Kreuzackerpark: Neuste Entwicklung

kraehennest-feb-2009

Noch sind keine Nester zu erkennen

Ich gebe es gerne zu, ich hege viel Sympathie für die Rabenvögel, die in Solothurn gewiss auch diesen Frühling wieder für Gesprächsstoff sorgen werden. Denn bereits hat das emsige Treiben der Saatkrähen rund um den Kreuzackerpark begonnen. Nester sind noch keine zu erkennen. Aber sobald die Tage etwas wärmer werden und den Schnee von den Platanen wegschmelzen, werden die wendigen Vögel mit dem Nestbau beginnen – auch diesmal unbeirrt von den Vorfällen der letzten Jahre. Rabenvögel sind fleissige und sehr schlaue Tiere, die es verstehen, sich veränderten Gegebenheiten und Situationen rasch anzupassen. Die Tiere sind verspielt, intelligent und wer sie genau beobachtet, kann dabei Bemerkenswertes entdecken. Etwa, wie die Krähen im Team Strategien zur Futtersuche anwenden.

Auch dieses Jahr also werden die Saatkrähen den Kreuzackerpark bevölkern und auf den Baumwipfeln der Parkplatanen für den heurigen Nachwuchs sorgen. Einigen werden sie mit ihrem emsigen Treiben Freude bereiten; andere mit ihrem lauten Gekrächze verärgern. Schon mehrmals hat der Solothurner Werkhof versucht, die schwarzen Krächzer zu «vergrämen». Allein der Erfolg blieb äusserst bescheiden, vor zwei Jahren wurden die Saatkrähen gar zum Politikum, als Angestellte des Werkhofes verbotenerweise einige Nester während der Brutzeit mit Stangen und Haken von den Baumen gusleten. Die Satkrähen indes straften diese Massnahme mit Nichtbeachtung und bauten in kürzester Zeit die zerzausten Nester wieder auf. Auch im folgenden Jahr erwiesen sich die Vögel als gewiefte Taktierer: sie begannen mit dem Nestbau später als vom Werkhof erwartet und retteten damit ihre Nester in die geschützte Brutzeit.
Wie wird sich der bisher wenig erfolgreiche Werkhof dieses Jahr verhalten? Gemäss einem Zeitungsartikel sollen die Krähennester dieses Jahr unangetastet bleiben. Die Ereignisse der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es nicht so leicht sei, die schwarzen Vögel aus dem Park zu vertreiben.

Das scheint tatsächlich so zu sein. Dieser Blog wird auch dieses Jahr über die Vorkommnisse im Kreuzackerpark berichten.

Mail us Rüderswil

Hüt wird wider einisch öppis feins gchöcherlet: e Chäsröschti! U das geit öppe eso: Zerscht wärde d’Bärner Orange (öppe es Kilo), wo mir scho geschter gschwellt hei, ghültschelet. U denn mit der Röschti-Raffle i-n-es Becki grafflet. In der Zwüschezyt isch d’Bratpfanne scho agwermt u zwe Löffel Bratbutter si heiss drin worde. So cha’s also losgah, d’Röschti chunt i d’Brapfanne, derzue e halbe Teelöffel Salz. U jetz cha’s uf em Zähni afa sprätzle. Das geit öppe 10 Minute, bis alles schön goudbrun worde isch. U dass es schön regelmässug brätlet, wird die Röschti geng einisch umgrüehrt. Nach 10 Minute chunt de scho ds grosse Finale: Ei Zibele, wo mir scho vorhär gschiblet oder gwürfelet heit, wird im Egge vo der Bratpfanne schön abrätlet, bis es fein schmöckt u denn i d’Röschti inegrüehrt. Derzue schnäfle mir öppe 200 Gramm Wäutmeischterchäs us Rüderswil (wichtig) drüber u lah ne uf der heisse Röschti la verloufe.

Ganz zum Schluss wärde no es Chrütli drüber gströit, Majoran zum Bischpil, oder Chümi. Das ganze wird denn schön heiss mit früschem Salat serviert u mit gueter Lune gässe. Heit e Guete!

