Die Folgen eines Steinwurfes

«Der Mensch hat einen unbesiegbaren Hang, sich täuschen zu lassen.» — Friedrich Nietzsche

Wissen Sie, was ein Schmetterlingseffekt ist? Der Begriff hat seine Wurzeln in der Meteorologie, dort wird damit der Effekt bezeichnet, dass in manchen Systemen kleine Ursachen grosse, meist unvorhersehbare Wirkungen haben können. So kann ein einziger Flügelschlag eines Schmetterlings an einem anderen Ort auf der Erde in einer langen Ursachen/Wirkung-Kette einen Orkan auslösen.

Im Frühjahr 1947 durchzogen einige Beduinen mit ihrem Ziegen das Gebiet am Nordwestufer des toten Meeres. Wenn wir den Berichten der Hirten Glauben schenken wollen, dann trug sich eines Tages folgendes zu: eine Ziege hat sich in den Felsen verlaufen und Muhammed edh-Dhib machte sich auf die Suche nach dem Tier. Er kletterte über die kahlen Felsen und warf Steine in die Löcher und Felsöffnungen. Daran ist eigentlich nichts besonderes. Aber einer von Muhammeds Steinen hatte wie beim Schmetterlingseffekt eine grosse, weltumspannende Wirkung. Der Steinwurf förderte einen der grössten archäologischen Schätze zutage.


Siedlung Qumran (Quelle: Wikipedia)

Die Höhle, die dem Beduinen als Wurfziel diente, enthielt Tonkrüge mit den bis heute ältesten Abschriften alttestamentlicher Bücher, sowie bisher unbekannte jüdische Schriften aus der Zeit des neuen Testaments. Die Sicherstellung der äusserst wertvollen Funde war oft abenteuerlich, denn die Beduinen witterten das grosse Geschäft. Sie verkauften die gefundenen Schriftrollen und Fragmente möglichst teuer und durchkämmten auch die anderen Felsen rund um die Ruinen von Qumran. Insgesamt wurden 10 weitere Höhlen mit Schriftfragmenten oder Überresten entdeckt.

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Höhlen in Qumran (Quelle: Wikipedia)

In den folgenden Jahren wurden die Funde gesammelt und der wissenschaftlichen Untersuchung zugeführt. Auf die Forscher wartete eine schwierige Aufgabe: Mehrere 10.000 Fragmente, einzelne davon kaum grösser als eine Briefmarke, mussten sortiert und – soweit möglich – wieder zusammengefügt werden. Doch damit der Schwierigkeiten nicht genug: Die Fragmente stammten aus verschiedenen Zeiten und enthielten unbekannte Texte, die von mehreren Verfassern aufgeschrieben worden sind. Und: Rund 80% der Fragmente sind verloren! Es ging nun darum, aus diesem riesigen Puzzle die ursprünglichen Texte wiederherzustellen.

Leider kam es bei der Veröffentlichung der Texte wiederholt zu Verzögerungen. Trotzdem ist alles publiziert worden und heute für jedermann zugänglich. 1993 konnte Rainer Riesner in seinem Buch «Jesus, Qumran und der Vatikan» auf die Frage, was bisher nicht veröffentlicht worden sei, folgende Antwort geben: «Im Prinzip keine mehr. Jeder, der hebräisch und aramäisch versteht, kann sich an der Erforschung der letzten bisher unzugänglichen Qumran-Schriften beteiligen.»

Und leider fanden sich bald auch Leute ein, die – wie die Beduinen – ein Geschäft witterten. Diesmal aber nicht durch den Schacher mit Papyrus- und Pergamentfragmenten, sondern mit Sensationsjournalismus. Obwohl schon bald klar war, dass die Funde aus dem 2. und 1. Jahrhundert v.Chr. stammten, tauchten bald Theorien auf, die die Schriften mit dem frühen Christentum in Verbindung bringen wollten. Robert H. Eisenman und Barbara Thiering entwarfen die Thesen, dass in den essenischen Texten ein «Lehrer der Gerechtigkeit» niemand anderes sei, als Johannes der Täufer. Auch Erwähnungen von Jesus Christus und Paulus wollen Eisenman und Thiering in den Texten entdeckt haben. Als Folge dieser Spekulationen tauchten bald Verschwörungstheorien auf, die den Vatikan beschuldigten, wichtige Qumran-Texte unter Verschluss genommen zu haben.


Im Brennpunkt vieler Verschwörungstheorien: Der Vatikan

1991 wurde unter internationaler Beteiligung ein C-14 Test durchgeführt. Dieser bestätigte die älteren, paläographischen Datierungen der Funde: 200-100 v.Chr. Die Texte stammen aus vorchristlicher Zeit, es deutet vieles darauf hin, dass sie aus der Bibliothek der Essener-Siedlung in Qumran stammten. Es existiert nur ein einziges Fragment, das einen Ausschnitt aus dem Markus-Evangelium enthalten könnte. Der Text könnte aber ebensogut eine andere Quelle haben. Die Behauptung, der Vatikan habe wichtige Textzeugen verschwinden lassen, nennt Riesner absurd. Der Vatikan hatte mit der Auswertung der Funde gar nichts zu tun.

Mit ihren Spekulationen legten Thiering und Eisenmann das Fundament für zwei Sensationsjournalisten, die mit zwei Büchern für Schlagzeilen und für Millionenauflagen sorgten: Michael Baigent und Richard Leigh. Baigent und Leigh stellen in ihren Werken wilde Behauptungen auf, wollen entdeckt haben, dass Jesus verheiratet war und bis heute Nachkommen hat, dass der Vatikan in eine grosse Verschwörung verwickelt ist und dass es einen Geheimorden gibt, der die Geheimnisse des frühren Christentums hütet. Medienwirksam wurde 1991 die «Verschlusssache Jesus» auf den Markt gebracht und bis heute rund 400.000 mal verkauft. Der Buchdeckel des Buches versprach Enthüllungen, die die offizielle Kirche erschüttern würden. Unser Bild des Christentums sein nichts anderes als das Ergebnis einer gut organisierten Fälschung von Kaiser Konstantin.

