiler dafür verwendet wurden, gab es später Programme wie Printshop, die &laquo&richtige» Grafiken für die Verschiedensten Papierformate und Verwendungszwecke bedrucken konnten.

Nun aber zurück zu figlet. Braucht es dieses Programm heute überhaupt noch? Selbstverständlich wird es noch gebraucht! Besonders in der UNIX Welt efreut sich figlet bis heute einer grossen Beliebtheit. Server werden auch heute vorwiegend mit textbasierten Terminals gesteuert und da sind figlet-Schriftzüge immer wieder anzutreffen. figlet wird im Webdesign verwendet, es gibt ein WordPress-Plugin, eine PHP-Klasse und vieles mehr. Hier ist ein einfaches Beispiel für eine figlet-Ausgabe:

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Der Schriftzug kann mit folgendem Kommando erstellt werden:

# figlet FIGlet

Ja, es ist tatsächlich so einfach :-) Ich werde es deshalb bei diesem einen Beispiel bewenden lassen. Wer sich über die vielfältigen Möglichkeiten von figlet informieren will, findet in der gut strukturierten und leicht verständlichen Manpage alles Wissenswerte. Und wer sich mit ASCII-Art näher auseinandersetzen will (Vorsicht: Suchtgefahr) findet auf Wikipedia einen guten Einstieg. Viel Spass!

Kalenderpredigten

kalenderpredigten

Gotthelf, Jeremias: Kalenderpredigten

In den Jahren 1840 bis 1845 übernahm der berühmte Schweizer Volksdichter Jeremias Gotthelf die alleinige Redaktion für den «Neuen Berner Kalender«. Kalender, bis heute auch &Brattig» genannt, sind jährlich erscheinende Kalender, die sich vorwiegend an eine ländliche Bevölkerung richten. Neben einem astronomischen Kalender gibt es vielfältige Informationen für Saat, Acker und Garten. Aber auch Unterhaltsames und Lehrreiches: Geschichten, Reportagen, Gedichte und Fachartikel.

Der neue Berner Kalender wurde 1838 von der Bernischen Gemeinnützigen Gesellschaft gegründet und in Bern verlegt. Aus dem Vorwort der Ausgabe von Hans Rudolf Christen ist zu erfahren, dass der Absatz des Kalenders während den ersten Jahren nicht den Erwartungen entsprach. So gelangten die Verleger an Jeremias Gotthelf mit der Bitte, die Redaktion zu übernehmen. Und Gotthelf ging auf diese Bitte ein. Er sah im Kalender eine Möglichkeit, seine eigenen Schriften einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Gotthelf schrieb nicht um zu unterhalten; seine schriftstellerisches Werk war der Volkserziehung gewidmet. Gotthelf kannte die Probleme und Missstände seiner Zeit, die Not und die alltäglichen Sorgen seiner Mitmenschen. In seiner kraftvollen und bildhaften Sprache wies er auf die Probleme hin und zeigte Wege zu Lösung. Und er tat dies nicht in der Art eines kühlen Gelehrten. Nein, seine Geschichten spielen mitten im Leben jedes Einzelnen. Sie erzählen von den Sorgen und Nöten in Haus und Hof, in Schule und Kirche, in Stadt und Land.

jeremiasgotthelf

Jeremias Gotthelf

Und so erstaunt es nicht, dass Gotthelf nicht den redaktionellen Status Quo des Kalenders beibehalten wollte. Aus «Rezepten wie Wanzen zu vertreiben seien und wie viel Junge die Steinböckin habe» sein kein vernünftiger Kalender zu machen. So entwarf Gotthelf die Kalenderpredigten, die den inhaltlichen Kern der sechs folgenden Ausgaben bilden sollten.Diese Predigten waren in ihrer Art neu, wie der Name «Kalenderpredigt», den Gotthelf selbst für dieses Vorhaben schuf. Die sechs Predigten sind geprägt von einer tiefen Wahrheit, jedoch entkleidet von allem Kirchlichen und verfasst in einer lebensnahen Sprache, die den Leser unmittelbar berührt und zu einem Teil des Stoffes werden lässt.