«Heute wie damals»

In den letzten Wochen blieb es leider still auf meinem Blog. Das liegt nicht daran, dass ich plötzlich schreibfaul geworden bin. Ich habe während drei Monaten an einem etas umfangreicheren Dokument gearbeitet, so dass zum Bloggen keine Zeit mehr blieb. Bei diesem Dokument geht es um eine einfache Frage: Warum gehen heute nur noch wenige Menschen zur Kirche? Warum bekennen sich immer weniger Christen offen zu ihrem Glauben? Auch ich vermag diese Fragen nicht zu beantworten. Um aber an mögliche Lösungen heranzukommen, habe ich versucht, verschiedene Aspekte des christlichen Glaubens aus der Sicht der ersten Gemeinden zu betrachten. Damals waren viele Christen bereit, für ihren Glauben zum Äussersten zu gehen. Heute schlafen wir am Sonntamorgen lieber eine Stunde länger, als die «Predig» zu besuchen…

Das Dokument trägt den Titel «Heute wie damals», weil ich überzeugt bin, dass das Christentum auch noch in unseren Tagen Menschen begeistern kann, wenn es als das angesehen wird, was es schon vor zweitausend Jahren war: eine gute Nachricht, die in jeder Hinsicht einzigartig ist.
Der Text ist nicht vollständig und ihm fehlt auch noch der innere Zusammenhang. Es sind mehrere Artikel und Betrachtungen zum Thema. Trotzdem stelle ich das Dokument nun online und freue mich auf Rückmeldungen.

Klein, einfach und schnell

Ein CMS (Web Content Management System) ist eine feine Sache. Der Inhalt einer Homepage kann damit rasch und ohne Fachkenntnisse aktuell gehalten werden. Und Templates sorgen dafür, dass sowohl Layout als auch Inhalt einer Seite stets ein sauberes und einheitliches Aussehen haben. Freie CMS gibt es heute in grosser Zahl und viele davon haben einen beachtlichen Umfang erreicht. So gilt etwa Typo3 als Schwergewicht; dieses CMS hat eine Myriade an Funktionen und eignet sich auch zur Realisierung von komplexen Firmenauftritten. Entsprechend ist die Komplexität hoch.

Am anderen Ende des Spektrums sind kleine, simple CMS zu finden. Sie bieten sich an für einfachere Aufgaben, wobei aber auch grössere Projekte durchaus im Bereich des Möglichen bleiben. Eines davon soll im folgenden kurz vorgestellt werden. NanoCMS von Kalyan Chakravarthy aus Indien. Kalyan nennt NanoCMS «das kleinste CMS, das du finden kannst!» Und in der Tat. Das in PHP entwickelte CMS ist weniger als 100 KB gross und damit ein echtes Leichtgewicht. Was Kalyan in diese 100 KB hineingepackt hat, ist verblüffend: Zum Grundpaket gehören ein bedienerfreundliches und mehrsprachiges Admintool zum Erstellen und Verwalten einer Website. Ferner ein simpler Template-Mechanismus mit verschiedenen Vorlagen. Ferner eine Programmierschnittstelle «Tweaks» mit der das CMS erweitert werden kann. Endlich eine Online-Dokumentation, die alle Schritte von der Installation bis zur fertigen Webseite erläutert.

Wer NanoCMS ausprobieren will, erlebt bereits bei der Installation die erste positive Überraschung. Das CMS wird lediglich in einen eigenen Ordner kopiert – mehr muss nicht gemacht werden. Kalyan formuliert es so:

«Simply extract the files and folders to your Hard Drive, and then upload them to the correct folder on your website host. Thats it. NanoCMS is installed!»