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Betz/Riesner: Jesus, Qumran und der Vatikan – Klarstellungen

Was ist dran an diesen wilden Behauptungen von Baigent und Leigh? Nichts! 1993 verfassten Otto Betz und Rainer Riesner ihre Klarstellungen unter dem Buchtitel «Jesus, Qumran und der Vatikan». Sauber und gründlich werden darin alle Behauptungen von Baigent und Leigh bis ins Detail dekonstruiert! Es ist schade, dass dieses Buch in den Medien nicht dieselbe Aufmerksamkeit erhalten hat, wie die «Verschlussache». Aber so funktionieren leider die Massenmedien. Sensationsmeldungen haben Konjunktur, ob se auch stimmen ist zweitrangig.

Nach der «Verschlusssache Jesus» blieb es wieder einige Jahre ruhig um Qumran. Dann verfasste der amerikanische Bestseller-Autor Dan Brown «The Da Vinci Code», im Deutschland bekannt unter dem Titel «Sakrileg». In dem Roman werden wieder die Theorien von Baigent und Leigh aufgenommen: Jesus war verheiratet und hatte Kinder, das neue Testament ist eine Fälschung, der Vatikan vertuscht alles, etc. Brown gibt implizit sogar zu, dass er die Bücher von Baigent und Leigh als Ideenquelle verwendet hat. Sein «Gralsforscher» heisst Leigh Teabing. «Teabing» ist ein Anagramm von «Baigent».

Nun könnte man über alle diese irrigen Geschichten in Browns «Sakrileg» hinwegsehen, schliesslich ist es ja ein Roman, reine Fiktion. Man könnte das Buch getrost weglegen, wenn Brown nicht Anspruch auf Faktizität erheben würde. Aber genau dies tut er, wenn auf den ersten Seiten seines Thrillers unter dem Titel «Fakten und Tatsachen» folgendes schreibt: «Sämtliche in dem Roman erwähnten Werke […] sind wirklichkeits- bzw. wahrheitsgetreu wiedergegeben.»

Diese Behauptung stiess manchem Leser sauer auf, so auch dem Qumran-Forscher Alexander Schick. Als Antwort auf diese Anmassung verfasste er «Das wahre Sakrileg», in dem er all die abenteuerlichen Geschichten von Dan Brown gründlich und wissenschaftlich fundiert als Schwindel entlarvt. Leider wiederholt sich hier, was bereits vor mehr als 10 Jahren geschah: Während «Sakrileg» eine Millionenauflage hat, findet Schicks kluges Buch kaum Erwähung.

Sind wir damit am Ende der Geschichte angelangt? Wohl kaum. Denn dazu bietet der Themenkreis zuviele Angriffspunkte für Spekulanten und Sensationsmacher. Wir werden wohl bald wieder mit «bahnbrechenden Entdeckungen konfrontiert werden, welche die Kirche bis in’s Mark erschüttern werden». Die Presse wird das Thema wieder dankbar und genüsslich aufnehmen und viele werden sich wieder täuschen lassen.

Chlöisis Böimli

Es Wiehnachtsgschichtli

E chalte Wind isch es gsi, wo am Morge um d’Hüser im Dorf gfahre isch, är het z’letschte Herbschtloub dür d’Luft gwirblet und d’Dörfler uf der Strass hei d’Chräge ufeglitzt und d’Chappe über d’Ohre zoge, zum sich vor däm schnidige Winterluft z’schütze. I de Böim het es gruuschet und d’Boumwipfel hei sich im Wind hin und här gwiegt. Chum es Tierli isch vor em Wald z’gseh gsi, nume es paar Chräie hei uf em Fäld nach de letschte Chörnli gsuecht, si vo eim Fläck zum andere gsatzet. Und wenn me se het ghört chräje, so isch es fasch gsi, me ghöri se brichte: «He, das isch de mis! Lue, dert het es oh no öppis!»

Wo-n-es gäge em Mittag zue isch, si über em Bärg die erschte Schneewulche z’gseh gsi. Z’erscht nume hie u dert eini, denn aber immer meh u meh. Und scho am früeche Namittag si grossi, wissi Wulche am Himmel gstande und es het afa schneie. Ja, jetz isch der Winter z’grächtem da. Fiini Schneeflöckli si-n-es gsi, wo dür d’Luft tanzet si, wo mit em schwecher wärdende Wind gspilt hei und sich z’letscht uf d’Ärde gleit hei, so dass scho gli druf d’Fälder und d’Decher vo de Hüser e fiini Schneedechi gha hei. Ou uf de Tanne im Wald isch der Schnee blibe lige, so dass d’Eschtli uusgseh hei, als ob öpper glänzige, süesse Puderzucker drüber gströit hät.

«Juhui, es schneit, es schneit! Luegit doch, ändlich schneit es!» So het es am früeche Abe vom Schulhus här tönt. D’Schuel isch uus gsi und wo die Chind uf e Schuelplatz cho si und gseh hei, dass scho fei chli Schnee aagsetzt het, isch d’Fröid über e erscht Schnee gar gross gsi. U scho im nächschte Ougeblick si die erschte Schneeballe gfloge, isch da u dert e übermüetige Juchzer z’ghöre gsi, hei d’Buebe scho gratiburgeret, wo si ächt als erschts wei ga schlittle, wenn es gnue Schnee het. «I wott grad mi Schlitte ga rüschte!» het Fritz ganz entschlosse gseit. «Abah, Schlitte, mir het der Vater es paar Schi versproche», het ne Schmid’s Sämi übertrumpft und derzue es wichtigs Gsicht gmacht. «Du und Schi? Das wott i de gseh!» het druf Fritze trotzig umegäh. U die zwe hätte gwüss grad afa balge, wenn nid Schriner Heinz d’Ufmerksamkeit uf es anders Thema bracht hätt: «Es söll doch jede mitbringe, was är cha uuftribe, mir träffe us morn nach em Mittag bim Mooshubel». Mit däm Vorschlag si alli iiverstande gsi. Der Mooshubel isch drum zmitts im Dorf gläge und isch derzue für das plante Vorhabe bsunders guet geignet gsi.