Das Ende des berühmten Hohelied des Apostels Paulus gipfelt in der Zuversicht: Am Ende aber bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe. Am höchsten aber steht die Liebe. Gotthelfs Kalenderpredigten haben diese drei Werte zum Thema und erweitern sie noch durch Demut, Sanftmut und Furcht. Alle Predigten sind nebst ihrer sprachlichen Schönheit von zeitloser Weisheit durchdrungen. So haben die Betrachtungen des Volksdichters auch nach 200 Jahren nichts von ihrer Aktualität verloren. In der Predigt über die Demut beispielsweise lässt der Dichter die Menschen erkennen, dass Demut nichts künstliches oder aufgesetztes ist, sondern das Ergebnis der Selbsterkenntnis und der Vorstellung eines allmächtigen Gottes. Demut, wie auch Liebe und Sanftmut sind der feste Grund, auf dem ein glückliches und gelingendes Leben steht. Konstrastreich schreibt Gotthelf dann, wie durch Geringschätzung dieser Tugenden Leid und Unglück entstehen.

Gotthelfs Kalenderpredigten sind volkstümlich. Schalkhafte Bemerkungen haben ihren Platz, genauso wie hin und wieder ein kräftiger Seitenhieb gegen Gotthelfs politische Gegner. Über allem steht aber steht eine feste Zuversicht, dass ein erfülltes Leben und ein glückliches Miteinander in jedem Moment unserer Existenz möglich sind.

Das von Hans Rudolf Christen gestaltete Werk ist auch etwas für Bibliophile. Es macht macht Freude, in diesem hübsch gestalteten Büchlein zu lesen. Bezogen werden kann das zuletzt 1986 im Elvisia Verlag erschienene Buch im Gotthelf-Museum in Lützelflüh.

Linux Tool der Woche: pdftk

Unter dieser Rubrik (LTW) wird auf diesem Blog jede Woche ein Linux Hilfsprogramm vorgestellt. Ausgewählt wird jeweils eines der zahlreichen kleinen Werkzeuge und Tools, die nicht viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die aber das tägliche Arbeiten am PC auf vielfältige Weise erleichtern. Ich verwende jeweils die Linux-Variante des vorgestellten Tools; oft laufen die Programme aber auf den verschiedensten Plattformen.

Das Portable Document Format, oder kurz PDF ist eine praktische Sache: ein in diesem Format gespeichertes Dokument kann zwischen den verschiedensten Plattformen ausgetauscht und auf den unterschiedlichsten Druckern ausgegeben werden – das Ergebnis sieht immer genau gleich aus. Das Seitenformat, die Seitenumbrüche und die verwendeten Schriften bleiben erhalten. Informationen über das Dokument können in Metavariablen gespeichert werden und wer will, kann weitere Dateien an das PDF anhängen – etwa so wie eine Bilddatei an ein E-Mail angehängt wird. Und noch etwas: PDF-Dokumente können als Formulare verwendet werden. Der Betrachter kann dann nicht nur den Inhalt lesen, sondern auch Felder ausfüllen und das ausgefüllte Formular zuletzt ausdrucken. Die Feldwerte können für eine spätere Verwendung gespeichert werden.

Was ist nun aber, wenn mehrseitige PDF-Dokumente aufgeteilt oder mehrere Dateien zu einem einzigen PDF zusammengefügt werden sollen? Oder wenn es darum geht, ein PDF mit einem Passwort zu schützen oder nachträglich eine Datei anzuhängen? Für diese und einige weitere Aufgaben gibt es pdftk. Leider ist die Manpage dieses praktischen Helfers nicht sehr intuitiv, aber wie bei Stefan Lagotzki gibt es zahlreiche Seiten mit gut dokumentierten Beispielen.
Der Aufbau eines pdftk Kommandos ist folgt einer einfachen Syntax: Name der zu bearbeitenden Datei(en) – Kommando – weiter Optionen. Um beispielsweise jede Seite eines PDF Dokumentes sample.pdf in einer eigenen Datei zu speichern, muss folgendes Komando eingegeben werden:

# pdftk sample.pdf burst

Die einzelnen Dateien werden im aktuellen Verzeichnis unter den Namen pg_0001.pdfpg_n.pdf abgelegt. Es ist aber auch möglich, mit der Option output einen eigenen Ordner und eine Namensschablone zu verwenden:

# pdftk sample.pdf burst output ./seiten/seite%03d.pdf

Und der Rückwärtsgang? Mit dem Kommando cat werden mehrere PDF-Dateien zu einem einzigen Dokument zusammengesetzt. Hierbei müssen zuerst die Dateien angegeben werden, gefolgt Namen der Ergebnisdatei:

# pdftk seite1.pdf seite2.pdf cat output beideseiten.pdf

Was kann pdftk noch? Einiges! Wer sich über den gesamten Funktionsumfang ein Bild machen will, findet alles in der Manpage oder auf der Projektseite. Mir hat das Tool gerade erst wieder geholfen, als es darum ging, den defekten Anhang eines Dokumentes zu ersetzen.