Das Admin-Tool

Zugegeben, es müssen noch einige wenige Permissions gesetzt werden, aber damit ist NanoCMS dann wirklich einsatzbereit. Selbst eine Datenbank benötigt das kleine CMS aus Indien nicht, denn alle Einstellungen und Seiten werden in Dateien gespeichert. Kalyan spricht deshalb auch von einem Flat-File CMS. Sobald NanoCMS installiert ist, kann die Startseite abgerufen werden. Von dort aus führt ein Link in das data-Verzeichnis und damit in den Admin-Modus. Hier können die einzelnen Seiten der neuen Homepage erstellt, editiert und angeordnet werden. Da auch der Admin-Bereich klein und überschaubar bleibt, ist auch dieser Schritt leicht und intuitiv zu bewältigen. Texte müssen mit HTML-Anweisungen formatiert werden. Wer es einfacher haben will, installiert den Tiny-MCE Tweak. Damit können Texte im WYSIWYG-Modus erfasst und mit Bildern und Tabellen ergänzt werden.

Natürlich drängt sich sehr bald eine entscheidende Frage auf: Wie kann ich das Aussehen der Homepage (Layout, Farben, Schriften) verändern? Antwort: Indem die Stildatei der Webseite verändert wird. Nahezu alle Layoutelemente der Homepage sind in einer zentralen CSS-Datei gespeichert. Hinzu kommen einige wenige PHP-Funktionen, mit denen das Grundlayout gesteuert werden kann. Folgt die neue Homepage beispielsweise dem vorgegebenen Grundgerüst (Header oben, Navigation links, Inhalt rechts), so genügt es, die Stildatei style.css anzupassen. In der aktuellen Version ist diese lediglich 80 Zeilen lang und gut dokumentiert. Mit etwas CSS-Kenntnissen ist es also ein Leichtes, das Aussehen der Seite den eigenen Wünschen anzupassen. Zum ausprobieren habe ich einige Anpassungen an den Farben gemacht und den Header mit einem Hintergrundbild versehen. So gelang es, das Grundgerüst für eine Vereinsseite in weniger als 60 Minuten zu erstellen:

Gewiss, die Hompage ist noch lange nicht fertig. Das Ergebnis nach so kurzer Zeit ist aber sehr ermutigend. Und dies ist zum grössten Teil das Verdienst dieses CMS. Der kleine und klare Aufbau der Software benötigt zum Erlernen und Anwenden nur wenig Zeit, die dann für die eigentliche Aufgabe – dem Webdesign – zur Verfügung steht.
NanoCMS kann als CMS für kleinere Projekte bedenkenlos empfolen werden. Nebst einer guten Dokumentation gibt es eine Community, die bei Fragen oder Problemen weiterhilft. Und es werden laufend neue Tweaks vorgestellt, mit denen das CMS erweitert und auch mit dynamischen Inhalten ergänzt werden kann.

Schöpfung

Die Liebe Gottes zeigt sich auch in der Schöpfung: Gotte schenkte uns nicht ein paar Tiere, einige Bäume oder einen Strauss verschiedener Blumen. Nein, in seiner überwältigenden Liebe hat Gott uns eine Schöpfung geschenkt, die so voller Reichtum, Vielfalt und Wunder ist, dass wir sie niemals ganz zu fassen vermögen.

Neulich las ich etwas über eine Auseinandersetzung zwischen Evolutionisten und Kreationisten. Ich mag mich an diesem Disput nicht beteiligen, kann in dem, was Gott erschaffen hat und was wir Menschen mit unserer Erkenntnis wahrnehmen, keinen Widerspruch finden. Ich gehe lieber nach draussen und erfreue mich an der Schönheit der Natur.

Wiehnachtsbotschaft

WeihnachtsbaumVor-n-es paar Tag ha-n-i e Wiehnachtsgschicht gläse, wo mir so guet gfallt, dass i se sit mängem Jahr immer wider mues läse, wenn d’Tage chürzer wärde und die heiligi Nacht necher chunt. Es isch d’Gschicht «Usklang» vo der Elisabeth Müller. Die berüehmti Bärner Dichterin nimmt üs i dere Gschicht mit i-n-e Zyt, wo scho meh als 100 Jahr i der Vergangeheit lit aber im Chärn no immer aktuell isch. Mir dörfe ineluege i ds bescheidene Stübli vore arme Buurefamilie. U was gseh mir dert? Obwohl d’Armuet hert drückt u ds Gäld nid emau für-n-es paar Cherzli längt, so herscht doch Zueversicht u Hoffnig. Der Vater erzellt de beide Meitschi d’Wiehnachtsgschicht so gloubhaft u schön, dass die beide meine, ds Jesuschindli sig grad i däm Stall gebore worde, wo zum eigete Heimet ghört.