Scho het es dämmeret und es isch ere länge Winternacht zue gange, wo die Chinder sich uf e Heiwäg gmacht hei und es still um’s Schuelhus worde isch. O d’Fränzi u ihre chli Brueder, der Peter si uf em Heiwäg gsi. Zum heicho hei si e Chehr lenger brucht als die andre Chind us em Dorf. Ihre Heiwäg füehrt es Stück über Land, denn dür-n-es Wäldli und druf no einisch über-n-es paar Fälder. Dert steiht ganz elei zwüsche schöne Fruchtböim es bhäbigs, alts Puurehus. Es isch der Sunnehof, ds Deheim vo Peter u Fränzi.

«Uh, Vatter, es schneit, wott grad der Schlitte salbe!» So isch der chli Peter zur Tür i gstolperet, so dass alli im Hus hei müesse lache. «Ja, Peterli, mir wei de luege», beruhigt ihn druf der Grosätti und leit em Bueb, wo ganz lüchtigi Ouge gha het, liebevoll d’Hand a Chopf. «Morn isch doch der 1. Advänt, dä wei mir doch ga fiire. Meinsch nid o?» Jetz isch Peter nümm z’hebe gsi. Für ihn het es drum nüt schöners gäh, als mit Grossätti öppis fürznäh. Grosätti het immer die schönschte Idee gha, het immer gwüsst, was es Chinderhärz begährt, was Chinderouge zum strahle bringt. Är het scho e Idee gha, «verratet wird das aber erscht nach em Znacht», het är schelmisch gseit und sich vor em Ässe no einisch si Pfiffe azündet.

Nach em Znacht isch de druf losgange. D’Muetter het Fränzi u Peter warm agleit und beidi hei vom Grosätti es Cherzli übercho. Den si die drü losmarschiert, zerscht um’s Hus ume und denn em Wäldli zue. Es isch die erschti richtigi Winternacht gsi und ds Mondliecht het dür d’Schneewulche gschine, so dass e schwache Liechtschimmer vom früsche Schnee uf em Acher ufgstige isch. Ganz still und gheimnisvoll isch es gsi und wo das Grüppeli zum de Tanne cho isch, hei si ganz liislig d’Schneeflöckli dür d’Escht ghöre risle. «Ja Chinder,» het jetz Grosätti afa erzelle, «i ha drum hüt i der Bible gläse, dass üses Jesuschindli i-m-e ganz eifache Stall uf d’Wält cho isch, vellicht isch es ja o nume e deckte Fueterplatz gsi, so wie mir se o hei. Denn hät ja üse Heiland chönne d’Stärne gseh wo-n-är uf d’Wält cho isch. Hätt chönne der Mond gseh lüchte, grad so wie mir jetz. Und drum wei mir jetz o hie usse es Cherzli azündte und denn em Heiland es Liedli singe und ihm danke, dass är für üs uf d’Wält cho isch.» Fränzi isch ganz still gsi, wo Grosätti brichtet het, aber ihri Ouge hei gstrahlet. Das isch doch e wunderbari Idee, wo Grosätti da wider het, het das Meitschi sich dänkt. O Peter het mit grosse Ouge und voll Vertroue em Grosätti zueglost. Und jetz hett Grosätti es Zündholzschachtli füregchromet und gli druf hei i der dunkle Winternacht drü Liechtli afa lüchte. Es isch gsi, als ob öppis zouberhaft’s, gheimnissvolls passiert. E stilli, innigi Fröid isch erwacht, het afa lüchte, grad wie die drü chline Cherzli.

O ännet em Wäldli het es es Puurehus gha, wie der Sunnehof igfasst i schöni Fruchtböim und mit e-me Gmües- und Bluemegarte vor der Stör. Es isch der Hof vom Grütter Felix. Aber während im Sunnehof e heimeligi Wiehnachtsstimmig gsi isch, si bi Grütters ruuchi Tön z’ghöre gsi. Felix isch toube gsi, will Graber Vreni der Huuszeis nit zitig het chönne zahle. «O mir hei ds Gäld nid gschänkt! Nächscht Wuche mues der Zeis uf e Lade, süsch mues d’Vrene use!» So het Felix polteret. Si Frou het ihn probiert z’beruhige, aber es het nüt abtreit. «He nu», het Steffi zu sich sälber gseit, «vellicht chöi mir morn no einisch über das rede».

Am andere Mittag hei sich die Meitschi u Buebe uf em Mooshubel troffe. I der Nacht het es no einisch brav gschneit und am Hoger het es e wunderbare, weiche Schnee gha. D’Sunne isch wider fürecho und ihri Strahle hei der früsch Schnee la strahle u glitzere. Was wott es Chinderhärz no meh? Der ganz Namittag isch gschlittlet worde, si Schanze u Schneemanne bout worde. O e rächti Schneeballschlacht het da nid dörfe fähle. Bsunders iifrig i dere Disziplin si Fritze u Sämi gsi. Sämi het drum keni Schi chönne vorwise, nume e alte, roschtige Schlitte. Fritz het ihn destwäge tüchtig ghüdelet und so isch mängi Schneechrugle zwüsche dene zwe Buebe hin u här. O Fränzi u Peter si derbi gsi u hei zäme e Schlitte teilt. Fränzi isch hinte ghocket und het der Schlitte gränkt. Peterli hockt vore druff u ma nach jeder Fahrt chum gwarte, bis dä Schlitte wider dobe isch.