«Weisst Du, wieviel Sternlein stehen…»

Erfreulich viele Besucher fanden sich am Sonntag Abend in der Kirche Heimiswil ein. Die inspirierende Predigt von Pfarrerin Britta Gerstenlauer wurde umrahmt von festlichen Orgelklängen und von Alphornmelodien der Alphorngruppe Sumiswald.

heimiswil

Kirche Heimiswil

Gewiss haben viele Heimiswiler auf dem Weg in die Kirche den milden Frühlingsabend im ländlichen Oberaargauer Dorf genossen. Und haben sich an den frischen und leuchtend grünen Baumblätter, den farbigen Blüten und am Blumenschmuck erfreut, der nun wieder in jedem Garten zu bewundern ist. Um den freundlichen und heiteren Tag abzuschliessen, versprach Britta Gerstenlauer für den abendlichen Gottesdienst etwas besonderes: Alphornweisen und eine Predigt, in der Sterne eine wichtige Rolle spielen.
So fand die Einladung viel Beachtung und schon früh vor dem Einläuten fanden sich die ersten Besucher ein. Der Gottesdienst wurde mit feierlichen Orgelklängen eröffnet. Darauf begrüsste die Pfarrerin alle Besucher und die Mitglieder der Alphorngruppe Sumiswald, die anschliessend mit dem Stück «Heilig» eine Kostprobe ihres Könnens gaben. Selbstverständlich wurde auch gesungen, unter anderem die bekannte Volksweise «Weisst Du, wieviel Sternlein stehen« von Wilhelm Hey (Text).

Das Sternenmeer war dann auch das Kernthema der Predigt von Britta Gerstenlauer. Sie wies zuerst auf die gewölbte Decke der Kirche hin, an der ein blauer, mit goldenen Sternen bedeckter Himmel zu sehen ist. Wieviele Sterne werden es wohl sein, fragte Gerstenlauer. Und gab die Antwort gleich selbst: sie wisse es nicht. Was sie aber wisse sei, dass Gott allwissend ist. Er hat Himmel, Erde und alle Sterne erschaffen und er kennt jeden einzeln Stern mit Namen. So steht es im Buch des Propheten Jesaia (40,26): «Seht doch nur in die Höhe! Wer hat die Sterne da oben geschaffen? Er lässt sie alle aufmarschieren, das ganze unermessliche Heer. Jeden Stern ruft er einzeln mit Namen, und keiner bleibt fern, wenn er, der Mächtige und Gewaltige, ruft.»

Was aber hat das für uns Menschen zu bedeuten? Britta Gerstenlauer wies in der Folge auf das Exil der Juden in Babylon im 5 Jh. vor Christus hin. Mancher wird sich da gefragt haben, wie die Zukunft aussieht in der Fremde – und ob es überhaupt eine Zukunft für das jüdische Volk fern von der Heimat gibt. In dieser sehr schwierigen Zeit gibt das Versprechen Gottes neue Hoffnung: nicht nur alle Sterne kennt er mit Namen. Nein, auch jede Seele kennt er, kein Mensch ist ihm gleichgültig. Wie in Jesaias Prophezeitung verheissen, wirkt Gott als Löser, auch für die schwierigsten Aufgaben. Und als Erlöser für alle Menschen, die an ihn glauben.

Anschliessend an den Gottesdienst waren alle Besucher im Pfarrhaus zu Kaffee und Züpfe eingeladen. Viele folgten dieser Einladung und in der gemütlichen Stube fanden alle an einem grossen Tisch Platz. So klang ein schöner und frühlingshafter Sonntag aus. Und als sich die Kirchgänger auf den Heimweg machten, hielt gewiss mancher einen Moment inne und richtete den Blick nach oben, zum nächtlichen Sternenhimmel.