Ungerdesse isch d’Mueter mit em Chlinschte, em Peterli zu Nachbers, wil es dert es Böimli het. Peterli het sich drum nüt anders gwünscht als einisch e Wiehnachtsboum z’gseh. Und würklich. Wo druf i der Stube d’Cherzli am Boum azündet wärde, herrscht e Glanz und es Liecht, Peterli hät nie dänkt, dass es uf der Wält so e Pracht cha gäh. Aber im Verlouf vom Abe passiert öppis. Für dä chli Bueb wird alles i Nachbers Stube frömd u uheimelig. U wo isch der Ätti? So wott der Peterli wider hei, zu sine beide Schwöschtere, zum Vater i ds vertroute Deheim. Er het gmerkt, dass es für Wiehnachte nid Gschänkli und es Wiehnachtsböimli brucht. Nei, d’Liebi u Geborgeheit i der eigete Familie si vil wichtiger. So chöme Mueter u Bueb, zäme mit de beide Meitschi hei. U der Vater? Dä wartet scho. Bim Liecht vo der Stalllatärne nimmt är sini liebe i Arm: «Chömit, chömit, jetz wei mir Wiehnachte fiire.»

Das söll itz aber nid die schöne u lüchtende Wiehnachtsböimli i der Stube, oder all die schöne u liebevoll verpackte Gschänkli vernütige. Nei, wäger nid. Wär scho einisch gseh het, wie der Glanz vo de Cherzli am Boum sich i de Chinderouge widerspieglet, weiss das. U wenn ds Liecht u d’Wermi vom der Wiehnachtsstube o i de Härze brönnt so wie bi dere Familie im Bärgheimet, de isch es wahrhaftig Wiehnachte worde.

I wünsche öich allne es frohs und gsägnets Wiehnachtsfescht.

Die Legende vom vierten König

LegendeAls der Stern vom Betlehem am Himmel zu leuchten beginnt, erinnert sich ein kleiner König aus Russland an eine alte Weissagung. Einst werde ein Stern am Himmel die Herrschaft eines grossen Königs ankündigen. So verlässt der kleine König sein Reich und folgt auf seinem Pferd Wanika dem leuchtenden Stern am Himmel. Seine Satteltaschen sind gefüllt mit Gaben aus seiner Heimat, die er dem grossen Herrscher vor den Thron legen will. Der neue König soll sehen, wie gut es den Menschen in Russland geht.

Aber die Reise verläuft ganz anders, als es sich der kleine König vorstellt. Der Stern bleibt trotz vieler Tagesreisen in weiter Ferne und überall trifft der Reiter auf Armut, die er lindert, indem er etwas von seinen Gütern abgibt. Erst nach vielen Jahren erreicht der kleine König sein Ziel und wird Zeuge, wie der Herrscher, auf den der Stern hinwies, am Kreuz stirbt. Alt, krank und völlig verarmt bietet der kleine König dem sterbenden Messias als Geschenk das an, was ihm nach so vielen Jahren geblieben ist: sein Herz.

Eine Geschichte, die einen traurigen Verlauf nimmt, aber doch voller Hoffnung und Zuversicht bleibt, gefühlvoll erzählt und erfüllt mit einem eigenen Zauber aus Liebe und Menschlichkeit, der den Leser nicht so schnell wieder loslässt.

Im Chrischtmonet

Was hei ächt die Hirte grad gmacht, wo das grosse Wunder passiert isch? Si si öppe grad um ds Für ume ghocket u hei dorfet? Es isch ja scho Abe gsi und am Himmel hei d Stärne glüchtet. Und villecht isch de Hirte vor Betlehem o ufgfalle, dass ei Stärn am Himmel a däm Abe bsunderbar häll glüchtet het. Si hei ufegluegt, zur unändliche Witi vom Himmelszält. «Was het das z’bedüte, säg Drätti!» het villecht itz e Hirtebueb si Grosätti gfragt. Ja, so-n-e Stärn mit eme länge, guldige Schweif, das mues doch uf öppis grosses hidüte. Der alt Hirt, wo vom Bueb gfragt worde isch, het das das gwüsst u Bricht gäh. Är het däm junge Hirt e Hand uf d’Schultere gleit, ihn mit sine alte, aber lüchtende u güetige Ouge agluegt u gseit: «Seh, e Stärn am Himmel, wo so häll lüchtet, das isch es Zeiche vo Gott, chum mir wei bätte, dass es es guets Zeiche isch.»