Nume eine het bi däm fröhliche Tribe gfählt, es isch der Chlöisi gsi, der Bueb vom Graber Vreni. Schlitte het är kene gha und o mit de Chleider het müese gspart wärde, drum isch Chlöisi deheim blibe. Är het zwar verstande, dass är Sache nid cha ha, wo ander Chind hei. Dass da derhinder aber ächti Gäldnot isch, das het Chlöisi no nid begriffe. Si Mueter het es verstande, ihm die Sach so uszlege, dass är am Änd immer zfride gsi isch. So isch Chlöisi o a däm sunnige Wintertag hinter em Pfäischter ghocket und het der Muetter ghulfe näie. Ja, Bi Grabers het es a allem gfählt sit vor es paar Jahr der Vater gstorbe isch. Vreni isch e Wärchadere gsi, a däm het es nid gfählt, nei gwüss nid. Aber doch het si nid immer Arbeit gha und der Lohn het niene häre greckt. Wie wett me da no e Schlitte choufe, es längt ja chum für z’nötigste, vom Huszeis wei mir gar nid rede. Es isch der 1. Advänt gsi und Vreni het es eifachs Cherzli und es Tanneschtli uf e Tisch gstellt. «Mueti, gäll, es isch scho gli Wiehnachte.»
«Ja Chlöisi, gli chunt ds Christchind.»
«Mueti, hei mir de ächt o es Böimeli?»
Vor dere Frag het Vreni Angst gha, so-n-es Grotzli choscht ja o Gäld. Wohär nä? Zerscht müesse doch d’Schulde bi Grütters zahlt si. Vorhär isch isch nid a settigs z’dänke. Chlöisi het nid gmerkt, dass si Mueter e Momänt ganz trurig worde isch. Ja gwüss bringt ihm ds Christchind es Böimli. Är isch ja ds ganze Jahr e brave gsi, het der Mueter gfolget u het o vo der Lehrtante es Lob übercho, wil är flissig glehrt het. «Uh, Mueti, Wiehnachte, gli, gli.»

D’Tage si vergange und Wiehnachte isch nächer cho. Uf em Tisch im Sunnehof hei scho drü cherzli brönnt, wo am Abe öpper a der Türe dopplet het. Vor der Türe si ds Vreni und der Chlöisi gstande, beidi hei es Pack mit Chleider uf de Arme treit, alles Sache wo d’Sunnehof Püri het la usbessere u abändere. «E lue da, ds Vreni!» seit d’Mueter erfröit wo si d’Türe uftuet, «chömit doch ine, dihr nät sicher gärn öpis zum ufwerme.» Vreni het zwar abgwehrt, me well gwüss nid störe. Aber d’Mueter het die beide gheisse inecho u abhocke. Si het gärn öppis us em Dorf vernoh und het das eifache, flissige Vreni scho lang i ds’Härz gschlosse. U gli druf isch o der Peterli am Tisch ghocket, är het’s drum guet chönne mit Chlöisi. Di beide si o i der Schuel am gliche Bank ghocket. Natürlich isch o über ds bevorstehende Chrischtfescht dorfet worde. «Heit dir o scho es Böimli?» fragt plötzlich der Peterli. E Momänt lang isch es still worde, denn het Vreni gantwortet, dass halt mues gspart wärde. Si heig im Wald es paar Tannescht gsammlet, das sig jetz halt ihres Wiehnachtsböimli. Chlöisi het nüt gseit, aber alli hei gmerkt, dass är a däm Entscheid schwär treit het. Ds Wasser isch ihm z’vorderscht i de Ouge gsi. O der Grosätti, wo uf em Ofe ghocket isch, het die Gschicht vernoh, är het sich aber nüt la amerke.

Wo der Bsuech isch furt gsi, nimmt der Grossvater Fränzi u Peter zu sich. Hett är ächt wider e Idee? «Losit Chinder, wei mir em Chlöisi es Böimli schänke? I üsem Wald het es doch gnue Grotzli. Dir dörft eis ga ussueche.» Däich wohl hei die beide welle! Peterli het scho welle dervo springe, het voller Begeisterig ob dere Idee vergässe, dass es scho fischter gsi isch. Am nächste Morge isch Grosätti mit Peter u Fränzi dem Wäldli zue. «Gäll Grosätti, Chlöisi überchunt ds schönste Böimli wo mir finde?»
«Ja, Peterli!»

Wie si doch jetz die Tage churz worde. Chum isch Mittag verbi, faht es scho wider afa dämmere. Fäld u Wald ligge unter e dichte Schneedechi, d’Natur het sich zur Rueh gleiht. Im Dörfli herrscht es emsigs Tribe, die letschte Bsorgige vor de Feschttäg wärde gmacht. Es isch Heiligabe. O bi Grütters isch es jetz z’grächtem Wiehnachte worde. Steffi het d’Stube gschmückt wie scho lang nümme. Uf em Tisch het es Tannescht, Cherzli und feins Gebäck gha. Und zmitts i der Stube isch e Wiehnachtsboum gstande, wie us em verklärte Märli. D’Püüri isch scho lang nümm so glücklich gsi, si hätt möge singe u tanze vor Freud ob däm Bricht, wo ihre Felix am Morge bracht het: «I ha Vreni der Räscht vo der Mieti erlah. Si söll doch o Wiehnachte ha. Es git gnue Herthärzigkeit uf üsere Wält.» So het Felix brichtet und es isch gsi, als ob ihm öpper e schwäre Stei wo der Seel ewägg grollt hätt. Wie isch es derzue cho? Ja gwüss hett Steffi Felix bittet, Geduld z’ha. Si hett gwüsst, dass Vreni unverschuldet i der Not gsi isch. U jetz söll die armi Frou mit ihrem Chind us em Hus? Nei, das darf nid si. Felix hett das ja o z’dänke gäh, aber eifach so uf das Gäld verzichte, wo-n-är scho ds ganze Jahr dermit grächnet het? Het är äch si Meinig bi der Wiehnachtsfiir i der Schuel gänderet, wo o d’Eltere iglade gsi si? Är het dert drum o der Chlöisi gseh; chum es anders Chind het mit meh Adacht und heiligem Iifer gsunge und vor de Eltere es Wiehnachtsgedicht vortreit.