Während die Hirte no zum Himmel gluegt hei, isch es passiert. Ganz plötzlich: es hälls strahlends Liecht het afa lüchte, het d’Hirte umstrahlet, häller als es Sunnestrahl, ja häller als der Glanz vo tuusige vo Stärne. D’Hirte hei grad gwüsst, dass si Züge vo re göttliche Erschynig worde si, u si hei Angscht übercho. Aber denn hei si i der Fluet vo däm Liecht e Ängel gseh, «heit nid Angscht« het dä zu de Hirte gseit, u druf:

«Heit nid Angscht, lueget, i bringe nech e guete Bricht, e grossi Fröid, wo ds ganze Volk aageit. (Lk. 2,10-11)

Heit Fröid! Das isch es, was der Ängel de Hirte verchündet het: heid nid Angscht. Nei, heit Fröid! I dere Nacht isch öich der Jesus gebore, dr Messias. Heit Fröid, wiu Gott mit Jesus Christus allne Mönsche uf dere Wält si Liebi wott schänke. Heit Fröid, wiu i der Nacht ds mächtige Liebeswärch vo Gott si Afang nimmt. Alli Mönsche uf dere Wält wott Gott ewigs Läbe schänke. Alli üsi Sünde si vergäh u vergässe, wenn mir Jesus als üsem Retter vertroue.

Es git mängs uf der Wält, wo üs Fröid macht, es fründliche Blick, e unerwarteti Zuewändig, es tröschtends Wort, es Gschänk oder e Anerchennig für das, was mir gleischtet hei. Was aber mues das für-n-e Fröid si, wenn üs ds gröschte gschänkt wird, wo’s für üs Mönsche cha gäh? D’Liebi vo Gott, si Zuesag, das mir dür si eiget Sohn wider ganz eis chöi mit ihm; kei Tod meh, keis Stärbe meh, aber ewigs Läbe.

So schänkt Gott. U das isch die Fröid, wo dr Ängel dervo redt.

U denn si die Hirte loszoge, zum das Wunder z’gschoue, wo da passiert isch, zum z’gseh, was Gott der ganze Wält gschänkt het. Si si loszoge, vora e chline Bueb, wo si Grosätti a der Hand gfüehrt het. So si si loszoge, erfüllt mir grosser Fröid.

Telefonieren mit Asterisk (V)


Wir kennen es alle: beim Anruf auf die Nummer einer Firma, eines Dienstleisters oder einer Hotline werden wir mit einer freundlichen Stimme begrüsst, die uns versichert, dass wir «gleich verbunden» werden. In den meisten Fällen ist in der Folge solange Musik zu hören, bis jemand den Anruf entgegennimmt. Dienstleister und Warenhäuser nutzen die Pausen auch, um Werbung einzustreuen; beim Weltbild Verlag beispielsweise sind alle 60 Sekunden Hinweise auf neue Produkte oder Aktionen zu hören.

In der Fachsprache wird diese Hintergrundmusik auch «Music on Hold» (Wartemusik) oder kurz MOH genannt. Bei Asterisk gibt es eine ganze Palette an Funktionen, um Hintergrundmusik zu verwenden. Üblicherweise wird Haltemusik dann genutzt, wenn auf eine Gruppennummer (Queue) angerufen wird: mit einer gegebenen «Strategie» läuten nun mehrere Telefone solange, bis jemand den Hörer abnimmt oder bis eine Zeitlimite überschritten wird. Wartemusik kann aber auch bei einem simplen Dial() Kommando verwendet werden. Im zweiten Teil meiner Asterisk-Einführung habe ich einen einfachen Wählplan verwendet, der im Folgenden um eine Wartemusik erweitert werden soll: sobald die Nummer 032 517 81 80 gewählt wird, läuten die beiden angeschlossenen Telefone und der Anrufende hört Musik, solange bis jemand abnimmt. Ich möchte im Folgenden sogar noch einen Schritt weiter gehen und nicht einfach eine statische Hintergrundmusik verwenden, die in einer oder in mehreren MP3 Dateien gespeichert ist. Es soll im folgenden Beispiel Musik vom Sender «SwissPop» verwendet werden. SwissPop stellt einen 128kbit MP3 Stream zur Verfügung, den wir für unsere Zwecke nutzen können.

Leider ist die MOH-Dokumentation etwas fragmentarisch. Deshalb folgt hier ein kurzer (aber wiederum nicht vollständiger) Abriss der Möglichkeiten: Asterisk verwendet sogenannte Klassen, um Wartemusik zu konfigurieren. Eine Klasse besteht entweder aus einer Gruppe von Dateien oder aus einer URL, von der die Musik zu beziehen ist. Ebenso kennt Asterisk zwei Verfahren, um Musik abzuspielen: Die Verwendung einer internen Wiedergabe oder ein externes Programm, das die Mediendateien wiedergibt. Am besten ist es wohl, bei einem ganz simplen Beispiel zu beginnen, das in der Konfigurationsdatei musiconhold zu finden ist:

[default]
mode=quietmp3
directory=/usr/local/share/asterisk/moh

In diesem Beispiel müssen die abzuspielenden MP3-Dateien im Ordner /usr/local/share/asterisk/moh gespeichert werden. quietmp3 spielt die Dateien in diesem Ordner dann in sequentieller Folge ab und gibt sie mit einer reduzierten Lautstärke wieder. Anstelle von quietmp3 könnte auch mp3 geschrieben werden: Wiedergabe mit unveränderter Lautstärke. Soll ein eigenes Wiedergabeprogramm zum Einsatz kommen, muss als Modus custom angegeben werden. Und es muss zusätzlich der zu verwendende Player angegeben werden. Im folgenden Beispiel ist es das bekannte mpg123 Tool:

[manual]
mode=custom
directory=/usr/local/share/asterisk/mohmp3
application=/usr/bin/mpg123 -q -r 8000 -f 8192 -b 2048 --mono -s

Wichtig: Bei der Verwendung externer Programme muss darauf geachtet werden, dass ein Audio-Stream erzeugt wird, der von Asterisk verwendet werden kann. mpg123 wird in diesem Beispiel mit folgenden Argumenten aufgerufen, um einen kompatiblen Stream zu erzeugen:

-q: Quiet. Damit werden Meldungen von mpg123 unterdrückt
-r 8000: Verwendet eine Bitrate von 8kbps
-b 2048: Puffergrösse für die Wiedergabe festlegen
–mono: Wiedergabemodus ist mono
-s: Ausgabe in Datei. In diesem Fall an eine Asterisk-Pipe, um die wir uns im Moment nicht weiter zu kümmern brauchen

Die abzuspielenden MP3-Dateien werden im Ordner /usr/local/share/asterisk/mohmp3 erwartet. Damit haben wir das nötige Rüstzeug zusammen, um eine eigene Wartemusik zusammenzustellen. Wir verwenden dazu wie schon erwähnt einen MP3-Stream von SwissPop, der zurzeit hier zu finden ist:

http://www.radioswisspop.ch/live/mp3.m3u

Nun ist dies noch kein MP3-Stream, sondern eine MP3-Playlist (M3U), also eine Liste mit möglichen Stream-Adressen. Wenn wir einen Blick in diese Datei werfen, sehen wir in der Tat folgendes:

http://stream-x.ssatr.ch:80/rsp/mp3
http://stream-10.ssatr.ch:80/rsp/mp3
http://stream-6.ssatr.ch:80/rsp/mp3
http://stream-7.ssatr.ch:80/rsp/mp3
http://stream-11.ssatr.ch:80/rsp/mp3
http://stream-4.ssatr.ch:80/rsp/mp3
http://stream-1.ssatr.ch:80/rsp/mp3
http://stream-2.ssatr.ch:80/rsp/mp3
http://stream-5.ssatr.ch:80/rsp/mp3
http://stream-3.ssatr.ch:80/rsp/mp3

Hinweis: Um die Liste als Textdatei herunterzuladen kann ein Utility wie fetch oder wget verwendet werden. Oder einfach im Browser mit der rechten Maustaste auf den Link klicken und dann «Link speichern unter» wählen.