Bi Graber’s Huus isch am Heiligabe nume ds Stubefäischter erlüchtet gsi. I der chline Stube isch alles härgrichtet gsi, so guet es halt gange isch. Uf em Tisch es Tuech und druff es Cherzli, es paar Nüss und Tanneschtli. Sogar es Wiehnachtsgschänk het Vreni parat gha, e Chappe für Chlöisi wo si sälber glismet het. Chlöisis Ouge hei glüchtet, aber d’Mueter het halt doch gmerkt, dass däm Bueb öppis Chummer macht. Si het Chlöisi scho welle tröschte, wo öpper a ds Stubefäischter döpperlet. Es si Fränzi, Peter und der Grosvatter vom Sunnehof gsi. Und was bringe si? Ja, das Grotzli, wo si vor es paar Tag uusgsuecht hei. Und dir wärtet’s nid gloube, wie das chline Böimli gschmückt gsi isch. Öpfel, Wiehnachtschrömli, guldigi und silbrigi Wiehnachtsstärne, Cherzli und vil anderei Herrlichkeite. So si die drü i d’Stube cho und es isch schwär gsi z’säge, weles Gsicht häller glüchtet het, das vo Chlöisi oder das vo Peter und Fränzi. Denn het der Grossvater das Böimli uf e Tisch gstellt, es Zündholz füregnoh und d’Cherzli azündet. Chlöisi isch nümm us em Stuune usecho, het immer nume das Böimli müesse aluege. Erscht nach e-me Chehr, wo d’Sunnehöfler scho wider uf em Heiwäg si gsi, het är gseit: «Oh Mueti, hei mir nid ds schönste Böimli uf der ganze Wält?»
«Ja, Chlöisi», seit druf d’Mueter und nimmt ihres Chind i Arm.

Schreiben mit der Suchmaschine

„Google Office“ heisst die von Google vor kurzem freigegebene Applikationssammlung, die aus einer Textverarbeitung und einer Tabellenkalkukation besteht. Neu hinzugekommen ist eine zentrale Seite, auf der alle Dokumente beider Anwendungen angezeigt und bearbeitet werden können. Auf einen Blick erfährt der Benutzer zudem, wer die einzelnen Dokumente lesen oder verändern kann und wann, bzw. von wem die letzte Aenderung vorgenommen wurde. Über ein Kontextmenu kann jedes Dokument schnell und einfach überarbeitet und publiziert werden. Blogger können sich freuen: Google bietet eine umfangreiche Exportfunktion um Dokumente auf einem Weblog zu veröffentlichen.

Ein Blick in den Texteditor zeigt zudem, dass Google in den vergangenen Wochen den Funktionsumfang erweitert hat. So gibt es nun einen Dialog zum Suchen und Ersetzen, sowie eine Funktion zum Zählen der Worte. Wenig neues gibt es hingegen bei der Formatierung des Textes, hier muss der Anwender sich weiterhin auf das allernotwendigste beschränken: Es gibt kaum Funktionen zum Formatieren eines Absatzes, keinen Blocksatz, keine Möglichkeit zum Setzen von Tabulatoren (ok, das sei veraltet, habe ich mir sagen lassen) und das Seitenlayout muss im Druckerdialog des Browsers vorgenommen werden.

Da mein Heim-PC mittlerweile 6 Jahre alt ist, nur 128 MB RAM hat und deswegen beim Start von OpenOffice an die Grenze der Belastbarkeit gelangt, habe ich einen kurzen Brief mit der Google-Textverarbeitung erstellt. Es klappte alles klaglos und die wenigen Formatierungen machten auch keine Probleme. Am anderne Morgen öffnete ich das Dokument im Büro, passte im Druckerdialog des Browsers die Seitenränder an und sandte den Text an den Drucker. Nun, das Ergebnis ist nicht dasselbe wie bei einer „richtigen“ Textverarbeitung wie OpenOffice, aber es genügt.

Die Textverarbeitung ist übrigens nicht vollumfänglich in JavaScript („AJAX“) progammiert, sondern basiert auf einem internen HTML-Editor, den Mozilla Browser und der IE zur Verfügung stellen. Dies erklärt auch, weshalb Opera Anwender statt der gewünschten Seite nur einen Hinweis sehen, ihr Browser sei nicht kompatibel.

Heimelige Klänge aus Etziken

Am kommenden 4. November lädt der Jodlerklub «Alpenglühn» Etziken zum Heimatabend ein. In der Mehrzweckhalle erwartet die Besucher ein abwechslungsreiches Programm. Freunde heimeliger Jodellieder und urchiger Alphornklänge dürfen sich auf zahlreiche Darbietungen und anschliessend auf ein heiteres Theater freuen.

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Einladung zum Jodlerabend

Der Jodlerklub aus dem äusseren Wasseramt ist nicht nur wegen der gepflegten Vortragsweise einer breiter Palette bekannter Jodellieder bekannt, sondern auch wegen der originellen Jodlerabende, die jedes Jahr im Herbst stattfinden. Stets haben es die Frauen und Männer aus Etziken verstanden, das Konzert mit verschiedenen Darbietungen und Ideen zu bereichern. So wurde zum Beispiel für den Jubiläumsabend im Jahre 2000 ein Theater so umgeschrieben, dass darin wichtige Ereignisse aus der Geschichte des Klubs Platz fanden. Jedes Jahre treten entweder Gastformationen auf oder das Programm wird durch ein Theater bereichert.

Dieses Jahr wurde das Alphorntrio Steiweid aus dem Emmental engagiert. Das Trio besteht erst seit einem Jahr und hat sich auf den Vortrag traditioneller Alphornmelodien spezialisiert. So werden in der schön dekorierten Mehrzweckhalle also nicht nur heimelige Jodellieder das Herz der Besucher erfreuen, der Saal wird auch mit warmen, urchigen Alphornklängen erfüllt werden. Gemeinsam werden die Akteure für eine echt urtümliche und stimungsvolles Unterhaltung sorgen. Der Jodlerklub Alpenglühn freut sich schon jetzt auf zahlreiche Besucher und lädt alle ein, nach Etziken zu kommen.

Zeit und Glück

Als ich in der vergangenen Woche beruflich in Bern zu tun hatte, nutzte ich die Gelegenheit und flanierte eine knappe Stunde zwischen den Lauben, vom Bahnhof hinab zum Marktplatz. Ich liess das geschäftige Treiben der Stadt auf mich wirken und genoss den milden, sonnigen Herbsttag. Beim Markt angekommen überquerte ich die Strasse und gelangte zum Bundeshausplatz, auf dem sich auch der Sitz der Nationalbank befindet. Reichtum, Geld und Gold, Kapital und Macht durch grosse finanzielle Mittel, das waren die Gedanken, die mir als erstes durch den Kopf gingen, als ich des alten Gebäudes ansichtig wurde, gebaut mit dem für Bern typischen, grünlichen Sandstein.

Reichtum, das heisst doch nichts anderes als von einem bestimmten Gute viel zu besitzen. Oder auch von verschiedenen, miteinander in Verbindung stehenden Gütern viel zu besitzen. Und dieses müssen nicht unbedingt materielle Güter sein. Wer viel Geld hat ist reich. Aber wer über ein grosses Wissen verfügt, ist auch reich, reich an einem Gute, das nicht materiell ist. Welche Reichtümer gibt es in unserer Welt? Sind etwa ein grosses Vertrauen oder ein genügsames Leben auch Reichtum. Epikur, der griechische Philosoph aus Samos soll ja gesagt haben, dass ein Mensch, der frei von Schmerzen ist und weder an Durst noch an Hunger leidet, reich ist, ja sich an Glückseligkeit mit den Göttern messen könne. Und dann gibt es ein Gut, das allen Menschen gegeben ist und das kostbar ist, weil wir nur über ein begrenztes Mass davon verfügen: Die Zeit. Zeit ist kostbarer als eine grosse Menge Gold oder das Aktienpaket einer erfolgreichen Firma. Güter aller Art können wir während unsers Lebens immer wieder neu erwerben. Von unserer Lebenszeit lässt sich dies nicht sagen. Wir wissen nicht einmal, wie viel Zeit uns gegeben ist.

Wieder sehe ich die Nationalbank vor mir. Gewiss gibt es in dem Gebäude einen Keller mit Tresoren, massiven Geldschränken, in denen ein Teil des Bankenkapitals sicher aufgehoben ist. Wer Geld hat, gibt darauf acht, dass es ihm nicht gestohlen wird, nicht auf anderen Wegen abhanden kommt. Um ein Vermögen sicher zu verwahren, scheuen wir Menschen keinen Aufwand. Diebe werden nicht nur durch dicke Mauern und Stahl, sondern auch durch bewaffnetes Wachtpersonal und raffinierte Überwachungssysteme auf Distanz gehalten. Die Botschaft ist unmissverständlich. Hier kommst du nicht rein!

Wie ganz anders gehen wir da mit der Zeit um. Wir nutzen sie oft so, als stünde sie uns unbegrenzt zur Verfügung. Bereits Seneca, der römische Philosoph, beklagte sich über dieses Phänomen: Wir haben nicht zu wenig Zeit, wir vergeuden zuviel, soll er einmal gesagt haben. Carpe diem, nutze den Tag. In dieser einfachen Regel liegt gemäss Aristoteles auch der Schlüssel zu einem glücklichen Leben verborgen: Das Ziel des Menschen besteht darin, sich in all seinen Fähigkeiten und Talenten entfalten zu können.

Da ich gerne und oft in der Bibel lese, suchte ich auch dort nach Stellen, welche die Zeit zum Thema haben. Jesus sagt uns deutlich, wie wir unsere Zeit nutzen sollen: Dadurch, dass wir unser Leben auf Erden als Vorbereitung für die Ewigkeit nutzen sollen. Und wie tun wir das? Auch hier ist die Botschaft von Jesus unmissverständlich. Ja er beendete seine Reden oft mit dem fast wie eine Warnung klingenden Ausspruch: «Wer Ohren hat soll gut zuhören». «Nutzt Eure Zeit, damit ihr nicht verloren geht». Wie oft geraten wir in Versuchung, wichtige Dinge hinauszuschieben, gerade für Angelegenheiten von geringer Bedeutung. Aber was kann denn wichtiger sein als unser Seelenheil?

Jesus warnt uns vor dieser Haltung mit dem Gleichnis von den Brautjungfern, Matthäus 25. In diesem Gleichnis geht es um die Vollendung der neuen Welt Gottes, die geschieht, wenn Jesus am Ende der Zeit wiederkommen wird. Es gilt, für dieses Ereignis bereit zu sein, gerade auch deshalb, weil niemand den genauen Zeitpunkt wissen oder berechnen kann.

«Sakrileg»

Die Geschichte, die in diesem Romanthriller erzählt wird, ist faszinierend, sie erzählt von nichts weniger als vom grössten Geheimnis der Menschheit. Dies jedenfalls gibt sie vor. Der Leser taucht ein in eine Welt voller Mysterien, die zurückreichen bis in die Zeit Jesu. Er begegnet auf seiner Odyssee grossen Persönlichkeiten wie Leonardo da Vinci, Sir Isaac Newton und Victor Hugo. Er macht Bekanntschaft mit den grössten Werken der Kunst und besichtigt bedeutende historische Orte in Frankreich und England.

Sakrileg - Cover der Taschenbuchausgabe

Dan Brown: Sakrileg

Die Spannung beginnt bereits auf der ersten Seite: Ein amerikanischer Symbolologe wird mitten in der Nacht geweckt und findet sich wenig später in einen Mord verwickelt. Das Opfer ist Jacques Saunière, der Chefkurator des Pariser Louvre. Was nun Dawn Brown vor den Augen des Lesers entfaltet, ist eine unglaubliche, ja atemberaubende Geschichte: Jesus von Nazareth war mit Maria von Magdalena verheiratet, aus der Ehe ging eine Tochter hervor, deren Nachkommen bis zum heutigen Tag leben. Um die Familie vor den Nachstellungen der katholischen Kirche zu schützen wurde ein Orden Prieuré de Sion gegründet, der ebenfalls noch heute existiert und auch die Dokumente verborgen hält, die beweisen, dass unser heutiges Bild vom Christentum eine von der Kirche arrangierte Fälschung ist.