Leider können nicht alle Versionen von mpg123 mit M3U-Dateien umgehen. Die von mir verwendete Version 0.59r quittiert die Angabe einer M3U-Datei mit der Fehlermeldung: HTTP request failed. Ich verwende deshalb im Folgenden einen Stream aus der Liste. Sobald mpg123 auf dem Server installiert ist, kann es losgehen. Die Datei musiconhold.conf wird editiert und durch eine neue Klasse erweitert. Anschliessend wird auf der Asterisk Konsole der MOH Dienst mit moh reload neu geladen. Dies geht auch direkt von der UNIX Shell aus: asterisk -rx „moh reload“.

musiconhold.conf:

[swisspop]
mode=custom
directory=http://stream-2.ssatr.ch:80/rsp/mp3
application=/usr/local/bin/mpg123 -q -r 8000 -f 8192 -b 2048 --mono -s

Das Neuladen des MOH-Modules sollte nun zur Folge haben, dass von Asterisk mindestens ein mpg123 Prozess mit der angegebenen URL gestartet wird. Mit dem Kommando ps -x Kommando kann dies leicht festgestellt werden. Sollte kein mpg123 Prozess in der Tabelle erscheinen, muss geprüft werden, ob mpg123 richtig installiert und im angegebenen Pfad (/usr/local/bin/) gespeichert ist. Wenn mpg123 läuft, kann im Folgenden das Dial() Kommando erweitert werden:

Dial(SIP/pc1&SIP/pc2,60,m(swisspop))

Nach dem Neuladen des Dialplans sollte nun Musik von SwissPop zu hören sein, sobald die Nummer 032 517 81 80 gewählt wird. Um das Testen noch einfacher zu machen, können wir auch das MusicOnHold() Kommando verwenden, dass nichts anderes tut, als die angegebene Wartemusik abzuspielen. Am einfachsten geht dies, wenn wir das Kommando mit einer internen Nummer verbinden und diese dann von einem Apparat anrufen, der direkt am Asterisk Server angeschlossen ist:

exten => 6200,1,Answer
exten => 6200,n,MusicOnHold(technik)

Und wenn es nicht geht? In meinem Beispiel gibt es viele Fehlerquellen. Insbesondere, da mit mpg123 auf einen externen Stream zugegriffen wird. Wenn die angegebene Adresse aus irgendeinem Grund nicht erreichbar ist, bleibt es stumm. Am besten ist es also, wir testen, ob mpg123 eine angegebene Adresse wiedergeben kann:

mpg123 --verbose -w test.wav http://stream-6.ssatr.ch:80/rsp/mp3

Damit wird eine Datei test.wav erzeugt, die anschliessend auf dem Desktop abgespielt werden kann. Wenn das nicht geht, muss die Netzwerkverbindung geprüft werden. Sollte der Stream aktiv sein, ohne dass etwas zu hören, könnte das Problem an der MOH-Konfiguration oder an den Eigenschaften des Streams liegen. In diesem Fall hilft oft ein Neuladen des MOH-Moduls nachdem der Verbose-Level auf einen hohen Wert gesetzt wird: set verbose 12.
Ein Problem wird es immer geben: Der MP3-Stream könnte ausfallen, was wiederum dazu führt, dass keine Musik mehr zu hören. Ist Auch ein grösserer Zwischenspeicher löst dieses Problem nur sehr bedingt. Eine gute Lösung besteht darin, einen Stream vor der Verwendung zwischenzuspeichern. Der nächste Beitrag wird sich damit näher auseinandersetzen.