Und es wird noch spannender: Die Prieuré de Sion hat nicht nur den Auftrag, die Dokumente zu schützen, sondern auch, sie zu veröffentlichen, wenn die Zeit gekommen ist. Beauftragt von einem geheimnsvollen Lehrer begeht ein Mönch mehrere Morde um an die Dokumente zu gelangen, scheitert aber zuletzt. Sein Lehrer entpuppt sich als ein angesehener englischer Adliger und Gralsforscher, der im letzten Teil des Romans ebenfalls vor Mord nicht zurückschreckt, um an das Geheimnis zu gelangen. Im Mittelpunkt dieser Geschehnisse stehen der zu Beginn erwähnte Symbolologe Robert Langdon und die Enkelin von Jacques Saunière, Sophie Neveu. Ihnen vermacht Saunière den Schlüssel, der sie am Ende zu den Gralsdokumenten führen wird. Vorher haben sie zahlreiche Abenteuer zu bestehen und raffinierte Rätsel zu lösen.

Was ist dran an der Geschichte? Nichts! Nahezu alle von Brown erzählten geschichtlichen Ereignisse und Textzeugen sind aus der Luft gegriffen. Dass es der Verfasser versteht, tatsächliche Begebenheiten, historische Schriften und Kunstwerke mit Dichtung und Fiktion geschickt zu verweben, ändert daran nichts. Ein Beispiel: Brown erzählt, dass in Qumran Dokumente aus der frühen Christenzeit entdeckt worden seien, welche die Ehe von Jesus mit Maria Magdalena beweisen. Nun sind in Qumran bedeutende Funde gemacht worden, aber keine, die direkt mit dem Christentum in Zusammenhang stehen. Der spektakulärste Fund ist eine sieben Meter lange Schriftrolle, die das vollständige Buch des Propheten Jesaia enthält.

Nichtsdestotrotz lohnt es sich, dieses Buch zu lesen. Es ist ein fesselnder Thriller voller Spannung. Ich hatte erst Ruhe, als ich ich ihn ausgelesen hatte. Die Lektüre soll als Einladung verstanden werden, Fragen zu stellen: Welches sind die tatsächlichen historischen Ereignisse und wo beginnt die Fiktion? Der Roman kann als Ansporn dienen, sich mit der Geschichte des Christentums auseinanderzusetzen, die nicht weniger spannend ist, als Browns Thriller. Und der Roman kann als Ansporn dienen, ein Buch zu lesen, dessen Lektüre immer einen Gewinn verspricht: Die Bibel.

Pro Helvetia und die Volkskultur

Sehr geehrte Frau Rieder

Vor einigen Tagen erfuhr ich in den Medien, dass Pro Helvetia das Programm «echos» zur Förderung der Schweizer Volkskunst initiiert hat. Im ersten Moment hat mich das gefreut, denn dass ausgerechnet Pro Helvetia Interesse für unser traditionelles Kulturgut zeigt, ist eine Überraschung. Bisher waren bei den elitären, staatlichen Kulturförderern Tradition und Brauchtum ja mehr ein Reizthema als etwas, das Unterstützung verdient. Und Ihre Organisation fiel in den vergangenen Jahren eher durch die Unterstützung – bitte gestatten Sie mir den Begriff – fragwürdiger «Kulturprojekte» auf. Pro Helvetia sorgte für Negativschlagzeilen und ist der Gegenstand kontroverser Diskussionen in den eidgenössischen Räten.

Pro Helvetia hat 2004 in Paris eine Ausstellung von Thomas Hirschhorn mitfinanziert, die kein gutes Licht auf die Schweiz warf: Mit einem gekippten Schweizerkreuz vor einem blutüberströmten Abu Ghraib Häftling warb der «Künstler» für seine Ausstellung. Und es kommt noch schlimmer: 1997 hat Pro Helvetia mit CHF 200.000.– ein Projekt unterstützt, bei dem im Ausland selbstanklägerische Filme gezeigt wurden, darunter «Nazigold und Judengeld». Ein Film, der völlig einseitig und unter Auslassung der historischen Fakten die Schweiz verurteilte und nicht nur in den USA einen Imageschaden der Schweiz zur Folge hatte, der bis heute nachhallt.

Und nun will Pro Helvetia ein Schweizer Volkskunst-Projekt lancieren. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich will gerne daran glauben, dass etwas gutes dabei herauskommt und ich habe das Informationsangebot auf Ihrer Homepage sorgfältig durchgelesen. Was mir dabei besonders auffällt: Ihr Projekt ist ehrgeizig, wenn nicht sogar etwas unbescheiden. Denn Sie wollen nicht unsere bestehende Volkskunst thematisieren. Nein, Sie wollen eine neue Volkskunst skizzieren und zwar für ein ganzes Jahrhundert: «Pro Helvetia öffnet mit dem Themenprogramm „echos“ ein Forum für die Volkskultur des 21. Jahrhunderts». Würde ein so ehrgeiziges Projekt von einer der Volkskunst nahestehenden Organisation gestiftet, dann würde ich gerne daran glauben und auch mitmachen. Aber Pro Helvetia?

Wo war Pro Helvetia, als die Volkstümlichen bei der Expo.02 de facto ausgeladen wurden? Wo war Pro Helvetia, als das Zentrum für Volkskultur in Burgdorf geschlossen wurde? Wo waren Sie, als die «Füfi Musig» auf die Musigwälle verbannt wurde, die auch heute noch nicht in der ganzen Schweiz empfangen werden kann? Wo waren Sie, als in der Stadt Biel eine Kulturkommission unter Ausschluss der Volkskunst gegründet wurde? Wo war Pro Helvetia, als im Schweizer Fernsehen das volkstümliche Angebot massiv gekürzt wurde? Und wo war Ihre Stiftung, als in zahllosen Zeitungsberichten abwertend über die Volkskunst berichtet wurde*?

Für mich stellt sich die Frage: Warum muss es gleich eine «neue Volkskunst» sein? Wäre es nicht besser, die jetzige Volkskunst zu fördern und dafür einzustehen, dass sie bei den Medien und der Politik etwas mehr Wertschätzung und Anerkennung bekommt? Sie selbst schreiben in Ihrer Einleitung ja, dass die Schweiz ein gespaltenes Verhältnis zu seiner kulturellen Tradition hat. Bei Schönwetterveranstaltungen der Politik sind Fahnenschwinger, Jodler und Alphornbläser gerne gesehen. Weisen die Volkstümlichen aber auf ihre Anliegen und Sorgen hin, dann finden sie bei deselben Magistraten und bei den Medien wenig Gehör. Und es sind einige Schwierigkeiten, mit denen sich die Volkstümlichen heutzutage auseinandersetzen müssen, das Problem mit dem fehlenden Nachwuchs ist zwar eines der wichtigsten, aber bei weitem nicht das einzige. Es beginnt bereits in der Schule, wo alles rund um den Themenkreis «Heimat», «Tradition» und «Brauchtum» von Teilen der Lehrerschaft als reaktionär und verstaubt eingestuft wird. Wie wäre es, wenn Pro Helvetia hier etwas Gegensteuer geben würde?

Es findet seine Fortsetzung bei den Mainstream-Medien, die oft abwertend oder gar nicht, mit Sicherheit aber mit wenig Sachkenntnis über volkstümliche Anlässe berichten. Das liest sich dann oft gerade so, wie wenn jemand am Morgen am Kiosk ein Päckli Kaugummi bestellt: fade und langweilig. Ohne jede Begeisterung, ohne Enthusiasmus oder Hingabe an die Sache. Man kann solche Berichte in der Zeitung lesen, man kann es aber auch mit demselben Recht bleiben lassen, es spielt keine Rolle.

Ich will abschliessend noch einmal betonen, dass mich das Engagement von Pro Helvetia freut. Sicher werden Sie aber in Anbetracht meiner Bedenken verstehen, dass ich Ihr Programm mit einer grossen Portion Skepsis verfolgen werde, verbunden aber auch mit der Bereitschaft, meine Meinung über Pro Helvetia zu ändern.

Freundlich grüsst Sie
Benjamin Stocker

* Siehe Mittelland Zeitung, eine Woche vor dem eidgen. Jodlerfest Aarau 2005: als Medienverantwortlicher verfasste die Zeitung einen Bericht, in dem die Jodler als Ewiggestrige, dem „Landi Geist“ anhängende Traditionalisten vorgestellt wurden. Dazu gab’s ein trauriges Foto, das mindestens 30 Jahre alt war. Der Bericht warb zwar für das kurz bevorstehende grosse Jodlerfest; aber nicht dazu, es zu besuchen.

Keine Klassik-CD’s in Solothurn

Vor einigen Jahren gab es in der Stadt Solothurn mitten im Zentrum eine grosse Filiale eines bekannten Schweizer Musikhauses. Neben Musikinstrumenten und CD’s aller Stilrichtungen bot die Niederlassung auch eine sehr schön eingerichtete Klassikabteilung mit einem umfangreichen Angebot. Wer Fragen hatte oder ein bestimmtes Werk suchte, konnte sich vom kompetenten Personal beraten lassen oder sich in aller Ruhe auf einem bequemen Sessel ein paar Hörproben zu Gemüte führen. Wie gesagt, so war es vor ein paar Jahren, denn die Filiale wurde aus Rationalisierungsgründen geschlossen.

Leider gelang es nicht, die entstandene Lücke zu schliessen, wenigstens nicht in bezug auf das Angebot klassischer Musik: Wer in Solothurn eine Klassik-CD erwerben will, wird eine herbe Enttäuschung erleben. Ich war vor wenigen Tage in Solothurn und wollte mir eine CD mit einem populären klassischen Werk kaufen, das sollte ja kein Problem sein, schliesslich gibt es in der Stadt mindestens drei Geschäfte mit einenCD-Angebot.

Bei Ex-Libris gibt es aber nur ein kleines Regal mit Klassik, es finden kaum 50 CD’s darauf Platz, entsprechend ist das Angebot äusserst mager und die von mir gesuchte CD war auch nicht dabei. Früher war das Klassik-Angebot in der Ex-Libris Filiale umfangreicher. Aus Zeitgründen fragte ich aber nicht nach den Gründen für die Verkleinerung und machte mich hoffnungsvoll auf den Weg Richtung Aare-Quai, zu Tribe. Tribe entschloss sich damals, in die Lücke zu springen und ein aussagekräftiges Klassik-Angebot aufzubauen. Gemäss Homepage wird ein Angebot mit 2000 CD’s gepflegt.

Davon war im Laden aber nicht viel zu sehen. Das Angebot wirkte auf mich sehr lückenhaft und fragmentarisch, wichtige Werke fehlten völlig oder waren nur in Form einer Komplettausgabe zu haben. Auch die von mir gesuchte Symphonie war nicht im Regal und so verliess ich das Geschäft wiederum ohne etwas gekauft zu haben. Schade. Die Tribe-Mitarbeiter waren aber sehr hilfsbereit, halfen bei der Suche und boten mir auch an, die gewünschte CD zu bestellen.

Zum Schluss führte mich mein Weg zu Manor. Dort gibt es eine grosszügige Abteilung mit CD’s und DVD’s – aber ohne Klassik. Diesmal ging ich zur Kasse und erkundigte mich. Antwort: «Lohnt sich nicht, da für uns der Einkauf zu teuer ist. Gehen sich nach Bern zu Krompholz.» Ich soll nach Bern fahren, um eine CD zu kaufen? Nein, dann doch lieber im Internet bestellen.